Ich versuche einen Gedanken, der in dem Thema „Rückschlüsse - von Kommunikation im Forum auf Kommunikation in Beziehung“ von Jadestern angesprochen wurde, hier weiterzuführen, da er meines Erachtens zu diesen Thema besser passt.
Ausgehend von einer in Beziehungen oftmals stattfindenden, zunehmenden Kommunikationslosigkeit schrieb ich „Damit einher geht häufig die Enttäuschung nicht wirklich gesehen zu werden in all seinen Wünschen und Bedürfnissen.“
Jadestern bezog sich in ihrem Beitag (30.01.2018 00:20) auf diesen Satz und führte u.a. aus:
„Für die Erfüllung seiner Wünsche ist man selbst zuständig, braucht je nach Geldbeutel oder Konstitution jedoch die (stumme) Zustimmung des Partners, wenn ein Wunsch den Partner insofern tangiert, dass es ihn selber wenig glücklich machte. (Meinetwegen wünscht man sich, zusammen mit dem Partner alpin zu wandern und dieser findet das langweilig oder hätte Angst und lehnte es darum ab, mitzukommen; man ahnt es nur...) Darüber läßt sich dann weder diskutieren, noch streiten, da es in jedem Fall für einen von beiden eine Tortur bedeutete.
Mit den Bedürfnissen ist es etwas einfacher, da diese meist im Alltagsgeschehen offensichtlich werden in einer Lebensgemeinschaft und kaum verheimlicht werden können. Ein aufmerksamer Partner merkt, was einem Spaß macht, worüber man sich besonders freut(e), wie und wobei man sich wohlfühlt(e), was man gerne machen würde (alleine oder zu zweit) und doch dauernd gestoppt wird, weil es immer irgendeinen Grund geben wird, wenn der Partner nicht will wie der andere. Wenn der eine Part sparsam veranlagt ist und der andere nicht und es immer nur nach einer Richtung geht, dann häuft sich ein Berg an Enttäuschung an mit der Zeit und versperrt den Weg zwischen damals, als man noch hoffte, dass sich etwas ändert und ab dem Zeitpunkt, wo man feststellen muss, dass es ewig so bleiben wird. Ich gebe zu, dass auch ich schon versucht habe, sowohl meine als auch die Bedürfnisse des Partners auszutricksen, das geht auf Dauer jedoch nicht, ohne dass einer von beiden schlicht grantig wird. Hierher gehört auch die Demut, die fast ein Selbstläufer ist, wenn ich bereit bin, immer wieder Bilanz zu ziehen, dabei versuche, Schuldzuweisungen nicht der Person / dem Partner anzuhängen, sondern der speziellen Situation oder einem konkreten Ereignis und ohne mir meine eigenen Anteile am Ehe-Dilemma schönzureden.“
Was Jadestern hier beschreibt, dürfte vielen nur all zu bekannt sein. Diese beschriebene Erkenntnis des, „ewig weiter so“ ist erschreckend und deprimierend. Weder scheint es eine gemeinsame Entwicklung, noch eine Unterstützung einer Entwicklung durch den anderen Partner zu geben. Für mich ist es Stillstand und gefühlter Tod.
Ich frage mich, in wie weit eine Partnerschaft nicht über Gebühr strapaziert wird, alles gemeinsam machen zu wollen, bzw. die Erwartung da ist, das der Partner die meisten Wünsche und Bedürfnisse mittragen soll. Wird da nicht zu viel verlangt? Ist es nicht für eine Partnerschaft erfrischend, wenn die einzelnen Partner möglichst viele (positive) Erfahrungen im außen machen und damit auch neuen Wind in eine Beziehung einbringen? Vorausgesetzt, dass es für beide gilt und der Austausch darüber stattfindet.
Erwartungshaltungen können ganz schön lähmend auf eine Beziehung wirken. Nicht nur die artikulierten Erwartungen, besonders auch die Unbewussten. Das engt den Blickwinkel und den Spielraum eines jeden ein und das wird auf die Dauer nicht gut gehen. Dem Recht eigene Wünsche und Bedürfnisse und deren Verwirklichung sollte eine Beziehung nicht im Wege stehen. Den anderen in seiner Entwicklung bejahen und fördern ist doch was ein Mensch sich wünscht. Freiheit und Beziehung gehören zusammen - bedingen einander.