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Orlanda
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Liebe Erinnerung,
klare Gedanken und Überlegungen, die sich an der Realität orientieren sollten ja in keine Weise trösten und in der Tat mag man sie als Trost-los empfinden!
Es ist leider keine Übertreibung, wenn ich behaupte, dass man/frau sich viel Leid erspart, würde man so manch Bekanntschaft nicht als Trost betrachten für unerfüllte Lebenswünsche, nicht erhaltene Zuwendung und Liebe etc., sondern einen neuen Weg immer (wie z.B. auch beim Wandern in unbekanntem Terrain!) mit entsprechender Vorsicht genießen! Es heißt ja nicht, dass man ständig vor dem Absturz zittern soll, ganz im Gegenteil, sollte man sich an allem was sich bietet, Freude empfinden. Aber sich deshalb z.B. gleich die Schwerkraft mißachtend über den Abgrund zu lehnen, kann unerfreulich enden!
Der Mensch und das Tier haben eines gemeinsam, nämlich das Tier in sich und gerade bei dem ursprünglichsten aller Triebe, bei der Sexualität, sind wir dem Tier nicht unähnlich. Würden wir aber nur diese ausleben, wie dasdie Tiere tun: Sich nämlich zu vergnügen, wenn die Zeit danach ist, und sich auch wieder auf ein normales Leben zu besinnen, das durchaus auch ohne Mann/Frau ablaufen kann, ohne gleich in Jammer und Elend zu verfallen!
Im Ausleben unserer Sexualität sind wir aber nicht mehr das Wildtier, sondern das domestizierte Geschöpf, dass den Urtrieb Sexualität in gedachte, geplante Formen pfropfen will! Beim Vieh entscheidet nicht mehr die Kuh oder der Stier, mit wem er lustvoll dem Dasein frönen will, sondern der Besitzer. Neuerdings in der wohl perversesten Form, die man sich ausdenken kann: die künstliche Befruchtung.
Der Mensch hat für sich seit Anbeginn des Besitzdenkens auch mehr oder weniger perverse Formen erdacht: Man plant und geht wohlüberlegte Verbindungen mit dem anderen Geschlecht ein. Dass man sich in Liebe trifft und vereinigt ist noch nicht so lange üblich, die meiste Zeit bis zum Ene des 20. Jhdts. ging man hauptsächlich Vernunftehen ein. Auf diese Weise wird der Urtrieb Sexualität zum Vehikel, das den Besitzstand mehren oder zumindest bewahren soll. Heute ist das mehr denn je so und vorallem in älteren Lebensphasen scheint der Trieb, noch mehr anzuhäufen, enorm groß (obwohl niemand etwas in seine "finale Kiste" mitnehmen kann!)
Dass das mit dem Sichverlieben und aus diesem Zustand in die Unendlichkeit der sexuellen Eingleisigkeit zu gehen nicht klappt sieht man ganz klar. Im Zustande der Verliebtheit ist der Verstand eingeschränkt, sich aber außerhalb dieses Zustandes zu binden, erscheint uns heutigen Menschen äußerst unangenehm.
So beginnt der oftmals pathologische Kreislauf der Partnersuche: Man schickt den Verstand vor und hofft auf rechtzeitiges Einsetzen der Hormone, wenn der Verstand grünes Licht gibt. Leider klappt das aber auch nur in den seltensten Fällen. Wie oft wid aber das Ausbleiben der Gefühle mißachtet und die "Unlust" gewaltsam niedergedrückt? Dann kommt es zum Zähnezusammenbeißen und drückt durch, wogegen unsere Seele aufschreit! Die Liebe käme mit der Zeit, heißt es, aber leider nicht die Auferstehung eines bisher nie dagewesenen sexuellen Begehrens.
Dann kommt es dazu, dass man sich nach wenigen immer qualvoller gewordenen Monaten endlich eingesteht, dass man doch lieber alleine ist als mit einem Partner zusammen zu sein, den man nicht lieben kann.
Das Gebilde "Liebe", wie wir es uns vorstellen, ist eine in sich geschlossene Unmöglichkeit: Wir möchten ein zufriedenstellendes Sexualleben, materielle Sicherheit UND auch natürlich eine Geborgenheit und Zuverlässigkeit, wie wir uns das schon als Kinder gewünscht haben. Das ist ein Konglomerat aus Wildtier und Domestikation und kann nicht funktionieren. Irgendein Segment wird immer auf der Strecke bleiben, so wie ja auch bekanntlich der sinnlichste und aufregendste Liebhaber nicht de fürsorgliche und treusorgende Vater sein kann. Wird er es, ist es meistens mit dem wilden und sinnlichen Liebhaber vorbei (im Falle der sensationellen Liebhaberin ebenso!).
Was wollen wir? Ein Geschöpf das alles in Allem ist: Mami/Papi, Millionär(in) mit möglichst viel Freizeit für uns, einen strahlenden Adonis/eine strahlende Aphrodite und natürlich auch einen unerschöpflichen, niemals ermüdenden, kreativ-genialen Liebhaber/Liebhaberin...
Am besten man macht es wie Pygmalion, schafft oder kauft sich im Gartencenter eine passende Statue und bittet die Götter sie doch zum Leben zu erwecken...
Orlanda