Midlife crisis – Unterschiede bei Männer und Frauen?

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Bei dem Begriff Midlife crisis denken viele zuerst an den Familienvater, der sich plötzlich ein Motorrad kauft und seine Freiheit sucht. Allgemein versteht man unter dem Begriff jedoch den grundsätzlichen Zustand der Unsicherheit in der Lebensmitte, was das bisher erreichte und vermutlich noch kommende im Leben betrifft. Auch wenn der Begriff erstmals von einem Psychoanalytiker eingeführt wurde, handelt es sich bei der Midlife crisis nicht um eine psychiatrische Diagnose, sondern mehr um eine Beobachtung.

Frauen sind ebenfalls von dem Phänomen betroffen. Hier gibt es ähnliche Anzeichen, aber auch Unterschiede.

Ursachen und Zeitpunkt

Ein wesentlicher Unterschied bei der Krise in der Lebensmitte zwischen Männern und Frauen, ist oftmals der Zeitpunkt, an dem diese auftritt. Grundsätzlich wird die Bevölkerung in Deutschland immer älter und auch die prägenden Lebensereignisse wie Familiengründung und Karriere rücken im Lebenslauf immer weiter nach hinten. Dadurch verschiebt sich auch die gefühlte Lebensmitte. Gleichzeitig gibt es bei Männern und Frauen unterschiedliche Auslöser und Zeitpunkte für eine Midlife crisis.

Denn ein Faktor können körperliche Veränderungen vor allem im Hormonspiegel sein. Bei Männern setzen diese früher ein – ein Absenken des Testosteronspiegels ist zum Teil schon mit 40 zu beobachten. Frauen hingegen kommen erst ab ca. 50 Jahren in die Wechseljahre. Dafür fällt die Hormonveränderung deutlich spürbarer aus.

Aber es gibt auch Faktoren, die eine solche Krise auslösen können, die unabhängig von körperlichen Einflüssen sind.

Eine Midlife crisis tritt vor allem kurz nach der sogenannten „Rush Hour des Lebens“ auf. Also der Zeit in der man vollumfänglich mit Karriere und Kindern beschäftigt ist, vielleicht auch noch zu pflegende Angehörige hat und auch bei der Ausübung von Sport und anderen Hobbys vieles erreicht hat. Wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, die Karriere auf einem Plateau angelangt ist oder nicht vorangeht, kehrt oft eine Zeit des Nachdenkens ein.

Bei Frauen, die sich primär um Kinder gekümmert haben, hängt dies oft stark mit der Unabhängigkeit der Kinder zusammen und dem Gefühl nicht mehr gebraucht zu werden. Insbesondere, wenn man für die Kindererziehung die eigene Karriere vernachlässigt hat. Bei Männern hat dies oft berufliche Ursachen, aber auch das Gefühl, eigene Träume und Wünsche zugunsten der Familie verschoben zu haben, kann dazu beitragen.

Bei beiden Geschlechtern gleichermaßen spielen körperliche Faktoren eine Rolle. Wenn man merkt, dass man nicht (mehr) den gängigen Schönheitsidealen entspricht oder der Körper nicht mehr so leistungsfähig ist, wie noch in der Jugend, führt das zum Nachdenken über die eigene Sterblichkeit, den eigenen Wert und was man noch mit dem Rest seines Lebens anfangen will.

Ausprägung und Folge

Wie sich die Midlife crisis zeigt, ist hoch individuell. Dennoch kann man gewisse Tendenzen erkennen. Bei beiden Geschlechtern kann diese Krise zu vermehrtem Grübeln und negativen Gedanken bezüglich des eigenen Lebens führen. Männer und Frauen ziehen dabei aber oft unterschiedliche Konsequenzen.

Männer versuchen oftmals ihre Jugend durch Sport und entsprechende Erlebnisse zurückzugewinnen. Nicht selten beginnen sie eine Affäre mit einer jüngeren Frau oder trennen sich von ihrer langjährigen Partnerin.

Frauen finden hingegen oft zu sich selbst. Sie leben eine neue Spiritualität und starten oftmals beruflich ganz neu in einem Feld durch, in dem sie sich selbst verwirklichen können.

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