Beitrag aus Archiv
Orlanda
Anzahl Beiträge: 3598
Lieber LightandKie, ich glaube nicht, dass Alkoholismus nur in den armen Schichten der Gesellschaft vorkommt, sondern genauso bei den Wohlhabenden. Alle Fälle, die ich persönlich kenne, sind keineswegs Menschen, die arbeitslos oder sonst irgendwie benachteiligt wären, sondern Menschen, die alles zu haben scheinen, was der Mensch braucht.
Soziale Kälte, Verwahrlosung gibt es sehr wohl auch da, wo genügend materielle Werte zur Verfügung stünden! Man trinkt weil man sich betäuben muss, da hilft auch nicht das teure Auto oder die teuren Klamotten!
Im Arbeitsleben geht das stille, heimliche Trinken in alle Hierarchieebenen... Es wird halt darüber hinweg gesehen, so wie überall.
Alkoholismus fällt auf, wenn er sehr unangenehm wird, wie z.B. bei den Jugendlichen im Zug. Wenn ich frühmorgens in die Arbeit fahre, sehe ich manches rotädrige Gesicht (mit dem verräterischen Glühen unter der Haut) und Menschen mit merkwürdig glänzenden Augen. Mit ein wenig Erfahrung erkennt man Alkoholkranke mit freiem Auge.
Prinzipiell ist jedes Alkoholikerschicksal ein sehr trauriges Kapitel, denn kein Mensch betrinkt sich regelmäßig wegen nichts! Mancher Mensch erträgt den Druck nicht und sucht die Betäubung auf diese Weise - andere werden offen depressiv oder nehmen sich das Leben. Wie Du sagst: Wie der Mensch veranlagt ist. Nicht jeder findet im Alkohol Entspannung - bei mir z.B. verstärken sich die aktuellen Gefühle, wenn ich traurig bin, werde ich nach ein paar Schluck Wein noch trauriger, also habe ich keine Lust mich zu betrinken. Situationen, in denen man sich nach Betäubung sehnt, hat aber fast jeder Mensch irgendwann in seinem Leben. Glücklich, wer dann vor der Versuchung, sich zu betrinken, geschützt ist.
Verurteilen möchte ich keinen Alkoholkranken, aber ich spreche schon aus, dass ich das Verhalten, wenn es zu extrem wird, als sehr lästig und unzumutbar empfinde. Das muss man sich auch wirklich nicht zumuten lassen! Alkoholkranke leben ganz gut mit diesem Verständnis und mit der Gleichgültigkeit, mit der ihnen in der Gesellschaft und auch oftmals in der Familie begegnet wird. Mir sind sie lästig in der Öffentlichkeit, in den Familien entstehen aber oftmals richtige Tragödien! Wenn nur mehr Menschen dagegen aufstünden und sich das ganze Theater, das Alkoholkranke veranstalten, nicht mehr gefallen lassen würden, würden sich wahrscheinlich mehr Alkoholkranke therapieren lassen. Jeder Co-Abhängige ist mitverantwortlich!
Orlanda