Beitrag aus Archiv
Orlanda
Anzahl Beiträge: 3598
Die Frage ist angelehnt an das Thema "Alleinsein im Alter".
Die heutige ältere Generation ist offenbar geplagt von zwei Ängsten: Der Einsamkeit im Alter und dem Ausgebeutetsein durch die Familie. So ist sie ständig auf der Suche nach einer passenden Partnerschaft und zugleich auf der Jagd nach Freiheit.
Gleichzeitig kapseln sich junge Familienmitglieder oftmals von den älteren ab, weil sie deren Bevormundung fürchten und die Suche nach dem Partner/der Partnerin, der/die einem die Einsamkeit erspart, trägt auch oftmals nicht die gewünschten Früchte.
Als älterer Mensch steht man an der Schwelle aus einem gelebten aktiven Leben, das einem viel Erfahrung in allen Bereichen und Qualitäten gegeben hat. Die meisten Dinge relativieren sich, aber ist man sich dessen immer bewußt? Vergeuden wir unsere Kräfte und unser Wissen in ziellosen Aktionen?
Ich frage mich, ob eine Lebensweise, fernab von Kindern und Enkeln nicht eine unnatürliche ist. Hat der ältere und alte Mensch nicht alle Qualitäten in sich, sich mehr oder weniger aktiv und geschickt in die Erziehung der Enkel einzumischen und die Eltern zu entlasten? Wären nicht viele Eltern darüber froh, wenn sie ihre Kinder in der Obhut der Großeltern wüßten, während sie andere Dinge tun können als sich um die Kinder zu kümmern?
Leider ist das Vertrauen zwischen Kindern und Eltern manchmal so sehr gestört, dass man sich eher aus dem Weg geht und die Begegnungen auf einige Tage wie Feiertage und Geburtstage beschränkt. Vielleicht hat man die Kinder auch nicht zu Respekt und Ehrfurcht vor älteren Menschen erzogen, sondern vielmehr bei den eigenen Eltern das Gegenteil gezeigt. Kinder nehmen sehr früh unser eigenes Verhalten auf und präsentieren an uns das was sie von uns gelernt haben.
Ich sehe nichts Schlechtes darin, die Enkel tageweise bei sich zu haben. Auf diese Weise lernen sie nicht nur die Welt der Eltern zu verstehen, sondern auch die Sichtweise einer Generation vor den Eltern. Was sie eines Tages aus all dem, das sie heute erfahren, für sich verwenden werden, bleibt ihnen überlassen.
Ich bin sicher, dass Kinder ihre geistige Grundlage für ein glückliches Leben in der Kindheit erfahren und zu den "Lieferanten" gehören auch Großeltern mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung. Wir, die Großeltern, haben das Potential, an der Erziehung der Enkel mitzuwirken - Erziehung, die nicht mit dem erhobenen Zeigefinger geschieht, sondern im sachten Übermitteln von dem, was wir uns in einem langen Leben angeeignet haben.
Für ältere Menschen gibt es nur ein einziges untrügliches Zeichen, dass das Leben an sich nicht mit unserem Tod endet, sondern weitergehen wird und das sind die Kinder unserer Kinder.
Wer versteht, dass wir aktiv an diesem Weg des Lebens teilhaben können, wird im Alter kaum allein sein.
Orlanda