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Orlanda
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Liebe Gundulabella, ich glaube nicht daran, dass wir die anderen Menschen brauchen, damit sie uns sagen, was an uns nicht paßt. Das sind doch immer nur subjektive Meinungen! - Im Gegenteil: Wer sich immer der Meinung der Anderen aussetzt, wird am Ende wahnsinnig...
Die alte Mär vom menschlichen Kontrollsystem entstammt wohl noch jenen Zeiten, als gute Untertanen gefordert waren. Da lauerte überall die Kontrollinstanz, vom Pfarrer und Gendarm bis zur Putzfrau... Und Eltern taten und tun oftmals nichts Anderes als ihre Kinder zurechtzuweisen, anstatt sie zu bestätigen und zu loben. So entwickelt sich kein gesundes ICH, es entsteht dieses EGO, das dem Menschen zu schaffen macht, weil er zeitlebens danach trachtet, es zu erfüllen.
Nein, ich brauche, wenn schon, dann die Menschen, damit sie mit mir glücklich sind oder ich liebe die Menschen, wenn sie und weil sie sind wie sie sind - und wenn/weil sie mich lassen wie ich bin.
Natürlich kann man an mir und meinem Verhalten Kritik üben, denn meistens fühlt sich der Andere in einem solchen Fall ja verletzt. Dann kann darüber gesprochen werden. Dass hat aber nichts damit zu tun, dass ich nicht wüßte wer ich bin. Das ICH kann mit solchen Dingen gut umgehen, es bleibt wie es ist.
Ich glaube, man darf die Dinge nicht verwechseln. Im Miteinander gerät man schon einmal "aneinander", auch zwei in sich ruhende Persönlichkeiten mögen eine konträre Einstellung zu den Dingen haben. Aber der Unterschied besteht darin, dass man, wenn man mit sich im Reinen ist, dem Anderen zwar widerspricht, ihn aber nicht fertig macht oder seine Meinung schlecht macht. Wir sind alle nicht allwissend und im Dialog gleichen wir uns an oder 'polieren' uns und unsere Meinung, lernen dazu. Aber das hat nichts mit meinem Inneren zu tun, innen bleibe ich ICH.
Wer meint, sich von der Meinung der anderen Menschen zum Menschen mit innerer Sicherheit machen zu lassen, begeht ein gefährliches Spiel: Man wird zum Spielball der Meinungen. Will unbedingt gut oder so sein, wie man meint, dass einen die Anderen haben wollen. Man tut alles, nur um von den Anderen so gesehen zu werden, wie es erwartet wird.
Viele Spiegel umkreisen einen tagtäglich. Würde man in alle reinschauen, würde man am Ende wahnsinnig - wie der von Dir genannte Cäsar.... In den Spiegeln bin ja nicht ich, sondern nur das, wie mich die Anderen sehen....
Orlanda