
Egal ob Hütte in den Schweizer Bergen oder Hausboot in den Sümpfen von Louisiana: Wenn Sie im Ruhestand auswandern möchten, sollten Sie sich über vieles informieren und Gedanken machen. (Bild: unsplash.com © Tim Mossholder)
Es gibt eine Menge guter Individualgrüne, nach dem Ende Ihrer Lebensarbeitszeit Deutschland den Rücken zu kehren. Von besser zu Ihren Rentenansprüchen passenden Lebenshaltungskosten über angenehmeres Klima bis hin zu dort bereits lebenden Freunden oder Verwandten ist alles beinahe gleichgut. Allerdings sollten Sie vor der Erfüllung eines solchen Wunsches einiges bedenken und überdenken.
- Kostenniveau
Höchstwahrscheinlich möchten Sie nach dem Ende Ihrer deutschen Lebensarbeitszeit nicht im Ausland noch eine „zweite Schicht“ beginnen – egal ob beamtenrechtliches Ruhegehalt oder herkömmliche Rente.
Zuvorderst sollten Sie daher eruieren, wie viel Kaufkraft Ihre Renten-Euros im Zielland haben – also im Endeffekt, wie gut Sie von Ihrem Geld dort leben können. Falls Sie noch etwas vom Ruhestand entfernt sind, können Sie dazu beim Versicherungsanbieter CLARK mit einem cleveren Tool Ihre voraussichtlichen Beträge ausrechnen. Vergleichen Sie diese Summen dann mit den recherchierbaren Lebenshaltungskosten im Zielland. Insbesondere
- Mieten & Kaufpreise
- Lebensmittel
- Medizinische Leistungen & Medikamente
- Fortbewegung
- Steuern
- Versicherungen
Dazu hilft es erfahrungsgemäß immens, wenn Sie einige Monate lang Ihre hiesigen Ausgaben präzise niederschreiben. So bekommen Sie einen guten Überblick über das, was Sie zum Leben benötigen. In dem Land ist der Euro kein Zahlungsmittel? Kein Problem, auch dabei können Sie digitale Tools heranziehen, um in die Landeswährung umzurechnen.
- Rentenzahlungen
Eines vorweg: Wenn Sie in Deutschland grundsätzlich einen Anspruch auf Rente oder Ruhegehalt erarbeitet haben, dann fließen diese Mittel so lange, wie Sie leben – egal wo Sie leben. In Form der Hinterbliebenenrente und der Beamten-Hinterbliebenenversorgung gilt das sogar über den Tod hinaus.
Dennoch können Sie nicht automatisch damit rechnen, die Zahlungen 1:1 so zu erhalten, wie es hier in Deutschland der Fall wäre. Dabei kommt es auf Art und Ziel des Auswanderns an:
- Sofern Sie pro Jahr weniger als sechs Monate im Ausland verweilen oder dauerhaft in ein Land des Europäischen Wirtschaftsraumes ziehen (EU-Staaten plus Island, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz), ändert sich prinzipiell nichts.
- Verweilen Sie dagegen in einem anderen Land, dann können und werden Ihre Bezüge mitunter an das dortige Kostenniveau angepasst – grundsätzlich jedoch nur nach unten, niemals nach oben.
Allerdings müssen Sie verstehen, dass dieses Thema sich nicht auf diese zwei kurzen Aussagen zusammenfassen lässt. Hier spielen verschiedene Einzelfallentscheidungen eine große Rolle – darunter nicht zuletzt, wie es im Ausland mit Ihrer deutschen Staatsbürgerschaft weitergehen soll.
Wir empfehlen daher dringend, sich frühzeitig mit Ihrem Rentenversicherungsträger bzw. Ihrer für die Beamtenversorgung zuständigen Landesamt in Verbindung zu setzen. Nur dort bekommen Sie auf Ihre Situation maßgeschneiderte Antworten.

Ihre Bezüge erhalten Sie zwar in jedem Land der Erde. Ob sie dort jedoch für ein angenehmes Leben ausreichen, steht auf einem anderen Blatt. (Bild: unsplash.com © Jeff Sheldon)
- Medizinische Versorgung
Schon, um lange fit zu bleiben, werden Sie in Ihrer künftigen Wunschheimat nicht umhinkommen, die medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen. Hierbei müssen Sie ebenfalls mehrere Punkte bedenken und eruieren.
- Versicherungsschutz: Dabei läuft es prinzipiell ähnlich wie bei den Auslands-Rentenzahlungen. Bedeutet, innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes bleiben Sie (Ausnahmen bestätigen die Regel) sowohl in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) als auch alternativ in einer deutschen privaten Krankenversicherung (PKV). Anders sieht es in anderen Staaten aus: Bei PKV-Kunden kommt es auf Vereinbarungen an; GKV-Kunden erhalten dagegen grundsätzlich nur einen auf sechs Wochen jährlich begrenzten Schutz. Selbst dafür ist nachzuweisen, dass Sie keine alternative private Auslandskrankenversicherung abschließen konnten.
- Medizinische Versorgung: Auch in wirtschaftlich starken Nationen kann die allgemeine Versorgung nicht so gut laufen wie hierzulande. Denken Sie etwa an das britische Gesundheitssystem – oder das in den USA. Generell müssen Sie damit rechnen, dass jedes Land eine eigene Richtung steuert. Informieren Sie sich daher dringend, wie es um Versicherungskosten und -leistungen aussieht, ob Sie in Vorleistung gehen müssen und Ähnliches. Die besten Anlaufstellen hierfür dürften die Auslandsvertretungen des jeweiligen Staates hier in Deutschland sein.
- Ihr „deutsches Leben“
Auswandern im Ruhestand. Das ist etwas, das man sich in seiner Fantasie sehr schnell und in bunten Farben ausmalen kann. Allerdings sollte Ihnen eines zu denken geben: Nur etwa 300.000 deutsche „Auslandsrentner“ sind deutsche Staatsangehörige. 1,5 Millionen andere, die im Ausland eine deutsche Rente beziehen, haben hierzulande nur zeitweise gelebt und gearbeitet.
300.000 Menschen sind nicht viel, obwohl es Länder gibt, die aufgrund ihrer Lebenshaltungskosten und anderer Faktoren geradezu prädestiniert sind. Denken Sie etwa an Panama. Das mittelamerikanische Land umwirbt Rentner sogar regelrecht, indem es Dauer-Visa an jeden vergibt, der nachweisen kann, lebenslang mindestens 1.000 US-Dollar an Rentenzahlungen zu erhalten.
Der Grund, warum wir das erläutern, ist folgender: Sie sollten sich unbedingt darüber Gedanken machen, wie weit Sie überhaupt Ihr „deutsches Leben“ beenden möchten. Dabei spielt es zum Beispiel eine Rolle, wie Sie dieses Auswandern für sich persönlich definieren.
- Wollen Sie nur den nasskalten deutschen Winter jedes Jahr irgendwo abwettern? Oder wollen Sie hier dauerhaft Ihre Zelte abbrechen?
- Was ist mit Ihren hier verbleibenden Familienmitgliedern und Freunden?
- Was ist mit Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus?
- Wie wollen Sie es mit der Staatsangehörigkeit handhaben?
- Was machen Sie, wenn es einmal nötig ist, dringend nach Deutschland zurückzukehren?
- Genügen Ihre Mittel, um vielleicht mehrmals im Jahr zwischen Deutschland und Ihrem Zielland zu pendeln?
Das alles sind Fragen, mit denen Sie sich umfassend auseinandersetzen sollten. Dabei sollten Sie sich zudem nicht von den Berichten im Fernsehen oder Internet blenden lassen – allzu oft werden dort die schönen Seiten überzeichnet, während die negativen Seiten in den Hintergrund rücken.
Haben Sie beispielsweise ein gutes Verhältnis zu Ihren Kindern und vielleicht sogar Enkeln? Dann sollten Sie sich in deren Lage versetzen. Natürlich, dank Smartphones, Internet und günstigen Flügen ist das heute einfacher als zu Ihrer Jugend. Dennoch liegen mitunter mehrere Tausend Kilometer und einige Zeitzonen zwischen Ihren und Ihrem Nachwuchs. Gerade dann, wenn Sie zu den Familien gehören, die sich normalerweise häufig sehen, kann das sowohl Sie als auch Ihre Angehörigen negativ beeinträchtigen.
Wie erwähnt: Hier gibt es keine Patentrezepte. Sie allein müssen, gegebenenfalls mit Ihren Angehörigen, all diese Fragen erörtern und zur persönlichen Zufriedenheit beantworten.

Auswandern bedeutet, Ihre zurückgebliebenen Lieben zumindest viele Monate jährlich nicht zu sehen. Damit müssen sowohl Sie als auch diese Menschen gut leben können. (Bild: unsplash.com © Ekaterina Shakharova)
- Ihr „ausländisches Leben“
Zugegeben, wenn Ihre Altersbezüge mit dem örtlichen Kostenniveau kompatibel sind und das Thema Kranken- und Unfallversicherung beantwortet ist, dann sind zwei der wohl wichtigsten Dinge geklärt. Dennoch sollten Sie auch hier, ähnlich wie im vorherigen Kapitel, einiges bedenken:
- Deutschland hat schon eine ziemlich heterogene Kultur. In ein anderes Land zu ziehen, kann jedoch ein regelrechter Kulturschock sein.
- Selbst Menschen, die einen Staat schon häufiger für Urlaubs- oder Arbeitsaufenthalte bereisten, und daher „Land und Leute“ eigentlich gut kennen, werden feststellen, dass viele kulturelle Unterschiede erst sichtbar werden, wenn man dauerhaft dort lebt.
- Falls es sich um ein Land mit einem deutlich anderen Klima handelt: Wie sehr könnte es sich mitunter negativ auf Sie auswirken? Bedenken Sie beispielsweise, dass die meisten Menschen in einem gesetzteren Alter leichter frieren und bei höheren Temperaturen gesundheitlich stärker gefährdet
- Wie gut sind schon jetzt Ihre örtlichen Sprachkenntnisse? Sind Sie willens und fähig, gegebenenfalls noch deutlich nachzulegen? Bedenken Sie diesen Punkt insbesondere dann, wenn es Ihr Ziel ist, nicht nur allgemein im Alltag zurechtzukommen, sondern ebenso in Ausnahmesituationen. Etwa, wenn Sie ein Bankkonto eröffnen wollen, einen Amtsgang zu erledigen haben, ein Haus erwerben möchten oder einem Arzt einen Sachverhalt erklären wollen.
An einem weiteren Punkt finden schließlich Ihr „deutsches“ und „ausländisches Leben“ zusammen: Wenn Sie 50plus sind, dann stehen die Chancen hoch, in Denken und Handeln durch die Jahrzehnte in Deutschland geprägt zu sein. Angesichts dessen sollten Sie sich auch fragen, wie weit Sie gewillt sind, an diesem Punkt ihr altes Ich zurückzulassen und sich in ein neues kulturelles Umfeld zu integrieren – beides zumindest ein Stück weit.
Dabei spielt es nicht zuletzt eine Rolle, wie tief Sie wirklich aus soziokultureller Sicht in der einheimischen Bevölkerung „aufgehen“ möchten. Je mehr Sie der Gedanke schreckt, auch vielleicht noch nach einigen Jahren sofort als Zugezogener identifiziert zu werden, desto mehr werden Sie an sich feilen müssen – nicht nur sprachlich, sondern ebenso bei den vielen feinen Nuancen, die vielleicht einer der Gründe sind, warum Sie überhaupt im Ruhestand in dieses Land auswandern möchten.