Pflegeberufe im Aufwind

Elfi ist 67 Jahre alt. Gerne wäre Sie noch einmal jung. Mit 20, so sagt sie, war das Leben am schönsten. Die ersten Miniröcke waren damals modern. Und zum Baden trug sie einen schicken Häkelbikini. Während Elfis Freunde in der Garage zu Led Zeppelin und den Stones tanzten, wollte sie jedoch Krankenschwester werden. Trotzdem feierte sie das eine oder andere Mal mit.

Warum Sie gerade dieser Beruf so reizte, weiß Elfi auch heute noch ganz genau. Die Liebe zu den Menschen. Vielleicht hatte sie ein so großes Herz, weil sie in einer für Europa schweren Zeit zur Welt kam, vielleicht auch daran, dass sie in einer Zeit erwachsen wurde, in der Liebe und Lebensfreude furchtbar hip waren.

Ihre beiden letzten und zugleich schönsten Schuljahre verbrachte Elfi an einer katholischen Schule für Pflegeberufe. Eine der ersten Schulen, die in den 60er Jahren die Pflege der Älteren thematisierte. Die Anforderungen an die Schülerinnen waren damals hoch. Vielleicht nicht so hoch, wie heute, ergänzt Elfi. Doch sie weiß auch 50 Jahre später noch, dass ihr die zahlreichen Regeln dort mit viel Güte und Humor beigebracht wurden. Die sonst oft so strengen Ordensschwestern sorgten dafür, dass das Lachen und die Lebensfreude auch bei einem so ernsten Ausbildungsberuf nie zu kurz kamen.

Und heute, so weiß Elfi, nach etlichen Jahren Berufserfahrung und endlich im Ruhestand, dass sie sich hätte keinen besseren Beruf auswählen können. Nach vielen Jahren in einem städtischen Krankenhaus, entschloss sich Elfi in die Altenpflege zu wechseln. Nicht nur, weil sie auch in ihrem persönlichen Umfeld das Alter zu schätzen lernte, sondern vor allem, weil ihr die älteren Menschen am Herzen lagen.

Die Schlagzeilen, die sie nun immer häufiger in den Zeitungen lesen muss, betreffen sie sehr. Während früher die Familie einen besonderen Status im Leben vieler hatte und somit die Wahl Altenpfleger oder Altenpflegerin zu werden, eine vollkommen selbstverständliche Berufswahl war, ist der Beruf heute so unbeliebt. Elfi versteht nicht, warum sich nur noch so wenige in der Jugend dafür entscheiden einen Pflegeberuf auszuüben. Auch Elfi weiß, dass der Beruf einem nicht zu Reichtum bringt, aber zu, so sagt sie, „Reichtum im Herzen“. Während unserem Gespräch erzählt Elfi viele kleine Anekdoten, lustiges und trauriges, manchmal schockierendes, doch die meisten Momente empfand sie als schön und erfüllend.

Elfi kommt nun selbst in ein Alter, in dem sie manchmal Hilfe von anderen benötigt. Sie hofft, dass sie niemals in ein Altenheim muss. Warum, frage ich. Es hätte sich so viele geändert, lautet ihre Antwort. Niemand hat mehr Zeit für die nebensächlichen Dinge, wie gemeinsam mit den Menschen Kaffee oder Tee trinken und zu Lesen. Das habe sie früher so gerne getan, alten Menschen vorgelesen. Es gibt einfach zu wenige Pfleger, so dass jene die da sind keine Zeit für die schönen Dinge haben.

Gut findet Elfi, dass ihr Sohn sich nun auch mit dem Thema auseinandersetzt. Er arbeitet bei pflege.de, einer Internetplattform. Zu Beginn wusste Elfi nicht, was das Internet mit der Pflege zu tun hat. Jetzt schon – bei pflege.de werden nicht nur Heime oder eine 24 Stunden Betreuung vermittelt, dort gibt es auch Beraterinnen, die Pflegebedürftige und deren Angehörige in ihren schwierigen Stunden zur Seite stehen und helfen. Früher hätten das die Schwestern in den Heimen selbst getan – gut, dass es heute so etwas im Internet gibt, denn Zeit für eine kompetente Beratung bleibt im Altenheim kaum. Die Seite findet Elfi auch hübsch. Lila. Und besonders toll ist, dass sie dort versuchen Heimen das notwendige Personal zur Verfügung zu stellen. Das gab es damals zu ihrer Zeit auch nicht. Da musste man sich noch bewerben. Bei pflege.de stellt man einfach seinen Lebenslauf ein und wird geworben. Elfi hofft, dass das Internet auch dabei hilft endlich wieder mehr junge Menschen für diesen schönen Beruf zu finden.

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