Beitrag aus Archiv
Orlanda
Anzahl Beiträge: 3598
Ich möchte zum Thema Einschläfern auch noch etwas sagen:
Ich schicke voraus, dass es mir im Nachhinein bewußt ist, dass man keinen Rassehund kaufen soll, der schon die Grundlagen der Erkrankung aufgrund seiner Rasse in sich trägt. Das ist beim Dackel die Dackellähme (die es auch beim Schäferhund gibt, heißt aber anders...).
Ich habe mir schon früh Lektüre beschafft und war der Meinung, eine intakte, trainierte Muskulatur würde die Wirbelsäule stützen und es käme nicht zum Bandscheibenvorfall. Wie ich später erfuhr war das ein Trugschluss. Denn schon aufgrund seiner genetischen Veranlagung altern die knorpeligen "Dämpfer" der Wirbelsäule beim Dackel wesentlich schneller als dies bei anderen Hunden (vorallem nicht-Rassehunden) der Fall ist. Das heißt, ein zweijähriger Dackel hat Bandscheiben im Zustand wie sie sonst ein wesentlich älterer Hund hat. Dass da alles Training und straffe Muskulatur kaum oder keine Auswirkungen haben, verstand ich leider erst sehr spät.
Fakt ist, dass mein geliebtes Hundewesen, Freund und Genosse so vieler schöner Stunden, am 3. Oktober 1998 nicht mehr ins Auto einsteigen konnte. Die Krankheit wurde 3 Wochen lang behandelt, er bekam Injektionen und Mikrowellenbestrahlung. Es wurde trotzdem immer schlimmer. Eine Röntgenaufnahme zeigte, dass jener Bereich der Wirbelsäule betroffen war, der die meiste Belastung auszuhalten hat. Es war hoffnungslos, aber der Arzt überließ mir die Entscheidung was zu tun sei. Cliff hatte keine schlaffe, sondern eine spastische Lähmung, was das ganze auch noch sehr schmerzhaft machte. Das hängt damit zusammen, welcher Nervenstrang gequetscht wird, so erklärte mir der Arzt - jener der zum Gehirn leitet oder umgekehrt.
Am vorletzten Tag seines Lebens konnte er sich nicht mehr lösen (seinen Kot absetzen). Ein Hund, der das nicht mehr kann, kann auch nicht mehr fressen. Und ein Hund, der nicht mehr laufen kann, ist eine der armseligsten Kreaturen die es gibt.
Da lag er nun am Sofa und schlief; seine Pfoten zuckten und er gab seine typischen Jagdlaute von sich. Ich wußte, er träumt, dass er hinter einem Hasen herjagt, das war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Und ich wußte, dass das nie wieder passieren wird, weil sein Körper so zerstört ist.
Da wußte ich, dass ich den Weg gehen werde, der ihm Frieden bringt. Denn das Tier versteht nicht warum es leidet - es versinkt in grenzenlosem Schmerz und hat kein Wissen um Trost und Heilung.
Ich hatte die Wahl, ihn leiden zu lassen, damit hätte ich mir den Abschied erspart. Das wäre für mich aber eine sehr grausame Entscheidung gewesen.
So fuhr ich ihn am nächsten Tag, am 26. Oktober 1998, zu unserem Tierarzt, der ihn vor dem Einschläfern betäubte. Cliff, mein Hund, schlief in meinen Armen ein, schmerzfrei und ich sah, wie seine wunderschönen treuen braunen Augen brachen und grau wurden...
Es war der schlimmste Tag und die schlimmste Zeit meines damaligen Lebens...
Wenn ich heute bestimmte Gegenden aufsuche, in denen ich früher mit ihm war, und wenn es gar Vollmond ist oder ein verhangener Tag, dann ist's mir als würde ich sein Geläut hören. Dann weiß ich, er ist wieder hinter seinen geliebten Hasen her...
Orlanda