Ehemaliges Mitglied schrieb:
Passt das überhaupt zusammen, Übermut und Lebensfreude?
Und wenn ja, auch bei der Generation 50 Plus?
Groß-E-Ponkt
ich stimme weitgehend Artländerin zu: grundsätzlich ist die Fähigkeit, sich zu freuen, eine Frage der Lebenseinstellung.
Immerhin lässt sie aber auch ein ABER zu, nämlich zum Beispiel dann, wenn es gesundheitliche oder schwere schicksalshafte Ein- oder Beschränkungen gibt.
Schwere Krankheit oder Schicksalsschläge können auch dem lebensfrohen Menschen den Lebensmut rauben und ihm den Boden unter den Füßen wegziehen.
Wer das permanent bestreitet, lügt sich selbst in die Tasche.
Ich kenne beide "Zustände" - immer noch die manchmal überbordende Lebensfreude, aber auch den anderen.
Ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis:
ein Paar, beide ca. 70, hatten ein gutes Leben, keine finanziellen Sorgen, kulturell interessiert, gute akademische Berufe, aktiv, sportlich, gerne auf Reisen.
Seit einiger Zeit haben beide eine unheilbare Muskelkrankheit; SIE kann noch mit Stock ein wenig gehen, kann noch Auto fahren, ER kann gar nichts mehr.
Aber das Schlimmste kommt noch: SEINE Sehkraft ist innerhalb kürzester Zeit auf 10% von normal geschrumpft. DAs bedeutet: nicht mehr Lesen, nicht mehr Fernsehen, nicht mehr am Computer arbeiten. Die Natur genießen? wie denn! Das Ganze wird noch gekrönt von unerträglichen Schmerzen. Es wird nicht mehr besser werden, wahrscheinlich schlechter.
Immerhin, die beiden haben SICH.
Es gibt aber Menschen, die mit solchen oder anderen Einschränkungen völlig alleine stehen.
Wenn mir dann einer etwas von unbekümmerter Lebensfreude erzählt und davon das viele das Opfer einer Pandemie sind und auch noch beanstandet, dass Menschen in einer solchen Situation nicht aufgepasst und deswegen ihr kindlichen Gemüt verloren haben, macht mich das - ehrlich gesagt - schon etwas ärgerlich.
Für mich selbst bin ich sehr froh, dass es mir besser geht und ich mich über unendlich viele Dinge freuen kann. An Stelle des Bekannten wollte ich vermutlich nicht mehr weiterleben.
Sorry, wollte niemandem den Tag verderben, aber ich ertrage diese Einstellung nur sehr schwer, dass jeder sein Geschick ohne Einschränkung selbst in der Hand hat. Ich habe ein Problem damit, wenn Menschen es sich so leicht machen, darüber zu urteilen; ich denke aber auch nicht pausenlos darüber nach.
Zum Glück. Es würde niemandem helfen. Mitleid wäre der falsche Ansatz. Ignoranz aber auch.
emirena