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Orlanda
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Natürlich nicht wortwörtlich, liebe Emirena, aber Cardias Worte "... Wenn ich nur eine Ansammlung von Molekülen bin, dann könnte ich doch gleich als Blumenerde auf dem Boden liegen,.." klangen für mich so schauderhaft. Und dann auch noch dieses "nur ein Chemiehaufen"!
So hatte ich das noch nie gesagt! Ich sprach von einem "fast perfekten Gebilde aus Chemie und Physik" (allerdings in Ableugnung einer Seele!) und ich sehe darin bei bestem Willen keine Verunglimpfung des Menschen. Aber "nur ein Chemiehaufen", das klang mir nach Entsetzen und Demolierung. Ein schöner Traum, der zu einem Haufen Asche zerfällt.
Und daraus entwickelte ich die kleine Geschichte, die mich auch an Szenen erinnerte, die ich erlebt hatte.
Man sagt sich los, steht auf und will auf eigenen Füßen stehen - so wie auch der Mensch, der sich von Gott losgesagt hat (übrigens das Thema in der Aufklärung!).
Da brüllt Gott (oder die Mutter oder der verlassene Ehemann): Ohne mich bis Du nichts, Du wirst scheitern!
Viel Mut ist erforderlich und auch das Inkaufnehmen des eventuellen Scheiterns. Und genauso mag sich der Mensch fühlen, der einsieht, dass es diesen Gott nicht gibt. Nun steht er "schutzlos" da, auf sich selbst gestellt. Aber vielleicht zögert er vor dem Schritt in die Freiheit, weil er sich ohne Gott, ohne Seele nur mehr als elender Haufen Chemie sieht?
Jemand sagte einmal, dass der Mensch alles Gute von sich zu seinem Gott transferiert hat und bei sich nur mehr die Sünde zurückblieb. Nun braucht er diesen Gott dafür, dass er ihm die Sünde verzeiht. "Oh Herr, ich bin sündig, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!" - Dieser Satz lies mich einst aus der Kirche austreten, weil ich diese jeden Sonntag in der Messe sich wiederholende Selbstbeschmutzung unerträglich fand!
Irgendwo unter den Hobbies und Lyrik ist das Gedicht über Prometeus, der seinem Gott die rote Karte zeigt und sich abwendet.
Orlanda