Beiträge zum Thema: infantile Alte

 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
was hat es damit eigentlich auf sich?
Fallen "alte Leute" tatsächlich oft wieder in frühkindliches Verhalten zurück, indem sie schmollen, zetern, beleidigt oder trotzig sind?

Ist das "normal" oder ist es krankhaft?
Wie seht ihr das?
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 1522
Ja, Cardia
mit dem letzten Satz hast Du absolut Recht.
Und zwar nicht nur, was die Alten angeht - - sondern der steht für das GANZE LEBEN.

Ich habe da vor einiger Zeit ein sehr gutes Buch gelesen:
DER ALTE KÖNIG IN SEINEM EXIL
von Arno Geiger.
Er beschreibt die Demenz seines Vaters.
Wie lange es gebraucht hat, bis die Familie ERKANNT hat, was es ist.
Und wie man dann miteinander umgegangen ist.

Sicherlich ist jeder Fall anders gelagert.
Wir sind ja - zum Glück - auch alle unterschiedlich. Aber viell. kann so eine Lektüre dem einen oder anderen Angehörigen ein bißchen behilflich sein.

Jockeline
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2136
Hallo Jocki,

wir kommen als Säugling / Kind auf die Welt und die meisten gehen auch als solches wieder von dieser Welt.

Nein, nicht immer leiden wir unter Realitätsverlust; wir können ihn auch genießen !!!-:(

Ja, für die Angehörigen ist das natürlich sehr traurig, weil sie den geliebten Menschenm doch noch klar bei Verstand kannten und doch....

" ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand."

Cardia
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 1522
Ich habe lange Jahre in einem Altersheim gearbeitet. Zwar nicht auf der Station, sondern in der sogen. Bäder-Abteilung, aber wenn es brannte (und das war fast 4x die Woche), habe ich auf der Station ausgeholfen.
Wie oft sind die Bewohner durch die Gänge gelaufen - völlig verwirrt, weil sie nicht wußten, wo sie sind.
Ich habe den einen oder anderen am Arm oder an die Hand genommen und bin mit ihnen ins Zimmer zurück.
Auf dem Weg habe ich viele Geschichten - viele aneinandergereihte Worte gehört.
Oft waren diese Menschen wieder Kinder und suchten die Mama . . . .
Und wenn sie dann glücklich waren, in MIR die gesuchte gefunden zu haben . . . . war das eben so.

Ja, ich bin überzeugt davon, daß viele Menschen im Alter wieder kindlich werden.
Nicht KINDISCH, sondern KINDLICH.
Dazu gehört auch das einnässen - - weil sie es oft gar nicht merken, oder zu spät merken.
Manche laufen mit Puppen herum - oder mit einer Wasserflasche, die dann das Kind ist.

Ist das nun traurig?????
Ich weiß es nicht.
Traurig viell. für die "Beobachter" - der BEtreffende befindet sich in einer Welt, die für ihn in Ordnung ist, so wie er sie im Moment empfindet.
Viell. sind sie gar glücklicher als der Rest???????

Jockeline
 
Beitrag aus Archiv
Sprotte1946
Sprotte1946
Anzahl Beiträge: 1055
@ Cardia;
Ich glaube, dass diese Menschen sich auf sich zurückziehen, dass wir als Gesunde damit nicht umgehen können.
Wenn Du Dir ansehen musst, mit welchen Reizen wir tagtäglich überflutet werden, darf uns doch nicht wundern, wenn einige Menschen bewusst oder unbewusst sagen, mir ist das zuviel, ich ziehe mich zurück. Viele Menschentrffen diese Entscheidung, vor der Reizüberflutung zu fliehen,ganz bewusst. Sie haben keinnen Fernseher mehr und lassen sich von ihm ihre Zeit nicht diktieren.
Wir sind doch auch als Gesunde nicht mehr die Menschen, die wir gestern waren, wir haben Erfahrungen gemacht und stellen uns innerlich darauf ein.
Ich glaube, solange wir leben, sind wir noch nicht " fertig ".
Ich stimme Dir zu, dass eine Partnerschaft mehr verlangt als nur zusammenleben. Für mich beinhaltet eine Partnerschaft auch das Zurücknehmen eigener Interessen, wenn diese Interessen nicht der Partnerschaft dienen. Aber dazu, stelle ich immer wieder fest, sind immer weniger bereit, leider.
Deshalb gibt es ja so viele gescheiterte Beziehungen.
MfG
Sprotte1946
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 1983
Ich meine auch, jedem kann das passieren - und man kann nichts dagegen machen.

Heute sehen wir noch kopfschüttelnd auf demente Menschen - morgen können wir selbst dazugehören. Die Menschen werden dank der modernen Medizin und guter Lebensbedingungen immer älter - und viele haben dann einen noch gesunden Körper - aber ein verkalktes Gehirn. Was soll man dagegen tun? Nichts - sich nur abfinden, dass man eines Tages vielleicht selbst zu denen gehören wird.

Merope
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2136
Hallo Sprotte,

ich glaube eher, dass wir / die Gesellschaft sich von den Menschen zurückziehen und nicht umgekehrt; denn
es sind nicht mehr die Menschen, die wir kannten.-
Sie können bei Infantilität Nicht von sich aus Beziehungen schaffen; doch
wir können eine Beziehung zu ihnen aufbauen.

Es heißt also auch immer ein Stück Abschied nehmen von dem " alten " Menschen und.. einen neuen, ganz anderen
kennen zu lernen und mit ihm umzugehen.

Wenn es nun mein Partner wäre, dann wäre es kein Patient, sondern ganz einfach nur mein Partner, ob mit oder ohne (bzw abnehmenden ) Verstand und..

es heißt doch in guten, wie in schlechten Zeiten, oder?

Auch darin sehe ich einen Sinn der Partnerschaft:
Wenn der eine hinfällt, kann der andere ihm aufhelfen.
Leider werden manche ( und nicht wenige ) dann einfach liegen gelassen...

LG Cardia
 
Beitrag aus Archiv
Sprotte1946
Sprotte1946
Anzahl Beiträge: 1055
@ emirena;
Wenn so ein Fall i m näheren Umfeld eintritt, halte ich es für eine Frage der inneren Einstellung, wie man dann mit dem Patienten umgeht. es ist für mich aber auch eine Frage der inneren Festigkeit, ob ich in der Lage oder bereit bin, so etwas anzunehmen.

@ Cardia;
Es sind und bleiben Menschen, die sich meiner Meinung nach auf sich selbst zurückziehen, die dadurch in einer Welt leben, die für uns Gesunde nicht erreichbar ist und von der wir Gesunde unter Umständen mehr lernen können als in jeder Schule.
Denn das ist die Schule des Lebens und wir selbst entscheiden, ob wir sitzenbleiben odr nicht.
MfG
Sprotte1946
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2136
" Lang leben will halt jeder,
aber alt werden will kein Mensch."
J. Nestroy

Hallo Emi,

da hast Du jetzt mal ein Tabu-Thema gebracht, vor dem viele unheimliche Angst haben.....

die Menschen mit Demenz sind für ihren Zustand nicht verantwortlich und...
es kann jedem von uns passieren.

Hinter dem negativen Verhalten ( Schreien, Kratzen, Beißen ) verbergen sich oft Bedürfnisse, die diese Menschen nicht äußern können, z. B. Angst oder
sie werden an ein Erlebnis erinnert.-Sie können jedoch vieles "erspüren, " was sie verstandesmäßig nicht begreifen.

Wichtig ist, sie anzunehmen, wie sie sind, und vor allem zu akzteptieren, zu trösten, sie einzubeziehen in unser Leben.

Ja, diese Verantwortung "sollten " wir haben; da würde es mir auch so gehen wie Dir.

Hallo Sprotte

Es ist in der Tat, lieber Sprotte, nicht immer leicht; denn
sie sind wahrlich NICHT pflegeleicht... und..
doch sind es Menschen wie DU und ich...

es ist manchmal auch lästig und doch...
überwiegend - menschlich -... und...
außer Schlagen,
Kratzen usw kommt auch noch mehr Liebe zurück.-

Cardia
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
ja, das stimmt wohl, Sprotte.

Brisant wird es evtl. dann, wenn sich ein solcher Zustand, den man in bescheidener Dosierung bereichernd finden kann, wenn man nicht direkt betroffen ist, sich im eigenen persönlichen Umfeld zuspitzt.

Kann ein Mensch dagegen* gefeit sein?
Und wie ist es mit dem "eigenen" Partner?
Mitgehangen, mitgefangen??

Ich denke eigentlich schon, daß man in "unserem Alter" eine gewisse Verantwortung schon eingehen sollte. Jedenfalls für mich selbst würde ich das für eine Selbstverständlichkeit halten, wenn ich nciht vorher hinters Licht geführt wurde, sondern mich auf einen Menschen "eingelassen" habe, der zu diesem Zeitpunkt noch keine Anzeigen von "Krankheit" zeigte.

*man könnte diese Frage auch in VErbindung mit Alzheimer oder mit Krankheit überhaupt stellen

emirena
 
Beitrag aus Archiv
Sprotte1946
Sprotte1946
Anzahl Beiträge: 1055
Ich glaube, dass man bei Beantwortung dieser Frage keine eindeutige Grenze ziehen kann, weil es fast immer vom Standpukt des Betrachters gesehen und beurteilt wird.
Damit will ich sagen, wenn ich eine/n infantile/n Alte/n einmal am Tag oder in der Woche sehe, dann empände ich es als nett und vielleicht auch bereichernd.
Erlebe ich das Gleiche aber täglich mehrmals, dann empfände ich es eher als lästig im Sinne von belastend.
MfG
Sprotte1946
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 7477
der Vollständigkeit halber:
ich meine damit NICHT, daß man das sogenannte innere Kind verleugnen soll, im Gegenteil.

Wenn es darum geht, offen und unvoreingenommen, interessiert und lernfähig zu bleiben, ist diese kindliche Spontaneität sicher nicht schlecht.

Wo aber ist die Grenze? Wann beginnt es, von lustig auf lächerlich umzuschlagen?

emirena

© 2023 lebensfreude50 . All Rights Reserved.

Scrollen