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Orlanda
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Zwischen ewigem Jammer und einverleibter Weltverdrossenheit und bewußtem Wahrnehmen von Schmerz, Leid, Dunklem und melancholischen Gefühlen besteht ein großer Unterschied.
Um das Licht bewußt wahrnehmen zu können, braucht es den Kontrast, die Dunkelheit.
Bringt uns die Verdrängung des Dunklen mehr Licht? Leben wir besser und länger, wenn wir Trauer, den Tod und Zeiten der Krankheit aus unserem Bewußtsein verdrängen?
Hat es uns mehr Lebensqualität gebracht, nur weil wir Geborenwerden und Sterben aus unserem Alltag verbannt haben?
Das wahre Leben findet immer zwischen zwei Polen statt. Wer sich auf einen der beiden vollkommen zurückzieht, versäumt das wahre Leben.
Lebensqualität ergibt sich erst aud der Balance beider Pole und deren Gefühlen und Empfindungen:
Der Tag besteht zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang.
Die sonnenüberflutete Landschaft ermüdet das Auge, die Farben verblassen im grellen Licht. Erst mit dem Aufziehen von Wolken oder erst wenn sich die Sonne dem Horizont zuneigt, erhalten die Farben die ihnen innewohnende Leuchtkraft. Der Schatten hebt jene Stellen hervor, auf die die Sonne scheint, Landschaft und Gegenstände erstrahlen in fast göttlichem, gleißendem Licht.
Die gesunde Seele erträgt und genießt die maßvolle Dunkelheit und erkennt auch im Melancholischen Schönheit und Erhabenheit, weil sie sich des ewigen Wechsels zwischen Licht und Schatten, Leben und Tod, Hoffen und Bangen, wie auch des ewigen Anfangs und Endes angstfrei bewußt ist.
Es ist ja nichts weiter als nur das Prinzip des Lebens!
Wer tot war und wiedergeboren wurde, fürchtet nicht mehr den Tod, denn in ihm keimt ewig das neue Leben.
Wenn wir dieses Prinzip anerkennen, wird es Teil der Ewigkeit. Diese Ewigkeit besteht nicht in der Stagnation, sondern in der ewigen Wiederkehr.
Orlanda