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Merlin47
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Liebe Emirena,
ist es nicht so, daß man eine Illusion eher eine Sinnestäuschung oder eine verfälschte Wahrnehmung in Verbindung bringen könnte? Es ginge da also um eine Fehleinschätzung einer realen Situation.
Man glaubt zum Beispiel bei einer völligen Fehleinschätzung seiner eigenen Möglichkeiten, eine absolut aussichtslose Situation bewältigen oder verändern zu können.
Liebende gaukeln sich auf diese Weise vor eine Beziehung retten zu können, obwohl sich der andere im Grunde schon längst von ihr verabschiedet hat. Sie oder er reden sich dann ein, daß er sie noch immer lieben würde.
Wir reden uns auch ein, wir könnten die Welt verändern und übersehen, wie wir damit unseren eigenen Lebensraum zerstören. Wir glauben an eine fiktive, gerechte Gesellschaft – obwohl es diese in der Realität nicht gibt. Sind also Illusionen nicht vom Festhalten und Verharren in der Stagnation geprägt und verhindert damit unsere Weiterentwicklung?
Visionen sind jedoch von jenen kreativen Kräften bestimmt, die uns letztlich zu dem gemacht haben, was wir heute sind. Eine Gesellschaft, die über keine visionäre Kräfte mehr verfügt, ist zum Stillstand und letztlich zum Niedergang verurteilt. Ein leuchtendes Beispiel dazu war das Römische Imperium.
Aber auch für den Einzelnen sehe ich Visionen als eine Zielmarke, um die eigenen Grenzen überwinden zu können. Selbst wenn die Realisierung nicht immer zu 100% oder gar nicht gelingt, bleiben Visionen der Motor zur Veränderung – auch wenn sie am Ende in eine unerwartete Richtung führen.
Manchmal verbirgt sich als Ziel hinter einer Vision das eigene Seelenheil im Hier und Jetzt und da kommt es nicht so sehr darauf eine Vision zu erfüllen, sondern sie zu leben.
Merlin