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Orlanda
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Diesen Verlust, liebe Erinnerung, empfinden aber nicht alle. Viele fühlten sich verloren, müßten sie alleine durch die Welt ziehen.
Ich finde diese Gruppen auch gräßlich, aber eben aus meiner Sicht und in meinem Empfinden. Die da hinter dem Täfelchen hertrotten brauchen die Führung und sie fühlen sich wohl nicht so schlecht wie wir uns fühlen, wenn wir ihrer ansichtig werden.
In Salzburg beobachte ich manchmal solche Gruppen. Ich saß neulich im Cafe Tomaselli an einem Platz am Fenster - es war ein Logenplatz 1. Klasse: Da zogen nicht nur die Fiaker vorbei, sondern auch die besagten Gruppen.
Ich wußte nicht, dass man in einem solchen "Defilee der Trostlosigkeit" auch schlafen kann. Unter den vielen, vorallem älteren weiblichen Menschen schlurfte ein alter Mann mit, der die Augen geschlossen hielt. Ich vermute, dass er schlief und träumte, er säße daheim in seinem gemütlichen Stuhl vor dem Fernseher. Er wurde wohl nur akustisch vom Schlurfgeräusch der vielen Schritte vorwärtsgetrieben, wie ein Traumwandler...
Ein seltsamer Anblick sind auch jene Gruppen, in denen alle Augen und alle Köpfe in eine Richtung nach oben gerichtet sind. Man könnte sich dazu eine Komposition von Schönberg vorstellen und würde sich nicht wundern, wenn plötzlich alle Köpfe nach oben schwebten, während unten die Körper weitermar.schieren, dem Täfelchen nach...
Salzburg bietet dem, der die Abscheu vor der Touristenmasse überwunden hat, ganz neue Perspektiven. Wenn es zuviel wird, winkt das Franziski-Schlössl mit seinen einfachen Speisen. Der Weg ist steil und keine Touristengruppe käme auf den Gedanken ihn zu erklimmen...
Orlanda