jetzt habe ich länger über die Fragestellung (die ich nicht auf die Hinterbliebenen bezogen verstehe) nachgedacht.
Warum, wo ich persönlich doch nicht glaube, daß ich nach meinem Tod noch so etwas wie ein "ich" haben werde. Alles was bleibt, ist in meinem Verständnis nicht das "Feinstoffliche", sondern das Grobstoffliche, die Materie oder was auch immer.
Warum stellen sich Menschen diese Frage? Ich habe damit schon lange aufgehört, solche Überlegungen anzustellen und fühle mich gut dabei. Ich will heute leben, so gut es geht, um so zufrieden oder glücklich zu sein, wie es für mich machbar ist.
Dazu gehört auch, nicht über etwas zu GRÜBELN, was ohnehin keiner genau sagen kann. Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber vor dem Sterben. Allerdings liebe ich das Leben zu sehr, um bald sterben zu wollen. Das kann sich allerdings ändern. Ich habe für mich beschlossen, im Falle von schwerer Krankheit, von unerträglichen Schmerzen oder dem Zwang, nichts mehr von dem tun zu können was für mich das Leben lebenswert macht, freiwillig adieu zu sagen.
Ich verstehe gut, dass viele Menschen Trost in dem Gedanken finden, daran zu glauben, daß nach dem Tod noch etwas kommt, was das bisherige irdische Leben noch toppen kann. Ich verstehe auch gut, daß die meisten Menschen, wenn sie sich ihr Sterbeszenario vorstellen, "zu Hause" sterben möchten. Zu Hause ja, aber für mich bitte nicht alleine zu Hause. Ich erwarte auch nicht von meinen Kindern, dass sie Tag und Nacht um mich herum sein müssen; sie haben ihr eigenes Leben. Ich würde mich nur wünschen, dass sie mir so gut es ihnen möglich ist, mir dabei helfen, in meiner letzten Stunde dort sein zu können, wo es mir gefällt.
Nun, Zuhause kann überall sein. Für mich wäre es irgendwo im Freien, in wunderschöner Natur, Berge oder Meer, toller Blick, falls nötig durch ein paar Schmerzmittel entspannt, sonst ne Pulle Schampus, meine favorisierte "Sterbemusik"im Ohr (Devenire von Ludovico Enaudi. Wenn ich heute in "dieser STimmung" bin, ausnahmsweise mal über das Sterben nachdenke und die letzten Töne dieser Musik höre, denke ich, jetzt könnte ich ganz leicht gehen....Vielleicht würde mir aber auch das Rauschen der Wellen oder das Rascheln des Windes in den Bäumen genügen....)
Ob es tatsächlich so leicht gehen kann, weiß ich nicht. Auf jeden Fall kann es weder mir noch meinen Angehörigen schaden, rechtzeitig drüber nachzudenken, wie an den eigenen "Abgang" gestalten möchte. Im Reinen mit den Lieben zu sei und das Wesentliche geordnet zu haben, ist sicher hilfreich für ein entspanntes Leben im JETZT.
Ich gestehe, dass ich selten große Lust haben, mich mit diesen Gedanken zu belasten. Aber wenn man selbst die Regie führen möchte, kommt man nicht umhin, es zu tun. Auch ich verdrängte solche Überlegungen lange; wenn man jung ist, kann man sich normalerweise schwer vorstellen, "bald" zu sterben, wenn man nicht von Krankheit und Sterben umgeben ist. Oft ist eine Krankheit, ein Unfall oder der Tod von Mitmenschen und Angehörigen ein Anlaß, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinander zu setzen.
Ob am Tag X alles so sein wird, wie ich es mir heute vorstelle, wird mir bei aller Vorsorge niemand garantieren können, auch nciht die Menschen, denen ich vertraue. Aber es ist heute ein gutes Gefühl, daran zu glauben, dass diese Menschen sich bemühen werden, ebenso wie ich mich im umgekehrten Fall bemühen würde, deren letzte Wünsche zu erfüllen.
Jedenfalls würde ich nicht wollen, dass sich meine hinterbliebenen Lieben allzusehr grämen; sie sollen ihr Leben weiterleben, sollen glücklich oder wenigstens zufrieden sein und nach Möglichkeit so lange leben, wie sie möchten und ihr Leben für sie lebenswert ist.
Es ist wie es ist.
emirena