Erziehungstipps für Großeltern

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Die Erziehungsmethoden haben sich im Laufe der Jahre geändert. Für Großeltern ist es nicht immer leicht, dies einzusehen. Häufig versuchen sie, die Entwicklung des Kindes auf ihre Art positiv zu beeinflussen. In der Folge kommt es nicht selten zu Streitigkeiten in der Familie. Nachfolgende Erziehungstipps sollen das Zusammenleben erleichtern.

Die eigenen Erwartungen korrigieren

Wenn Kinder zu Eltern werden, zählen sie zu den erwachsenen Menschen. Großeltern jedoch sehen im Erwachsenen häufig immer noch ihr kleines Kind, das sie erziehen und bevormunden müssen. Im Allgemeinen ist ihnen diese Einstellung nicht einmal bewusst. So ist es kein Wunder, dass sie ihre eigenen Ansichten zu den Themen Sauberkeit und Hygiene gern in der Wohnung der Kinder umgesetzt sehen. Sie gehen davon aus, dass ihre Vorstellungen zum Tagesablauf die einzig richtigen sind. Und letztlich übertragen sie die einstmals bei ihrem Kind angewandten Erziehungsmethoden auf das Enkelkind. Natürlich wollen sie nur das Beste. Doch leider funktioniert das nicht.

In mehr als durchschnittlich 20 Jahren hat sich die Gesellschaft weiterentwickelt. Im Beruf werden ebenso andere Maßstäbe als früher gesetzt wie im Kindergarten und in der Schule. Wer an verstaubten Ansichten festhält, kann im heutigen Leben nicht bestehen. Für die Eltern des Enkelkindes allerdings ist der Wandel selbstverständlich, weil sie mit ihm groß geworden sind. Je mehr Großeltern auf die eigenen vier Wände fixiert sind und je mehr Wert sie ausschließlich auf das Wohl der eigenen Familie legen, desto größer sind die Spannungen, die die Erziehung des Enkelkindes betreffen. Großeltern sollten sich an die eigene Elternzeit zurückerinnern. Auch ihnen waren die Erziehungsvorschläge der Eltern sicher häufig ein Dorn im Auge. Wenn sie sich in der Erziehung des Enkelkindes etwas zurücknehmen, kann das Zusammenleben harmonischer verlaufen. Keinesfalls dürfen Großeltern die von den Eltern aufgestellten Regeln boykottieren.

Probleme offen ansprechen

Wenn Großeltern sich zurücknehmen sollen, bedeutet dies aber nicht, dass sie ihre Ansichten zur Kindererziehung nicht ansprechen. Im Gegenteil. Summieren sich ungelöste Konflikte über einen längeren Zeitraum, kommt es zum heftigen Streit. Schlimmstenfalls brechen die Großeltern und Eltern jeglichen Kontakt zueinander ab. Leidtragend sind dann auch die Enkelkinder, die für die Disharmonien der Erwachsenen überhaupt nicht verantwortlich sind.

Wer Meinungsverschiedenheiten sachlich und in einer ruhigen Minute anspricht, kann auf eine ehrliche Lösung des Konflikts hoffen. An den Diskussionen dürfen je nach Alter sogar die Kinder beteiligt werden. Wichtig ist allerdings, dass lediglich Argumente zum Thema vorgebracht werden. Auf die Persönlichkeit des Gegenüber dürfen sie sich nicht beziehen. Werden Dispute sachlich ausgetragen, stärkt dies auch die Sozialkompetenz der Kinder.

Nicht immer wird sich ein klares Ja oder Nein erzielen lassen. Es wäre jedoch falsch, ein Thema bis ins Unendliche zu erörtern. Manchmal ist ein Kompromiss die bessere Wahl, zumal die alten Erziehungsmethoden nicht ganz verkehrt waren. Ist das Thema einmal abgehandelt, sollte es ruhen dürfen. Treten weiterhin häufige Spannungen in der Familie auf, kann es lohnen, die Distanz zueinander zu vergrößern. Insbesondere in Mehrgenerationenhäusern bleibt den Familienmitgliedern zum Entfalten nicht allzu viel Raum, wenn sich sehr sture Charaktere gegenüberstehen. Regelmäßige, ungezwungene Treffen in der Familie oder ein gemeinsamer Urlaub wirken harmonisierend.

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