Liebe Marry,
die Zeiten sind halt noch nicht so lange her, als bei uns wirklich patriarchalische Zustände herrschten! Erst wenn die Generation unserer Eltern und unsere eigene verschwunden ist, wird es die braven Hausmütterchen nicht mehr geben.
Meiner Meinung nach liegt es aber großteils an den Frauen, wenn Männer sich vor der Hausarbeit drücken. Wenn Frau das noch nicht so verinnerlicht hat, dass auch ihr Goldstück in der Küche eine gute Figur macht, dann wird er das auch nicht machen. Allerdings ist es wirklich eine fast unlösbare Aufgabe einen alten Pascha an neue Regelungen zu gewöhnen.
Dass aber die "Freiheit" der Männer nicht nahtlos auf die Frauen übertragen werden kann, zeigt sich überall. Es ist halt z.B. die Mutterschaft nicht auf den Mann übertragbar - er kann nur Vater sein und wird die Mutter nicht wirklich ersetzen. Dann ist auch noch der Wunsch nach dem Kind, der bei den meisten Frauen spätestens kurz vor Eintritt der Wechseljahre noch einmal recht stark werden kann.
Ich sehe es in meiner eigenen Familie: Meine Tochter meinte auch, sie könnte alle Mutterpflichten mit dem Mann teilen. Der macht auch alles und noch viel mehr - und doch ist sie damit nicht wirklich glücklich. Sie will ja mit dem Kleinen möglichst viel Zeit verbringen und wenn er krank ist, z.B. sitzt sie an seinem Bettchen, weil der Kleine nach seiner Mama weint. Das Kind hat seine Struktur und es ruft nach der Mutter - für den Vater hat er andere "Aufgaben"....
Meine Tochter liebt ihren Job, der aber ein Teilzeitjob ist, weil sie ja sonst, wie sie sagt, viel zu wenig Zeit für das Kind hätte. Ich verstehe das, hatte ich doch das Glück für meine beiden Kinder wirklich ganz da sein zu können. Ich bereue das nicht, es war die wirklich beste Arbeit, die ich je in meinem Leben geleistet habe - und die SINNVOLLSTE! Mein Beruf ernährt mich, aber vieles ist halt nur zeitfüllend - am Ende liegt alles im Keller im Archiv mit allen sinnlos verbrachten Lebensstunden. Meine Kinder sind Leben, sind ein Teil meiner Lebenszeit und wenn ich sterbe, weiß ich, warum ich gelebt habe... (naja, es gibt auch noch ein paar andere Dinge, die mein Leben ausmachen und die ich nicht aufgeben möchte!).
So geht es vielen Frauen, "es wohnen, ach, zwei Seelen in ihrer Brust!".
Ich frage mich oft, warum ist alles so wie es ist? Wie war es am Anfang, als Mann und Frau in einer natürlichen Weise "gleich berechtigt" waren? Als die Frau ihre Mutterschaft und Weiblichkeit noch leben konnte ohne von klein auf schon auf "Weibchen" getrimmt zu werden (sei lieb, sei schön, sei so, sei so, damit die Männer Dich lieben, damit Du einen MANN BEKOMMST usw.!).
Damals mag auch das Mannsein noch eine andere Bedeutung und Wertigkeit gehabt haben: Gefährlich und kräftezehrend, ein Teil der Natur, töten und damit dem Leben Nahrung geben, das gejagte Tier in einem Kunstwerk zu verewigen, Mut beweisen, zu lieben und damit in den großen Kreislauf der Natur und des Lebens eingebunden zu sein.
Heute hockt der Homo Sapiens vor dem PC und studiert stupide Zahlen, stundenlang... Frau versucht es ihm gleichzutun...
Kein Wunder, dass so viele Menschen einen Therapeuten brauchen!
Es gibt viele ÜBerlegungen dazu, Rekonstruktionen der früheren Menschenwelt...
So wie es heute ist, ist es nur die Folge Jahrtausende alter bäuerlicher Kultur, in der der Mann das Sagen hat. Er ist der Herr, der Besitzer, der Anschaffer. Und in dieser Hierarchie geht es weiter nach oben: Grundherr, König, Gott...
Ein interessanter Gedanke:
Nur die Mutter der Tochter kann ganz sicher sein, dass das Kind der Tochter ihr Enkelkind ist. Der Vater schon nicht, weil auch er nicht unbedingt der Vater der Tochter sein muss. Bei der Schwiegertochte weiß man auch nicht so genau...
Somit entlarvt sich das System der männlichen Erbfolge als fehlerhaft.
ECHTE Blutslinie gibt es nur in der weiblichen Linie...!
Dann hat sich Mann ein System ausgedacht, in dem man die Frau kontrolliert und einsperrt, um ja sicher zu gehen, der Vater ihrer Kinder zu sein. Vielleicht war das der Keim zur Unterdrückung der Frau... Dass Frau viele Türchen findet um zu entfleuchen gab ihr vielleicht den Ruf der Verruchtheit, der Bosheit, des Unkontrollierbaren. Eva halt, die den armen Adam in den Abgrund stürzt...
Bei uns ist das heute kein wirkliches Thema mehr, obwohl es noch genügend Frauen gibt, besonders die älteren, die ihre üblen, alten grantigen Männer ertragen müssen, weil sie keinen Mut mehr haben, eigene Wege zu gehen. Klar, es gibt keine wirklichen Opfer und Täter in dieser Hinsicht und es gibt auch üble, alte grantige Frauen, die die Männer quälen.... Jeder hat sich den Partner einst selbst ausgesucht und es bis heute ausgehalten. So ist das Leben...
Auch hier setze ich aber auf die Jugend: die neuen Männer und die neuen Frauen sind auf dem richtigen Weg - irgendwie... aber wer weiß, sicher tun sich auch da wieder neue Probleme auf....
Nora