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Orlanda
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Heute in der Früh, beim Frühstück, schalte ich den Fernseher ein und es läuft gerade eine Dokumentation über den Limes.
Es ist die Rede von einfallenden Germanen, von der Bedrohung der Völker und Stämme, die durch zunehmende Wetterverschlechterung in ihrer Not gegen Süden ziehen.
Ein wenig später ein Film über den Osten Estlands. Auch hier erzählt ein Offizier der Grenzwache von den Flüchtlingen, die über die Grenze Russlands nach Estland kommen, von Schlepperbanden, die die Not der Menschen ausnutzen.
Mir fällt ein, dass ich neulich gehört habe, dass die Zahl der Asylbewerber wieder gestiegen ist.
Im ersten Film war auch die Rede vom großen römischen Reich, eine Art Vorläufer der EU, in dem alle freien Einwohner dieselben Rechte hatten. Im Kosovo findet man die Goldgruben der Römer und man hat Schüler angeheuert, aus allen Balkanstaaten, um gemeinsam zu graben. Vorallem aber, um sich des gemeinsamen kulturellen Erbes bewußt zu werden.
Das klingt gut: Das gemeinsame kulturelle Erbe. Es verbindet uns Europäer.
Geht man aber ganz weit zurück, so haben doch alle Menschen ein gemeinsames kulturelles Erbe!
Einst sind sie aufgebrochen aus den Wäldern und Steppen Afrikas in alle Windrichtungen. Wahrscheinlich auch getrieben von der Not, vom Willen zu überleben und dem Wunsch bessere Lebensbedingungen zu finden.
Durch alle Zeiten hindurch zieht sich dieser "Trieb" weiterzuziehen, neues Land zu finden, um zu überleben.
Wenn wir heute von Asylbewerbern, von den Menschen reden, die oftmals auch aus wirtschaftlichen Gründen zu uns kommen, so ist das nichts Anderes als das, was Menschen schon in ihrer Frühzeit gemacht haben. Dass die Menschen aufbrachen, um neues Land zu finden, ist auch die Grundlage dafür, dass es Menschen in Europa gibt. Wir sind alle auch Abkömmlinge von Asylbewerbern, Flüchtlingen, von Menschen, die ihr Heil in der Ferne suchen mußten.
Gestern habe ich gelesen, dass nur mehr jede 5. deutsche Frau im gebärfähigen Alter Kinder bekommt. Bei den Akademikerinnen sind es sogar 30% die kinderlos bleiben werden.
Vermutlich wird in Deutschland trotzdem der Mensch nicht aussterben. Die, die vorallem aus dem Süden hinzukommen, werden die Lücke ausfüllen und sie sind auch bereit, den Nachwuchs zu bringen, den Deutschland braucht.
Aber am spannendsten finde ich den Gedanken, dass wir alle ein gemeinsames kulturelles Erbe haben. Das sitzt ganz tief in uns allen. Die Traditionen, die uns heute prägen, sind nur eine dünne Oberfläche, unter der die alte Glut brodelt. Eigentlich wie bei der Erde, auch da ist die Schicht, die wir bewohnen, nur sehr dünn...
Orlanda