Beiträge zum Thema: Eine Gesellschaft ohne Wirtschaftswachstum!

 
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signorina
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Nach den Autoren des Buches „Postwachstumsgesellschaft. Konzepte für die Zukunft“ gibt es bereits die Feststellung, dass die Wirtschaft in den westlichen Industrienationen abnehmende Wachstumsraten aufweist und die Bedeutung der industriellen Produktion sinkt.

Die Arbeitsplätze werden mehr in den Dienstleistungssektor verlagert.

Auch die Hoffnung der Grünen, durch Effizienz der Ressourcennutzung das Wachstum bei gleich bleibenden oder sogar sinkendem Verbrauch beizubehalten, geht nicht auf, da höhere Effizienz bisher immer durch steigende Nachfrage ausgeglichen wurde.

Steigende Nachfrage entsteht natürlich auch durch eine Zunahme der Weltbevölkerung.

Das Politiker trotzdem so gerne auf Wirtschaftswachstum hoffen, ist ganz einfach: Bei Wachstum kann man mehr verteilen, ohne jemandem etwas wegzunehmen. Ohne Wachstum funktioniert dies nicht mehr. Es gibt Verteilungskämpfe, und die verschiedenen Interessen prallen aufeinander – es gibt Verlierer.

Die Politiker befinden sich in einem Dilemma, da sie ja Wahlen gewinnen wollen und daher z.B. „soziale Gerechtigkeit“ preisen, finanziert durch Wirtschaftswachstum.

Es gibt in dem Buch viele Denkansätze zu den Themen Alterssicherung, Gesundheitswesen, Bildung, Arbeitsmarkt, Verteilungsgerechtigkeit, Konsum, Steuerpolitik, Ressourceneffizienz, Unternehmensverfassungen, Finanzmärkte und Banken, Staatsfinanzen, Demokratie, Bürgerschaft, Partizipation.

Eine Verbesserung kann aber nur gelingen, wenn von allen das Wirtschaftswachstum als Problemlöser aufgegeben wird, um sich dann neue Denkräume und Handlungsalternativen zu erschliessen.
 
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Ehemaliges Mitglied
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Danke für Thema und Literaturhinweis, Signorina!

Ein endloses Wirtschaftswachstum KANN auf Dauer nicht funktionieren, weil eben auch die Ressourcen der Erde nicht unerschöpflich sind. Es wird daher - früher oder später - zu massiven Verteilungskämpfen kommen müssen, es sei denn, durch Naturkatastrophen, Hungersnöte, Seuchen, Kriege, Genozide etc. wird ein Teil der Menschheit ausgelöscht. Danach geht das Spiel von vorne los.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele Politiker sich hierüber im Klaren sind, aber das offen auszusprechen geht natürlich gar nicht, ohne das "Gesicht" zu verlieren.

Ähnlich verhält es sich mit Arbeit. Selbst wenn endloses Wirtschaftswachstum sinnvoll wäre, heißt das noch lange nicht, dass gleichzeitig endlos sinnvolle und menschenwürdig bezahlbare Arbeit für alle vorhanden wäre.

Ich spreche jetzt mal klar aus, was mir wahrscheinlich einiges an mehr oder weniger offener Kritik (und Schlimmeres) einbringen wird. Macht (mir) aber nichts.

ARBEIT im Sinne von Erwerbsarbeit ist kein Sinn des Lebens im eigentlichen Sinne.
So lange Wachstum notwendig und sinnvoll war, konnte jeder Mensch mit Arbeit seinen Lebensunterhalt "erarbeiten", auf welche Weise auch immer.

Heute sieht es anders aus. Ich denke, der Begriff "ARBEIT" muss auch neu definiert werden. So ist z.B. eine Anerkennung von Erziehungs"arbeit", Forschungs"arbeit", Kunst- und Kultur"arbeit" auch dann ein Zugewinn, wenn er nicht auf einem üblichen Vertragsverhältnis zwischen einem Arbeitgeber und einem Arbeitnehmer begründet ist.

Der Begriff Arbeit wird jedoch dazu mißbraucht, um Schuldige zu benennen, die angeblich die Gesellschaft schädigen. Dies führt wiederum zu teilweise absurden Ungerechtigkeiten.

Was ist das denn, wenn ein sogenannter "Aufstocker" aller Arbeitnehmer-Rechte, die sich im Laufe der Zeit etablieren konnten, beraubt wird wie z.B. ein Recht auf Urlaub (den er sich nicht leisten kann, obwohl er voll arbeitet)?
Was sind das für Strukturen?
Oder Krankheit? Ein solcher "Aufstocker" geht erst dann zum ARzt, wenn er bereits seinen Kopf unter dem Arm trägt. Ihm fehlen sowohl Kraft als auch Geld, um mit einer Krankheit, die man behandeln könnte, angemessen umzugehen.

Folge: die Sterblichkeits-Statistiken werden sich gravierend zu Lasten Geringsverdiener und Armer verändern. UND DAS IST SO GEWOLLT. Weniger zukünftige Rentner, weil ein Teil davon vor der Rente "sozialverträglich ablebt".

Ich nenne einige dieser "Strukturen" Skaverei des 3. Jahrtausends (nach Christus). DAmit das alles jedoch als politisch korrekt "verkauft" werden kann, ist es hilfreich, verschiedenen Gruppen gegen einander auszuspielen. Und das alles funktioniert sogar auf internationaler Ebene.

emirena
 
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signorina
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Hallo emirena,

gelegentlich sprichst Du Dich gegen ein ständiges Wirtschaftswachstum aus. Dazu gibt es in dem genannten Buch eine vernünftige Betrachtungsweise.

LG

Signorina

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