Beiträge zum Thema: ... träumen, schön und gut .... aber wie?

 
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signorina
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Hallo emirena,

da Du diesen Punkt noch mal angesprochen hast, stelle ich den gefundenen Bericht (ohne mögliche Fehlerkorrektur und ohne Namen) des "Geburtsblinden" ein.

Mich hat diese Darstellung sehr beeindruckt:
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Wie oder was träumen Blinde welche seid der Geburt blind sind?

Träumen Blinde anders als sehende Menschen? Können Blinde Dinge und Menschen sehen, die ihnen im Traum begegnen? Können sie in ihren Träumen Bilder und Farben erkennen und unterscheiden?

Diese und ähnliche Fragen wurden mir schon oft gestellt. Ich will hier nun versuchen, in einem kleinen Entwurf zu beschreiben, wie blinde Menschen träumen. Dieser Versuch muß natürlich stark eingegrenzt werden, da Träume ja immer individuell sind. Jeder Mensch hat seine eigenen Träume. So kann ich eigentlich nur zu erklären versuchen, wie ich persönlich selber träume.

Ich bin 47 Jahre alt und von Geburt an blind. Daher kann ich die Frage, wie Blinde träumen, nur aus der Sicht des Geburtsblinden beantworten. Ich träume sehr oft und sehr viel und kann mich auch nach dem Aufwachen noch an sehr vieles erinnern. Da ich bald ein halbes Jahrhundert alt sein werde, habe ich in meinem Leben schon sehr viele Träume gehabt. Um es gleich vorwegzunehmen: Ich kann in meinen Träumen nicht sehen. Ich sehe weder Bilder, noch Farben, noch Dinge oder Menschen. In meinen Träumen spielen sich die Szenen, wenn die Träume ruhig verlaufen und nicht allzu durcheinandergeraten, fast so wie in meinem wirklichen Leben ab. Ich kann Dinge und Menschen berühren, kann die Stimmen der Menschen, von denen ich gerade träume, hören und kann mich mit ihnen unterhalten. Nur sehen kann ich sie nicht. Ich beschäftige mich auch tagsüber oft mit meinen Träumen, da sie, wie ich einmal in einem wissenschaftlichen Buch über Träume gelesen habe, sehr viel über unser Unterbewußtsein aussagen. So kann ich meine Träume mehr oder weniger in verschiedene Gruppen ordnen:

Da gibt es z. B. die sogenannten "Weg"-Träume. In solchen Träumen gehe ich meistens auf Landstraßen oder schönen Wald- oder Wiesenwegen dahin, höre die Vögel zwitschern, rieche den Duft der Blumen und kann, wenn sich ein Feld in der Nähe befindet, das Getreide betasten. Manchmal gehen auch andere Menschen mit mir mit, die mich aber nicht zu führen brauchen, denn ich kann in diesen Träumen ganz allein ohne Blindenstock gehen. Wenn ich will, kann ich auch den Pfad verlassen und mich in den Wald begeben, um zwischen den Bäumen hin- und herzugehen, ohne mich zu verirren. Manchmal träume ich auch, daß ich sogar selber Auto oder Motorrad fahren kann. Das ist sehr toll. Da bekomme ich dann immer ein mächtiges Freiheitsgefühl. Ich wundere mich dann immer nur, daß ich den Weg so gut kenne und nirgends mit meinem Fahrzeug anstoße. Und wenn ich vom Schwimmen träume, dann kann ich in solchen Träumen auch unter Wasser atmen und sprechen. Ich habe auch schon mal davon geträumt, daß ich auf dem Mond war. Da hat es mir aber nicht so gut gefallen, denn da war alles so staubig und leer, und ich hatte immer Angst, vom Mond herunterzufallen.

Das sind im Großen und Ganzen schöne und ruhige Träume. Natürlich träume ich auch, daß ich in der Stadt herumgehe, aber bei diesen Träumen verpasse ich meistens die Straßenbahn oder bin ganz verzweifelt, weil ich meinen Stock vergessen habe.

Dann gibt es noch die sogenannten "Schul"-Träume. In diesen Träumen sitze ich meistens in der ersten Klasse der Volksschule und muß Dinge lernen, die ich im wirklichen Leben längst schon kann. Das Klassenzimmer, die Schüler und der Lehrer sind dabei die selben wie damals, als ich wirklich die 1. Klasse Volksschule besuchte. In diesen Träumen bin ich dann immer sehr verwundert und frage mich, was ich da soll, weil ich doch eigentlich schon längst erwachsen bin. Ich kann aber nichts dagegen tun. Wahrscheinlich hat da mein Unterbewußtsein noch etwas aufzuarbeiten.

Zum Thema Aufarbeiten meines Unterbewußtseins gehörten bis vor einigen Jahren auch die sogenannten "Eltern"-Träume. Da träumte ich von meinen Eltern, die aus irgend einem Grund sehr mit mir schimpften. In diesen Träumen wagte ich nicht, zurückzureden. Und wenn ich wirklich einmal zu widersprechen wagte, hatte ich immer das Gefühl, von meinen Eltern nicht ernst genommen zu werden. In späteren Träumen getraute ich mich schon, zu widersprechen, und meine Worte wurden von meinen Eltern auch ernst genommen. Wenn ich heute von meinen Eltern träume, dann gehe ich in solchen Träumen mit ihnen spazieren, trinke Kaffee mit ihnen und wir plaudern gemütlich miteinander. Dies ist also ein Beispiel, wo mein Unterbewußtsein schon so einiges aufgearbeitet hat.

Manchmal sind meine Träume so klar und deutlich, daß ich mich nach dem Aufwachen noch an jedes einzelne Wort erinnern kann, das darin gesprochen wurde. Im Laufe des Tages vergesse ich diesen Traum dann aber wieder. Manchmal ist es aber auch umgekehrt. Da erinnere ich mich, wenn ich aufwache nur daran, daß ich irgendwas geträumt habe, weiß aber nicht genau, was es war. Erst im Laufe des Tages fällt mir durch einen Gedanken oder ein Stichwort der Traum der letzten Nacht dann wieder ein. Es kann aber auch vorkommen, daß ich mich überhaupt nicht mehr erinnern kann, daß und ob ich etwas geträumt habe. Da muß ich dann wirklich tief und fest geschlafen haben. Experten zufolge, träumt man ja jede Nacht etwas. Man träumt aber meistens in einer Phase des Schlafes, die nicht so tief ist, und die Träume dauern meistens nur einige Sekunden oder Minuten. Das habe ich mir auch angelesen. Das habe ich früher auch nicht gewußt. Früher dachte ich immer, man träumt die ganze Nacht hindurch, solange man schläft.

Oft träumen wir von Dingen, die uns im Alltagsleben unterkommen. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, daß es bei manchen Dingen sehr schnell geht, vielleicht gleich in der nächsten Nacht, bis sie in meinen Träumen vorkommen. Bei manchen Dingen dauert es aber länger. So ist mir z. B. der Euro erst Anfang April, also drei Monate, nachdem ich ihn im wirklichen Leben kennengelernt hatte, in meinen Träumen vorgekommen.

Ich habe aber nicht nur schöne und ruhige Träume, sondern auch, besonders dann, wenn ich wieder einmal viel zu viel gegessen habe, sehr schwere Alpträume. In diesen Träumen stecke ich meistens in einer Höhle und finde den Ausgang nicht. Wo immer ich auch hingehe, werden die Felsmauern immer enger, sodaß sie mich fast erdrücken. Oder ich träume von Kriegen und Erdbeben. Dann passiert es nicht selten, daß ich mit einem lauten Schrei schweißgebadet aus meinen Alpträumen erwache und froh bin, daß es nur ein Traum war.

Aber manchmal träume ich auch, und das nicht nur in der Nacht, daß mich ein junges, hübsches Mädchen küßt und daß ich mit diesem Mädchen viele wunderschöne Dinge erlebe... Aber das wird wohl auch nur ein Traum bleiben; und außerdem muß man, um so etwas zu träumen, nicht unbedingt blind sein. Solche Träume haben, glaube ich, sehende Menschen auch.

Das war also jetzt ein kleiner Entwurf eines Versuches, aus meiner Sicht zu beschreiben, wie Geburtsblinde Träumen.
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LG

Signorina
 
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da fällt mir gerade eine Ergänzungs-Traum-Frage ein:
(Signorina hatte bei anderer Gelegenheit Geburtsblinde erwähnt)
Wie träumen eigentlich Geburtsblinde? Oder Gehörlose?

Haben wir es gut mit unserer schönen farbigen Traumwelt!

Merlin, da Du Dich mit dem Thema Träumen ernsthaft auseinander gesetzt hast, bitte ich um Aufklärung!
(und ich gehe mal davon aus, dass Du kein Traumtänzer bist, wenngleich mir das gerade so eine Geschichte von polierten Tanzschuhen in den Sinn schwappt. Nicht dass ich davon träumen würde....)

emirena, meistens schön träumend
 
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Merlin47
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Liebe Merope,

danke, daß Du mich daran erinnerst. Wenn ich die Rätsel um die Menschen alle gelöst habe, wende ich mich dann ganz gewiß den restlichen Fragen zum Universum zu :-))

Merlin
 
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hallo, lieber Seher Merlin,
"einen gewissen Einfluß...."
genauso habe ich es gemeint,
Indem ich "zulasse" mich in bestimmte Situationen hinein zu begeben oder sie zu meiden, kann ich mein Unterbewußtsein entsprechend aufladen.

Jetzt ist aber Vorsicht geboten, sonst triften wir in die müßige Dikussion über einen "freien Willen" überhaupt ab.

Jedenfalls funktioniert es bei mir, dass ich teilweise von genau den Dingen träumen kann, die ich gedanklich mit in meine Schlafstunden "hinein befördere. Die Art der Aufarbeitung, positiv oder negativ eingefärbt, ist dann eine Überraschung.

Und, verzeih mir, wenn ich Deinen Fachkenntnissen widersprechen sollte: für den Fall, dass der schöne Traum nur Einbildung ist - auch egal. Hauptsache lecker!

emirena von Leckerschmecker
 
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Oh, lieber Merlin - wenn wir wüssten wie viele ungelöste Rätsel es noch gibt. Überall - das ganze Universum ist voll davon!

Und ich persönlich finde das sehr schön.....

Schönes Wochenende
Merope
 
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Merlin47
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Liebe Kirie,

Träume gehören halt noch zu den letzten ungelösten Rätseln der Menschheit. Nirgendwo sonst kommt man einem Menschen so nahe, wie in dieser Welt der geheimnisvollen Allegorien.

Ja, wenn man den Traummann, als Mann der Träume versteht – möchte ich das gerne sein. Ich arbeite jedenfalls schon einmal eifrig daran, eventuell gelingt es mir ja noch in diesem Leben :-))


Merlin, der Seher
 
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Merlin47
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Träume entstehen aus unserem Unterbewußtsein, deshalb haben wir darüber auch keine Entscheidungsfreiheit. Man kann lediglich über Umwege einen gewissen Einfluß auf die Grundstimmung der Träume nehmen.

Über das Träumen selbst hatte ich schon vor einiger Zeit einen etwas ausführlicheren Beitrag geschrieben, den ich wegen der Fülle jetzt hier nicht nochmals wiederholen möchte.

Wen es interessiert:
http://www.lebensfreude50.de/forum_themen_beitraege.php?rid=9&tid=656&f=15


Merlin
 
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ALLES hat (s)einen Sinn!
ALLES was ich denke und tue, wirkt -wie ein Perpethuum Mobilie (richtig geschrieben?) auf mich zurück.

Schön, wenn man den Sinn erkennen kann, bevor man die Fähigkeit zur Einsicht ganz verloren hat und nur noch in den bösen Anderen alleine alle Schuld für alles sucht, was nicht gefallen hat.

Träume kann ich selbst steuern. Wunderbar!

emirena

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