Beitrag aus Archiv
Orlanda
Anzahl Beiträge: 3598
Lieber Merlin,
vermutlich ist die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, Visionen zu denken, die Grundvoraussetzung wissenschaftlich zu arbeiten, zu forschen und auch, sich Götter und Geister vorzustellen.
Wie Du schreibst, widerlegt die Realität manche Vision und umgekehrt bestätigt sich manche Vision in der Realität.
Das Unangenehme an der Vision Gott ist für mich, dass der Mensch daraus immer Verhaltensregeln - nicht nur für sich, sondern vorallem auch für andere Menschen - ableitet.
Der Unterschied zwischen Philosophie und Religion besteht für mich in erster Linie darin, dass erstere viele Modelle hat und dass keine Stagnation stattfindet, wie das in den Religionen der Fall ist.
Jesus sehe ich, obwohl er als Gründer der Christlichen Kirche gilt, weniger als Religionsgründer denn als weisen Menschen, der die Grundregeln des menschlichen Miteinanders reformieren wollte. Seine Thesen sind ähnlich den Thesen die im Kommunismus erfaßt sind. Beide "Denkansätze" waren leider kaum lebbar, weil die Menschen (noch) nicht dazu bereit waren und beides einem Machtmißbrauch im großen Stil zum Vorwand diente.
Zu den bekannten Funktionen des menschlichen Gehirns gehören auch Gedankenübertragung, Vorahnung, Intuition etc. und all dies hat m.E. nichts mit Religion oder Esoterik zu tun, sondern ist zumindest teilweise schon wissenschaftlich nachweisbar.
Die Frage "Was ist Leben, wo ist der Anfang des Funkens?" läßt vermuten, dass es eine noch unbekannte Naturkraft gibt. Aber deshalb gleich auf einen Gott zu schließen, der den Menschen vorschreibt, wie sie zu leben haben, der mit dem Höllenfeuer droht, wenn sie gegen die biblischen Vorgaben verstoßen, ist in meinen Augen mehr als absurd.
Zu diesem "Gott" beten?
Ist es nicht vielmehr die Kraft des Gehirns, vielleicht die geballte Kraft vieler Gehirne, die etwas auszulösen vermag, was hinterher als "Gnade Gottes" bezeichnet wird?
Gehirn&Gott - Naturkräfte, wobei es eigentlich anders herum genannt werden sollte, denn am Anfang steht die Naturkraft "Gott" und unser Gehirn ist ein Teil davon.
Die Religionen sind Vehikel der Menschen, um zu verstehen oder um das Nichtverstehen einigermaßen erträglich zu machen... Sie erlauben das Abschieben von Eigenverantwortung auf ein höheres Wesen, sie geben Erklärungen für Unerklärliches und sie machen die Menschen zu ewigen Kindern. Anderen Menschen geben sie die Macht, um Mitmenschen zu knechten. Und der Mensch läßt vieles mit sich machen, nur um der Eigenverantwortung zu entgehen...
Die "Vertreibung aus dem Paradies" ist sicherlich die Umschreibung dafür, dass der Menschen zu denken begann... Begann es damit, dass er sich aus dem Vierfüßlerstand aufrichtete?
Orlanda