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Orlanda
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Lieber Ruben,
ich weiß genau welche Fehler ich überall gemacht habe, denn es gehören immer zwei dazu. Oftmals liegt der Fehler auch schon darin, dass man die Sache nicht richtig einschätzt und sich selbst belügt, weil man es so und nicht anders haben möchte.
Zum anderen meine ich, dass jede zerbrochene Beziehung am Ende verarbeitet werden muss. Das heißt, dass man ganz bewußt trauert und sich Zeit gibt. Nach einem solchen Prozess, wenn er richtig gelaufen ist, weiß man, wo die Knackpunkte lagen und man sieht auch, dass es nicht nur am Partner lag, sondern manchmal auch einfach nur darin, dass halt die Mentalitäten und Ansichten grundverschieden waren. Wer sehr jung heiratet muss auch immer damit rechnen, dass sich der Mensch im Laufe von Jahrzehnten verändert, andere Bedürfnisse entwickelt und dass man sich in den Jahren auch fremd werden kann.
Nach solch einer Aufarbeitung kann es schon vorkommen, dass sich die Bitternis in Gelassenheit und manchmal auch in Heiterkeit verwandelt. Ich meine mit Heiterkeit nicht die Lustigkeit, wie sie oft der Bitterkeit entspringt, sondern eine "freundliche" Sichtweise, die man ja auch in vielen Situationen, die anfangs sehr negativ waren, entwickeln kann.
Meist lache ich, wenn ich in einem Frauenbuch über ähnliche Situationen lese wie ich sie erlebte, weniger über den Mann als über die Frau, in der ich mich wiedererkenne. Wenn ich einen Frauenhelden, an dem ich mir die Zähne ausgebissen habe, in einem Buch wiedererkenne, so ist es schon ein Zeichen von Gelassenheit, wenn ich nicht wutentbrannt das Buch in die Ecke werfe, sondern mit Heiterkeit auf Mann und Situation blicke.
Manche Suppe war einst heiß und brennend scharf, aber im erkalteten Zustand läßt sie die Gemüter auch KALT.
Orlanda