Beiträge zum Thema: Mein Mann konnte alles und wußte alles....

 
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Im Grunde: Ja! Aber auch im Forum kann man sich "verstellen".
Vielleicht nicht mal mit Absicht - aber wer bekennt sich schon öffentlich zu seiner dunklen Seite....!

Was meine Cousine betrifft. Durch viele Beiträge hier ist mir klar geworden: Sie leistet Trauerarbeit, indem sie die guten Zeiten ihrer Ehe betont und die weniger guten vergisst. Und das ist gut und normal, wie auch schon mehrfach gesagt wurde.

Schönen Tag noch
Merope
 
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Moin, Orlanda,

genau das finde ich "hilfreich":
"Die Profile strotzen vor Positivem, aber in einem Forum tritt aus der unpersönlichen Maske recht schnell der wahre Mensch heraus. Wenn auch manchmal verfremdet, weil das geschriebene Wort ohne Mimik ist - und zwischen den Zeilen geschriebenes immer der Interpretation des Lesers unterworfen..." Zitat Orlanda

Wenn das nicht so wäre, müsste ich ja Dates am laufenden BAnd absolvieren, um ganz mühsam und zeitraubend herauszufinden, wie der betreffende Mensch wirklich tickt. Eine Horrorvision; dafür wäre mir meine Zeit nun wirklich zu schade. Was ich aber tun kann, ist das: indem ich mich hier äußere, hat der "Betrachter" die Möglichkeit, sich im Vorfeld bereits GEGEN mich und GEGEN einen weiteren Kontakt mit mir zu entscheiden. Dass ich versuche, mir ebenso ein "Bild" zu machen, spätestens im Mail-Kontakt, ist doch klar.

Àpropos "wie ein Hund": (Deine Worte, Orlanda)
Nicht nur der Hund, sonder auch der Herr/die Herrin versuchen doch in einer Mensch/Hund-Beziehung ständig neu, sich optimal zu positionieren. Beide stehen in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zueinander.
Will man/will ich in einer Mensch/Mensch-Beziehung permanente "Optimierungsversuche" ? Eher nicht. Das hätte ich gerne vorher einigermaßen geklärt.

emirena
 
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Sprotte1946
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@ Orlanda;
Das hast Du sehr schön gesagt und ich möchte dem nichts hinzufügen.
MfG
Sprotte1946
 
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Orlanda
Orlanda
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Und vielleicht ist der Grund für dieses unvergessen sein dass man mit diesem Menschen besonders innig verbunden war. Wenn es viele schöne Erinnerungen gibt, behält man diese im Kopf und im Herzen und alles Unangenehme gerät in die Vergessenheit. Man sperrt es weg.

Es gab mit meinem verstorbenen Freund so viel schönes Gemeinsames - nicht nur im Äußeren, in unseren gemeinsamen Unternehmungen, sondern eben auch in unserem inneren Empfinden. Wir verstanden uns manchmal auch ohne große Worte. Was er vorschlug, traf genau das, was in mir hoffte gestillt zu werden (Wir hatten, wohlgemerkt, keine sexuelle Beziehung.).

Und ich hatte auch eine Beziehung, die stand auf ähnlichem Fundament: Wir empfanden in vielen Dingen gleich, unsere inneren Uhren tickten gleich. Wir liebten das ruhige Genießen, stundenlange Wanderungen über Hügel, das Unspektakuläre. Leider waren aber sein Verhalten und seine Ansichten mir gegenüber in manchen Zeiten recht extrem, so dass ein Leben mit ihm unmöglich wurde.

Das geht natürlich ein wenig in die Richtung, die Merlin angesprochen hat. Und trotzdem glaube ich, dass ohne eine innere Übereinstimmung, eine Freundschaft der Seelen, keine befriedigende Beziehung möglich ist.

Die Kunst oder besser gesagt, das Glück, ist, wenn man jemanden findet, mit dem man nicht nur innerlich übereinstimmt, sondern auch im Äußeren auskommen kann. Bei meinen beiden Seelenfreuden waren es Krankheiten, die das verhinderten: Beim ersten eine körperliche, beim anderen eine psychische Krankheit. In beiden Fällen waren es aber für mich im Rückblick wundervolle Menschen. In gewisser Weise stehen auch beide auf einem Sockel. Da es wenig Sinn hat, sich über die vergangenen Unerfüllbarkeiten Gedanken zu machen, bleiben mir die schönen Seiten der Beziehungen in Erinnerung.

Ich kann mir nicht vorstellen, mit jemanden eine Beziehung zu haben, der so ganz anders strukturiert ist wie ich. Im Grunde genommen bin ich jemand, der in Frieden leben möchte, sich nicht ständig mit Kontroversen beschäftigen möchte. Keinen Mann, der ständig herumhampelt oder der vom Wandertrieb mit dem Wohnmobil befallen ist.
Keinen Mann, der ständig Widerspruch provoziert und alles kritisiert und ständig herausfordert und versucht (wie ein Hund) seine Position in der Beziehung zu optimieren.
Jeder soll seine Platz haben, da gibt es kein Unten und Oben, nur zwei Menschen, die sich gern haben und in Frieden leben wollen. Jeder darf seinen Vorlieben nachgehen und sich frei entfalten. Kein Anklammern oder Kontrollieren.
Kein ewiges Herumfeilen und Diskutieren um Alltäglichkeiten...

Da stellt sich bei mir natürlich die Frage, weshalb ich mich hier im Forum gerade auf das einlasse, was mir in einer Beziehung so zuwider wäre! Wahrscheinlich ist es ein (kläglicher) Versuch eine Seelenfreundschaft zu finden. Hier bewegt sich aber das meiste im Extremen und in Anbetracht der verschiedensten Mentalitäten wird leider oftmals eine Positionierung und quälende Diskussion herausgefordert.
Das hat zur Folge, dass es Streit und Mißverständnisse in Hülle und Fülle gibt.
Wie halt in mancher Beziehung, die NICHT auf Seelenfreundschaft basiert, sondern darauf, dass man mit allen Mitteln die Beziehung am Leben erhalten möchte. Was nicht paßt, wird passend gemacht - das ist für mich die denkbar schlechteste Methode zum Führen einer Beziehung.

Noch etwas: Wenn der Mensch innerlich ähnlich tickt, werde ich eher nachgiebig, als wenn schon das Wesen eines Menschen mir vollkommen fremd ist.

Vermutlich sehen das aber andere Menschen auch wieder anders.

Für mich ist das Forum ein Ort, an dem sich der meistens in den Partnerschaftsbörsen vermittelte Optimismus ein wenig auflöst. Die Profile strotzen vor Positivem, aber in einem Forum tritt aus der unpersönlichen Maske recht schnell der wahre Mensch heraus. Wenn auch manchmal verfremdet, weil das geschriebene Wort ohne Mimik ist - und zwischen den Zeilen geschriebenes immer der Interpretation des Lesers unterworfen...

Orlanda
 
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Gerade kam im Nachtcafe eine Sendung "Was bin ich ohne dich?" zu diesem Thema. Darin kam auch der Witwer von Sigi Harreis zu Wort, der auch 4 Jahre nach ihrem Tod dieses Schicksal noch nicht annehmen kann.
Das ist die Anhänglichkeit einmal anders herum.

Ja, es stimmt wohl - wenn ein Partner verstirbt, stellt man ihn nachträglich auf einen Sockel. Das mache ich zum Teil auch heute noch, fast 10 Jahre nach dem Tod meines Partners - aber es hat auch etwas Tröstliches.

Gute Nacht
Merope
 
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ei, Merlin,
seelenverwandt heißt ja nicht völlig gleich.
Auf einen ordentlichen Schuß Seelenverwandtschaft - es muss ja nicht ersten Grades sein - möchte ich jedenfalls nicht verzichten.

Und der Mensch besteht ja nicht nur aus Seele.
Body & Soul halte ich für eine gute Mischung (nicht nur musikalisch), aber das heißt ja nicht, dass ich andere Aspekte einer Persönlichkeit (z.B. Herzensbildung, Intellekt, Pragmatismus) völlig außer Acht lassen muss.
Schließlich bin ich (auch) Realistin und weiß, dass Traum und Realität selten deckungsgleich sind.

Zu viel Perfektion (der Mann der alles kann und alles weiß) wäre mir wahrscheinlich auch zu anstrengend, ebenso wie mir zu viel Gleichheit wohl langweilig wäre.


emirena
 
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Merlin47
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Liebe Merope,

eigentlich hatte ich da mehr die Wesenszüge im Auge, die sich manchmal in der Duplizität für eine Beziehung als nicht besonders vorteilhaft erweisen. Ein Atheist und ein Gläubiger müssen sich zum Beispiel nicht zwangsweise ausschließen – es kommt lediglich darauf an, wie sie mit diesem scheinbaren Gegensatz umgehen können.

Ein Atheist hat ja in auch eine Religion und glaubt letztendlich an einen Gott, nur heißt er dort eben Einstein, Descartes oder Darwin.

Mir ist aber schon klar, was Du meinst: Sarah Wagenknecht und Guido Westerwelle ginge sicherlich nur schwerlich :-))


Merlin
 
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Gute Geschichte, Merlin!
Nein, das würde ich nicht wollen. Ich bin auch froh, dass ich keine Zwillingsschwester habe.
Aber Übereinstimmung in Grundsatzfragen wünsche ich mir schon. Ich könnte z. B. nicht mit einem reinen Materialisten und Atheisten zusammenleben. Sie kommen auch kaum in meinem Bekanntenkreis vor. Auch die politische Richtung muss einigermaßen stimmen.
 
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Merlin47
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Platon hatte einmal in einem seiner fiktiven Dialoge jemand die Geschichte von den Kugelmenschen erzählen lassen. Sie hatten vier Beine, vier Arme und zwei Gesichter und bevölkerten die ganze Erde.

Verärgert über ihr Verhalten hatte sie Zeus in zwei Hälften geteilt und so entstand der Mensch mit seinem Unvermögen.

Würdest Du nun mit dieser anderen Merope zusammenleben wollen – wenn es schon den Kugelmenschen nicht gelungen war?


Merlin
 
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Dann müsste erst einmal zu klären sein: Was ist das: ein Seelenverwandter?

Ich habe vor Jahren - spaßenhalber - die chinesischen Horoskope von mir und einem von mir angepeilten Mann verglichen: Da hieß es: es passt alles wunderbar - aber wovon wollen Sie leben?

Schönen Tag noch
Merope
 
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Merlin47
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Wäre ein Seelenverwandter wirklich ein grundsätzlich perfekter Partner für eine Beziehung? Für manche Konstellationen dürfte da ein Konflikt schon vorprogrammiert sein oder sehr bald in seelischer Frustration und Langeweile enden.

Wo bleibt da die Neugierde auf das Unbekannte?


Merlin
 
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Hallo Orlanda,

Deine Überlegung
"Warum setzt man sich überhaupt mit Menschen anderer Mentalität auseinander?"
kann ich sehr gut nachvollziehen.
Es geht mir ähnlich wie Dir. Nicht immer merkt man aber im ersten Augenblick, was in einem Menschen, den Du gerade eben erst kennenlernst, vorgeht.
Manche sind ja gute und geschickte Schauspieler oder gar gerissene Manipulateure.

Klar suchen die meisten Menschen einen Seelenverwandten; ich auch. Aber eine "verzweifelte Suche" käme mir nicht in den Sinn, und von daher stellt sich mir diese Frage so nicht.
Eine Beziehung zu beginnen, bei der ich als Therapeutin auftrete, ist für mich unvorstellbar.
Wenn sich später bei einem Menschen, den ich liebe, ein solcher Bedarf ergäbe( z.B. auf Grund einer Krankheit), wäre das etwas völlig anderes.

emirena
 
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PS (auch wenn Deine letzten Worte an Orlande gerichtet waren):
Was für unsere Mütter und Großmütter Brauch und Sitte war, hatte damals sicher berechtigte Gründe.
Aber die Welt verändert sich und ich gehe lieber mit der Zeit (allerdings nicht blind sondern mit Bedacht), als dass ich alten Zeiten nachtrauere oder sie zum Maßstab für mein heutiges Handeln mache.
 
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Hallo Merope,
ob Schweigen Gold ist, kommt auf die Situation an.
Ich kann könnte mir Nachgiebigkeit auch leisten, aber es kommt eben darauf an, ob ich sie mir in jeder Situation leisten will. Das formulierst Du ja später ähnlich.

Alternative zu Nachgiebigkeit ist auch nicht immer Streit; man kann weggehen und/oder ganz die Konsequenzen ziehen.

Alle diese Überlegungen machen Sinn, wenn es sich um eine ECHTE Beziehung handelt. Bei einer "virtuellen" Beziehung können andere Kriterien zum Tragen kommen.

emirena
 
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Die Therapie, in diesem Fall, liebe Orlanda - war ich! Und ich glaube, das wussten wir beide.

Das mangelnde Selbstvertrauen habe ich ja erst im Laufe der Beziehung mitbekommen. Und Liebe kann viel bewirken. Ich habe mich dabei keineswegs "verbogen" sondern bin auch gewachsen, in dem ich neue Facetten an mir kennengelernt habe, die mir auch heute noch nützlich sind.

Es gibt Schlimmeres als mangelndes Selbstwertgefühl, zumal dieses weit verbreitet ist - und oft sogar unter dem Mantel besonders aufgeblähten Auftretens verborgen ist.

Ehrlich gesagt: ich kenne wenig Leute mit einem richtig gesunden Selbstvertrauen.

Schönen Tag
Merope
 
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Orlanda
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Liebe Merope,
man kann sich natürlich die Frage stellen, ob es die Aufregung wert ist....

Warum setzt man sich überhaupt mit Menschen anderer Mentalität auseinander?
Vielleicht weil der Mensch immer hofft, Menschen zu finden, die mit ihm einer Meinung sind. Ich kenne diese verzweifelten Versuche aus einer eigenen Beziehung, einem Menschen vermitteln zu wollen, wie man die Dinge sieht. Man kann damit auf Granit stoßen...

Männer mit schlechtem Selbstbewußtsein sind mir ein Gräuel. Ich würde niemals einen Schritt zurück machen, nur um einen solchen Mann das Gefühl zu vermitteln, er wäre wenigstens bei mir der "Obere". Das wäre nicht Liebe, sondern Mütterlichkeit. Diese Nachsicht gibt es bei meinen Kindern und Enkeln, aber doch nicht bei einem erwachsenen Menschen.
Wenn dem Mann an der Beziehung mit mir liegt, dann ist es seine Aufgabe, sein SElbstbewußtsein zu stärken, indem er zur Therapie geht. Ihn dabei zu unterstützen, das geschieht dann von meiner Seite aus aus Liebe!

Orlanda
 
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Manchmal, liebe emirena, ist Reden Silber und Schweigen Gold.
Die alten Sprichwörter beinhalten viel Wahres.

Die Alternative zu Nachgiebbigkeit ist dann Streit - oft bis aufs Messer.

Ich kann mir Nachgiebigkeit leisten, weil ich ein gutes Selbstwertgefühl habe.

Allerdings weiche ich in Grundsatzfragen auch nicht zurück. Und wer in Grundsatzfragen nicht mit mir übereinstimmt, mit dem kann ich ohnehin keine Beziehung, gleich welcher Art führen.

Noch was zu deinen Argumenten, liebe Orlanda: Unsere Mütter haben uns das beibringen wollen, was für hunderte Frauengenerationen die einzige Möglichkeit war, einigermaßen "ungeschoren" durchs Leben zu kommen. Es war nicht nur Brauch und Sitte, dass sich die Frau unterzuordnen habe, sondern bis in die 70-Jahre per Gesetz festgeschrieben.

Schönen Tag noch
Merope
 
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zurückstecken aus Liebe? Unter Umständen in bestimmten Situationen denkbar. ABer nicht, wenn es aus Prinzip erwartet wird und Mann einer Frau das Nachgeben mit System schönreden will, um damit sein Ego auszuleben.

Und, Merope, hier geht es zunächst ja mal (noch) nicht um Liebe! Ob sich die unter solchen grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten überhaupt entwickeln kann, bezweifle ich.
Falls Diplomatie darauf hinausläuft, seinen eigenen Charakter zu verschleiern, dann ist es doch unehrlich, oder? Ich will das nicht....
lieber sage ich offen, wie ich die Dinge und mich selbst sehe.

emirena
 
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Hallo Orlanda,
das hat freilich Hand und Fuß, was du sagst:

Aber - warum sollte eine starke selbstbewusste Frau, der das nichts ausmacht, nicht zurückstecken wollen - und das gern tun.
Ein Beipiel: Mein Partner hatte einen guten Charakter, war klug - hatte aber kein starkes Selbstwertgefühl.

Ich habe ihn in der Öffentlichkeit oft den Chef "spielen" lassen. Mir hat das nichts ausgemacht, mein Ansehen hat nicht darunter gelitten - und ihm hat das gut getan.

Das war Diplomatie nicht aus Berechnung, sondern aus Liebe!

Schönen Tag noch
Merope
 
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@Merope: "... Das Gefühl des Sieges hält nur kurz an - und dann sehe ich den Scherbenhaufen..."

Es kommt, liebe Merope, darauf an, worum es geht. Es ist nicht immer klug, sich zurückzuziehen, wenn es darum geht Grenzen zu setzen.
Z.B. wenn der Chef ein Pamphlet herausgibt, das allen Mitarbeitern und Mitarbeitern "befiehlt" im Wechsel den Geschirrspüler zu betreuen - auch wenn sie diesen nicht benutzen. Dass damit nicht die "Elite" gemeint ist, versteht sich von selbst. Ein klares Nein (vorher mit dem BR abgesprochen!) setzt eine Grenze und das Thema ist vom Tisch...

Hier im Forum, da magst Du Recht haben, ist ein zähes Zuendeführen um seine Meinung durchzusetzen, ein nutzloses Unterfangen. Jeder Mensch hier ist schon älter und kaum in der Lage oder willens, seine Mentalität abzulegen. Warum auch? Die Jahre haben uns alle geprägt und es ist ein Zeichen der späten Jahre, dass Erfahrungen und Meinungen halt festgefahren sind.

Unter uns: Wer von uns selbständigen Frauen mag sich in die Mentalität der frühesten Jahre zurückversetzen, in denen es noch hieß: "Mädel sei weiblich, vergiß das nicht! Hüte Deine Weiblichkeit und sei Dir Deines Wertes bewußt - was damit gemeint war, wissen wir alle. Die Drohung: Sonst bekommst Du keinen Mann, hat meistens gewirkt und man hat als junge Frau zähneknirschend die Klappe gehalten.

Auf mich wirken diese Vorgaben zur Weiblichkeit nicht mehr, vielleicht erzürnen sie mich noch ein wenig. Vorallem wenn sie subtil und wissenschaftlich verschnörkelt aufgesetzt sind.

Aber am Ende hat doch alles keine Bedeutung: Was wollen wir uns sagen lassen? Wenn jemand in seiner Mentalität den alten Zeiten anhängt, als die Mädels noch sittsam und die Damen Damen und sich ihres angeblichen weiblichen Wertes bewußt waren, dann soll es halt so sein. Nirgends steht geschrieben, dass solche "Wahrheiten" für bare Münze genommen werden müssen oder Gültigkeit haben. Jeder darf seine Meinung sagen und keiner ist gezwungen sie Ernst zu nehmen.

Zurück zur Diplomatie, um ja keinen Mann zu verschrecken? Dem Papa hat Mama auch immer alles "diplomatisch" verklickert, damit sie ihn "dort hinbekam", wo sie ihn haben wollte.
Das hatte über die Jahre oftmals zur Folge, dass der Mann gar nicht wußte, wie ihm geschah und im Alter galt er gar als alter Trottel, dem man alles sagen kann, nur mit dem Bedacht auf das WIE. Und dem man vieles verschwieg, weil man vermutete, er würde ohnehin nichts begreifen ("seid's still und sagt's bloß dem Opa nichts!" war eine gängige Formel).

Freilich haben Frauen über die Jahrtausende gelernt, sich mit wenig äußerem Engagement Vorteile zu verschaffen - oftmals mit perfekter Hinterhältigkeit und meisterlicher Intrige.
Aber will Frau das heute noch? Bequemer mag es sein und es verschreckt nach wie vor viele Männer weniger, als wenn eine Frau auf die Barrikaden steigt.

Sehen wir es als nie enden wollendes Lernen: Die Übung ist, nicht wie damals in den späten 60igern, in Rage zu verfallen und wie eine Jungfrau von Orleans loszugallopieren.

Epiktet sagt (sinngemäß), dass man nur das zu ändern trachte, was in der eigenen Macht steht - und dazu gehören nicht die Gedankengänge anderer Menschen.
Zum Glück ist man aber Herr über sein eigenes Tun und Lassen.

Orlanda

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