Verschwörungstheorien II – Die Bielefeld Verschwörung

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Der zweite Teil unserer Serie Verschwörungstheorien befasst sich mit einer hierzulande sehr bekannten Verschwörung:

Bielefeld befindet sich im Nordosten von Nordrhein-Westfalen. Bielefeld liegt mit knapp 330.000 Einwohnern auf Rang 18 unter den größten Städten Deutschlands. In Bielefeld spielt die Arminia Fußball, bekannte Leute wie Oliver Welke, Ingolf Lück und Bernhard Schlink wurden dort geboren. Bielefeld gibt es gar nicht. Ob man es glaubt oder nicht: Seit mittlerweile 20 Jahren kursiert dieses angebliche Gerücht durch die Weiten des Internets. Und obwohl es alles andere als schwierig ist, es als unsinnig abzutun, zieht es weiterhin seine Kreise und hat sich zu einem regelrechten Running Gag entwickelt.

Eine Satire auf Verschwörungen

Ins Leben gerufen wurde die Bielefeld Verschwörung vom Informatiker Achim Held. Im Mai 1994 schrieb er in der Newsgroup de.talk.bizarre einen Text, in dem er sich über das ganze Ausmaß der Verschwörung äußerte. Gefälschte Autokennzeichen, Straßenschilder, auf denen das Wort „Bielefeld“ durchgestrichen ist – Held erkannte einige Anzeichen dafür, dass es die nordrhein-westfälische Stadt gar nicht gab. Vor allem aber führte er das Argument ins Feld, dass niemand irgendjemanden kannte, der tatsächlich aus Bielefeld kam. Selbstverständlich meinte Held seinen Text nicht ernst, sondern als Satire auf die gängigen Verschwörungstheorien. Dass seine Wahl dabei ausgerechnet auf Bielefeld fiel, war reiner Zufall.

Bielefeld beweist Humor

Nicht nur erntet man regelmäßig einen mehr oder weniger witzigen Kommentar, wenn man Bielefeld in einem Gespräch erwähnt. Die Thematik ist noch dazu zu einem kulturellen Phänomen geworden. Zum Beispiel produzierten Bielefeld-Marketing und die Universität Bielefeld im Jahr 2010 den Film „Die Bielefeld-Verschwörung“, in dem Achim Held sogar selbst mitspielte. Der zweite Teil der Geschichte kam 2012 erstmals im Theater in Bielefeld zur Aufführung. In TV-Serien wie „Wilsberg“ sowie in Büchern und Kinofilmen tauchen Anspielungen auf die Verschwörung auf. Selbst Angela Merkel griff sie in einem Scherz auf, als sie im Jahr 2012 den Deutschen Sozialpreis verlieh. Dabei sagte sie nämlich im Zusammenhang mit Bielefeld den Zusatz: „…so es denn existiert.“ Die Stadt selbst nimmt die Bielefeld Verschwörung eher gelassen. Zwar bereitet das Beantworten von E-Mails, in denen regelmäßig nach der tatsächlichen Existenz der Stadt gefragt wird, einen Mehraufwand für die Verwaltung in Bielefeld. Auf der anderen Seite bedeutet die Verschwörung eine gute Werbung für Bielefeld. Und dass die Stadt in der Sache Humor hat, bewies sie damit, dass sie die Feierlichkeiten anlässlich des diesjährigen 800. Geburtstags der Stadt unter das Motto „Das gibt’s doch gar nicht“ stellte.

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