Geruchsverlust (Anosmie) im Alter

Altersbedingter Geruchsverlust (Anosmie) kann nicht nur die Lebensqualität einschränken, auch vor Gefahren kann die Nase nicht mehr schützen.

Geruchsverlust: Wenn die Nase im Alter nicht mehr riechen will

Der Geruch von Sommerregen auf warmem Asphalt oder der typische Duft von Omas Bügelstärke – vertraute Gerüche aus unserer Kindheit lassen uns meist in Nostalgie schwelgen. Früher roch alles besser? Das kann durchaus sein, denn mit dem Alter können viele Menschen schlechter riechen. Schätzungsweise jeder Dritte über 50 Jahre hat ein verschlechtertes Riechvermögen, jeder Dritte über 70 Jahre riecht überhaupt nichts mehr. Aber wieso?

Foto von Tiew Bao Truong von Pexels

Was ist Anosmie im Alter?

Eine gesunde Nase unterschiedet mehr als 100 Milliarden Gerüche. Dafür sind mehr als 30 Millionen Riechinnenzellen verantwortlich, die sich in unserer Nase befinden und mit feinen Härchen ausgestattet sind. Die Riechzellen fungieren als eine Art Übersetzer. Sie wandeln die chemischen Informationen des Duftmoleküls in elektrische Reize um und leiten diese ans Gehirn weiter. Die Riechzellen können jedoch aus mehreren Gründen in ihrer Funktion gestört werden:

  • Heftige Entzündungen in der Nase (zum Beispiel infolge von Allergien oder einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung) setzen den Riechzellen zu.
  • Chemische Stoffe und Schadstoffe (zum Beispiel Medikamente, Zigarettenrauch, Abgase und Staub) schaden den Riechzellen.

Da mit zunehmendem Alter mehr Riechzellen Schaden davontragen, als sich regenerieren können, ist es nur natürlich, dass ältere Menschen zum Teil schlecht riechen. Dabei unterschieden Mediziner zwischen einer Verminderung des Geruchssinns (Hyposmie) und einer Anosmie (Totaler Geruchsverlust). Meist bemerken Betroffene eine Anosmie oder Hyposmie erst dadurch, dass sie nicht mehr richtig schmecken. Denn der Geruchssinn spielt beim Schmecken eine größere Rolle als die Zunge.
Des Weiteren konnten Studien nachweisen, das Geruchsverlust ein häufiges Begleitsymptom von Krankheiten ist, die überwiegend ältere Menschen betreffen. Dazu zählen beispielsweise Demenz oder Morbus Parkinson.

Diese Folgen kann altersbedingter Geruchsverlust haben

Ob etwas süß, sauer oder bitter ist, können Menschen mit Anosmie zwar noch unterscheiden, als Feinschmecker können sie sich jedoch meist nicht mehr bezeichnen. Infolge von Riechstörungen geht auch der Geschmack verloren und Speisen und Getränke schmecken oft fade. Die fehlende Lust am Essen führt wiederum bei vielen Betroffenen zu einem Gewichtsverlust. Gerade ältere Menschen sollten jedoch auf eine ausgewogenere Ernährung achten, da es bei ihnen schnell zu Mangelzuständen kommen kann. Viele soziale Aktivitäten werden außerdem mit gemeinsamem Essen verbunden. Daher gehört auch eine Reduzierung des eigenen Soziallebens zu den möglichen Konsequenzen eines Geruchsverlustes im Alter.

Tipps im Alltag

Der Geruchssinn warnt den Menschen vor Gefahrensituationen. Bei einer Riechstörung riecht man jedoch schlecht, ob die Milch schon ranzig ist. So kann man sich schnell eine Lebensmittelvergiftung holen. Zur Vorsicht sollten Patienten folgende Tipps beachten:

  • das Kaufdatum von Lebensmitteln vermerken
  • Nahrungsmittel kühl und trocken lagern
  • beim Würzen genau an die Rezeptvorschriften halten
  • Geruch von anderen Menschen überprüfen lassen
  • Lebensmittel im Zweifelsfall wegwerfen

Auch beim Kochen müssen Betroffene den Herd ständig im Auge behalten, weil sie nicht riechen, ob etwas anbrennt.

Therapie bei Geruchsverlust im Alter

Bei einer Verminderung des Geruchssinns oder einem vollständigen Geruchsverlust kann der Hals-Nasen-Ohren-Arzt eine Nasenspiegelung vornehmen, um mögliche Veränderungen der Nasenschleimhaut als Ursache auszuschließen. Des Weiteren wird oft ein Riechtest durchgeführt, bei dem der Patient starke Gerüche wie Kaffee oder Vanille erraten muss. Manche HNO-Ärzte empfehlen außerdem ein Riechtraining. Dabei bekommt der Patient vier verschiedene Duftstoffe mit nach Hause und muss täglich an ihnen schnüffeln. Jedoch ist umstritten, ob ein solches Riechtraining bei angeborene oder altersbedingte Anosmie tatsächlich zu einer Verbesserung des Riechvermögens führen kann. Dennoch ist ein Arztbesuch sinnvoll, denn hinter einem zunehmenden Geruchsverlust können viele Erkrankungen wie Parkinson stecken, die dadurch rechtzeitig erkannt und behandelt werden können.

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