Beiträge zum Thema: "Verwitwet"

 
Beitrag aus Archiv
Lehcim
Lehcim
Anzahl Beiträge: 7
Hallo Ihr Lieben,

ich kann Euch erzählen wie es mir ergangen ist.
Im November 2010 verstarb ER und die Welt drehte sich plötzlich anders. Wir waren 43 Jahre zusammen, ER war meine große Liebe. In den ersten 5 Wochen schrieb ich IHM täglich einen kleinen Brief. Es folgten viele Wochen der Tränen.
Dann endeckte ich Lebensfeude 50 . Und suchte Kontakt zu Menschen. Das Schreiben und Telefonieren tat gut.
Plötzlich erschien ein Photo von einem Mann, er schickte mir viele, viele Lebensfreudegrüße und fragte an ob er mich besuchen kann. Ich war einverstanden, also kam er Sonntags zu mir nach Hause. Wir redeten und redeten bis uns der Hunger überviel. Wir gingen essen und redeten und.........
Er brachte mich nach Hause und fragte ob er morgen wiederkommen darf, ich sagte ja und er kam wieder.
Am dritten Tag blieb er. Wir sind sehr glücklich und sind uns sicher, dass wir zusammen bleiben wollen. Euch Allen viel Glück bei Eurer Suche nach dem
G L Ü C K !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
"dieser Mensch hat ja einen Platz in der Welt eingenommen, der jetzt leer geworden ist....."
Zitat Gundulabella

Ob der Platz tatsächlich leer geworden ist, hängt davon ab, wie sehr (oder wie wenig) dieser Mensch im Bewußsein der Hinterbliebenen "weiter lebt".

Das "Weiterleben" ist niht davon abhängig, ob es ein Grab gibt oder nicht, sondern nur davon, wie das Andenken gewahrt bleibt und welche Veränderungen dieser Mensch in uns bewirkt hat..

18 Jahre*, das kommt mir zunächst mal sehr viel vor.
Trotzdem ist nicht jeder gleich und es kommt darauf an, was man in dieser Zeit gemacht, getan, gelernt hat.
Es gibt doch kein Zeitlimit! Und wer am Ende eines langen Zeitraums noch immer überzeugt davon ist, dass sein Leben in Ordnung ist, den muss man nicht vom Gegenteil überzeugen (wollen).

Gundulabella, Du verzeihst mir sicher, dass ich die 18 Jahre nicht mehr präsent hatte. Andere Ufer oder Schnee von gestern - jeder sieht das anders in Bezug auf sein eigenes Leben. Und das ist auch gut so.

emirena
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
sooo extrem alleine sind schon mal die nciht, die sich hier im Forum tummeln. Allerdings glaube ich, dass es immer mehr Menschen gibt, die unfreiwillig völlig alleine sind. Von den freiwilligen auf Zeit will ich mal nicht reden.

Mir kommt Deine Position hierzu auch zu extrem vor, Gundulabella. Immerhin hast Du als "eingefleischte Eremitin" (was immer das heißen mag), die Zeit auch überstanden. Ich bin allerdings überzeugt - ohne Genaues zu wissen - dass Du nicht wirklich völlig allein, also ohne jegliche Reflektion, auf der Welt warst.

Auch wenn Du "deutlich gepostet" hast, mag ich mich Deiner extremen Meinung so nicht anschließen.
Grundsätzlich aber gebe ich Dir Recht; auch Babies sterben, wenn sie keine Zuwendung erhalten.

Was meinst Du eigentlich mit "längerer Zeit"?

emirena
 
Beitrag aus Archiv
Bröckchen
Bröckchen
Anzahl Beiträge: 276
Ich nehme nicht an, Gundulabella, dass Du meinst, man wäre auf dem Weg wahnsinnig zu werden, wenn man nach dem Tod des Partners nicht möglichst bald einen neuen Partner hat.

Nur weil der Partner tot ist, ist man ja nicht allein auf der Welt ... bzw. man ist so allein, wie man es sich selbst einrichtet. Es kann ja auch sein, dass es Menschen gibt, und nicht nur Eremiten, die gern allein mit sich selbst sind und nur die Gesellschaft anderer suchen, wenn ihnen danach ist.
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
danke Bröckchen,
danke Hadi,
für die Zitate von Mozart und St.Ex.

Trost zu suchen und zu finden und damit die Trauer irgendwann zu bewältigen, ist m.E. das Problem "der Stunde", wenn sich ein Mensch für immer verabschiedet hat.

Gundulabella, ich nehme an Du hast es weniger rigoros gemeint, als ich Deine Worte verstanden habe:

"ein Mensch allein ist NIEMAND"
soo kann ich dem nicht zustimmen; das hieße - überzogen - ja, dass alle Singles oder allein lebenden Personen NIEMAND sind

"die Trauer MUSS ÜBERWUNDEN werden", das klingt in meinen Ohren ein bisschen so, als habe man die Pflicht, möglichst schnell die Trauer abzustellen.

Wie gesagt, ich glaube nicht, dass es von Dir so extrem gemeint war. Trauer braucht Zeit, damit der Trauernde vom WIR wieder in eine andere Form des Lebens zurückfinden kann.

Ja, ich glaube auch, dass die Trauer um einen Menschen in erster Linie eine Art Leid um sich selbst ist. Natürlich kann man das nicht strikt trennen.
Da ich - zum Glück - kaum aus eigenen Erfahrungen sprechen kann, stelle ich mir vor, dass es hilft zu wissen, dass man der sterbenden Person eine bestmögliche "Sterbebegleitung" war.

Die Bereitschaft hierzu ist für mich elementar.
Wenn wir mit 50+ einen neuen Lebenspartner kennenlernen, halte ich es für unumgänglich, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.

emirena
 
Beitrag aus Archiv
Bröckchen
Bröckchen
Anzahl Beiträge: 276
Auch ich denke, dass die Trauer zu allererst mit einem selbst zu tun hat.

Dazu ein Gedicht zum Abschied von Antoine de Saint Exupéry

Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust,
wird es Dir sein, als lachten alle Sterne,
weil ich auf einem von ihnen wohne,
weil ich auf einem von ihnen lache!

Du allein wirst Sterne haben, die lachen können.
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
Es kann ja auch umgekehrt kommen, AMD.
Deine zukünftige Partnerin muss doch evtl. genauso viel Kraft aufbringen und weiß ebenso wenig im voraus, wie sie das durchstehen kann und wird.

Es gibt keine Chance, die völlig frei von einem Risiko ist. Und das gilt für JEDEN.

emirena
 
Beitrag aus Archiv
Bröckchen
Bröckchen
Anzahl Beiträge: 276
Hallo Gundulabella,

mein Weg, die Trauer zu bewältigen, war, dass ich mich an einen 600 km entfernten Standort versetzen ließ, wo ich dann 2 Jahre geblieben war, bevor ich in den Berliner Raum zurückgekehrt bin. Ich habe mich also nicht lange damit aufgehalten, in Trauer zu erstarren, sondern habe neue Herausforderungen gesucht und gefunden.

Ich denke, dass es einen Unterschied macht, ob ein Partner nach Krankheit verstarb oder, z.B. durch einen Unfall in jungen Jahren plötzlich aus dem Leben gerissen wurde.

Am schwierigsten zu bewältigen scheint mir jedoch, der "Verlassene" einer zerbrochenen Beziehung zu sein. Nach meiner Beobachtung scheint das besonders für Männer zu gelten, wenn sie der verlassene Partner sind. Ich selbst habe nie die Erfahrung gemacht, dass ich verlassen wurde, habe aber die "Nachwehen" des Verlassenwerdens bei Freunden und Kollegen mitansehen müssen.

Bröckchen
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 1983
Hallo Gundabella,

aus meiner eigenen Erfahrung:
In meinem Profil steht "verwitwet" - aber das stimmt nur bedingt - ich war mit meinem Partner, mit dem ich 16 Janre gelebt habe, nicht verheiratet. Aber ich denke im Endeffekt ist die Erfahrung die gleiche - ob mit oder ohne Trauschein.

Als wir die Diagnose: "Krebs" im Endstadium erfuhren, hatten wir noch 6 Wochen Zeit zum Abschiednehmen. Viel schlimmer stelle ich es mir vor, wenn den Partner plötzlich stirbt.

Ich lebte einfach weiter - so noch dem Motto: So, das war's jetzt! Meinen Alltag gestaltete ich wie bisher: Ging zur Arbeit, machte den Haushalt, pflegte Kontakt mit Kindern und Enkeln --- und saß die restliche Zeit auf dem Friedhof rum. Machte eine Kultstätte aus dem Grab. Und redete mit ihm, als ob er noch da sei.

Das war gut für mich. Nach einem halben Jahr schloß ich mich einer Gruppe an, die sich nannte "Trotz Trauer weitergehen." Da ich die Gruppe später leitete, zog ich sehr viel Kraft daraus. Vor allem, weil man merkte, man ist nicht allein und kann sich austauschen mit Menschen, die ähnliches erlebt haben.

Nach einem Jahr liefen mir "zufällig" Anzeigen und Prospekte "meines" Planetariums über den Weg - und nach ein paar Wochen war ich davon so fasziniert, dass es einen Ruck gab und ich ins Leben zurückgeschleudert wurde..... Tja - und nun ist das Plani für mich also Lebensmittelpunkt und gibt meinem Leben viel Sinn - und daneben, ober lieber an erster STelle gibt es ja noch meine Kinder und Enkel.

Das war meine Trauergeschichte. Aber die Erfahrung in der Gruppe: Etwa nach eineinhalb Jahren ist die Trauerphase zu Ende und man kann seinem Leb en wieder neue Impulse geben - so war es bei allen bei uns.

Liebe Grüße
Merope, die Sternenfrau
 
Beitrag aus Archiv
signorina
signorina
Anzahl Beiträge: 898
Hallo Gundulabella,

wenn Dich das Thema aus persönlichen Gründen interessiert, dann kannst Du Dich z.B. in verschiedenen Hospizveranstaltungen informieren.

Nachfolgenden eine Zusammenfassung, welche Punkte dort angesprochen werden.

„Wie kann ich ohne dich weiterleben?!
Wenn mein Lebenspartner stirbt, wird jede Seite meines Lebens grundsätzlich verändert. Ich muss zusätzlich zu meiner Trauer, mich und mein Leben neu entwerfen.

Die Beziehungen zu den Menschen, Orten und Tätigkeiten, die mir vertraut waren, verändern sich unwiederbringlich. Ich verspüre eine große Unsicherheit, welche Teile meines Lebens ich
retten kann und welche ich aufgeben muss.

Der Halt, den ich durch meinen Partner erfahren habe, ist mir verloren. Es gibt keine Gemeinsam-keiten, keine Zukunftspläne mehr.

Die Partnerschaft, die wie zwei Zahnräder, die ineinander greifen funktioniert hat, gibt es nicht mehr. Das Zahnrad steht still, es kann sich nicht mehr drehen – der Antrieb fehlt.

Nach dem Tod meines Lebenspartners muss ich mich vollkommen neu definieren. Wie sieht meine neue Rolle aus? Was bleibt von mir noch übrig? Auf was kann ich noch zurück greifen? Ich bin vollkommen auf mich selbst gestellt, trage die alleinige Verantwortung über die Kinder-erziehung, finanzielles Auskommen, Erledigungen und Verbindlichkeiten.

In der Gesellschaft nehme ich die Rolle der Witwe/des Witwers ein.

Dies kann für mich bedeuten, dass mir Mitleid entgegen gebracht wird, aber auch viele Menschen sich von mir abwenden aus Unsicherheit, wie sie mit mir umgehen sollen. Der vertraute Gesprächspartner/Freund fehlt.

Zukunftsängste breiten sich in mir aus: Bin ich den Aufgaben gewachsen? Woher nehme ich die
Kraft? Wird das Leben wieder lebenswert? Ich befinde mich in einer Schwellenphase, das Gewohnte bricht weg, und die Neuorientierung gibt es noch nicht.

Auch für die Kinder bricht beim Tod des Vaters oder der Mutter das gesamte „Familiengefüge“ auseinander. Die Sicherheit, die eine Familie mit ihren Regeln und Rollenverteilungen gibt, ist außer Kraft gesetzt!

Es ist sehr wichtig für die Kinder, durch Geborgenheit und Rituale eine Atmosphäre der Sicherheit zu schaffen, die ihnen helfen, wieder in die Normalität des Lebens zurückzufinden.

Wenn aus der Beziehung keine oder noch keine Kinder hervorgegangen sind, bleibt die Doppelbelastung des Alleinerziehenden aus, jedoch stellen sich dann folgende Fragen:

Wer braucht mich noch? Was bleibt
mir aus unserer Beziehung? Kann ich meinen Kinderwunsch noch erfüllen?

Doch auch nach einer langjährigen, gewachsenen Beziehung bleibe ich mit dem Gefühl zurück, um das gemeinsame Altwerden betrogen worden zu sein. Man hat sich auf die neue Zweisamkeit ohne die Kinder gefreut, auf den gemeinsamen Ruhestand."

Signorina

© 2023 lebensfreude50 . All Rights Reserved.

Scrollen