Beiträge zum Thema: Wartezeiten!

 
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Ständig muss man warten!

Bei Ämtern und Ärzten sowieso. Aber selbst im Supermarkt an der Kasse.

Dann auch noch an der Ampel, ob Fußgänger oder im Fahrzeug. Der tägliche Verkehrs-Stau zu Arbeitsbeginn oder -ende kommt so sicher wie das Amen in der Kirche.

Wie viel Zeit seines Lebens verbringt man eigentlich mit „Wartezeiten“?

Trotz aller Technik! Wartezeiten sind scheinbar nicht tot zu kriegen.

Aber, wenn ich an der Ampel stehe und dann in der Wartezeit etwas nachschlagen oder aufräumen will, schaltet wie von Zauberhand die Ampel auf grün. Oftmals ist ein Hupkonzert die Folge.

Bei Wartezeiten beim Amt oder Arzt nehme ich immer ein Buch mit. Dann vergeht die Zeit mehr als doppelt so schnell.

Aber warum werden wir immer so ungeduldig, wenn wir „warten müssen“? Warum beobachtet man nicht einfach seine Umgebung bzw. die Mitmenschen? So, als säße ich entspannt im Cafe!

Was täten wir eigentlich mit der gewonnenen Zeit, wenn es keine Wartezeiten gäbe?

E.
 
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Orlanda
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Naja, meine Erkenntnis stammt erstens von meinem Vater, der, als er bereits in Rente war, gerne einkaufen ging, und von meiner Schwiegermutter, die immer vollgepackt mit Eingekauftem und Neuigkeiten daher kam.

Dass es keinen Tratsch mehr gibt, kann ich mir nicht vorstellen - aber in der Tat ist er anders geworden. Das sieht man auch im Büro. Heute nennt man das Mobbing.

Vielleicht liegt es auch daran, dass die Leute früher mehr Zeit hatten sich über Andere den Kopf zu zerbrechen?

Orlanda
 
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Bei uns gibt es noch --- oder wieder, nein keine Tante Emma, sondern einen "Onkel Albert" ein richtiger, kleiner Supermarkt mit Poststelle, die sogar von Leuten aus der Stadt genutzt wird, weil man da parken kann. Dort hat man immer Zeit. Der Chef ist selbst da, berät, macht ein Schwätzchen. Und die Verkäuferinnen kennt man natürlich auch --- da hat man fast immer Zeit - und wundert sich, wie schnell diese vergeht.
Getratsche habe ich dort noch nie gehört - es sind richtig schöne Gespräche: Über Kinder, Balkonpflanzen (die grad im Angebot sind), Kochrezepte.
 
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Orlanda
Orlanda
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Früher war das Einkaufen, vorallem wenn die Frauen noch ausschließlich Hausfrauen waren, auch eine kommunikative Angelegenheit. Man traf diese und jene Leute, Verwandtschaft, Bekannte, nähere und fernere Nachbarn, und je größer der Einkauf war (z.B. vor Weihnachten) umso größer war die Wahrscheinlichkeit Leute zu treffen, die man schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Da wurden Neuigkeiten ausgetauscht, Verabredungen getroffen, Einladungen ausgesprochen und auch andere Leute 'ausgerichtet', je nachdem wer halt mit wem gerade zusammentraf. Man kam nicht nur mit vielen neuen Lebensmitteln heim, sondern auch mit allen möglichen neuen Nachrichten aus dem Ort. In den kleinen dörflichen Supermärkten ist es heute auch noch so - da regt sich kaum jemand auf, wenn er/sie an der Kasse anstehen muss, denn da trifft man ja auch alle möglichen Nachbarn, Bekannte etc.

Und man sieht auch, was die eingekauft haben (was sich die immer leisten können! Naja, DIE hat noch nie mit dem Geld umgehen können! Der Mann hat's auch schwer, er verdient's Geld und sie gibt's aus! usw. usw...)

Egal wo man warten mußte, beim Arzt, beim Frisör - immer gab's etwa zu tratschen, weil man ja lauter bekannte Gesichter antraf.

Bei den alten Leuten ist's heut auch noch so: Z.B. beim Arzt - man findet sich zusammen im Warteraum und tauscht sich ausgiebig aus. Wer da mit Fieber und Grippe danebensitzt muss achtgeben, dass er nicht gleich noch kränker wird bei all den schauerlichen Gesundheitsberichten und Eigendiagnosen der alten Herrschaften.

Orlanda
 
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Früher, in den „Tante Emma-Läden“, gehörte das Warten beim Einkauf dazu. Aufgeregt hat sich damals kaum jemand. Wahrscheinlich, weil man schon mit dieser Einstellung zum Einkaufen ging.

Wartenzeiten in den Supermärkten produziert der Kunde zum Teil aber auch selbst. Bei bestimmten Stoßzeiten muss man zwangsläufig mit Wartezeiten rechnen. Besonders schlimm ist es einen Tag vor einem Feiertag!

Man könnte meinen, die Leute erwarten so etwas wie einen „Weltuntergang“.

Ich gestehe, ich warte auch nicht gern an der Kasse. Daher verlege ich die meisten Einkäufe in stoßarme Zeiten (Mittags, oder kurz vor Ladenschluss).

Aber dann gibt es ja auch noch die Personen, die an der Kasse mühsam ihre letzten Cent's aus allen möglichen Taschen kramen. Fast könnte man meinen, je länger die Schlange, um so länger suchen sie (mit besonderer Freude).

Es gibt aber auch Supermärkte, da erhält man 5,- EUR erstattet, wenn man länger als 5 Minuten warten muss. Dort habe ich die 5 Min. noch nie erreicht. Die sind nämlich länger, als man glaubt.

E.
 
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Orlanda
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Liebe Erinnerung, nein, an mein Warten erinnere ich mich nicht - sicher war ich da auch schon sehr ungeduldig..

Aber das Warten auf die eigenen Kinder, auf den Enkel, nachdem bekannt war, dass sie "auf dem Weg" sind...
Da hilft keine Ungeduld... Obwohl mein Mann damals scherzhaft meinte :"Mach schneller, ich bin schon so aufgeregt, dass ich nicht mehr arbeiten kann..!"

Orlanda
 
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Bei einigen Ämtern gibt es ja die Möglichkeit, sich ein paar Tage vorher einen Termin geben zu lassen. (Telefonisch)

Diese Termine werden auch ziemlich pünktlich eingehalten.

Dumm nur für die, die keinen Termin haben. Da glauben einige, "..nur noch eine Person vor mir.." und dann kommen jede Menge "Terminpersonen" dazwischen.

Dass diese dann ein besonders dickes Fell benötigen, kann ich gut verstehen.

E.
 
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Liebe Orlanda,


"....Warten auf das Geborenwerden, ...."

kannst Du Dich wirklich daran erinnern?


E.
 
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Im Stau zu stehen z. B. macht mir nichts aus, wenn es nicht gerade 40 Grad hat. Als ich noch arbeitete, hatte ich Gleitzeit und bei anderen Fahrten richte ich es so ein, dass ich genug Reserven habe.
Ich suche mir dann eine Lieblingsmusik raus und träum ein bissel.
 
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Orlanda
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Der Mensch ist in der etwas zwiespältigen Situation, dass er alles mögliche reflektieren kann. Einem Schaf oder einem Pferd würde das nicht passieren. Es stünde da ohne sich des Wartens bewußt zu sein.

Nur der Mensch macht sich darüber Gedanken. Schuld ist das aus der Facon geratene Organ in unserem Kopf. Es wirft uns in Fantasien und Wahnvorstellungen und es bringt uns dazu uns anderer, angenehmerer Gelegenheiten zu erinnern.

Die Vertreibung aus dem Paradies war der Moment, in dem der Mensch anfing zu denken... Davor hockten Adam und Eva im Paradies herum und warteten...

Offenbar war die Frau diejenige, die zu denken anfing und der einfiel, dass es SO zu langweilig ist (wie das ja auch heute noch oft passiert bei langjährigen Partnerschaften). Ihr wißt selbst, wie es ausgegangen ist...

Meine Fantasie gaukelt mir vor, dass ich nun gleich nach Hause gehe und diesmal meine Bahn ohne jegliche Störungen ihren Zielbahnhof erreicht...

Orlanda
 
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nicht auf alles, worauf man wartet, kann man sich freuen...*
und nicht jedes Abwarten kann man sinnvoll nutzen, weil man ja meisten irgendwie eingebunden ist in Pflichten und Notwendigkeiten, abhängig und gebunden. Es erscheint mir nachvollziehbar, dass man sich gegen diese Zwänge und Unfreiheiten, die ja oft genug auf Willkür beruhen, wehren möchte.

Vielleicht kann man lernen, Wartezeiten zu nutzen und den Stress, der ja eine Zeiterscheinung ist, abzubauen.

Ich gestehe, mich selbst nervt Warten an der Supermarktkasse am meisten, weil ich denke, dass man das locker abstellen könnte, indem man mehr Personal beschäftigt. Aber das würde ja den Gewinn schmälern und die Kapazität des verhandenen evtl. nicht restlos ausschöpfen...?

*wie z.Z. soll sich ein Mensch, der sein Leben lang zu Hungerlöhnen geschuftet hat (wenn er Glück(!) hatte), auf seine Rente freuen, die nicht mal so hoch ist wie die Grundsicherung und oft gerade mal die Miete abdeckt?
Freiheit? Freiheit erfordert, dass die Grundbedürfnisse abgedeckt sind.
Ich habe gerade krankheitsbedingt ca. 50 Euro in die Apotheke getragen, für einen banalen aber unangenehme grippalen Infekt.
Natürlich übernimmt das weder die Kasse noch der Staat. UNd es gibt schlimmere und kostspieligere Krankheiten....

Wie sieht es dann mit Freiheit aus? Etwas, auf das man sich freuen kann?
Es gibt ja keinen Weg zurück. Wer in dieser Sackgasse gelandet ist. kommt nicht mehr heraus.
Scheinbare Schadensminimierung durch Verdrängung führt häufig zu Alkoholsucht oder Depression.

Da sitze oder stehe ich eine kleine Wartezeit beim Amt oder an der Bahnschranke doch gerne mit links ab!

Warten auf den nächsten Urlaub oder ein Event, das mir viel bedeutet, das ist die Art von Warten, die mir am liebsten ist.

Aber wie auch immer, ob gern oder ungern, Warten ist in manchen Fällen unumgänglich, drum hoffe ich auf die Gelassenheit, die Zeit ohne Stress bewältigen zu können.

emirena
 
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Orlanda
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Vermutlich ist nicht das Warten das Problem, sondern die Hektik, in der die meisten Menschen, vorallem in den Industrieländern leben.

Warten gehört zum Leben: Warten auf das Geborenwerden, Warten auf den richtigen Zeitpunkt der Aussaat, der Ernte, Warten auf's Christkind, auf den Moment in dem der Kuchen oder das Brot fertig ist, Warten auf den Sonnenunter - oder -aufgang, manchmal auch Warten auf den Tod.

Warten können, Warten dürfen ist ein Luxus, den sich viele Menschen nicht mehr leisten: Alles muss sofort und gleich geschehen, die Zeit wird gestaucht, bis zur letzten Minute mit Aktivität belegt, so dass sie uns am Ende wie ein verkümmertes Korn erscheint.

In meiner Kindheit wurde man gerügt, wenn man ungeduldig war, als Kind nicht warten konnte auf einen bestimmten Moment.

Warten gibt uns Zeit uns selbst gewahr zu werden, den Moment der Gegenwart zu genießen, durchatmen zu können, sich zu freuen auf das was kommt.
Warten auf den Moment, in dem die Nahrung gar ist, das steigert den Appetit, die Lust am Spüren, am Geschmack, am Gefühl des Zufriedengestelltseins.

Warten auf den Moment der Liebe - sich Zeit lassen, jemanden kennenzulernen...

Der wahre Luxus unserer Zeit heißt Zeit haben, warten können...

Orlanda

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