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Merlin47
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Liebe Signorina,
eine interessante Überlegung über das Bauchgefühl, aber mit der Verbindung zur Sprache hat sich hier ein kleiner Denkfehler eingeschlichen.
Nur weil etwas in einer Sprache nicht verfügbar ist, muß das nicht zwangsweise bedeuten, daß es nicht existent ist. Unser Wortschatz entstammt überwiegend aus einer Zeit, in der die Welt noch spirituell erklärt wurde.
Beispiel:
In ferner Vergangenheit waren die Menschen nicht dümmer, als wir heute sind – sie hatten nur andere Voraussetzungen. So erlangten sie Erkenntnisse durch Beobachten und nicht durch empirische Untersuchungen der modernen Wissenschaft.
Auf diesem Weg hatten sie dann auch schon sehr früh erkannt, daß es im neben dem rationalen Geist auch noch einen Bereich im Menschen gab, auf den sie keinen Einfluß hatten und der sie im Wesentlichen auch bestimmte (Unterbewußtsein).
Im germanischen Kulturkreis ging man davon aus, daß dieses Etwas ein Wesen aus Wasser sei und im Kopf eines Menschen seinen Platz hätte. Diese Vorstellung hatte seinen Ursprung im wasserähnlichen Liquor des Gehirns, das bei Verletzungen des Schädels austrat.
Das war dann auch der Grund, warum sie glaubten, die Seelen würden vor der Geburt eines Menschen in einem See wohnen. Diese Vorstellung spiegelt sich dann in dem Wort Seele wieder (See-le = das Wesen aus dem See). Jeder kennt sicherlich die alte Erklärung, daß der Storch die Kinder ins Haus bringen würde und das hängt auch mit dieser Vorstellung vom See der Seelen zusammen.
Die alten Griechen nannten dieses Etwas Psyche, also der Lufthauch, der uns eingehaucht wurde, um uns zum Leben zu erwecken. Das war dann auch der Grund, warum sie den Sitz der Psyche im Herzen vermuteten.
Aber nun zurück zum Bauchgefühl. Wesentliche unterbewußte neuronale Prozesse spielen sich auch im Solarplexus unter dem Brustbein (Sonnengeflecht) und im Magen ab. Letzteres macht sich dann besonders bemerkbar, wenn wir einer Streß-, Glücks- oder Angstsituation ausgesetzt werden.
Sicherlich liegt der zentrale „Ausgangspunkt“ der Gefühle im Amygdala des Gehirns, aber das Gefühl selbst entstehen im neuronalen System des „Bauchgefühls“ (Solarplexus, Magen).
Wir nehmen Gefahren und unheilvolle Entwicklungen war noch lange, bevor sie in unser Bewußtsein gelangen. Was wir dann als Bauchgefühl empfinden, ist die Einstimmung des Organismus auf eine mögliche Situation. Es ist also ein sehr sensibles Instrument, um subtile Vorgänge anzuzeigen.
Prozesse des Unterbewußtseins spielen sich auch außerhalb des Gehirns ab, deshalb ist die Behauptung vom Sitz des Bauchgefühls im Gehirn einfach falsch und nicht zu Ende gedacht.
Einige psychische Erkrankungen haben deshalb auch ihr Ursachen in der Fehlfunktion verschiedener Organe. So können zum Beispiel Depressionen aus einer Fehlfunktion der Schilddrüsen entstehen.
Intuition kann auch durch nichts gesteuert werden, denn sie ist das Ergebnis einer augenblicklichen Befindlichkeit. Wir können sie also rational nur beachten oder ignorieren.
Merlin