Beitrag aus Archiv
Orlanda
Anzahl Beiträge: 3598
Es geschieht im reifen Alter, Frau geht auf ein Seminar und wird dort vom Blitz getroffen: Da steht ER, der menschgewordene Traum in kurzem grauen Stichelhaar, am Frühstücksbuffett und hält den Deckel zur Wurst auf. Lächelt ein Lächeln, das sich wie Balsam über die Frau ergießt und sie vergessen läßt, weshalb sie hier vor dem Büffett steht...
Das geschieht wirklich: Standhafte Emanze und eingefleischte Solo-Frau erfährt was es heißt, wenn aus dem grauverhangenen Himmel Amors Blitz (oder Pfeil?)herniederfährt und trifft...
Die beiden schon reiferen Menschen lachen zusammen, unterhalten sich, als ob sie sich schon 1000 Jahre kennen würden... Er ist klug, selbstbewußt und doch so weich und liebenswürdig. Seine Stimme, seine Augen, sein Lachen... Es stört nicht einmal, dass er in der Pause zum Rauchen geht... Bemerkenswert: Der militanten Antiraucherin ist das "schnurz-piep-egal"...!
Die Dozentin führt ein Experiment vor: Sie will anhand eines kleinen Gerätes beweisen, dass ein negativer Gedanke, das Adrenalin und alle möglichen Hormone in die Höhe schießen läßt - aber auch ein freudiger GEdanke - nur dann eben die positiven Hormone....
Die Frau erklärt sich übermütig bereit, sich die beiden Kappen an die Finger zu stecken. Ihr gegenüber sitzt ihr "Prinz" und lacht ihr zu, blinzelt, wird rot wie ein Primaner als sie zurücklacht. Da ertönt das Signal von dem kleinen indiskreten Gerät...
Das gibt ein Gelächter. Nun geht das GErät reihum. Als der Mann sich die Kappen an den Finger steckt, versucht Frau ernst zu bleiben... Er schaut herüber, diesmal mit ernster Miene, doch da ertönt ein lauter Heulton, wird laut und lauter... - Es ist wie in der Schule, alles johlt und freut sich....
Wie geht das, zwischen zwei sich bisher völlig fremden Menschen? Dieses Band...?
Die Zeit vergeht, das Seminar geht zu Ende, man verabschiedet sich, fährt noch gemeinsam zum Bahnhof, er zum Flughafen, weil er in den Nordosten Deutschlands heimfährt... Er erwähnt noch kurz, dass seine Frau immer für ihn die Zeitung liest, weil er so wenig Zeit hat...
Ja, das war's dann wohl...
Wie schön, dass es das noch gibt, dass so etwas noch passiert... Aber warum ist das Glück nur so kurz?
Es war einmalig und er war genau mein Typ. Ich weiß nun zumindest, dass es das noch gibt... Aber es geschieht nur aus dem Zufall heraus. Alle zwangweise herbeigeführten BEgegnungen mit herausgepreßten Kompromissen gelingen nicht. Warum nicht, das ist mir nun klar. Es muss alles zusammenpassen - das Äußere zum Inneren und umgekehrt...
Nun gibt es die Trostpflaster-Schokolade:
1/4 l Milch erhitzen, 2 gehäufte Teelöffel (echten") Kakao mit 1 Teelöffel braunem Zucker, einer Messerspitze Zimt, etwas Kardamom und Vanille mit einem EL heißer Milch verrühren. Die restliche heiße Milch mit dem Schneebesen einrühren. 1(+-) Teelöffel Whiskey dazugeben. Wer hat, kann auch noch mit geschlagener Sahne garnieren...
Ein göttlicher Schlummertrunk...
Ich bin sicher, es gibt viele Menschen, die Bitterschokoladen-Geschichten erlebt haben...
Manchmal liegt das Glück womöglich darin, dass es sich nicht ganz erfüllt, oder?
Orlanda