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Orlanda
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Es wird halt für beide - Männer wie Frauen - immer schwerer alles in die Reihe zu bekommen.
Ich sehe das ja auch bei mir. Ich bin, so glaube ich, mittlerweile richtig beziehungsunfähig geworden. Der Mensch will vielleicht noch mehr oder weniger eine Partnerschaft, aber da ist halt noch alles mögliche im Schlepptau, aus der Kindheit und Jugend, aus der Ehe, aus vielerlei gescheiterten Beziehungen usw.
Männer (aber es gibt das ja auch bei Frauen) suchen sich oftmals die Sicherheit mehrerer gleichzeitiger Beziehungen. Wenn ich das recht überlege, ist es auch keine schlechte Idee, denn eine(r) hat immer Zeit, ist immer für einen da. Es ist so als ob man mehrere Mütter oder Väter hätte.
Ich hab bei mir bemerkt, dass vieles und viele Gefühle aus der Kindheit im Älterwerden wieder ans Tageslicht kommen - nicht nur Erinnerungen an Gerüche und Situationen, sondern vielleicht auch Ängste... Wer lange alleine ist, paßt sich an diesen Zustand an.
So werden wir alle ein wenig komisch mit der Zeit.... Das war aber schon immer so. Man legt das Kleid der Jugend ab und hüllt sich in Neues. Wahrscheinlich für viele ein böser Gedanke, aber ich schreibe ihn trotzdem: Gestern in der Wildnis, auf dem Fahrrad dachte ich, ob es nicht ein normaler Zustand ist, wenn man alleine ist im Alter. Schließlich stirbt man ja auch irgendwann alleine und von da an ist das Alleinsein dan absolut. Im Alter ergeben sich halt andere Prioritäten als jene der Fortpflanzung, der Auftrag ist zu sich selbst zu kommen und nicht sich zu verzetteln...
So gesehen lebt dann jeder nach seiner Facon. Wir brauchen nicht mehr die Sicherheit und Geborgenheit für den Nestbau. Wir sind dabei unsere Schwingen zu trainieren. Sehen wir uns doch die Anderen an in ihren Versuchen zu fliegen und lernen wir von ihnen ein wenig!
Wir wollen vielleicht noch am Boden bleiben und zugleich in der Luft sein. Manch einer hebt schon recht gut ab...
Ich will auch fliegen und keine Kette mehr am Bein dulden....
So ist mit dem Anspruch auch der Haß vergangen, alle meine Männer sind Teil meines Lebens, keinen von ihnen möchte ich missen. Sie haben nicht nur schlaflose Nächte im Negativen, sondern auch viel Positives in mein Leben gebracht (Karl hat mir z.B. gezeigt, dass Bier genauso kultiviert getrunken werden kann wie Wein. Er hat mich gelehrt, wie gutes Bier schmeckt. Seitdem mag ich kein Münchner Bier mehr..).
Aber es dauert lange bis die Erkenntnisse reifen. Mancher Frost muss kommen, ehe die Früchte süß sind....
Orlanda
(es gibt nur einen Menschen von dem ich behaupten kann dass er verbohrt war und das bin ich selbst... aber ich habe Geduld mit mir und Verständnis, wie mit einem tappigen Kind...)
Orlanda