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signorina
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Hallo Gundulabella,
wenn Dich das Thema aus persönlichen Gründen interessiert, dann kannst Du Dich z.B. in verschiedenen Hospizveranstaltungen informieren.
Nachfolgenden eine Zusammenfassung, welche Punkte dort angesprochen werden.
„Wie kann ich ohne dich weiterleben?!
Wenn mein Lebenspartner stirbt, wird jede Seite meines Lebens grundsätzlich verändert. Ich muss zusätzlich zu meiner Trauer, mich und mein Leben neu entwerfen.
Die Beziehungen zu den Menschen, Orten und Tätigkeiten, die mir vertraut waren, verändern sich unwiederbringlich. Ich verspüre eine große Unsicherheit, welche Teile meines Lebens ich
retten kann und welche ich aufgeben muss.
Der Halt, den ich durch meinen Partner erfahren habe, ist mir verloren. Es gibt keine Gemeinsam-keiten, keine Zukunftspläne mehr.
Die Partnerschaft, die wie zwei Zahnräder, die ineinander greifen funktioniert hat, gibt es nicht mehr. Das Zahnrad steht still, es kann sich nicht mehr drehen – der Antrieb fehlt.
Nach dem Tod meines Lebenspartners muss ich mich vollkommen neu definieren. Wie sieht meine neue Rolle aus? Was bleibt von mir noch übrig? Auf was kann ich noch zurück greifen? Ich bin vollkommen auf mich selbst gestellt, trage die alleinige Verantwortung über die Kinder-erziehung, finanzielles Auskommen, Erledigungen und Verbindlichkeiten.
In der Gesellschaft nehme ich die Rolle der Witwe/des Witwers ein.
Dies kann für mich bedeuten, dass mir Mitleid entgegen gebracht wird, aber auch viele Menschen sich von mir abwenden aus Unsicherheit, wie sie mit mir umgehen sollen. Der vertraute Gesprächspartner/Freund fehlt.
Zukunftsängste breiten sich in mir aus: Bin ich den Aufgaben gewachsen? Woher nehme ich die
Kraft? Wird das Leben wieder lebenswert? Ich befinde mich in einer Schwellenphase, das Gewohnte bricht weg, und die Neuorientierung gibt es noch nicht.
Auch für die Kinder bricht beim Tod des Vaters oder der Mutter das gesamte „Familiengefüge“ auseinander. Die Sicherheit, die eine Familie mit ihren Regeln und Rollenverteilungen gibt, ist außer Kraft gesetzt!
Es ist sehr wichtig für die Kinder, durch Geborgenheit und Rituale eine Atmosphäre der Sicherheit zu schaffen, die ihnen helfen, wieder in die Normalität des Lebens zurückzufinden.
Wenn aus der Beziehung keine oder noch keine Kinder hervorgegangen sind, bleibt die Doppelbelastung des Alleinerziehenden aus, jedoch stellen sich dann folgende Fragen:
Wer braucht mich noch? Was bleibt
mir aus unserer Beziehung? Kann ich meinen Kinderwunsch noch erfüllen?
Doch auch nach einer langjährigen, gewachsenen Beziehung bleibe ich mit dem Gefühl zurück, um das gemeinsame Altwerden betrogen worden zu sein. Man hat sich auf die neue Zweisamkeit ohne die Kinder gefreut, auf den gemeinsamen Ruhestand."
Signorina