Beiträge zum Thema: Warum der Niqab ein Probelm für Rabbiner ist

 
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ja, mir geht es aber nicht darum was in einer "Kultur" als frei oder unfrei empfunden wird, sondern darum, was ein einzelner Mensch empfindet.
Was ist das denn für eine "Kultur", die dem Menschen vorschreibt, was er zu empfinden hat?
Mir geht es um das Recht und die Freiheit jeder einzelnen Person; unabhängig von Geschlecht, Alter, Haar- und Hautfarbe......

Angepaßt und träge, wie einzelne oft sind, glaubt dieser Mensch dann irgendwann sogar selbst, das zu empfinden, was ihm permanent eingetrichtert/vorgebetet wird.

Immerhin lassen die aktuellen politischen Ereignisse und Entwicklungen ein wenig hoffen.
Dank der fortschreitenden Vernetzung aller Menschen wird Unterdrückung immer schwerer umzusetzen.
Es gibt aber noch genug "Nester", wo alles noch "beim alten" ist.

Sicher sind solche Veränderungen nciht von heute auf morgen umzusetzen, aber nie waren die Voraussetzungen besser. Auch in den nordafrikanischen Ländern hätte sich wenig bewegt, wenn nicht Einzelne unter Zuhilfenahme aller technischen Möglichkeiten eine Revolution in Gang gebracht hätten.
Traurig, daß es mit einer Selbstverbrennung beginnen musste. Erst dann wird HINGESEHEN.

emirena
 
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Mein (unverhüllter) Kommentar zu Merlins Freiheits- bzw. Verzichts-Definition:

Ja, das scheint mir auch wichtig, daß man

M: ... Freiheit nicht auf Biegen und Brechen auf Kosten anderer durchsetzten will. Dadurch bekommt die Göttin der Freiheit sehr leicht das Antlitz von Intoleranz, Rücksichtslosigkeit und Habgier

e: Ich nötige niemanden, lasse mich aber auch nicht nötigen. Die Grenze meiner Freiheit sehe ich in der Unantastbarkeit der Würde und in der physischen Unversehrtheit eines anderen Menschen. Andere Grenzen stelle ich in Frage.

Das Beispiel für den "etwas subtileren Verzicht" finde ich gut.
Es muß eben ein freiwilliger, bewußter Verzicht sein. Wird ein Verzicht gefordert, ist es Unfreiheit.

M: Man muß sich bewußt werden, daß man nicht alle Freiheiten dieser Welt ausschöpfen muß, um ein glücklicher und erfüllter Mensch sein zu können.

Ja und manche Freiheit hat gelegentlich einen so hohen Preis, daß man sich gut überlegen sollte – ob es sich lohnt ihn zu zahlen. Man ist dabei auch gut beraten, wenn man bei solchen Dingen auf das Kleingedruckte achtet. Es soll sogar Leute geben, die auf diese Weise ihr Seelenheil verkaufen.

e: Na klar, auch Freiheit hat einen "Preis"/eine Kehrseite.
UNd ja, auch ohne Ausschöpfung ALLER Freiheiten dieser Welt kann man - ganz allgemein - ein glücklicher und erfüllter Mensch sein.

ABer auch dafür gilt, daß jeder selbst abwägen darf, welchen Preis er zu zahlen bereit ist, welchen Verzicht er im Rahmen seines Freiheitsrehtes freiwillig üben kann ohne dadurch die Persönlichkeitsrechte von anderen zu verletzen.

Wer sich selbst aus religiösen oder anderen Gründen jegliche Freiheit selbst versagt, darf das natürlich tun.
Er darf das aber NICHT von anderen fordern oder stillschweigend voraussetzen.

emirena
 
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FÜR MICH wäre VERHÜLLUNG UNFREIHEIT.
Ich will weder meinen Blick einschränken lassen noch mein GEhör; will den Wind in meinen Haaren und auf meiner Haut spüren und auch die Sonnenstrahlen.

Wie wollt Ihr denn wissen, wie es sich unter einer Verhüllung jeder Art anfühlt? bei 40 Grad im Schatten?
Es wird einfach so von außen bestimmt, wie ein Mensch sich zu fühlen hat. Ich finde das unerträglich.

Nochmal ganz klar: wer sich wirklich FREIWILLIG verhüllen möchte, soll es bitte tun. Wann und wo auch immer.
Von mir aus können die Freiwilligen auch gerne beim Sex oder in der Badewanne/Dusche ihren Schleier anbehalten oder im Tschador, mit Gesichtsschleier, mit der Burka oder nur mit Kopftuch im Meer baden, wenn man ihnen Gelegenheit dazu gibt.
Letzteres bezweifle ich allerdings.
Mir doch egal.

Freiwillig heißt jedoch nicht nur ohne Zwang vom Staat, sondern auch ohne Zwang durch Ehepartner oder Familie, ohne Zwang von Religionshütern und ohne subtilen Zwang von der breiten Öffentlichkeit.

Das Thema Freiheit hätte ich lieber unabhängig von Verhüllung oder Nicht-Verhüllung diskutiert. Das ist schief gegangen. Ich bekenne mich schuldig, meine Frage an der falschen Stelle in den Raum gestellt zu haben. Hiermit ziehe ich meine Frage nach Freiheit im Zusammenhang mit allen Verhüllungspraktiken zurück..

Merlin, vielen Dank für Deinen VErsuch, den Begriff Freiheit ohne Bezug zur Verhüllung zu definieren!

emirena
 
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Merlin47
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Liebe Emirena,

der eigene Freiraum umschreibt ja schon die Grenzen, um die es bei der Freiheit gehen soll. Es gibt also keine große und kleine Freiheit, sondern nur die persönliche Freiheit eines Individuums.

Es werden also auch nicht nur kleine Entscheidungen im Alltag getroffen, sondern auch große, die einen weiteren Lebensweg oder eine Lebensphilosophie bestimmen können. So wird auch klar, warum zunächst auch die Gründe keine Rolle spielen, die zu einer Einschränkung meines Freiraumes führen.

In diesem Zusammenhang gibt es äußere und innere Zwänge, die zum Verzicht meiner Freiheit führen können, aber die meinte ich in meinem letzten Beitrag nicht.

Es erscheint mir persönlich wichtig, meine Freiheit nicht auf Biegen und Brechen auf Kosten anderer durchsetzten zu wollen. Dadurch bekommt die Göttin der Freiheit sehr leicht das Antlitz von Intoleranz, Rücksichtslosigkeit und Habgier.

Da gibt es aber noch einen etwas subtileren Verzicht, bei dem es darum geht sich selbst seiner Freiheit bewußt zu werden. Anderen einmal etwas von seinem eigenen Freiraum vorübergehend, ohne Gegenleistung überlassen zu können – ist ein Beispiel für einen solchen Verzicht.

Man muß sich bewußt werden, daß man nicht alle Freiheiten dieser Welt ausschöpfen muß, um ein glücklicher und erfüllter Mensch sein zu können.

Ja und manche Freiheit hat gelegentlich einen so hohen Preis, daß man sich gut überlegen sollte – ob es sich lohnt ihn zu zahlen. Man ist dabei auch gut beraten, wenn man bei solchen Dingen auf das Kleingedruckte achtet. Es soll sogar Leute geben, die auf diese Weise ihr Seelenheil verkaufen.


Merlin
 
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Ehemaliges Mitglied
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Über die Frage, was Freiheit ist, machte ich mir schon seit vielen Jahren Gedanken.

Diese Definition "sie sollte mir den Freiraum bieten ich selbst zu sein" gefällt mir und erscheint mir für mich richtig. Auf eine bestimmte Art von Freiheit zu verzichten, ist ja auch Freiheit.

Gibt es also eine kleine Freiheit für die kleinen Entscheidungen des täglchen Lebens und eine übergeordnete Freiheit, die mir erlaubt, mich bestimmten Regularien (oder auch dem Schicksal) "hinzugeben" oder sie abzulehnen?

Leider gibt es aber auch Menschen, die sich keinerlei Freihheit erlauben können außer der Freiheit der Gedanken im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Welche Art von Verzicht meintest Du, Merlin?

emirena
 
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Merlin47
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Freiheit entsteht nach meiner Meinung nicht dadurch, daß ich mir Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse erfülle – die mir andere vorgaukeln, daß ich sie haben müßte. Sie sollte mir vielmehr den Freiraum bieten ich selbst zu sein.

Die Freiheit muß dabei aber auch sein, daß man sie nicht nur annehmen, sondern auch auf sie verzichten kann.

Merlin
 
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Orlanda
Orlanda
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Nachtrag:

Während ich die Nachricht lossandte, fiel mir ein Gedicht aus Ralf Rainer Reimanns "Gedankendichte" ein:

was dich begrenzt
ist die flucht
vor dir
in das
was du
nicht überwunden hast


Orlanda
 
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Orlanda
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Gut aufgeführt, liebe Heydiehex!

Auf einen Zettel geschrieben, darüber meditiert und eins ums andere abarbeiten:

Angst vor Zurückweisung
Vorgefaßte Meinungen
Alte Verletzungen, die wir nicht vergessen können oder wollen
Mangelndes Vertrauen
Mangelndes Selbstvertrauen

Die Selbstverleugnung würde ich mit "Unachtsamkeit mit mir" ersetzen (bei mir!)....

Orlanda
 
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Orlanda
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Lieber Merlin,

diesen Gedanken sollte man/frau an die Spitze aller Gedanken setzen...

Orlanda
 
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Merlin47
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Liebe Orlanda,

noch schöner ist es, wenn man sich jeden Tag seiner Freiheit auch bewußt werden kann.

Merlin
 
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Orlanda
Orlanda
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Lieber Merlin, so sehe ich das auch! Und (mitteleuropäische) Frauen haben es heute in der Hand, nicht nur aus den alten Rollen auszubrechen, sondern auch IHRE Rolle für sich zu definieren und zu leben!

Freiheit ist ein schöner Begriff, für den der sie nicht hat. Wer sie aber hat, weiß oftmals damit nicht recht viel anzufangen...

Orlanda
 
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Merlin47
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Liebe Orlanda,

wenn Du in diese Zeit zurückdenkst, wirst Du Dich auch an jene Mütter erinnern, die genau diese Rolle vermittelt haben. So ist es auch in dem besagten Beispiel mit den strenggläubigen jüdischen Frauen.

Ich hatte ja schon an verschiedenen Stellen darüber geschrieben, daß die Ursachen solcher Dinge nicht nur im Verständnis der Männer liegen, das ist lediglich das Ergebnis einer allgemeinen Geisteshaltung.

Merkwürdig ist doch, daß auch bei uns die Frauen sich nicht wirklich von den alten Strukturen befreien, sondern lediglich versuchen sich mit der Emanzipation an die Rolle der Männer anzugleichen. Das wird schon aus dem Wort Emanzipation sichtbar, denn da geht es nicht um Sklavinnen und Töchter, die befreit werden sollen, sondern um Sklaven und Söhne.

Eventuell sollten sie ihren Stellenwert als Frau einfach einmal überdenken und sich ihrem Wesen auch bewußt werden, wie das in matriarchalischen Gesellschaften in der Vergangenheit und Gegenwart vorgelebt wird und wurde.

Wir brauchen für eine bessere Gesellschaft nicht noch mehr männliche Muskelspiele und Rücksichtslosigkeit, sondern die soziale und kommunikative Kompetenz der Frauen. Eventuell finden wir ja auf diese Weise zu einer kreativen Symbiose von Mann und Frau zurück.

Um es gleich richtig zu stellen, es geht mir nicht um die Rückkehr in ein altes Rollenverständnis der Frauen – sondern um eine Chance auf neuen Wegen in die Zukunft gehen zu können.

Erst gestern kam in N24 eine sehr interessante Dokumentation über neuronale Zusammenhänge, die eine wirkliche Weiterentwicklung des Menschen verspricht. Eine Entwicklung, in der jene Strukturen eine Rolle spielen, über welche gerade die Frauen über besonderem Maße verfügen.

Merlin
 
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Orlanda
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Ähnliches geschah auch in Mitteleuropa, vor langer Zeit. Es braucht Zeit, bis sich die Menschen tatsächlich an "Freiheit" gewöhnen. Und es war ja auch bei uns bezeichnend, wie lange gerade von den Frauen die alten, beengenden Zustände gehortet und verteidigt wurden! Beispiele gibt es genug, bis auf jene "Fosilien" in der heutigen Zeit.

Die Aufklärung scheint manchmal bis heute nicht stattgefunden zu haben in manchen mitteleuropäischen Gehirnen..
Völker, die anders strukturiert sind, eine andere Geschichte hinter sich haben, gehen da keinen Sonderweg.

Mir ist Russland auch immer ein Beispiel, wie errungene Freiheit nicht unbedingt wirklich in die Freiheit führt. Es wechseln sich nur die Vorzeichen. Waren es früher die Adeligen, später die Führer der Sowjets, so sind es heute die durch meist unlautere Geschäfte emporgekommenen Neureichen, die das Volk ausbeuten und ausbluten lassen...

Hauptfaktor ist immer der Mensch - und der ändert sich nur schwer oder langsam...

Orlanda
 
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Orlanda
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Sich über die Unterdrückung der Frau aufzuregen hat meistens auch mit einem selbst zu tun. Bei mir, weil ich auch noch in einer Zeit großgeworden bin, in der Mädchen und Frauen mit einem Rollenbild der Frau diskriminiert wurden.

Zum Glück kamen aber die Endsechziger-Jahre und wenn es auch noch einmal 30 Jahre gedauert hat, bis sich bei mir das Bewußtsein vollkommen etabliert hatte, dass ICH gleichwertig bin mit allen Männern, so bin ich dankbar, nicht schon vor 100 Jahre geboren zu sein!

Wer sich Geschichten der Vor-Mütter zu Gemüte führt, wird ähnliches erfahren, das heute in jenen Ländern geschieht, in denen Frauen benachteiligt sind und keinerlei Chancen auf Änderung der Lebenssituation haben. Deshalb tut es auch so weh, wenn man z.B. von Frauen hört, die nur aufgrund ihres Frauseins alles mögliche ertragen müssen, was Männern erspart bleibt. Es ist meistens in uns etwas da, was uns empfänglich macht, auch wenn wir uns dessen nicht bewußt sind.

Natürlich darf man dabei nicht die allgemeinen Ungerechtigkeiten außer Acht lassen. Wenn ich meinen Enkel ansehe und daran denke, dass er, wäre er in einem unterentwickelten Land geboren, heute schon Arbeit verrichten müßte, wird mir schlecht...

Nach einer streßgefüllten Woche schiebe ich solche Gedanken nun aber weg, sonst rutsche ich von einer Depression in die andere... Das ist wahrscheinlich das Grundproblem, dass unsere eigenen aktuellen Probleme uns so in Anspruch nehmen, dass wir uns mit wirklichen nicht mehr in angemessener Form auseinandersetzen mögen...

Orlanda

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