Beiträge zum Thema: Alkoholismus bei Jung und Alt

 
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Orlanda
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Ich fuhr gestern Früh mit dem Zug von Landshut nach München. Während unter der Woche vorallem Menschen mit diesen Zügen unterwegs sind, die in die Arbeit fahren, sind es am Samstag Menschen, die zum Einkaufen und, z.B. wie jetzt in der Weihnachtszeit, zum Münchner Christkindlmarkt fahren.

Und es ist wie an so vielen Samstagmorgen im Zug: Eine Horde betrunkener Jugendlicher grölt und tobt, dass es kaum auszuhalten ist. Der Gang ist mit vielen kleinen Schnapsfläschen verstellt, so dass man nichts Anderes als darüberstolpern kann, während die Jugendlichen gröhlen und dazu im Takt klopfen.

Eine Dame erzählt mir, dass es aber heute nicht so schlimm sei wie "sonst immer" - was das auch immer heißen mag. Ich erlebe das aber immer wieder, dass es scheinbar ohne Alkohol keine Freude und keine Entspannung zu geben scheint. Manchmal sind es auch "nur" Menschen im Pensionsalter, die mit Sektfläschchen "bewaffnet" sich die Fahrt nach München versüßen. Die sind aber gut drauf, wenn auch in ihrer Fröhlichkeit nicht zu überhören, aber sie wirken wenigstens nicht bedrohlich.

Einer der etwa 17jährigen Betrunkenen gröhlt "S... Heil", die Gruppe fällt johlend ein. Die umsitzenden älteren Passagiere ziehen die Köpfe ein und schauen betreten zum Fenster raus.

Als ich mich aufrege, meint eine ältere Dame: "Mei, es sind halt junge Leut - die wollen noch was erleben und halt feiern - es ist ja alles harmlos!"
Na, ich fände es nicht harmlos, wenn meine 15jährige Tochter mit einer solchen - wenn auch jugendlichen - Säufergruppe beisammen wäre!

Beängstigend ist's junge Leute in einem solchen körperlichen und geistig/seelischen Zustand zu sehen, aber ebenso beängstigend ist für mich die Lethargie der Alten. Natürlich darf ein junger Mensch seinen ersten Rausch haben, aber ob das am Samstagmorgen im Zug sein muss? Vermutlich haben zumindest die jungen Männer nicht ihre erste Begegnung mit zuviel Alkohol.

Ich wechsle den Platz, verziehe mich in einen anderen Wagen, in dem es friedlicher zugeht. Mir gehen die jungen Leute aber noch lange im Kopf herum... Was ist geschehen seitdem sie geboren wurden, als Kinder wie alle Kinder sind; was hat sie soweit gebracht, dass sie das Gift brauchen, um dieses Leben als interessant zu betrachten oder um es zu ertragen?

Kein weihnachtliches Thema...

Orlanda
 
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Hallo Apfedeandl,
(sag mal, fehlt in Deinem Nick das "l" vom Apfel?)

also, daß man dem (dem was?) nur entkommt, wenn man kriminell wird, mag ich so nicht ganz unterschreiben.
Aber im Prinzip gebe ich Dir Recht und wollte das mit diesen Worten

"Wer es schafft, hat entweder viel Glück oder muss einen hohen Preis dafür bezahlen, indem er ohne Netz und doppelten Boden entsprechende Risiken eingeht. Oder er lebt diese "Freiheit" auf Kosten Anderer. (Kosten nicht unbedingt im materiellen Sinn)"

auch aussagen.

Mit dem letzten Teil Deiner Aussage:

"Das Schlimmste ist, daß die meisten das nicht mal merken. Sie wissen ja auch nicht warum sie sich ständig betäuben müssen, warum ihre Seele schreit...
Sich dessen bewußt zu sein ist jedoch die Voraussetzung um Schlimmeres zu vermeiden. Wenn ich weiß, spüre, hier und da, das stimmt alles nicht, ist die Wahrscheinlichkeit, daß ich daran zugrunde gehe schon etwas geringer."

gehe ich vollständig konform, möchte jedoch ergänzen, daß ich persönlich nicht betroffen bin. Vermutlich wolltest Du mir das auch gar nicht unterstellen.

Du wirkst auf Deinem Foto (bist Du das selbst?) ja auch nicht gerade so wie eine, die am System "zerbrochen ist".

emirena
 
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Hallo Apfedeandl,

wenn ich Deine Worte richtig verstanden habe, stimme ich absolut zu.

"Verhindert wird in dieser Gesellschaft systematisch und gesetzlich verordnet, jegliches Leben. Der Mensch ist nur noch Funktionsobjekt des Kapitals."

Was kann der Einzelne dagegen tun? Sich auflehnen? Resignieren? Die Realität verdrängen und sich irgendwie arrangieren?
In Freiheit (wie ich sie mir vorstelle) zu LEBEN, ist ein Luxus, der nicht jedem vergönnt ist. Wer es schafft, hat entweder viel Glück oder muss einen hohen Preis dafür bezahlen, indem er ohne Netz und doppelten Boden entsprechende Risiken eingeht. Oder er lebt diese "Freiheit" auf Kosten Anderer. (Kosten nicht unbedingt im materiellen Sinn)

Habe heute in der Zeitung gelesen, daß immer mehr ältere Menschen (so ab dem Rentenalter) der Alkohol- oder Tablettensucht verfallen sind. Mich wundert das auch nciht wirklich. Eine Betäubung scheint das Unerträgliche wenigstens für kurze Zeit "auszuschalten".

Dumm nur, dass das Ganze für viele in einer endlosen Abwärtsspirale endet, in die leider oft auch andere nahestehende Personen hineingezogen werden.

emirena
 
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LightandKi
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So ist es.
 
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LightandKi
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@wopinio

"Jerder für sich selsbt, aber Gott für alle" ? - Der Zusammenhang erschließt sich für mich hier nicht ganz. Vielelciht könntest du es erlätern?
 
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Orlanda
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Die meisten Leute, die in eine solche Beziehung geraten haben ja angeblich schon aus der Kindheit Erfahrungen mit alkoholkranken Eltern(teilen)...

Viele der negativen Dinge im Leben kommen ja immer wieder daher, so als ob man zur Strafe hundertmal schreiben müßte.... bis man es endlich kapiert und dran geht sein Problem zu lösen!

Orlanda
 
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eben...
"Nirgends zeigt sich das Wechselspiel besser als bei einer Alkoholiker/Co-Beziehung. Wer ist Opfer? Wer ist Täter?..."

beide???

bis sich (mindestens) einer aus "seiner" Opferrolle befreit.
Geschieht das nicht, ist das Wechselspiel endlos; es sei denn, daß der Tod sie scheidet..

emirena
 
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Orlanda
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Ja, Emirena, wir wissen schon, das Thema und die Ursachen sind vielfältig und es gibt ebensoviele individuelle Schicksale wie es Menschen gibt. Aber man beschreibt eine Situation, zieht Schlüsse - natürlich ergeben sich Parallelen und man kann auch gewisse Regelmäßigkeiten erkennen. Aber nichts ist wie das Andere...

Jeder Mensch erhält von anderen Menschen Impulse und gibt solche an Menschen ab - im negativen als auch im positiven. Und es scheint Anziehungskräfte zu geben - wie bei einem Puzzle harmonieren zwei Teile - auch im negativen Sinne..

Es heißt, es gibt nicht nur Opfer und Täter, sondern jeder Täter sucht sich sein Opfer und jedes Opfer auch seinen Täter (Kinder schließe ich dabei aber aus!).... Manchmal macht man sich auch zum Opfer und suhlt sich in der Rolle... Nirgends zeigt sich das Wechselspiel besser als bei einer Alkoholiker/Co-Beziehung. Wer ist Opfer? Wer ist Täter?...

Orlanda
 
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ja, aber bitte Vorsicht mit Verallgemeinerungen!

Mal brauchen die Co-Abhängigen "ihren Säufer", mal "benutzen" die Alkoholiker ihre Mitmenschen.

Und manchmal tun beide auch das Richtige.
Manchmal ist die einzig richtige Lösung eine Trennung und ein Neubeginn für beide.

Das "Richtige" ist meistens nicht einfach für alle Beteiligten.

emirena
 
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LightandKi
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Ich teile diese Meinungen hier.
 
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Orlanda
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Gut und schlüssig und WAHR, liebe Silberstaub!!

Orlanda
 
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Orlanda
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Lieber LightandKi,

die Alkoholkranken, die ich persönlich kannte, hatten alle ein massives Problem. Das schien wie eine innere Spannung zu sein, die kaum erträglich war. Und immer war dabei diese Ausweglosigkeit ....

Mir fiel auch auf, dass manchmal das Problem vom Kranken schon erkannt wurde, er aber keinen Mut hatte, das Problem anzupacken. Oftmals bedeutet das, sich gegen die Familie zu stellen - denn die Verstrickungen sind manchmal sehr verworren.

Mann und Kinder leiden unter der alkoholkranken Mutter; diese trinkt, weil sie die Ehe mit dem Mann kaum mehr erträgt. Man hat geheiratet wegen des Kindes, das unterwegs war und das Zusammenleben, die Enge der Ehe überfordert die Frau.
In diesem Fall, der sich noch zu einer Zeit abspielte, in der eine Scheidung so gut wie undenkbar, weil gesellschaftlicht nicht akzeptiert war, hat die Frau ihren Frust und Kummer "ertränkt". Sie starb ein paar Jahre später an Brustkrebs.

Aber auch noch heute harren viele Menschen in Partnerschaften aus, die sie verabscheuen - dazu brauchen Sie den Alkohol.

Der Mann, der täglich 14 Stunden in der Arbeit verbringt, sich heimlich tagsüber und abends vor dem Heimgehen betrinkt, weil er das Nachhausekommen so sehr fürchtet. Seine Frau fordert von ihm nur, sie jagt ihn von einer Veranstaltung zur anderen, er kann nicht er selbst sein, nicht sein Leben leben wie er das möchte und so betrinkt er sich tagsüber heimlich... Ärger mit dem Chef kommt noch dazu....

Sicher weiß die Frau, dass ihr Mann trinkt, aber sie duldet es, weil auch sie Angst vor dem klärenden Gespräch hat...
Man sollte Co-Abhängige fragen, weshalb sie stillhalten. Nicht immer ist es nur das edle Helfenwollen - manchmal ist es auch Angst davor, die Wirklichkeit anzuerkennen und die Wahrheit auszusprechen...

Orlanda
 
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LightandKi
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Liebe Orlanda,

du schreibst:

"Verurteilen möchte ich keinen Alkoholkranken, aber ich spreche schon aus, dass ich das Verhalten, wenn es zu extrem wird, als sehr lästig und unzumutbar empfinde. Das muss man sich auch wirklich nicht zumuten lassen! Alkoholkranke leben ganz gut mit diesem Verständnis und mit der Gleichgültigkeit, mit der ihnen in der Gesellschaft und auch oftmals in der Familie begegnet wird. Mir sind sie lästig in der Öffentlichkeit, in den Familien entstehen aber oftmals richtige Tragödien! Wenn nur mehr Menschen dagegen aufstünden und sich das ganze Theater, das Alkoholkranke veranstalten, nicht mehr gefallen lassen würden, würden sich wahrscheinlich mehr Alkoholkranke therapieren lassen. Jeder Co-Abhängige ist mitverantwortlich"

Ich würde es nicht als "aufstehen" bezeichnen, sondern als "Konfrontation. - Angehörige nöchten meist helfen, übersehen aber, dass unser "herkömmliches" Hilfeverständnis eher krankheisverlängern wirkt. - ich sagte ja: "akzeptieren" muss und sollte man das Saufen nicht. Zumal dann, wenn man von den Auswirkungen selbst betroffen ist.

Allerdings habe ich in der Beratung von Angehörigen oft erlebt, dass sie es schwer haben, ihre Rolle als Co-Abhängige zu reflektieren. Das "Problem" hat ja der andere. Wenn der aufhört zu trinken, ist ja alles in Ordnung. Systemisch betrachtet stimmt das aber so nicht ganz. - Wenige Angehörige suchen sogenannte "Angehörigengruppen" auf oder lassen sich zumindest beraten. ---

Nein, nicht akzeptieren. Wenn ich von Alkoholkrankheit rede, meine ich eben nicht, dass man den Ahängigen auch noch streicheln sollte. ---

Übrigens ist der erste Weg, dass ein Alikoholiker seine Lebenssituation überhaupt reflekteren kann, dass er das Glas stehen lässt. Vorher macht es keinen Sinn. Es gibt Tausende von Gründen, weshalb jemand zum Alkoholiker wird. Den "einen Grund" findet man nicht und ist - wenn man aufgehört hat - auch irrelevant. Wichtiger ist es, herauszufinden, wie man "zufrieden abstinent" lebt und das Trockensein nicht als Verzicht, sondern als Bereicherung erlebt.

Der Weg dorthn kann ein sehr schwerer und sehr langer sein. - Manche schaffen es nie: mein Bruder starb vorher.
 
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Orlanda
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@Emirena: ".... Trotzdem werde ich mich immer wieder darüber "aufregen" und nicht mit stoischer Ruhe darüber hinwegsehen..."

Da geht es mir nicht anders, muss mich aber immer wieder zurückhalten, denn es liegt bei mir kein allzu weiter Weg zur generellen Verzweiflung. Wenn ich mich reinsteigere, verliere ich alle Hoffnung, weil es ja so wenig ist, was man tun kann... Aber es bleibt halt nichts Anderes, als im Umfeld tätig zu sein, Hilfe anzubieten und sich einzumischen.

Ich bewundere Menschen, die sich groß einbringen können und trotzdem nicht daran zugrunde gehen. Neulich hörte ich, dass ein bekannter bayrischer Grüner (Bauer und Bürgermeister einer kleinen Gemeinde) an Krebs gestorben ist. Kann mir gut vorstellen, dass so ein Kampf gegen die Naturzerstörung und gegen die allgemeine Dummheit einem die Gesundheit kosten kann....

Ich bin die Tochter einer alkoholkranken Frau und habe auch eine kurze Beziehung zu einem Alkoholkranken (lange) hinter mir. Ich kenne die Hoffnung, einem solchen Menschen zu helfen, aber auch die Vergeblichkeit, wenn der Mensch sich weigert diesen Weg zu verlassen.

Auf geht's! Die Arbeit ruft..!
Wünsche Dir, liebe Emirena, einen schönen Tag!

Orlanda
 
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PS an Orlanda:
das kann ich sehr gut verstehen, daß Du es als sehr lästig und unzumutbar empfindest, wenn Du mit den von Dir geschilderten Situationen, z.B. in der Bahn, konfrontiert bist.

Mit "Verantwortung der Gesellschaft" habe ich natürlich niht gemeint, daß Du oder jemand anderer hier eingreifen soll.
Ich meine damit nur "Wachsamkeit" jeder Art von sozialer Kälte oder gar Gewalt gegenüber.
 
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da ich ja auch schön "älter" bin (grins),
liebe Olanda, habe ich auch schon viele Perversitäten erlebt oder gesehen.
Trotzdem werde ich mich immer wieder darüber "aufregen" und nicht mit stoischer Ruhe darüber hinwegsehen.

"jeder Co-Abhängige ist mitverantwortlich!"
Ja, so lange er nicht damit aufhört, co-abhängig zu sein. Was Du über die Gleichgültigkeit in der Familie schreibst, kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Denn genau das ist ja das Problem eines Co-Abhängigen, dass ihn die Tragödie NICHT kalt lässt.
Er bemüht sich, zu helfen - und tut damit genau das FAlsche.

Zwischen "mal ein Gläschen trinken"und sich"betrinken" ist ja ein himmelweiter Unterschied.
Ich bin wirklich sehr froh, daß mich ein Gläschen nicht noch trauriger macht; und wenn ich mich nach Betäubung sehne (kommt vor), fallen mir noch ein paar ungefährlichere Dinge ein. Zu dieser Einstellung bin ich durch "Übung" und Lebenserfahrung gekommen, bilde mir jedoch nicht ein, daß dies ein persönliher Verdienst ist.

Krankheit kann durch gesunde und vernünftige Lebensweise in gewisser Weise ein wenig beeinflußt werden; eine Garantie, nicht zu erkranken, hat niemand. DAS ist ausnahmsweise mal GERECHT,
auch Reiche haben eine solche Garantie nicht.

emirena
 
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Orlanda
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Lieber LightandKie, ich glaube nicht, dass Alkoholismus nur in den armen Schichten der Gesellschaft vorkommt, sondern genauso bei den Wohlhabenden. Alle Fälle, die ich persönlich kenne, sind keineswegs Menschen, die arbeitslos oder sonst irgendwie benachteiligt wären, sondern Menschen, die alles zu haben scheinen, was der Mensch braucht.

Soziale Kälte, Verwahrlosung gibt es sehr wohl auch da, wo genügend materielle Werte zur Verfügung stünden! Man trinkt weil man sich betäuben muss, da hilft auch nicht das teure Auto oder die teuren Klamotten!

Im Arbeitsleben geht das stille, heimliche Trinken in alle Hierarchieebenen... Es wird halt darüber hinweg gesehen, so wie überall.

Alkoholismus fällt auf, wenn er sehr unangenehm wird, wie z.B. bei den Jugendlichen im Zug. Wenn ich frühmorgens in die Arbeit fahre, sehe ich manches rotädrige Gesicht (mit dem verräterischen Glühen unter der Haut) und Menschen mit merkwürdig glänzenden Augen. Mit ein wenig Erfahrung erkennt man Alkoholkranke mit freiem Auge.

Prinzipiell ist jedes Alkoholikerschicksal ein sehr trauriges Kapitel, denn kein Mensch betrinkt sich regelmäßig wegen nichts! Mancher Mensch erträgt den Druck nicht und sucht die Betäubung auf diese Weise - andere werden offen depressiv oder nehmen sich das Leben. Wie Du sagst: Wie der Mensch veranlagt ist. Nicht jeder findet im Alkohol Entspannung - bei mir z.B. verstärken sich die aktuellen Gefühle, wenn ich traurig bin, werde ich nach ein paar Schluck Wein noch trauriger, also habe ich keine Lust mich zu betrinken. Situationen, in denen man sich nach Betäubung sehnt, hat aber fast jeder Mensch irgendwann in seinem Leben. Glücklich, wer dann vor der Versuchung, sich zu betrinken, geschützt ist.

Verurteilen möchte ich keinen Alkoholkranken, aber ich spreche schon aus, dass ich das Verhalten, wenn es zu extrem wird, als sehr lästig und unzumutbar empfinde. Das muss man sich auch wirklich nicht zumuten lassen! Alkoholkranke leben ganz gut mit diesem Verständnis und mit der Gleichgültigkeit, mit der ihnen in der Gesellschaft und auch oftmals in der Familie begegnet wird. Mir sind sie lästig in der Öffentlichkeit, in den Familien entstehen aber oftmals richtige Tragödien! Wenn nur mehr Menschen dagegen aufstünden und sich das ganze Theater, das Alkoholkranke veranstalten, nicht mehr gefallen lassen würden, würden sich wahrscheinlich mehr Alkoholkranke therapieren lassen. Jeder Co-Abhängige ist mitverantwortlich!

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Weißt Du, liebe Emirena, auch wenn ich weiß, dass man nicht aufgeben darf im immer wieder aufzeigen von Ungerechtigkeiten, so weiß ich aus Erfahrung, dass solche Dinge wie das Vererben großer Vermögen an Tiere nicht aus der Welt zu schaffen sind, es sei denn durch Gesetze, die ein solches Vererben verbieten.
Ob aber nun eine Katze erbt oder z.B. ein rauschgiftsüchtiger Neffe (so einen Fall kenne ich persönlich) bleibt sich gleich. Es wird nie zu verhindern sein, dass verhaltensgestörte Menschen den Blick für die Realität verlieren und bei der Verteilung ihres Vermögens nicht an bedürftige Menschen denken...

Manchmal ist schon der Erwerb eines großen Millionenvermögens so verworfen, dass man sich über das Weitergeben an die Nachfahren dann gar nicht mehr wundert.
In dem Fall, den ich vorhin angesprochen habe, sind es zwei Schwestern (beide nun Mitte 70 Jahre alt), die von ihrem Vater, einem ehemaligen Lok-Heizer, das Vermögen geerbt haben.
Der Mann hat sich in der Na.zi-Zeit beim Menschentransport sehr verdient gemacht und durfte bei den Plünderungen an Juden mitmachen. Er hatte, als er noch lebte, so erzählte mir ein Neffe, die ganze Wohnung vollgestellt mit Möbeln und Wertgegenständen aus den Plünderungen - sogar ein wertvolles Klavier.
Die Familiengeschichte verläuft aber in der Gegenwart so, dass Shakespeare damit eine wunderbare Vorlage gehabt hätte für seine Dramen. Es ist ziemlich gruselig und nun buhlen die beiden Neffen (der ältere ist ein Zuhälter und der jüngere Neffe schwer rauschgiftsüchtig) um die Gunst der Tante und um deren Erbe.
Das ERbe der Mutter ist schon längst durchgebracht und vergeudet mit teuren Autos usw.
Pikanterweise bevorzugt die Tante das rauschgiftsüchtige Jüngelchen - mit dem verbindet sie seit seiner frühen Jugend ein sehr inniges, inzestiöses Verhältnis...

Wer lange genug lebt, erlebt im Laufe seines Lebens so viele Perversitäten, dass das Vererben eines Millionenvermögens an eine Katze nur ein "kleiner Fisch" ist...

Orlanda
 
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hallo Orlanda,
auch wenn die Menschen u.a. auch auf Grund ihrer eigenen Dummheit (wahrscheinlich) aussterben werden, heißt das ja noch lange nicht, daß man einen solchen Schwachsinn wie das Vererben von großen Vermögen an Tiere hinnehmen muß.

Laß die Katz doch soviel erben, wie sie bis an ihr natürliches Ende zum Fressen braucht - aber die übrigen Millionen könnten bestimmt für Kinder, die es nötig hätten, besser eingesetzt werden.

Manchmal - finde ich - darf und muß man auch geltendes Recht in Frage stellen.
(das geltende Recht, gestehe ich, habe ich diesbezüglich nicht geprüft sondern "nur" meinen Verstand befragt, von dem ich nicht behaupte, daß er unfehlbar ist.

emirena
 
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darin stimme ich Dir weitestgehend zu, LightandKi;
die Alkoholsucht ist keineswegs überwiegend ein Problem der sogenannten Unterschicht.

Ich habe mich mit diesem Thema mal wegen eines früheren Lebensabschnittsgefährten auseinandergesetzt; in diesem Falle handelte es sich um einen in besten Akademikerkreisen aufgewachsenen, studierten und intellektuell außergewöhnlichen Menschen. ABer das ist ja nur ein Beispiel von sehr sehr vielen....

Trotzdem denke ich aber, daß es Menschen, die in prekären Verhältnissen leben, unverhältnismäßig schwerer haben als Gutsituierte, mit dieser wie auch mit anderen Krankheiten fertig zu werden.

emirena

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