liebe Jocki,
Dein Thema hat mich sehr nachdenklich gemacht. Wenn auch spät will ich dazu doch noch einiges loswerden. Ja, ich denke, dass Du mich ganz gut/ein bisschen kennst und daher weißt, WIE meine Worte gemeint sind, auch dann, wenn sie auf den ersten Blick nicht pure Zustimmung zu sein scheinen.
Zunächst zum "Aufhänger" - Nationalstolz beim Fußball:
die Begeisterung kann ich gut verstehen - warum sollten wir nicht wie alle anderen Länder den Sieg für uns einspielen wollen. Das hat etwas, sogar für Nicht-Fußball-Begeisterte wie mich. Damit tut man niemandem weh und man wird manchmal auch gezwungen, in der Niederlage Größe zu zeigen, in dem man den Besseren anerkennt.
Ich teile selbstverständlich die Meinung, daß wir uns heute NICHT mehr für die politische Vergangenheit weiterhin Asche aufs Haupt streuen müssen.
Wie mehrfach erwähnt hat jedes Volk da so bestimmte dunkle Flecken.
Ich finde es auch nicht schlecht, in Deutschland geboren zu sein und leben zu dürfen. Es gibt vieles, was mir hier gut gefällt. Die Deutschen Dichter und Denker oder auch andere herausragende Größen haben sicher viel für das Ansehen der Deutschen bewirkt.
Ob ich nun persönlich darauf stolz sein soll - da bin ich mir nicht so sicher. Ich finde, dass es nicht nur bei uns sondern auch in vielen anderen Ländern Schönes und kluge Menschen gibt, die Herausragendes geleistet haben.
Es stört mich immer, wenn ich in Katastrophen-Meldungen höre, dass soundsoviele Deutsche unter den Opfern sind. Das hört sich in meinen Ohren anders an als eine blose Information; klingt ein bisschen wie "um die anderen ist es weniger schlimm".
(das ist keine Unterstellung, sondern nur mein Empfinden).
Also ich finde, wir Deutschen haben keine Veranlassung, uns zu schämen oder uns zu verstecken und können froh sein, dass es "uns" einigermaßen gut geht.
AAABER
ich bin NICHT STOLZ, sondern schäme mich eher dafür, dass es uns, dem deutschen Volk nicht gelingt, mehr Gerechtigkeit herzustellen, dass in einem der reichsten Länder der ERde immer mehr Menschen in ARmut leben müssen und keine Chancen bekommen, Würde und Freiheit zu leben sondern permanent dem Spott und der Diskriminierung ausgesetzt werden, "minderwertige Menschen" zu sein.
Auch wenn das selten laut gesagt wird, so wird es doch sowohl in der breiten Öffentlichkeit so gesehen und hingenommen bzw. als Tatsache ignoriert.
Ich bin NICHT STOLZ auf eine Politik der Ausgrenzung und Dekadenz.
Sicher, es gibt Länder, wo das alles noch viel schlimmer ist. Können wir darauf stolz sein?
Ich sehe eine große Herausforderung an alle.
Anpacken anstatt Liegenlassen; ein bisschen muss jeder mögliche STolz täglich neu begründet werden. Man darf sich m.E. nciht auf den Lorbeeren von Goethe und anderen großen Deutschen ausruhen sondern ist mit verantwortlich, was in unserem Lande HEUTE geschieht oder unterlassen wird.
emirena