Beiträge zum Thema: Alte Zöpfe - heute noch aktuell?

 
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Ehemaliges Mitglied
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Hallo Miteinader,

gerade habe ich ein wenig an früher, an unsere Jugend gedacht.
Da war schon einiges anders.
Oder gibt es das heute auch noch:

Ab 14 bekam man als Mädchen nur noch "Aussteuer" geschenkt: Silberbesteck, Geschirr, Bettwäsche.....

Ach, ich könnte die Reihe endlos fortsetzen - auch die vielen Sprüche von Mutter, Oma, Tanten, wie eine Frau zu sein hat.

Aber euch fällt dazu sicher auch noch was ein: Schönes Thema zum still Lächeln.

Merope, die gespannt ist.
 
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Orlanda
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Meine Mutter war - im Gegensatz zu meinem Vater - handwerklich sehr begabt, sie nähte, bastelte, schuf aus Schuhkartons Puppenhäuser, flickte Schuhe und half sich auch bei kleineren Reparaturen im Haus selbst (das hatte sie wohl von ihrer Mutter, die im Krieg mit 3 Kindern allein war und sich fortbringen mußte und bis ins hohe Alter selbständig war).

Wir Mädchen erfuhren auf diese Weise nicht das übliche Rollenklischee, sondern meine Schwester als auch ich haben viel von Mutter's "Handwerkskunst" mitbekommen. Sie liebte Musik und Fröhlichkeit, lehrte uns alte Lieder und die Liebe zur Natur.

Mein Vater war hingegen der sanfte, weiche, belesene, ruhige und geduldige, eher zurückgezogen lebende Geist in unserer Familie. Seine gut bestückte Bibliothek zog mich schon sehr früh an, noch ehe ich die Bücher verstand...

Wenn ich all das kranke, merkwürdige, unschöne Geschehen meiner Kindheit wegschiebe, bleibt ein großer, beglückender Bereich - und in diesem sehe ich heute meine Eltern. Sie waren Kinder ihrer Zeit und gemessen an der Welt von damals waren sie nicht die schlechtesten...

Orlanda
 
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Ehemaliges Mitglied
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Ich denke, das Handeln der Eltern war auch geprägt von dem Rollenverständnis: Die Frau, das dienende Wesen.
Liebe wird früher bei der Eheschließung nur eine Nebenrolle gespielt haben.

Eine Frau, die keinen Ehemann abgekriegt hat, wurde verspottet und war gar nicht hoch angesehen - also: ein Mann muss her, koste es, was es wolle! Und als Gegenleistung fürs lebenslange "Versorgt-Werden" hatte man dann die ehelichen Pflichten zu erfüllen, was wohl für die nicht aufgeklärten jungen Leute der 40-er und 50-er Jahre nicht sehr lustvoll gewesen sein dürfte.....

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wenn meine Eltern über die erwachsenen Kinder von Bekannten sprachen;

Über die Männer: ... ist Architekt, Lehrer, Anwalt, Beamter usw.

Über die Frauen ... hat einen Architekten, Lehrer, Anwalt.....

Auch von jüngeren Frauen habe ich schon gehört: Ich möchte zu meinem Partner aufblicken können.....

und ich glaube nicht, dass das in den Genen verankert ist - Es dauert aber bestimmt noch eine Weile, bis wirkliche Augenhöhe ein lohnendes Ziel ist.

Z. Zt. gibt es eben auch noch viele praktische Hindernisse: keine ausreichende Kinderbetreuung, so dass frau oft jahrelang beruflich pausieren muss.

Merope, die sich auch manchmal beim "alten Denken" ertappt.
 
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Orlanda
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Lieber Anonymous, ich bin von dem ausgegangen, was ich in meinem Elternhaus an Erziehung genossen habe. Aber auch damals gab es schon - wenn auch nur wenige - Kinder, die eine freie und schöne Kindheit hatten.

Wer die Strenge (ich meine nicht Gewalt und Grobheit!) der Eltern von damals der oftmals verantwortungslosen und laschen Führung der Eltern von heute gegenüberstellt, wird das Ideal in der Vermischung beider Erziehungsstile erkennen...

So meine ich, dass am Ende nicht alles verkehrt ist, was uns in der Jugend beigebracht wird - manches wirkt auch so, dass man sich aufrichtet, sich gegen die Eltern wendet und beschließt nach seinen eigenen Regeln zu leben.
Wer im Elternhaus allzusehr "weich gelegen" hat, hat manchmal keinen Grund sich aufzurichten.

Orlanda
 
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Hallo anonymus,
du bist ja ein ganzes Stück jünger als ich und ein paar andere hier - quasi mit den 68-ern erst auf die Welt gekommen . Ab da war ja die Erziehung viel offener. Sicher, Fehler werden immer und überall gemacht. Diese Kuschelpädagogik von heute finde ich auch nicht das Gelbe vom Ei.

Und früher war nicht alles falsch. Ich finde es z. B. ganz in Ordnung, wenn Kinder Pflichten haben und auch kontrolliert wird.

Aber wie ich hier sehe, haben viele dies genossen: Was ein Mädchen im Gegensatz zu einem Jungen nicht darf - und ich denke, manches wirkt bis heute nach. Oder?

Aber auch die Jungen wurden ja viel zu sehr in die Pflicht genommen: Mit Ernst des Lebens, eine Familie ernähren müssen usw....

Ich denke, da kann noch eine fruchtbare Diskussion draus werden, auch wenn der Thread in der Plauderecke steht ---- man muss in ja nicht so toternst nehmen...

Merope
 
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Orlanda
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Während meine Freundinnen mit 12 schon Büstenhalter tragen durften, nähte meine Mutter meine Kleider selbst und die waren nach Kinderschnitten ausgelegt. Das heißt, es gab keine Abnäher vorne, nichts durfte, auch nicht andeutungsweise darauf hinweisen, dass die Tochter erwachsen wurde...

Es waren haarsträubende Thesen, die meine Mutter mir einzubläuen versuchte. So meinte sie einmal in einer unserer "Aufklärungsstunden", DAS (sie meinte damit Sex) wäre ohnehin nicht notwendig und ein Übel.. Auf meinen Einwand, aber doch schon wenn man verheiratet wäre, geriet sie in Zorn und verneinte auch das.
Zum Glück war ich von Haus aus recht aufmüpftig und hab ihr in diesem Bereich gar nichts geglaubt.

Allerdings fallen mir manche ihrer Sprüche ein, die mir heute gar nicht so unklug erscheinen. Es wäre aber sinnvoll gewesen, sie anders vorzutragen und nicht "mit dem Dreschflegel", so wie sie das ihre Art war.

Mir scheint es heute so, als wäre das alte, verstaubte Denken einerseits schon zu 50% falsch, aber manches Neuerdachte, Moderne (50%) ist auch nicht richtig!

Orlanda
 
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Ehemaliges Mitglied
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Ne, Silberstaub, nicht am Thema vorbei. Mir fiel eben das ein ---- typisch für unsere Erziehung:

Bloß nicht auffallen - und das fängt ja schon bei der "züchtigen" Unterwäsche an....
Ich bin ja auch noch bisschen älter als du, da war es vielleicht noch extremer, wie Mädchen erzogen wurden.
Natürlich haben wir uns geändert, zum Glück: Aber wie viel ist denn da eigentlich noch vorhanden von den alten Zöpfen?

Merope, die niemals sagen würde: am Thema vorbei, ich bin doch hier keine Schulaufseherin.....
 
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Ja, Unterwäsche: "Schlüpfer", die fast bis zu den Knien reichten!
Ich bekam auch mal einen Stopfpiltz - auf dem stand: "Wenn dich die bösen Buben locken, so bleib zu Haus und stopfe Socken" (Hab ich aber nicht gemacht)

Schönen Tag
Merope
 
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Bröckchen
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Oh ja, und Unterwäsche, Handtücher, Stickutensilien ... zur Konfirmation z.B. Und dann musste man auch noch zu den Nachbarn und Freunden gehen und sich freundlich bedanken für diesen Kram, den man weder brauchte noch wollte...

Mädchen
- muss spätestens um 8 zu Hause sein
- darf nicht allein iam Abend weggehen
- widerspricht nicht
- muss lernen, wie man einen Haushalt führt
- soll in einer Ehe den Mann im Verborgenen lenken

... und viele weitere solche Verhaltensregeln ...

Aus Erzählungen meiner Töchter musste ich entnehmen, dass solche Erziehungsthesen auch in ihrer Generation noch nicht ausgerottet waren. Ich bin mal gespannt, wenn meine Enkel und -innen in die Teeniezeit kommen, ob sich das Weltbild dann schon besser angepasst hat.
 
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Gleich der nächste:
Als Kind musste ich im Haushalt helfen (was mir nicht geschadet hat) - unter anderem: Boden aufwischen.
Den Schrubber hat mir meine Mutter weggenommen, so dass ich auf den Knien rutschten musste.

"Warum?" - "Weil es sonst faul aussieht..."
(Wenn Mutter erst den Wischmop gekannt hätte :-)))

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