ich berichte mal für die, die es interessiert, die aber die Diskussion bei Anne Will nicht verfolgen konnten:
Zunächst lief die Diskussion relativ gesittet ab. Da sieht man doch, wieviel Möglichkeiten der Steuerung ein guter Moderator hat.
Leider war weder ein Mediziner anwesend noch Eltern, die beschnittene Söhne hatten.
Beeindruckt hat mich die Aussage des Juristen, daß die Kinder ja auch ein Recht auf Religionsfreiheit haben. Sind sie beschnitten, wird ihnen dadurch dieses Recht zwar nicht genommen, aber es handelt sich doch um eine erheblich Beeinflussung der späteren Lebensweise.
Gleichzeitig ist dies aber auch ein Kontra-Argument, vorgetragen von einer Rechtsanwältin (modern, ohne Kopftuch) muslimischen Glaubens, die, wie sie sagt, einen Sohn vermutlich deshalb hätte beschneiden lassen, damit er nicht zum Außenseiter gemacht wird.
(aus dem gleichen Grund hat mein Sohn seine beiden Söhne mit ca. 11 und 12 Jahren nachträglch taufen lassen. Zugegeben, da war keine körperlicher Eingriff im Spiel)
Es wurden auch einige Interviews von muslimischen Jugendlichen eingespielt, die alle bestätigten, sich nciht traumatisiert zu fühlen. Bis auf eine einzige Ausnahme von etwa 8-10 jungen Männern.
Gar nicht überzeugt hat mich der Rabbiner, aber das mag zum Teil auch daran liegen, daß ich als Atheistin einfach dieses angebliche "von Gott gegeben" nicht nachvollziehen kann. Er stellte die jüdishe Beschneidung als Geschenk an das 8 Tage alte Kind dar. Gott selbst hat angeblich das so bestimmt.
Die andere Muslima mit Kopftuch, Journalistin und sicher gebildet und integriert, vermutlich in D geboren, spielte den Eingriff als harmlos herunter. Es ginge ja angeblich "nur" um ein Stückchen Haut und je früher in der Kindheit das geschieht, desto leichter ist es zu verkraften. Dieser Argumentation konnte ich auch nicht folgen.
Mein persönliches Fazit:
Ja, es ist eine m.E. völlig unnötige Körperverletzung, aber ich halte es nach wie vor für sinnvoller, wenn der Weg des Dialoges gewählt werden würde, um (sinnlose) religiöse Rituale, die man Kraft Gesetz nicht verhindern wird, um ein Umdenken von innen heraus zu erzielen. Ja, das dauert.
Zu guter Letzt; und ich bin mir völlig darüber im Klaren, daß das kein Argument für die BEschneidung sein kann oder sein darf:
Aus Sicht vieler Frauen ist ein beschnittener Penis angeblich ästhetischer und aus Sicht der Medizin die GEfahr von Infektionen oder Gebärmutterhals bei der Frau geringer, weswegen (ich berichte nur, was ich gehört habe) 70% aller amerikanischen Männer beschnitten sein sollen.
emirena