Hab lange überlegt, in welche Rubrik ich mein Thema setze, den es würde auch irgendwie zu Partnerschaft+Liebe passen, aber es ist halt auch nicht nur darauf bezogen..
Endlich, nach 6 Wochen bin ich seit gestern wieder beim Joggen, beim Radfahren. Welch ein Genuss! Innerer Schweinehund und zuletzt Grippe hielten mich nun schon seit Anfang des Jahres davon ab, mich ausreichend zu bewegen. Sorgen um meinen Enkel haben mich auch in den ersten Monaten 2010 belastet. Ein Kreislauf, man wird immer schwächer und, was am schlimmsten ist, immer mißmutiger.
Nun ist das Gehirn wieder durchlüftet, der Körper wird seine Streßhormone los, indem er gefordert ist und die Lebenslust kommt wieder zurück.
Damit auch der seelisch-geistige 'Waschgang'. Im Laufen fiel mir folgendes ein:
Auch ich neig(t)e dazu, Verantwortungen abzuschieben: Da waren vorallem die bösen Männer, denen ich im Laufe meines Lebens begegnete, auch ein paar böse Frauen (einschließlich meiner seelisch kranken Mutter) und ich suhlte mich in der Opferrolle.
Das wurde wieder so richtig aktiviert, je schlechter ich mich insgesamt seit Anfang des Jahres fühlte.
Den Hammerschlag, der die Kruste löste, erhielt ich hier im Forum - vielen Dank vorallem Bio, die mir vor Augen führte, dass Träumen durchaus positiv ist - Vorbehalte sind ok, aber man muss sie nicht zum Selbstläufer machen und allen anderen damit die Laune verderben.
Ja, die Männer meines Lebens! Sie alle hatten wunderbare Eigenschaften, sonst hätte ich es wohl nicht so lange versucht und so lange ausgehalten. Wie jeder Mensch, hatten sie leider auch zwei Seiten. Aber ich hatte sie erwählt, ich hatte sie ausgesucht und sie durften sich angenommen fühlen. Sie lebten das, was sie waren, was sie in sich hatten. Freilich hatten sie durch mich eine Art therapeutische Beziehung, in der sie ihre für mich unguten Seiten ausleben konnten. Aber ich war dabei - freiwillig, nicht betäubt und nicht gefesselt!
Ich, auch ein Wesen mit zwei Seiten und sicher auch einer, die den Männern gefallen hat, habe mit meiner (für die Männer) negativen Seite auch einiges dazu beigetragen, dass am Ende nichts blieb als Entäuschung.
Was ich sagen will: Man sucht sich einen Menschen aus und übersieht geflissentlich das, was einem am Anfang schon sagen könnte, dass es nicht gut gehen kann. Man glaubt, damit leben zu können oder den Anderen umkrempeln zu können. So geht man in die Beziehung. Sicher ist es nicht immer bewußte Ignoranz, sondern wie bei mir Instinktlosigkeit. Man rennt 'offenen Auges ins Unglück' und ist entsetzt über das, was man nach der Zeit der ersten Verliebtheit erkennt. Anstatt sich hier aus der Affäre zu ziehen, kämpft man noch weiter bis man völlig ausgeblutet ist.
Was bleibt, sind schlechte Erfahrungen, die man sich AUCH selbst zuzuschreiben hat!
Die ganze Geschichte läuft solange schief, bis man erkannt hat, dass man selbst Verantwortung hat und nicht etwa die Männer, denen man begegnet ist.
Sie mögen die eine oder andere Auffälligkeit haben, aber das ist Teil ihrer Persönlichkeit und niemand zwingt mich, damit zu leben. Es ist meine eigene Verantwortung mich zu schützen oder mir einzugestehen, dass z. B. aufgrund zu unterschiedlicher Lebensauffassungen eine Gemeinsamkeit nicht bestehen kann.
Ich nehme die Verantwortung auf mich und bin plötzlich nicht mehr Opfer. Forumseiten wie "Suchen alle Männer jünger Frauen", "Sind alle Männer einfach gestrickt" usw. entlarven sich mir als Diskriminierung aller Männer. Alle Männer - das sind auch mein Sohn, mein Enkel (erst 2 Jahre), meine vorbildlicher Schwiegersohn, Arbeitskollegen, die wunderbare Väter sind, auch der Mann auf der Straße, der wie auch wir Frauen versucht, als Mensch zu leben.
Klar, es gibt seelisch gestörte Männer und nicht jeder ist auf den ersten Blick als solcher erkennbar. Aber gilt das nicht für alle 'gestörten' Menschen?
Wenn ich meinen Enkel betrachte, für den alles getan wird, damit er einmal ein glücklicher Mensch wird, wird mir auch bewußt, dass zur selben Zeit Kinder aufwachsen, die noch so privilegiert sind, in einem fürsorglichen Elternhaus aufzuwachsen. Kinder, die schon von früh auf die Entbehrung lernen und ohne Liebe aufwachsen müssen. All diese werden einmal in andere Leben treten und das auslösen, was so viele von uns heute quält.
So, das war der Sturm, der in meinem Gehirn losbrach, als ich sauerstoffgetränkte Waldluft einatmete und nach so vielen Wochen wieder spürte: Ich lebe - und ich liebe alle Menschen. Möge es allen gut gehen und mögen alle den Weg finden, sich gegenseitig zu lieben.
Nora