Beiträge zum Thema: Ausnutzung von Mitarbeitern

 
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Orlanda, ich habe der Auffassung nie wiedersprochen, daß jeder einzelne mit seinem Konsumverhalten etwas dazu beitragen kann, daß weder mit der Natur noch mit der Resource Mensch Raubbau betrieben wird.

Aber trotzdem will ich, daß überall dort, wo Fehlverhalten erkannt wird, dieses auch angeprangert wird. Was spricht dagegen, BEIDES zu tun?

Die Schlecker-Geschichte hatte ja auch zwei Seiten, zunächst hatten viele Menschen einen Job, jetzt haben sie ihn verloren und müssen einen neuen finden. Ob sie dabei konsequent alles ablehnen werden, was nach Ausbeutung stinkt, wage ich zu bezweifeln. Die einen können es sich leisten, die anderen eben nicht.

Ganz nebenbei; wo kaufst Du Deine Drogerieartikel?
Kommst Du ganz ohne aus? Also ich nicht.

Alles in allem hast Du natürlich Recht, auch damit, daß es tatsächlich funktioniert, auch wenn es pervers ist.

emirena
 
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Orlanda
Orlanda
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@Emirena: "... Die Annahme, Menschen könne man behandelt wie Maschinen ist einfach pervers..."

Pervers oder nicht: Man sieht doch, dass es geht!

Das geht, weil eine schweigende Mehrheit über Leichen geht, wenn es darum geht, den eigenen Geldbeutel zu schonen, weil es bequem ist, die Brötchen einfach irgendwo zu kaufen, Hauptsache, man muss dabei nicht allzuweit laufen...

Das ist überall so, nicht nur beim Bäcker. Auch beim Metzger, bei fast allen Lebensmitteln ist das so und auch in vielen Dienstleistungsbereichen. Was kümmert es die Menschen, ob die Tiere, deren Fleisch sie essen, elendig dahinvegetieren und einen grausamen Tod sterben oder ob in einer Bäckerei Hilfspersonal die notwendigen Hygienemaßnahmen nicht einhält? Hauptsache alles ist billig für den Konsumenten - die Zeche zahlen die Anderen...!

Wer zu knausern hat, weil er/sie nichts hat, hat keine andere Wahl, als möglichst billig einzukaufen. Aber die meisten Menschen haben genug, um sich Urlaube zu leisten, jeden kleinen Fuzzi heimzuschleppen, wenn es den eigenen Körper oder die Wohnung verschönert, ein Auto gehört zum MUSS, ebenso wie die Mitgliedschaft im Fitness-Center... Der Mensch beklagt sich, wenn die Milch pro Liter 5 Cent mehr kostet, dafür wirft er Geld beim Fenster raus, wenn es darum geht, das Prestige zu erhalten oder zu erhöhen!

Man spart lieber dort, wo es unsichtbar bleibt, woher ich es nehme: Nämlich beim Essen, bei kleinen Dienstleistungen.

Ich sehe - wie immer - nur, dass ICH für MICH Konsequenzen ziehen kann. Aufrufe, Versuche die Menschen/Bekannten zu einem ökologischerem oder gerechterem Denken zu bekehren, schlagen 99,8% fehl. Wer nicht sehen oder hören will, findet viele Argumente, um ja in seinem alten Trott bleiben zu können.

Also bleibt nur, dass ich NICHT bei Billigbeckern, -metzgern etc. einkaufe. Lieber esse ich z.B. weniger Fleisch, kein Schickimicki-Zeug, kleide mich mit Textilien, die zwar in der Anschaffung teurer, dafür aber Jahre (und manche sogar Jahrzehnte!) halt- und tragbar sind, als dass ich mein Geld zur Unterstützung von Sklaverei einsetze.

Das mag den 400 Euro-Joblerinnen nicht nützen, aber in der Masse schädigt es die Unternehmer, die meinen, ihren Reichtum auf die Ausbeutung von Menschen begründen zu dürfen.
Schlecker ist schon mal pleite. Ob ich, da ich niemals bei Schlecker einkaufte, dazu beigetragen habe, bezweifle ich zwar, aber ich fühle mich nicht schuldig an der Ausbeutung der Schlecker-Mitarbeiterinnen.

Auch in meiner Firma treten immer wieder absurde Ideen auf, wie man den Mitarbeitern möglichst viel von dem wegnehmen kann, wofür unsere Vorfahren gekämpft haben. Meistens ohne Erfolg. Das geht auf jeden Fall darauf zurück, dass unser Betriebsrat stark ist und auch die Gewerkschaft ein Schutzwall ist.

Was mich immer am meisten nervt ist die Aussage: "Ich brauche keine Gewerkschaft, weil sie mir ohnehin nicht hilft".
Es ist eine Frage der Solidarität. Wenn alle sagen, es hilft nicht, dann hilft es auch nicht. Wie sehr Gewerkschaften geholfen haben und wie wichtig es war, solche zu begründen, zeigte sich in jenen Zeiten, als die unzumutbaren Zustände in den Unternehmen einfach nicht mehr zu akzeptieren waren. Hätten die Menschen damals schon gesagt "es hilft eh nicht", hätten wir heute noch eine 72-Stunden-Woche und müßten bei Krankheit unsere Partner oder Kinder als Ersatz in die Firma schicken.

Ich sehe keine generelle Lösung des Problems, als vielleicht in der utopischen Idee, eine solidarische Ächtung der Billig-Unternehmen und deren Produkte könnte dafür sorgen, dass diese Unternehmen umdenken. Nach wie vor bestimmt die Nachfrage das Angebot...

Orlanda
 
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Und ein ganz altes Sprichwort sagte: "Die Kuh, die man melken will, muss man auch füttern."

Aber leider ist es heute so, dass es ganz viele "Kühe" gibt, die mit ganz wenig Futter zufrieden sind - und von den 400-Euro-Kräften sitzt keine so fest im Sattel, dass sie nach mehr Futter gieren kann. Und das wissen die Herren Unternehmer. Gewerkschaften sind nur etwas für festangestellte Mitarbeiter in Firmen, die sich einigermaßen an die Regeln halten.
 
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weltfremd?
Nee, Jockeline, ich würde das menschlich nennen.
Daß sich aber Menschlichkeit und Geschäftssinn nicht ausschließen, kapieren viele nicht, weil sie nicht über den Tellerrand hinausgucken und die menschliche Seite nicht realisieren können. Die Annahme, Menschen könne man behandelt wie Maschinen ist einfach pervers. Aber auch Maschinen brauchen Wartung oder hin und wieder einen tropfen Öl.

Leider zieht ein gewisses Herdenverhalten oft Kreise. Weil irgendwo irgendetwas schon immer so gemacht wurde, ist das noch lange kein Beweis dafür, daß es so richtig ist oder Sinn macht.

Wenn ich mich als Mensch mit meinen menschlichen Bedürfnissen nicht ernst genommen fühlen würde, würde ich rebellieren, aber ich kann mir auch gut vorstellen, daß man nicht immer die Kraft dazu hat, wenn man über lange Phasen hinweg immer nur die A....Karte gezogen hat.

Jeder normale Mensch braucht auch Erfolgserlebnisse, braucht Anerkennung, um leistungsfähig zu bleiben.

emirena
 
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Ja, was die Arbeitskleidung angeht - kann ich mich erinnern, daß unsere früher in der hauseigenen Wäscherei gewaschen wurde.
Im Krankenhaus ist das ja auch üblich.
Meine Mitarbeiter können selbst entscheiden, was sie anziehen.
Meistens arbeiten wir alle in Zivilkleidung - wer ein Shirt mit Firmenaufdruck trägt, legt es am Freitag in den Wäschekorb - das kommt zusammen mit den Tüchern in die Waschmaschine - - nur büglen müssen sie selber :-)

Und ob dort - bei dem Bäcker - nur 400€ Kräfte arbeiten, weiß ich nicht.
Aber ich mach mich schlau - weil es mich einfach empört, wie mit Menschen umgegangen wird.
Und natürlich mit den Schwächsten, die sich nicht wehren können/wollen.
Was machste, wenn du auf die 400€ angewiesen bist????
Ich glaube auch nicht, daß eine von den Mädels in der GEwerkschaft ist.

Anscheinend bin ich doch ein bißchen "weltfremd" . . . meinen Mitarbeitern geht es gut - weil wir ein kleiner Betrieb sind und ich auch deren Familien kenne.
Und: wir REDEN miteinander!!!!!!!!!!!!

Jockeline
 
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Hallo Jocki,

Nach gängigem Arbeitsrecht MUSS Arbeitskleidung vom Arbeitgeber auch gewaschen, bzw in eine Wäscherei gegeben werden.-

Ansonsten steht dem Arbeitnehmer, -z. B. Schornsteinfeger- ein Waschgeld zu.

Die gängige Praxis sieht oft anders aus und Frau von der Leyen redet sie immer sehr schön; denn....
sie ist weit weg von der Realität.-

Soll ein Arbeiter 1/2 Std. vorher erscheinen, dann...
ist das Arbeitszeit!

Die Menschen werden fast überall ausgebeutet und verheizt, und die " Schlecker-Methopden " sind gängig.

Bei uns sinnieren sie jetzt, ob wir uns zum Toilettengang ein- und ausstempeln müssen! Das ist kein Witz!!!
In einem Wirtschaftsunternehmen muss es doch möglich sein,...

die Mitarbeiter gänzlich zu entmotivieren und kleinzukriegen und...
wenn die Politik NICHT beteiligt wäre, dann...
wäre es auch nicht so.-

Cardia
 
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wer ist der Arbeitgeber?
Beschäftigt er nur 400Euro-Leute?

Ich denke nicht, daß die einzelne Kraft ganz alleine dafür verantwortlich gemacht werden kann, wenn solche Zustände akzeptiert werden. Es ist eine Frage der Politik und muß gesetzlich geregelt werden.
Wer von 400 Euro abhängig ist, hat kaum die Möglichkeiten, sich wirksam zu wehren. ER schadet sich sonst zunächst nur selbst.

Einfach alles akzeptieren, daß tun nur ganz Schwache und Benachteiligte. Da muß auf einer anderen Ebene etwas getan werden.
Leider sind aber solche Zustände heute gang und gäbe, gerade weil viele Menschen gezwungen sind, Dinge zu akzeptieren. Der Fisch stinkt vom Kopf her.

emirena

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