Über dieses Thema kann man unendliche Betrachtungen anstellen!
Angefangen von der Frage, ob es in der Natur des Menschen liegt, sich noch in späteren Jahren zu verpaaren bis hin zu der Frage, inwieweit es sinnvoll und zuträglich ist, sich anzupassen. Noch die Generation meiner Eltern oder gar die meiner Großeltern lebte großteils in jahrzehntelanger Ehe, bis ein Partner starb und dann war man selbst alt. Kaum jemand wäre auf die Idee gekommen, noch einmal auf Freiersfüßen zu wandeln - eher schon die Männer, die sich jüngere Frauen nahmen, wenn die eigene im Kindbett oder so starb. Oder der Mann verunglückte, dann war Frau schon aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen wieder zu heiraten. Als älterer Mensch ohne Partner lebte man in der Familie mit Kindern und Enkeln bis zum Grab.
Heute hat man in der Mitte seines Lebens schon einige Partnerschaften hinter sich, sein Leben gefunden, finanziell geht es auch oder zumindest einigermaßen. Die Freizeit gestaltet man sich mit Bekannten, Freunden, mit der Familie und einer grandiosen Freizeitindustrie.
Man könnte glücklich sein, wäre da nicht das Loch im Herzen mit der Sehnsucht nach einer Partnerschaft. Wie nett wäre es jemanden um sich zu haben - beim Frühstück, beim Einkaufsbummel, im Urlaub, Tag für Tag... Aufeinander eingehen, sein eigenes Leben auf das des Partners reduzieren, seine Launen ertragen, sich ihm anpassen... Was tut man nicht alles, um das Loch im Herzen gefüllt zu halten! Nie mehr allein - das ist das große Ziel aller Partnersuchenden.
Woher kommt dieser Wunsch nach einem Partner? In späteren Jahren ist der Wunsch der Familienbildung sicher nicht mehr der Auslöser zur Partnersuche. Was also ist es? Sind es verschüttete, kindliche Sehnsüchte, nicht allein zu sein? Immer jemanden um sich zu haben, einen Menschen, der einem auch ein bißchen die Verantwortung für das eigene Leben abnimmt? Sich anlehnen können, schwach sein dürfen? Wie damals, als Mama und Papa sich noch um einen gekümmert haben? Ist es das?
Es gibt sie, die glücklichen Paare, aber es geht nicht ohne Kompromisse, ohne Einschränkungen. Die mögen, wenn zwei sich wirklich mögen, gering erscheinen und leicht auf sich genommen werden. Doch die Jahre vergehen und bleibt es so? Wie fühlt sich das nach 10, nach 20 Jahren an, wenn man seine Bedürfnisse nie wirklich ausgelebt hat, weil der Partner das nicht wollte oder man es selbst nicht wollte, sich nicht getraute?
Meine Großmutter blieb allein, als sie mit 52 Jahren ihren Mann verlor. Sie wollte keinen Mann mehr, denn in ihrer Generation bedeutete ein Mann in ihrem Alter nur, wie sie sagte, einen zweiten Fall der Krankenpflege und dazu war sie nicht mehr bereit. Sie war eine kräftige, glückliche und unternehmungslustige Frau, die noch mit 75 Jahren auf einen 2300 m hohen Berg stieg. Sie war agil bis sie mit 82 Jahren starb.
Wer in jungen Jahren einen Partner wählt, ist noch jung, biegsam, hat alles noch vor sich, ist offen für Neues, Erfahrungen fehlen und trüben noch nicht die Hoffnung.
Nach einem halben Leben sieht alles anders aus. Was vorher noch biegsames Holz war, hat nun eine starre Rinde und ist innerlich gefestigt. Viele Stürme haben den alten Stamm geschüttelt und viele Wetter ihm arg zugesetzt. Nun kann ihm niemand mehr etwas anhaben. Deshalb ist er vorsichtig und auch nicht mehr bereit, sich zu verbiegen.
Letztendlich ist es aber einfach eine Fügung, wenn zwei Menschen zusammenfinden, zusammenpassen und sich miteinander wohl fühlen. Darauf kommt es letztendlich an. Ich meine, wenn man in einer Partnerschaft erst anfangen muss zu diskutieren und womöglich auch noch versucht, sich gegenseitig eine Psychotherapie (die oft in Psychoterror ausartet) zu verpassen, kann man es gleich vergessen! Wenn man mit einem Menschen glücklich werden will, sollte man ihn oder sie so nehmen wie er oder sie ist. Wenn man das nicht kann, soll man es lassen (ich weiß das aus eigenen Erfahrungen).
Vielleicht wird es in älteren Jahren aber auch deshalb so schwierig, weil man zuviel nachdenkt....
Nora