Beiträge zum Thema: Nachtrag zum Thema Berufssoldat

 
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DolceVita
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Noch Fragen Kienzle?????



Ein Leben im Ausnahmezustand.

Kriegsheimkehrer berichten über traumatische Erlebnisse und unsichtbare Verletzungen.

Seit 1991 hat das Verteidigungsministerium rund 200.000 Soldaten in Kriegs- und Krisengebiete geschickt. Längst sind die Bilder von deutschen Soldaten im Auslandseinsatz in den Medien allgegenwärtig: Männer in Kampfanzügen, in Panzern oder zu Fuß auf staubigen Straßen – ob nun im Kosovo oder in Afghanistan.

Verletzungen der Seele
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Fast nichts erfahren wir dagegen über den Alltag der Soldaten vor Ort und noch weniger über ihr Leben zu Hause danach. Viele von ihnen haben Schwierigkeiten, sich daheim wieder einzufinden. Einige begehen Selbstmord, andere kehren zurück in zerbrochene Familien, zahlreiche sind traumatisiert. Was sie erlebt haben – Bombenanschläge und Attentate, Tod, Angst und das Gefühl der Machtlosigkeit, lässt sie nicht los. Sie haben mit Depressionen, Schlafstörungen und Konzentrationsschwächen zu kämpfen.

Vor allem mit dem Afghanistaneinsatz ist die Zahl derjenigen, die an so genannten Posttraumatischen Belastungsstörungen (PBTS) leiden, sprunghaft angestiegen. Und die Dunkelziffer ist hoch. Denn gerade die seelischen Verletzungen, unter denen die meisten Kriegsheimkehrer leiden, waren lange tabu. Die Bundeswehr geht das Problem nur zögerlich an, und auch viele Truppenangehörige schweigen, weil sie das Image der „harten Jungs“ verinnerlicht haben und nicht als „Weichei“ gelten wollen.


Ute Susanne Werner und Martin Ahrends haben jetzt mit Betroffenen gesprochen. In ihrem Buch „Ich krieg mich nicht mehr unter Kontrolle“ kommen die Soldaten selbst zu Wort.

Dabei geht es den beiden Autoren vor allem darum, ein möglichst differenziertes Bild zu zeichnen. „Wir wollen gegensteuern gegen grobschlächtige Medienberichte“, sagt Martin Ahrends. „Ich finde es wichtig, dass diese jungen Männer in Ruhe und Gelassenheit davon erzählen können. Dass sich da mehrere Stimmen überlagern. Dass dieses Bild möglichst genau und differenziert ist.“

Die Berichte, die sie zusammengetragen haben, sind beeindruckende Zeugnisse von Menschen, die erstmals seit mehr als sechs Jahrzehnten wieder mit ähnlichen psychischen Folgen zurechtkommen müssen wie die Soldaten nach Ende des Zweiten Weltkriegs. „Sie sind in seelischer Hinsicht Kriegsheimkehrer. Sie haben das erlebt, was Männer im Krieg erleben. Darum geht es, dass sie in die Zusammenhänge eines Lebens im Frieden nur noch schwer hineinpassen“, so Manfred Ahrends.

Auseinandersetzung mit dem Thema „Krieg“



Die von ihm und Ute Susanne Werner dokumentierten Erfahrungen der Betroffenen zwingen die Leser dazu, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, das aus dem kollektiven Bewusstsein der Bundesrepublik über Jahrzehnte hinweg ausgeblendet war: dem Krieg. Denn die Soldaten leisten bei ihren Auslandseinsätzen eben nicht nur humanitäre Hilfe. Sie werden bedroht und sind auch in Kampfeinsätze verwickelt. Spätestens seit Kundus steht das außer Frage.

Marc Lindemann, Politologe und als Nachrichtenoffizier mehrmals im Einsatz in Afghanistan, fordert deshalb ein Ende der Heuchelei in der Politik und mehr Verständnis für die Soldaten in der Öffentlichkeit. Sein vor kurzem erschienenes durchaus polarisierendes Buch „Unter Beschuss“ ist eine schonungslose Abrechnung mit dem Einsatz am Hindukush und zugleich ein flammender Appell an die deutsche Gesellschaft, sich mit dem, was dort geschieht, intensiv auseinanderzusetzen.

Buchtipps
„Ich krieg mich nicht mehr unter Kontrolle“. Kriegsheimkehrer der Bundeswehr
Hrsg. von Ute Susanne Werner
Fackelträger Verlag 2010, Preis: 19,95 Euro

Marc Lindemann: Unter Beschuss. Warum Deutschland in Afghanistan scheitert
Econ 2010, Preis: 18,95 Euro


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