Beitrag aus Archiv
Merlin47
Anzahl Beiträge: 1616
Unser Rentensystem ist ein typisches Beispiel, für das menschliche Unvermögen weitreichende Gedanken zu fassen. Schon in den 70er-Jahren war doch jedem normaldenkenden Menschen klar, wohin die demoskopische Entwicklung geht.
Das wäre weiter nicht so schlimm, wenn da nicht die Denkweise des überwiegend bürokratisch orientierten Bundestages wäre (83%).
Eine derer Regeln ist, einmal gefaßte Meinungen und Entschlüsse niemals zurückzunehmen und bis zum bitteren Ende zu verteidigen, um keine Präzedenzfälle zu schaffen. So verteidigt Herr Blüm noch heute trotzig seine Meinung von der sicheren Rente.
Die immer neuen Forderungen zur Erhöhung des Rentenalters sind im Grunde die Bankrotterklärung unseres bisherigen Alterssicherungssystems. Es geht dabei nicht um die Erhöhung der Beitragszahler, sondern definitiv um eine Rentenkürzung auf breiter Front.
Man möchte das natürlich aus wahltaktischen Gründen nicht eingestehen und verpackt es lieber unter einer moderaten Bezeichnung. Es fällt in diesem Zusammenhang auch oft der Begriff von der Abflachung.
Germaine hat ja schon die Gründe angeführt, warum bereits viele vor 67 vom Erwerbsleben ausgeschlossen und in Warteschleifen gehalten werden. Hier lauert doch schon die nächste Zeitbombe, denn diese Menschen werden dann am Ende ihrer Warteschleifen eine entsprechend niedrigere Rente ausgezahlt bekommen.
Auch mit der Einführung der Riester-Rente hat man den Bankrott des Systems zugegeben. Der Haken an dieser Sache ist, daß ein Drittel der Haushalte in der BRD über kein Vermögen verfügen und ihre Einkünfte für den augenblicklichen Lebensunterhalt benötigen. Da bleibt meist kein Geld, um größer Summen für eine spätere Alterssicherung einzahlen zu können.
Man sollte dabei auch bedenken, daß gerade in den schwierigen Lebensjahren eine Weiterführung der Beiträge oft in Frage gestellt werden können.
Auch das Pensionssystem der Beamten krankt an dieser Kurzsichtigkeit unserer Verantwortlichen. Man spart über einen langen Zeitraum die Sozialabgaben des Arbeitgebers und hält unter dem Hinweis auf die spätere Pension die Gehaltsabschlüsse auf einem möglichst niedrigeren Niveau.
Das wäre ja nicht weiter schlimm, aber an Stelle mit diesen einbehaltenen Geldern einen Fond für die späteren Pensionen zu gründen, verschwinden sie im allgemeinen Haushalt des Staates.
Beide Systeme sind krank und sollen nach alter Manier ausgesessen werden: „Irgendwie, wird es schon weiter gehen!“
Eventuell könnte man ja einmal zur Problemlösung über die Landesgrenze in die Schweiz blicken, wir müssen das ja nicht unbedingt 1:1 übernehmen.
Dort zahlen alle solidarisch in das Rentensystem ein und jeder bekommt eine Grundrente, von 1.005 – 2.010 SF. Bliebe da nicht manchem der Bittgang, um ein Almosen erspart?
Interessant dabei ist, daß dort die Beitragszahlungen nur halb so hoch sind, wie in Deutschland.
Um aber hier etwas zu verändern, müßten ein paar verantwortliche Leute über ihren Schattenspringen und für einen Augenblick ihre bürokratischen Prinzipien über Bord werfen.
Ich denke nicht, daß dies geschehen wird – zumal sich damit auch die Altersversorgung der Bundestagsabgeordneten verändern müßte und wer will das schon?
Mir erscheint das alles, wie eine Notoperation an einem sterbenden Patienten.
Merlin, noch keine 67 :-))