Beiträge zum Thema: Second Hand

 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
Hallo Leute,

da wir ja alle nicht mehr so ganz blutjung sind(rein biologisch betrachtet, natürlich), bleibt es nicht aus, dass der "neue" Partner (wofür auch immer) nicht mehr jungfräulich ist.

Wie seht Ihr das? Spielt es für Euch eine (große oder kleine) Rolle, mit wem der/die Neue vorher zusammen war? Meistens werden sich solche evtln Überlegungen nicht sofort sondern erst im Laufe der Zeit ergeben, wenn man den/die Ex persönlich oder aus Erzählungen etwas näher kennenlernt und dann - bewußt oder unbewußt - Rückschlüsse zieht.

Ich muss gestehen, wenn mich jemand interessiert, interessiere ich mich auch für seine "Historie"; nicht nur die Ursprungsfamilie sondern auch die Zwischenstationen. Ist doch alles sehr prägend.

Vielleicht kriege ich jetzt gleich ein paar "Verweise", deswegen möchte ich ausdrücklich betonen, dass ich keine "Checkliste" erstelle, sondern mir nur Gedanken mache, wie ich die so gewonnenen Erkenntnisse auf diplomatische Art und Weise FÜR das Gelingen der aktuellen Beziehung berücksichtigen kann. Ich glaube, das nennt man Kompromissbereitschaft.

Bin gespannt.....
emirena
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
hallo Germaine,

danke für Deine Erläuterungen.
"einfach nur zusammen" käme auch für mich nicht in Frage. ABER es gibt MEHR zwischen Mann und Frau oder zwischen Menschen überhaupt, als die Kriterien, die Dir augenblicklich so wichtig sind.

Ich bin völlig Deiner Meinung, ein Opa- bzw. Oma-Typ und ein aktiver, innen und außen beweglicher, allem Neuen aufgeschlossener, jugendlich wirkender Mensch, das passt schon von der Optik her nicht, ganz zu schweigen von einer harmonischen Partnerschaft.

Sicher wünschen wir uns alle nicht, dass wir unseren Partner mal pflegen müssen und ebenso wenig wünschen wir uns, dass unsere Kinder in die Situation kommen, uns diesen Dienst leisten zu müssen.
Aber wir können uns heute noch so fit fühlen, wir wissen nicht, was morgen ist. Und das ist es, was ich meine:

Vorausgesetzt (Du hast vollkommen Recht damit, dass es wohl eher die Ausnahme ist) es gibt in einer Beziehung eine Basis, die mehr ist als Erotik und Sex, mehr auch als irgendein gemeinsamer wirtschaftlicher Zweck und vor allem mehr als eine "Spaßbeziehung", dann fände ich es höchst unmoralisch, einfacb wegzulaufen, weil es möglicherweise anderweitig noch ein bisschen mehr Spaß gibt. Das heißt auch für mich nicht, dass man sich "opfern" und allem Schönen entsagen muss, aber ich bin froh darüber, dass es Menschen gibt, die in solchen Situationen nicht nur an sich selbst denken. Ich will damit ja nun nicht sagen, Germaine, dass Du egoistisch bist. Das kann ich nun wirklich nicht beurteilen. Ich kann ja nur beurteilen, was ich lese; die Wahrheit mag eine ganz andere sein.

Ganz ohne eine Portion gsunden Egoismus zu sein, halte auch ich für falsch. Denn das hieße, sich selbst aufzugeben. Ich bin überzeugt, dass es einen Königsweg der Mitte gibt, der mit dem Gewissen (sofern vorhanden) vereinbar ist. Weglaufen erscheint mir zu einfach. Immer vorausgesetzt, die Bereitschaft, Verantwortung zu tragen, beruht auf Gegenseitigkeit.

Was sind denn eigentlich "interessante Leute"?
Für mich gehört mehr dazu, als Äußerlichkeiten. Und ich bekenne mich ausdrücklich auch dazu, dass ich nicht völlig frei davon bin, auf gewisse Äußerlichkeiten Wert zu legen. Allerdings hauptsächlich in dem Sinne, wie das Äußere ein Spiegel der Geisteshaltung ist
Interessante Leute sind für mich hauptsächlich solche Menschen, die bewußt und im Einklang mit sich selbst und mit ihren Mitmenschen zu leben versuchen; die nicht NUR Spass im Sinn haben, sondern werteorientiert sind und eigene Perspektiven entwickeln.

Ein hoher Anspruch, ich weiß.Ich habe einige solche interessante Menschen kennengelernt und bin sehr froh darüber. Dass ich nicht mit jedem dieser Menschen eine (erotische) Liebesbeziehung unterhalten kann, versteht sich von selbst. Leider. Weder äußerlich noch charakterlich sind wir perfekt. Keiner von uns.

emirena
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
Germaine, ich finde Deine (Vor-)Urteile etwas oberflächlich.
Nur weil ein älteres Ehepaar getrennte Schlafzimmer hat, muss das noch lange nichts darüber aussagen, ob ES bzw. die Beziehung noch funktioniert oder nicht. Getrennte Schlafzimmer, ganz bewußt, können auch einfach nur eine Frage des persönlichen Lebensstils, der gegenseitigen Achtung usw. sein.
Umgekehrt ist natürlih ein gemeinsames Schlafzimmer kein Garant für knisternde Erotik. Oft ist das Gegenteil der FAll.

Ob Liebe oder Zuneigung in Achtung oder Freundschaft; ich bewundere Paare, die Ihre ganz individuelle Beziehungsform gefunden haben.
Auch wenn wir es uns heute noch so sehr wünschen, was am Ende meistens bleibt (WENN etwas bleibt), ist eine andere Qualität als die leidenschaftliche erotische Liebe. Was selbstverständlich nicht heißen soll, dass Erotik einem festgeschriebenen Verfalldatum unterliegt. Erotik beginn im Kopf.

Ob die hier heftig umstrittene gegenseitige Pflege eine Selbstverständlichkeit, ein Liebesbeweis oder eine Frage der Humanitätum ist, sei dahingestellt. Ob Du viele Freunde findest, die zu einem solchen Freundschaftsdienst fähig sind? Kann sein, muss nicht.

Selbst eine "aus der Mode gekommene" Zweckverbindung hat ihre Berechtigung. Ich finde es nicht richtig, solche Verbindungen abzuqualifizieren. Kein Außenstehender sollte sich das m.E. anmaßen.
Dass wahrscheinlich die meisten von uns sich MEHR wünschen, ist verständlich und normal. Nur kann man nicht immer alles bekommen, was man sich wünscht.

Die Lebensqualität einer guten Freundschaft spricht für sich. ABer mal ehrlich, wieviele wirklich gute Freunde, die in guten und in schlechten Zeiten da sind, hat man wirklich? Ich bin skeptisch, wenn mir jemand von einem großen Freundeskreis erzählt. Denn Freundschaft muss ebenso wie Liebe geplegt werden. Ob eine Freundschaft hält, was man sich davon verspricht, zeigt sich in Lebenskrisen, nicht in unbeschwerten Zeiten.

Wirkliche Freundschaft ist ebenso wie wirkliche Liebe nicht gegen Veränderung geschützt. Ein Trugbild ist die Vision vom gemeinsamen Altern trotzdem nicht. Es kommt darauf an, was man daraus macht.

"kann ich echt gut drauf verzichten" - halte ich für ziemlich hochmütig, liebe Germaine. Du kannst nie wissen, ob auch Du mal in eine Situation kommst, in der Du froh sein kannst, auch nur einen einzigen Menschen zu haben, der Dich nicht im Stich lässt. Ob Dir dann "interessante Kontakte, mit denen Du was anfangen kannst" helfen/nützen, wage ich zu bezweifeln.

Trotzdem, meine besten Wünsche, Dir und allen anderen!

emirena
 
Beitrag aus Archiv
Sonnenschein1958
Sonnenschein1958
Anzahl Beiträge: 476
Liebe Germaine,
nein, wer gute Freunde hat, braucht keine Verwandtschaft

und

wenn ich mir meine Verwandschaft anschau - mit einigen von denen MÖCHTE ich nicht befreundet sein...

Nora
 
Beitrag aus Archiv
Sonnenschein1958
Sonnenschein1958
Anzahl Beiträge: 476
Liebe Stobbs,
da ist natürlich eine Menge Selbstmitleid, aber auch eben der Punkt, an dem sich alles dreht. Ich erkenne schon die Vorteile des Alleinseins, aber ich habe, wie ein kleines Kind, das sich zu weit von Mami weg bewegt hat, Angst vor der Freiheit. Ein Sturz ist nicht nur ein Sturz zu Boden, sondern auch ein Sturz in eine Realität. Wie das kleine Kind, das entfernt von Mami fällt und sich wieder selbst aufrichtet und darauf stolz ist, bin ich es auch. Aber mir fehlt die kindliche Unbekümmertheit.
Heut morgen sieht alles schon wieder viel besser aus. Ich sage Euch, der Sinn eines Forums ist auch, sich von der Seele zu schreiben - oder mißbrauche ich das Forum dafür? Diesen Gedanken hatte ich gestern, als ich meine Zeilen abgeschickt hatte..

Mein Fuß hat sich unter den vielen Eispackungen wundervoll entwickelt - er ist nun nicht mehr blau, sondern beginnt grünlich-gelb zu werden. Und er tut kaum mehr weh. Wie bin ich doch dankbar dafür! Ein Knochenbruch oder Bänderriss wäre ein arger Schlag gewesen!

Kinder, das Leben ist schön, trotz aller seelischen Einbrüche. Es zeigt uns, dass es wie eine Wanderung ist: Wir durchqueren grüne Landschaften, kommen in karstige Wüsten, meinen manchmal zu verdursten, sterben fast unter der glühenden Sonne, aber schon bald werden wir von Regen erfrischt und die Wüste beginnt zu blühen. Was zählen da noch ein paar Schrammen, die heilen bald...

Wünsch Euch einen schönen Tag!
Nora
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 1522
Ach Nora,
es gibt sie bestimmt, die "richtigen" Männer.
Es sind NICHT ALLE Alkis,Weiberhelden und und und.
Denn wenn es so wäre, was wollen wir denn hier alle????
Dann kann diese Seite geschlossen werden - und tschüß.
Natürlich kannst du hier wunderbare Frauen kennen lernen,Freundschaften entwickeln sich.
ABER - letztendlich sucht JEDE/R einen partner.
Einen, mit dem man den Rest des Lebens verbringen möchte.
Einen, der beim umknicken WIRKLICH da ist und hilft.
Einen, der versteht was frau sagt und meint.

Nein,ich habe noch keinen gefunden.
Weder hier noch anderswo. Bin aber überzeugt,es gibt ihn - und ich finde ihn,oder er mich - man wird sehen.
Vermutlich nicht heute oder morgen, übermorgen???
Nächste Woche??
Und da ich ebenfalls "gebraucht" bin, ist er es auch.
In seinem Lebensbuch sind wohl schon viele Seiten gefüllt - in meinem auch.
Jedoch: die freien Seiten, die füllen wir dann gemeinsam, mit einem regenbogenfarbenem Stift, in alleschönster wilder Schönschrift . . . .

Jockeline,immer noch nicht die Hoffnung verloren
 
Beitrag aus Archiv
Sonnenschein1958
Sonnenschein1958
Anzahl Beiträge: 476
Auch wenn es mir momentan sehr gut geht und ich endlich wieder meiner Wanderlust fröhnen kann, lebe ich nicht auf einer Insel. Ich sehe, so wie gestern, als ich am Tegernsee beim Wandern war, viele Paare, kaum EinzelgängerInnen. Am Lieberhof, meinem Lieblingskaffeepausenplatz, auch nur Paare... Ist es Einbildung oder schaut wirklich alles auf mich, die ich da alleine daherkomme? Ich schau mich um und ich kann nicht sagen, dass um mich herum nur das Glück der Gemeinsamkeit herrscht. Keinem schaut es aus den Knopflöchern, vielmehr hocken einige sich wortlos gegenüber. Ein Mann labert laut kluges Zeug daher. Die Frau schaut nicht gerade begeistert aus.
Mir gefällt mein Zustand unter solchen Aussichten.

Auch sind größtenteils ältere Leute unterwegs - die Herren wären durchaus meine Altersklasse. Aber ich hab mich noch nicht an die Weißhaarigkeit, das betuliche Gehabe und die Trostlosigkeit der alten Gesichter, die Eingefahrenheit gewöhnt - werde es auch nie.

Ich glaube, dass die Signale, die von jüngeren Menschen ausgehen (Männer wie Frauen) potentielle PartnerInnen anlocken, während eben die Zeichen des Alters (die ich auch schon trage) das nicht erfüllen. Klar, ein alter Mensch mag Geborgenheit ausstrahlen, aber das ist es nicht, was einem dazu veranlaßt, in einem Menschen einen Sexualpartner zu sehen. Und letztendlich ist hinter jeder Partnersuche auch die Suche nach Sexualität.

Meine Großmutter war 52 als sie Witwe wurde, sie sah noch gut aus und sofort waren auch schon einige Witwer zur Stelle um ihr Avancen zu machen. Sie lehnte es ab, die Männer waren ihr zu alt. Sie wollte nicht mehr Krankenschwester sein, sagte sie. Ich denke oft an sie und ich fühle heute ähnlich wie sie damals. In jungen Jahren mit einem jüngeren Mann zusammen zu gehen und gemeinsam alt zu werden ist eine Sache. Bereits in sich selbst ausgereift sich mit einem Mann zusammen zu tun, der einen nur an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert, eine andere... Männer fühlen wahrscheinlich ähnlich, darum tendieren sie zu jüngeren Frauen. Mich, als 'alte' Frau macht einer junger Mann noch älter, zumindest auf Dauer.

Worauf soll ich warten? Nicht nur ich werde mit jedem Tag älter, sondern auch die potentiellen Kanditaten... Liebe im Altersheim?

Ich kenne niemanden, keine Frau aus meiner Altersgruppe, die in den letzten 10 Jahren einen passenden Partner gefunden hätte. Es waren vielmehr unendliche Katastrophen, die stattgefunden haben. Und immer wieder die Einsicht, dass es nicht funktioniert. Und immer wieder die Hoffnung, dass ER noch käme. Nix und niemand kam.

Dann stürzte ich am Nachhauseweg auf einer geteerten Straße, weil ich die 10 cm hohe Wegkante übersehen hatte. Der Fuß schwoll gleich an und mit Müh und Not erreichte ich den Bahnhof. Der Heimweg war sehr schmerzhaft. In solchen Momenten fühlt man sich echt allein. Zum Glück war es aber heute morgen nach vielen Eisumschlägen nicht mehr so schlimm. Ein paar Tage Ruhe und es geht wieder. Stärkt uns eine solche Situation? Alles alleine geschafft - hab keine Hilfe gebraucht. Bin ich eine starke Frau oder einfach nur ein Opfer der Umstände? Frau in Paarbeziehung wäre vom Mann liebevoll ins Auto gepackt worden und heimgefahren, umtüdelt und gepflegt... So stelle ich mir das jedenfalls in meiner Phantasie vor. Freilich, ich kenn auch Aussprüche wie: ".. warum paßt Du nicht auf?"...

Jetzt hör ich mir Andreas Scholl mit seinen englischen Traditionals an und trinke Johanniskrauttee...

Gute Nacht & schöne Träume!
Nora
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
natürlich werden wir keine Garantie bekommen, Nora.

Niemals. Aber ein bisschen Vorsicht kann nicht schaden. Von einer einzigen Katastrophe ganz am Anfang (erster Mann, ich war 16 und völlig unerfahren)) kann ich eigentlich nicht wirklich klagen. Ich hatte immer die Freiheit der Wahl, d.h. ich habe etwas bewußt akzeptiert, weil ich es so wollte - oder eben nicht.

Ich denke, so unendlich viel Zeit haben wir alle nicht mehr, dass wir mal so locker erst ein paar Jahre abwarten können, bis sich die wahren Gesichter zeigen. Da ist einige Umsicht und auch Menschenkenntnis gefragter denn je.

Sicher kann es passieren, dass man belogen und betrogen wird. Das passiert Männern wie Frauen.
Deswegen würde ich bei aller Begeisterung nichts übers Knie brechen. Das heißt ja nicht, dass man die Zweisamkeit nicht genießen kann. Aber bitte am Anfang mit Sicherheitsgurt! Beim Autofahren kann ich auch nicht darauf vertrauen, dass die anderen Verkehrsteilnehmer immer fair und vertrauenswürdig sind. Sorry, aber es ist so.

Richtig hingucken anstatt verliebt über alles hinwegsehen ist jedenfalls meine Devise, die sich als richtig erwiesen hat.l
Zurück zum Anfang - ohne Garantie!
No risk - no fun!

Es kann nur besser werden.
emirena
 
Beitrag aus Archiv
Sonnenschein1958
Sonnenschein1958
Anzahl Beiträge: 476
Liebe Stobbs,

mir rutscht es kalt den Rücken runter!
Der Mann muss seine Geschichte, wenn sie ihn so beschäftigt, nicht mit der neuen Frau, sondern mit einem Therapeuten ausdiskutieren. Gut, man erzählt zum besseren Kennenlernen sein Leben und die darin vorkommenden Höhen und Tiefen. Dabei hat es aber auch zu bleiben. Ewige Wiederholungen und Lobpreisungen muss man sich nicht antun - er nicht, weil er damit ständig in der Vergangenheit lebt, und sie nicht, weil es unzumutbar ist, ständig die Vergangenheit des Partners in der Beziehung zu haben.
Ab zur Therapie für den Mann....


Liebe Emirena,

mir fiel meine letzte Beziehung ein. Der Mann, 17 Jahre jünger als ich und anfangs von mir zwar als Schmeichelei empfunden, aber niemals als wirklich potentieller Lebenspartner eingeplant, hat mir viel von sich erzählt. Schien ein ganz lieber zu sein, interessiert an meinen Hobbies, sehr anpassungsfähig und offenbar ganz stark in mich verliebt.
Später erwähnte er seine Tante (Schwester der Mutter) und als ich einmal ein Gespräch zwischen den beiden mitanhören mußte, wußte ich nicht, ob er mit seiner Ex oder wirklich mit 'nur' einer Tante spricht. Die Intimität zwischen den beiden verblüffte mich. Später bekam ich auch noch bei einem Besuch mit, wie sehr sie ihn ganz ungeniert anmachte, an sich drückte... Ich war sprachlos. Sowas hatte ich unter Verwandten in dieser Form noch nie erlebt.
Irgendwann fiel mir auf, dass er nicht nur ab und zu mehr Bier trank als 'üblich'. Naja, in einem seiner Räusche erzählte er mir von seiner inzestiösen Tante und wie sie ihm an die Wäsche geht. Ich riet ihm dringend, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn offenbar war er seit seiner Kindheit von diesen Erlebnissen traumatisiert. Später gestand er mir, dass er auch Haschisch- und Marihuana-Abhängiger ist. Er fand dies aber nicht 'so' schlimm, denn anders ließe sich dieses Leben nicht ertragen.

Soviel zum Wissen um die Vergangenheit des Partners. Als mein Freund mit den Wahrheiten ans Licht kam, war es schon zu spät - ich hatte mich in ihn verliebt, wir waren bereits auf einer einwöchigen Kanutour gewesen. Er hatte mir in den zwei Monaten, die ich ihn kannte, mehr gegeben als andere Männer in meinem Leben. Nach so viel Elend in den letzten dreißig Jahren hatte ich mich überwunden und entgegen jeglicher Erfahrung noch einmal zu einem Mann ja gesagt. Und er schien so durch und durch positiv! Alle seine Erzählungen über seine Familie, seine Arbeit und seine Person schienen so gut zu sein. Nein, waren sie nicht, wie sich heraussstellte. Alles basierte auf seiner Wunschvorstellung, doch endlich ein neues, gutes Leben zu beginnen. Ich, seine neue Genossin, sollte ein Hauptteil davon sein.
Er ist auch ein Opfer und deshalb gab ich damals einen Großteil Schuld mir selbst. Wie konnte ich nur! Wie konnte ich nur glauben, alles könne gut werden? Es gibt nur Weiberhelden, Psychopathen, Alkoholiker+Drogenabhängige, Klugschei.ßer und Langeweiler... - zumindest ist DAS die Bilanz meines Lebens im Bereich "Liebhaber, Lebenspartner".
Wir können einiges erfragen, wir müssen uns auf das, was uns erzählt wird, verlassen, aber wir werden trotzdem keine Gewähr dafür bekommen, dass nicht "im Dschungel ein Tiger lauert"...

Nora
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
liebe Stobbs,

die "neue Frau" muss selbst entscheiden, ob sie sich das antun will.
Ich würde es mir nicht antun.
Der Mann, von dem Du schreibst, muss erst mal zu sich selbst kommen. Mit der nächstbesten Frau klappt das nicht, wenn Du weißt, was ich meine.

lg emirena
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
..genauso habe ich das auch gemeint, Nora!
oder ganz kurz und knapp gesagt:

"man sollte einen Menschen einigermaßen kennen, um ihn zu lieben"

Ganz sicher bezieht sich das nicht auf die Körbchengröße der oder die Dauer des Sex mit dem Ex, sondern auf die Einstellung den Mitmenschen im Allgemeinen und sich selbst gegenüber.

Sonst ist die Gefahr groß, dass hinter dem Dunst der ersten Verliebtheit irgendwann klare Sicht auf die schlechten Wetterverhältnisse gibt.

emirena

PS: zu viel klare Sicht ist manchmal schmerzlich; dann hat man die Wahl: Schmerz aushalten oder Augen zu und durch. Dazwischen liegt ein breites Spektrum von Möglihkeiten. Möge jeder die passende Rezeptur finden!
 
Beitrag aus Archiv
Sonnenschein1958
Sonnenschein1958
Anzahl Beiträge: 476
Liebe Emirena,

natürlich möchte ich wissen, woher er kommt und mit wem er 'Umgang' hatte, wobei ich solche Berichte auf ein informatives Maß beschränkt haben möchte: Kindheit, gute+schlechte Erlebnisse in der Kindheit, wie sieht er sich, seine Familie, seine Herkunft, seinen Lebensweg. Aber ich brauche nicht die BH-Größe seiner Ex(en) wissen und auch nicht ob sie diese oder jene Sex-Version gerne mochten.

Es ist in der Liebe wie im richtigen Leben: Es zählt die Gegenwart. Um diese richtig zu leben brauchen wir das Wissen um unsere Vergangenheit, aber es ist nicht gut, die Vergangenheit zu sehr in die Gegenwart zu holen.
Ich habe z.B. auch vieles meiner Ex-Männer vergessen bzw. abgelegt und werde mit Sicherheit nicht mehr darüber sprechen, weil auch mein Interesse daran erloschen ist. Ich mag keine alten, aufgekochten Suppen. Der Seelenkram ist verarbeitet und auf diesem Stand möchte ich auch einen neuen Mann kennen lernen. Diese ewigen Erzählereien von Verflossenen, die ich bei Männern schon erleben mußte, nerven. Manche scheuen nicht, schon beim ersten Date damit anzufangen. Ich bin potentielle Freundin, Gefährtin, Frau, aber nicht Seelen-Therapeutin!

Es lebe die Gegenwart und die heißt jetzt und hier - ohne Schatten, ohne Geister.

Nora
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
Hallo Sammy,

genau das habe ich doch gesagt. Waren meine Worte missvertändlich?
"Schuld" ist m.E. in vielen Fällen das falsche Wort.
ABer Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel und sicher gibt es auch gedankenlose oder sogar mutwillige Zerstörung, oder das gegen alle Vernunft an etwas bzw. jemanden Festhalten Wollen. Das ist dann für mich schon etwas anderes als "nicht zusammenpassen".

Was ich sagen will, für manche "Ausbrecher" habe ich Verständnis. Wenn etwas nicht geht, sind Konsequenzen unumgänglich.

lg emirena
 
Beitrag aus Archiv
Sammy woods
Sammy woods
Anzahl Beiträge: 128
Hallo,warum denn immer von "Schuld" reden.Ist es nicht so,dass zwei Menschen halt so sind wie sie sind und dass das halt nicht immer zusammenpasst.Wenn dann das,was noch gepasst hat aufgebraucht ist,muss man doch nicht gleich von Schuld reden.Es hat halt nicht zusammengepasst,trotz bester Ansätze anfänglich.Wenn man dann noch etwas älter ist hat man mit dem Anpassen halt auch noch zusätzlich seine Probleme.
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
hallo, lieber "gebrauchter" Format,

klar KANN Liebe alles verzeihen, aber ich finde, es sollte ein Gleichgewicht geben. Jedenfalls gibt es bei mir keinen Freibrief und ich würde diesen umgekehrt auch nicht erwarten.
Kommt immer auf den Einzelfall an.

lg emirena
 
Beitrag aus Archiv
format
format
Anzahl Beiträge: 162
Guten Morgen ihr Unverdrossenen...:=),
ich schaue mal wieder rein und sehe mit Freuden, daß Ihr immer noch um den "Kaiser´s neue Kleider" diskutiert! :=)
Ich finde es bemerkenswert, daß es immer noch Menschen gibt, die trotz aller erläuterungen nicht begreifen, daß in einer Beziehung immer beide die Schuld trage...auch wenn der eine physisch betrügt, hat der/die andere seinen Teil auch dazu beigetragen!
genauso sollten wir doch mttlerweile kapiert haben, daß wir uns hier auf einem Gebrauchtwagenmarkt befinden: wir sind gut eingefahren (manchmal zu gut...), man kennt die Schwachstellen und hat einen "eigenen" Geruch! Wir kaschieren und ploieren uns so, daß möglichst viele interessenten stehen bleiben, und einer/eine davon mal ein intensives Interesse zeigt...oder gar zuschlägt. Dann kann es natürlich auch sein, daß da noch Restschulden zu begleichen sind...bei einem Auto scheint das kein großes Problem zu sein, bei einem menschen aus einer vorherigen Beziehung heraus, ist das offenbar ein Problem! Warum eigentlich? Geht es nun um die Zuneigung oder doch nur um die wirtschaftliche Absicherung?
In jedem Fall sind solche Verpflichtungen eine Belastung...doch verzeiht Liebe nicht alles? Geht mit gegenseitiger Liebe nicht alles viel leichter.
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2136
Liebe Emi,

ich dachte mir schon, dass Du es auch so gemeint hast.-

Es ist manchmal nicht einfach nur mit der schriftlichen Kommunikation.

Doch ich spreche auch nicht gern von Schuld. Sind es nicht eher die kleinen und großen Fehler und Verfehlungen?

Mein letzter Satz ist auch nicht einfach zu erklären.
Wenn z. B. jemand nach 20 oder 30 Jahren erfährt, dass er immer wieder betrogen wurde...
Der " Betrüger " aber seine Partnerin behalten möchte,...

und die " Gelackmeierte" endlich erkennt und ihre Koffer packt, weil sich an diesem Charakter nichts ändern wird..

Nur so kann ein Mensch dann wieder sein Selbstwertgefühl und sich selbst aufbauen.
Niemand hat es nötig, schlecht ( und zwar in jeder Hinsicht ) von seinem Partner behandelt zu werden.-

LG Cardia
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
Hallo Cardia,
das ist es doch genau, was ich sagen will:
wir können doch nicht an einem einzigen, in diesem Fall extremen Beispiel das "Muster" aller Beziehungen festmachen!

In Deinem Beispiel kann ich überhaupt keine Schuld erkennen. Wenn es denn eine gibt, wäre ich dennoch äußerst vorsichtig, eine solche zu unterstellen, wenn ich nicht die Argumente beider Beteiligten kenne. Schuld stellt sich aus unterschiedlichen Perspektiven nun mal unterschiedlich dar; ich neige dazu, überhaupt nicht von Schuld zu sprechen, sondern von einer Entwicklung und der Frage, was man daraus noch machen kann - oder nicht.

Deinen letzen Satz verstehe ich nicht; was willst Du damit sagen?

Niemand muss aus (falscher) Rücksicht auf sein eigenes Wohlergehen und Glück verzichten; tut er es dennoch aus eigenem Entschluß heraus, darf er nicht den anderen dafür verantwortlich machen.

Passt es oder passt es nicht (mehr) ist m.E. die relevante Frage. Und wenn zu erwarten ist, dass in einer neue Beziehung mit den gleichen Schwierigkeiten zu rechnen ist wie in einer der beiden alten, dann entscheide ich mich dafür, es lieber bleiben zu lassen.

Mit Mißtrauen hat das für mich nichts zu tun, sondern mit Aufmerksamkeit und Achtung des Individuums, das mit meiner Persönlichkeit nicht harmonieren kann.
Manche Unvertraglichkeiten sind abzusehen, da hilft es auch nicht, blind und vertrauensselig in die Katastrophe hinein zu tapsen.

Ich betone, dass ich keineswegs für eine "Ex&Hopp-Mentalität plädiere; im Gegenteil. Genau deshalb genügt mir ein schöner aber oberflächlicher Eindruck nicht.

emirena
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2136
Hallo Emi,

jedes Beispiel mag hinken, aber hier eines von zig Beispielen ( alle im Berufsleben erlebt):

Wenn eine plötzlich ( durch eine Geburt) eine schwerste Psychose ( nicht heilbar ) bekommt, ihren eigenen Mann nicht mehr erkennt, ihn für einen Mörder hält und schon gar nicht mehr weiß, dass sie ein Kind hat,......

dann kann der andere nicht daran schuld sein...

Da könnte ich ein Buch darüber schreiben......

Auch " Verlassene " können gehen, weil sie z. B. erkannt haben, dass sie sich nie auf denjenigen verlassen konnten und können.-

LG Cardia
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
Jeder Mensch, jede Situation, jede Trennung ist anders. Was mich persönlch stört, ist dass viele glauben, einzig und allein die EIGENE Variante und die eigene Meinung, wie man damit umzugehen hat, wäre das Patentrezept für alle.

Mit Vorsicht zu genießen ist vieles; ganz besonders wenn negativ über den/die Verflossenen geredet wird.
Da würden bei mir sämliche Alarmglocken angehen.
Es kommt darauf an, wie etwas gesagt wird.

Bei "einfach verlassen worden" bin ich auch skeptisch, denn oft genug verscuhen Verlassene mit aller Gewalt am Partner festzuhalten bzw. machen sich selbst etwas vor.
Da bleibt manchmal keine Wahl. Wenn es nicht mehr passt, muss man sich nach Möglichkeit im gegenseitigen Einvernehmen trennen oder es müssen die Konsequenzen gezogen werden. Nicht immer ist derjenige, der geht, der Schuldige.

emirena

© 2023 lebensfreude50 . All Rights Reserved.

Scrollen