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Orlanda
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Liebe Merope, man kann doch einen Menschen, der "vor sich hindämmert" und noch hören und sogar sprechen kann, nicht mit jemandem vergleichen, dessen Hirn seine Funktion aufgegeben hat!
Wenn das Gehirn aufhört zu arbeiten, beendet das auch die Atmung. Ohne Atmung setzen alle weiteren Körperfunktionen innerhalb kürzester Zeit aus.
Was also geschieht ist, dass man die Atmung künstlich aufrechterhält, was verhindert, dass Körperorgane aufgrund des Sauerstoffmangels so geschädigt werden, dass sie später nicht mehr transplantiert werden könnten.
Weil das Gehirn seine Funktion aufgegeben hat, sind doch Sinneswahrnehmungen gar nicht mehr möglich!
Das ganze Szenario vom noch lebenden Menschen, dem bei "lebendigem Leibe" die Organe herausgeschnitten werden ist doch nichts weiter als Angstfantasie! In unseren noch funktionierenden Gehirnen entsteht eine Art Horrorfilm und wir stellen uns alles sehr realitätsnah vor. Aber so kann es nicht sein, da eben das tote Gehirn keine Sinnesleistungen mehr zuläßt!
Der Mensch, dessen Gehirn tot ist, ist auch in seinen restlichen Funktionen tot, weil das Gehirn die gesamten Körperfunktionen steuert! Weil aber der an sich schon tote Mensch noch KÜNSTLICH beatmet wird, entsteht der Eindruck, er würde noch leben!
Vermutlich übersteigt das ganze das Erfassungvermögen vieler Menschen, weil der Tod an sich etwas Unfaßbares ist.
Meine Eltern hatten sich nach dem Tod der Wissenschaft gespendet, d.h., sie wurden beide in ein Pathologisches Institut überführt. Hintergrund war das lebenslange Leiden meines Vaters und sie wollten auf diese Weise, da am Ende beide schwer krank, ihren Beitrag leisten, damit Krankheiten erforscht und geheilt werden könnten.
Meine Tanten, die Schwestern meiner Mutter, konnten sich damit nicht abfinden. Sie wollten, wie sie mir erklärten, nicht eine Schwester, die irgendwo in Reagenzgläsern "dahinvegetiert", sondern ein Grab, in dem die Schwester "schläft"!
Ich konnte es den beiden Schwestern nicht klarmachen, dass der tote Mensch auch im Grab nicht friedlich schläft, sondern tot ist und der Verwesung, der totalen Auflösung preisgegeben ist.
Nein, die Schwester sollte "schlafen" im Grab, nur das sei erträglich!
Vermutlich sind beide Gedanken, der Gedanke, dass der/die Verstorbene friedlich in Vollkommenheit im Grabe ruht, ein tröstlicher Gedanke, während diese offen stattfindende Zerstörung des Körpers eines geliebten Menschen einem Sakrileg gleichkommt.
Beidem läßt sich wohl nicht mit Vernunft beikommen, zu sehr rührt das Thema an den Urängsten der Menschen. Aber es kann sich jeder ausgiebig informieren - vielleicht nicht nur sensationsheischende Berichte im Internet lesen, sondern direkt mit einem Arzt, dem Hausarzt sprechen, der Sachkenntnis besitzt. Der Mensch hat viele Ansatzpunkte, um mit seinen Urängsten in Verbindung zu kommen und manche Menschen nutzen dies schamlos aus um sich in Szene zu setzen oder einfach auch Unwissenheit.
Ich möchte mich nicht davon abhängig machen und mich einer hysterischen Meute zuordnen, die Freude daran hat, Menschen zu ängstigen.
Letztendlich muss aber jeder selbst entscheiden, wofür oder wogegen er ist...
Orlanda