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Orlanda
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Ich finde es Klasse, dass Sprotte aus der männlichen Sicht geschrieben hat, denn dieses fehlt hier im Forum manchmal.
Lieber Sprotte, ich glaube aber nicht, dass hier der Geschlechterkampf gesucht wird. Vielmehr haben halt alle Leute hier Erfahrungen und die lassen sich nicht immer so verstecken, dass sie nicht das eine oder andere Mal an die Oberfläche kommen.
Dass Frauen "Kerle" wollen, ist nichts Neues oder Besonderes.
Die manchmal ausufernde Verformung des Mannes zur Weichheit in den Zeiten der erwachenden Emanzipation der Frau war ein Entwicklungsstadium. Die Männergeneration damals war noch zum Drill, zur Härte erzogen. Mann sein bedeutete nicht weinen zu dürfen, keine Schmerzen zu spüren oder gar darüber reden. Handwerkliches Geschick war künstlerischen Neigungen übergeordnet. Meine Mutter fand z.B. einen nach Schweiß riechenden Mann attraktiver als einen, der nach Rasierwasser duftete! Der Mann hatte "Mann" zu sein!
Dann kam der Umschwung. Verunsichert waren aber nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen.
Mir ist bis heute noch nicht klar, wie Mannsein wirklich aussehen soll, das wissen manchmal auch die Männer nicht! Und manch einer geht zu sehr in die Defensive. Habe ich meinen Sohn richtig erzogen? Wie gehe ich mit der erwachenden Aggressivität und Männlichkeit eines Vierjährigen um?
Und nicht nur das, sondern vorallem: Wohin wollen wir, wenn wir einen Buben erziehen? - Der "ganze Kerl", der auch geistige und künstlerische Interessen hat ist mit Sicherheit das, was Frauen wünschen! Aber geraten wir Frauen nicht damit in den Ruf zuviel zu verlangen?
Ich weiß aus offenbar funktionierenden Partnerschaften, dass man nie ALLES haben kann! Der liebevolle Familienvater ist kein Freund schöngeistiger Gespräche (nur sportlich orientiert) und der von allen Frauen angehimmelte Supertyp kein Mann, den man sich zum Vater seiner Kinder aussuchen sollte...
Wir Frauen sind ja auch nicht ALLES (obwohl auch manchmal von den Männern gewünscht)...
Aber ein spannendes Thema!
Auf der Frauenseite dürfte es nicht anders sein... Was ist Frausein? Darf ich auch weich sein, hilflos, hilfsbedürftig, mich anlehnen, ohne gleich in den Verruf der Vorgestrigen zu kommen?
Wer alleine lebt und sich alleine "durchbeißt" braucht Härte, ob Mann oder Frau. Darin liegt vielleicht auch die Schwierigkeit Weichheit zu zeigen - wo ist sie angebracht, wo sollte man besser darauf verzichten?
Ich finde es aber wunderbar, wenn solche Diskussionen wie diese hier aufkommen.
Orlanda