Beiträge zum Thema: An der Beziehung arbeiten

 
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Orlanda
Orlanda
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Was ist das eigentlich "An der Beziehung arbeiten"? Gibt es das oder ist es nicht eher ein Schönreden, ein Verschleiern der Tatsache, dass es NICHT stimmig ist in einer Beziehung?

Kann eine Beziehung durch das ständige Analysieren und Psychologisieren, das ewige Durchkneten von Unpassendem 'gut' und funktionierend gemacht werden?

Läßt sich eine von Anfang an mißlungene Suppe in ein edles Gericht verwandeln?

Oder ist es nicht eher so, dass zwei Menschen das soziale Gebilde 'Beziehung' unter allen Umständen am Leben erhalten wollen, dass es mehr Priorität hat als das eigene Wohlergehen, als der Mensch?

Orlanda
 
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LightandKi
LightandKi
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Manchmal stellt sich für mich die Frage, ab wann man sagen kann, dass eine Beziehung nicht funktioniert habe. - Meine Ehe funktionierte beispielsweise von Anfang an nicht, das Ende war eigentlich vorhersehbar. Nur für mich selbst nicht, weil ich ja so gerne die Augen schließe..-)

Danach folgten allerdings zwei Beziehungen von 3 und 3,5 Jahren. Beide Beziehungen würde ich nie missen wollen. Sie haben funktioniert, beide. - Am Ende aber trennte man sich, weil es weiter wohl nicht "funktioniert" hätte.

Vielleicht war es aber auch nur der Punkt, an dem "Arbeit" angefangen hätte... wer weiß.


Eine Beziehung funktioniert aus meiner Sicht immer im "Jetzt", was es so wahnsinnig schwer macht, weil man eben dieses "Jetzt" leben muss, aber bestimmte Vorstellungen von "funktionierender Beziehung" in dieses Jetzt einbringt.

Um zu sagen, die Beziehung hat funktioniert, müssten beide Partner tot sein und aus dem Jenseits auf die Beziehung blicken, oder? -) ---

Und man sagt zwar, "der Weg ist das Ziel", aber das Ziel selbst, die Richtung sollten beide schon kennen.

Deshalb finde ich eine gewisse "Vorstellung" von Beziehung, die beide gemeinsam haben, schon okay...-)-

Wer beispielsweise wechselnde Partner und kurzfristiges Zusammensein vorzieht, braucht ja keine langfristige Beziehung einzugehen. Sie entspräche ja dann nicht dem "Ziel" und macht die viel beschworene "Arbeit an der Beziehung" überflüssig.

Für mich ist das Wort "Arbeit" nicht negativ besetzt. Arbeit lässt mich Verantwortung erleben und gibt mir Würde. Diese "Würde" wird vielen Menschen entzogen (aber das ist ein anderes Thema). -

Jedenfalls bedeutet "Arbeit an der Beziehung" für mich stets auch, eine gemeinsame Plattform zu kreieren, zu erschaffen, zu be-arbeiten, zu der sich beide bekennen und auf der sich beide bewegen, lieben und auch streiten können...und ich meine damit nicht, gemeinsam irgendwelche Backsteine zu stapeln und das dann 'Plattforn' zu nennen.-)
 
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Orlanda
Orlanda
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Das Nachlassen der Sehfähigkeit wurde ja hier in Lf50 schon erwähnt - nun sei auch auf die zunehmende Vergesslichkeit hingewiesen: Wir sind, wie Lefour bemerkt, keine unbeschriebenen Blätter und auch keine Jungfrauen und -männer mehr. Wir wissen irgendwie, wie Beziehung funktioniert - auch wenn es nicht funktioniert hat...

Aber vielleicht ist das ein interessanter Aspekt: Man stellt sich vor, es gab in unserem Leben noch nie eine Beziehung, wir sind bar jeder Erfahrung.
Wir sind neu wie ein neugeborenes Kind - welch ungeahnte Möglichkeiten tun sich da auf. Wir wissen NICHTS, alles wird gut...

Oder nur schon wieder eine Vorstufe zum virtuellen Altersheim?

Orlanda
(die denn drei Affen immer näher kommt: Nichts sehen, nichts hören, nichts wissen...)
 
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Ehemaliges Mitglied
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Zufriedenheit zu erlangen: Das hatte bei mir schon etwas mit "Arbeit" zu tun.
Wie so viele Menschen schielte ich früher auch oft nach rechts und links und neidete manchem das m. E. "unverdiente" Glück.
Erst seitdem ich meine Gedanken bewusst abfrage und auch hinterfrage und die Gründe meiner damaligen Unzufriedenheit erkannte: nämlich Neid und Gier, konnte ich anfangen, etwas anderes "aufzubauen": nämlich Dankbarkeit - in erster Linie fürs Leben überhaupt und in zweiter Linie für mein spezielles, ziemlich interessantes und alles andere als geradliniges Leben.

Wenn das keine "Arbeit" war! Aber das Resultat lässt sich sehen: Ich bin meist zufrieden, gelassen und ausgeglichen.

Merope, z. Zt nur etwas "genervt" - im wahrsten Sinne, wegen einer Nervenentzündung im Ellenbogen.... aber trotzdem recht glücklich.
 
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Merlin47
Merlin47
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Liebe Emirena,

nur ein kleine Anmerkung zu Deiner vergnüglichen Erzählung um den Disput zwischen Tochter und Vater. Ich denke, daß der Kernpunkt der Auseinandersetzung nicht so sehr in der Gleichheit der Kontrahenten liegt, sondern mehr in der Rolle des Vaters.

Es geht da weniger um den Vater als Person, sondern um die Werte, welche er verkörpert und dem Bedürfnis der Tochter, ihre bisherigen Grenzen neu definieren zu wollen. Grenzen die der Kleinen noch Sicherheit und Geborgenheit versprechen, deshalb auch ihr Veto.


Merlin
 
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Ehemaliges Mitglied
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Ich habe gerade ein paar Worte mehr gebraucht, um Silberstaub zu verstehen. Mehr von ihren und mehr von meinen Worte, mit denen ich nachgefragt hatte.

Wenn der Alltag "ohne viele Worte" einigermaßen funktoniert (oder zu funktionieren scheint), heißt das nicht unbedingt, dass alle zufrieden sind. Kann sein, muss aber nciht.

Kleiner Schwank aus der FAmilie meiner Tochter:

Mein Schwiegersohn und meine 13jährige Enkelin sind sich sehr ähnlich und streiten gerade deswegen oft. Sie erkennen im anderen wie in einem Spiegel ihre eigenen Eigenschaften, die sie eigentlich bei sich selbst hinterfragen sollten. Von einem erwachsenen Mann würde ich das nun eher erwarten als von einem pubertierendem Mädchen.

Also, Streit beim Frühstück gerät zum Schlagabtausch. Lästig für "Beisitzer" wie mich.
Meine Tochter hat sich antrainiert, sich rauszuhalten, leidet aber mit, meisten für ihr Kind, will aber auch keinen Ärger mit ihrem Mann. Insgesamt betrachtet ist es doch eine recht coole (und harmonische?) Familie.

Nach nervigen Sequenzen der gegenseitigen Schuldzuweisungen und Vorwürfe macht die 5jährige kleine Schwester der Eskalation ein Ende, indem sie mit entschlossener Miene lauthals verkündet: "Schluß jetzt ihr zwei, es reicht!" Alle lachen, das Bild spricht für sich, Das Zwergerl hat es mit ihrer unbekümmerten Art geschafft, für den Moment die Situation auf Normalhöhe herunterzubrechen.

Aber der schwelende Konflikt ist damit niht aus der Welt und wird bei nächster Gelegenheit wieder neu ausbrechen.

Sorry, wollte euch nicht langweilen.

emirena
 
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ja, da stimme ich Dir vollkommen zu, Silberstaub.
Zufriedenheit ist elementar wichtig. Sie ist für mich eine Frage des Gleichgewichts, der Ausgewogenheit, wie Merlin es nannte.

Um zu einer solchen Ausgewogenheit zu gelangen, ziehe ich für mich selbst eine Art Bilanz aus meinem bisherigen Leben um mich damit für heute und morgen grob zu orientieren.

Es ist also, wie mehrfach geschrieben wurde, zunächst meistens auch "Arbeit an sich selbst".
Das gilt unabhängig davon, ob man alleine oder zu zweit lebt/leben möchte.

Ob aber die Zufriedenheit mit sich selbst zwangsläufig zu einer Zufriedenheit mit einem Partner führt, bezweifle ich. Zwei Zufriedene, die nicht zusammen passen, werden wahrscheinlich schnell einen Großteil ihrer Zufriedenheit einbüßen. Lohnt sich das? Ich meine nicht.

emirena
 
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Hallo Merlin,

ja, finde ich auch, dass es auf das ausgewogene Verhältnis der "Kräfte" (und der Fähigkeiten) ankommt.

Aber vor allem kommt es darauf an, dass einer, besser zwei (wegen der Ausgewogenheit) in der Lage ist, einen kritischen Blick auf sich selbst zu richten.

Wenn der Sand im Getriebe nicht entfernt werden kann, macht es keinen Sinn, ewig daran rumzufummeln.
Verschwendete Energie...

emirena
 
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Hallo Silberstaub,

ich habe leider nicht ganz verstanden, was Du (mir) sagen wolltest.

Das "Verstehen Wollen und Verstehen Können" ist m.E. aber auch die sogenannte Beziehungsarbeit.

Es gibt Fälle, da lohnt es sich (weil beide es wollen), und es gibt Fälle, da ist Hopfen und Malz verloren.

Das Problem ist oft, dass man es nicht unterscheiden kann.

emirena
 
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allgäuerbw
allgäuerbw
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Guten Abend Anonymous.

kann es sein daß du auch Filmchen in´s www stellst???
Wenn ja, bin ich gespannt was die Mädels des Forum´s von den Filmchen halten?

Gute Nacht
 
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Orlanda
Orlanda
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"... Ich habe die Erfahrung gemacht, daß intellektuelle Reife und emotionale Zufriedenheit jede Beziehung, nicht nur die Paarbeziehung, bereichert..."

Das, lieber Lefour, kann ich nur bestätigen, ebenso die Tatsache, dass, wenn diese 'Zustände' in einer Beziehung nicht harmonieren, diese zum Scheitern verurteilt ist, oder es eben manchmal zu diesem sogenannten (und falsch interpretieren Begriff) "Arbeit an der Beziehung" kommt... Man verbiegt sich bis zum Erbrechen und es fruchtet nicht, egal wie sehr man arbeitet... (Hier spreche ich aus eigener Erfahrung - trotz des Wörtchens 'man').

"An sich arbeiten" wird eben manchmal auch so gedeutet, dass man unter allen Umständen versucht, sich an die Marotten des Partners anzupassen oder diese zu übersehen. So lange, bis Magengeschwüre, Rückenbeschwerden oder eine Krebserkrankung auftreten.

Ich meine damit NICHT dieses echte 'an sich arbeiten', das nur aufgrund einer echten Selbsterkenntnis möglich ist - ausgelöst erst durch Schockwirkungen wie z.B. einer drohenden Trennung vom Partner oder anderen Lebenskrisen)! Diese Arbeit dient aber in erster Linie einem selbst und erst in zweiter Linie jenen Menschen, die mit uns in Beziehung stehen. Aber sie ist in jedem Fall das Grundelement für ein zufriedenes und intellektuell erfülltes Leben...

Orlanda
 
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Paartherapie macht nur dort einen Sinn, wo auch Beziehungsfähigkeit besteht.
Wenn jemand jedoch im Mittelalter stehengeblieben ist und die "Weisheiten" anderer ständig gebetsmühlenartig herunterleiert, (der Dalei Lama könnte da noch was lernen) dann gibts kaum Hoffnung - dann bleibt nur ein trostloses Dasein als einsamer Leuchtturm inmitten abgeernteter Lavendelfelder.

Merope, die sich fragt, was ein Leuchtturm im Lavendelfeld wohl für einen Nutzen hat....
 
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LightandKi
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Natürlich ist "Arbeit an der Beziehung" Arbeit an sich selbst. Darin liegt ja der Respekt, dass man eben an sich und nicht am anderen arbeitet:-)
 
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Orlanda
Orlanda
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Meropes Satz, "...ohne "Arbeit" - vor allem an sich selbst, wird das nichts.." gefällt mir gut; das ist sicher das Wichtigste...
Mein Resümee: Wir arbeiten an uns, jeder an sich, um die Beziehung zu ermöglichen oder zu retten...

Orlanda
 
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Merlin47
Merlin47
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Hm ..., was hat die Liebe mit dem Intellekt zu tun?

Merlin
 
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LightandKi
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An der Beziehung arbeiten? - Für mich heisst das, auch den Alltag zu akzeptieren, Konflikten nicht auszuweichen, auf die Frage "was ist denn?" nicht einfach mit "nichts" zu antworten, eine gemeinsame Basis zu schaffen durch Bekennen zueinander, eine Basis, auf der dann auch konstruktives Streiten möglich ist. - Es ist aber relativ einfach, sich umzudrehen und die Beziehungsarbeit als Schönreden zu bezeichnen... .-) ---- Für mich hat Arbeit an der Beziehung auch etwas mit Respekt und Wertigkeit dem anderen gegenüber zu tun, wenn es eben nicht mehr nur noch Schmetterlinge gibt...
 
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Merlin47
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Liebe Emirena,

das liegt einfach an dem Selbstbildnis zur eigenen Persönlichkeit, das es zu verteidigen gilt. Deshalb fällt es uns so unsagbar schwer unsere Fehler selbst zu erkennen, geschweige sie anzunehmen: Was also nicht sein darf, kann auch nicht sein!

Das ist dann auch der Grund, warum manche Dinge auf Nebenkriegsschauplätze verlagert und ausgefochten werden. Die Folge davon ist dann, daß das Ganze noch undurchschaubarer wird und man die eigentliche Ursache nicht mehr erkennen kann.

Um bei der Parabel von der Baustelle zu bleiben, dient dann der Sand nicht mehr, um etwas verbinden zu können, sondern als Hindernis im Getriebe einer Beziehung.

Ja, die Gefahr ist groß, daß man eine Beziehung damit zerredet und den Blick immer mehr auf das Trennende richtet und das Verbindende in den Hintergrund rückt.

Anderseits ist es noch gefährlicher, wenn das große Schweigen ausbricht und die unbeantworteten Fragen zu keimen beginnen. Das ist dann auch der Augenblick, indem wir im wahrsten Sinne des Wortes das gegenüber nicht mehr verstehen können.

Wie mit allen Dingen kommt es also auf das ausgewogene Verhältnis der Kräfte an, die es zu waren gilt.


Merlin
 
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In jeder Beziehung, sei es eine Paarbeziehung, eine Familie oder eine (echte) Freundschaft: ohne "Arbeit" - vor allem an sich selbst, wird das nichts.

Der Mensch ist von Natur aus zunächst einmal egoistisch auf die Erfüllung seiner eignen Bedürfnisse ausgerichtet (Haut ist mir näher als Hemd!) - und wenn das nötige Einfühlungsvermögen fehlt, lassen die Probleme nicht lang auf sich warten.

Schönen Tag
Merope
 
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Erst einmal sollte jeder an sich selbst arbeiten.
Gegen Arbeit " in jeder Beziehung " habe ich nichts....

Artet es jedoch in Schwerstarbeit aus und in ewige
Baustellen, dannn wäre es aussichtslos.-

Da gibt es schon so einzelne Induvidien in unserer Gesellschaft ( wenn auch nur ein geringer Teil )....

da wäre mit Mörtel, Sand und Verstand auch nichts mehr zu kitten und...


selbst der Papst könnte da nicht helfen.....!-:(

Cardia
 
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lieber Merlin,

100% Zustimmung. Es werden zu viele falsche Baustellen errichtet. (ABer warum?)

emirena

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