Beiträge zum Thema: was ist eigentlich "schlimm"?

 
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Ist es schlimm, jemanden nicht zu verstehen?
Ist es schlimm, von jemandem nicht geliebt zu werden?
Ist es schlimm, dass es in unserer Welt ungerecht zugeht?

Es ist Definitionssache. Man ist selten gezwungen, in "schlimmen" Situationen zu verharren.

"Love it, change it or leave it!" ist meine Devise.

emirena
 
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Liebe Kahuna,

und ich bin weder positiv, noch negativ, doch...ich kann mit den Lachenden lachen und mit den Weinenden weinen und...
mit dem Begriff "Optimismus " kann ich eigentlich nicht so viel anfangen...

Einsamkeit, Trauer, ungute Gefühle werden oft als Makel empfunden, und sind in unserer Gesellschaft sooo negativ besetzt ,...
genau das kann dann krank machen.-

Auch unter vielen Menschen und mit einem Partner kannst du sehr einsam sein, wenn du deine Gefühle nicht damit teilen kannst...

Auch die Stille und das Alleinsein können sehr wertvoll sein; ich habe es zu schätzen gelernt.-

Ohne dich jetzt von deinem Unglücklichsein ( Einsamkeit ) abbringen zu wollen,...

Worüber könntest du dich denn freuen und dankbar sein?

Einmal hatte ich hier geschrieben:" Es könnte immer noch schlimmer kommen...."

Hast du ein Dach über dem Kopf, genug zu essen, bist relativ gesund, usw...?

Dann sei dankbar und zufrieden,-
mit dem was du hast, und...
nicht, was du möchtest...

Glaube mir, wenn du einmal so viel " Sch...." erlebt hast, dann...( ...das dir Ärzte und Psychologen sagen, ein normaler Mensch hätte es nicht überlebt...)!

...wirst du sehr zufrieden und dankbar, dass du es überlebt hast..., und kannst in Frieden mit dir und deiner Umwelt leben.

Cardia
 
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wird schon wieder!
Jeder Tag ist eine neue Chance!
Schlimm ist ebenso wie Glück eine Momentaufnahme.
Schlimm wäre es dann, wenn man neue Chancen nicht mehr erkennen und sich in Selbstmitleid suhlen würde.
Wer weiß, wofür die schiefe Krone gut ist..
Wer die Augen offen hält auch beim Blick in den eigenen Spiegel, über den muss man sich, glaube ich, keine Sorgen machen.

emirena
 
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Ich bin eigentlich ein sehr positiver Mensch. Lasse mich eigentlich auch nicht runterziehen.....eigentlich!
Jetzt frage ich mich, was ist eigentlich schlimm an schlimm?

Geht doch so: hinfallen, aufstehen, Krone zurechtrücken, weitermachen! Eigentlich ganz leicht......aber ich bekomme diese verdammte Krone nicht grade!!!
 
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danke Kahuna,
schön zu hören/lesen, dass es jemanden gibt, der es ähnlich wie ich sieht.

Zu Deiner "schlimmen" Situation:
meistens führt auch wieder ein Weg hinaus aus dem Dilemma, in das man geraten ist.
Es ist nicht wichtig, WIE man hineingeraten ist, aber wichtig ist, dass man bei der Suche nach dem Ausweg nicht vorzeitig aufgibt.

Leicht gesagt, ich weiss....

emirena
 
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Frohes Neues Jahr aus dem Saarland!

Habe den Bericht komplett gelesen und stelle mir die Frage "was ist für mich schlimm"?.
Garantiert nicht Schumachers Unfall. Was nicht heisst, dass mich das nicht berührt. Ein Profisportler sollte wissen was er tut, wo er den Hang "runterrast".

Schlimm wäre wenn ein Familienmitglied sehr krank wird.
Schlimm wäre Arbeitslosigkeit, kein Geld um ein einigermaßen "normales" Leben zu führen.
Schlimm wäre Desinteresse an meinen Mitmenschen.
Schlimm wäre Gefühlskälte ausserhalb meiner Familie, nichts zu empfinden.
In dieser Phase befinde ich mich zur Zeit............es ist schlimm! Es macht einsam!
 
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Orlanda
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Wir Menschen sind Wesen, die einerseits, wie Merlin schreibt, gleich "gestrickt" sind, doch haben wir aus vielerlei Gründen auch verschiedenste Verhaltensweisen und viele verschiedene Merkmale.

Der Rückzug des Sozialverhaltens, so wird vermutet, liegt vorallem auch an der Enge des Zusammenlebens. Man schottet sich einfach ab, weil ständig die natürliche Distanzschwelle überschritten wird und wir gezwungen sind, ständig fremde Menschen in unserer Nähe zu dulden.
Es ist angeblich eine ungeheure Leistung, die da vollbracht wird, denn eigentlich litten wir ja nur bekannte Menschen in unserer unmittelbaren Nähe. Normalerweise müßen wir ständig in Beschwichtigungshaltung sein. Aber nein, da setzt sich ein wildfremder Mensch ohne ein Wort neben einen hin und wir dürfen nicht einmal mit den Lefzen zittern (wie das z.B. sogar ein Hund machen würde!) Keine Tierart schafft das auf diese Art und Weise wie das der Mensch schafft. Sogar die relativ friedlich wirkenden Kühe gehen aggressiv auf fremde Kühe los.

Diese Überwindung hat nun angeblich zur Folge, dass unsere Verteidigungsreaktionen, auch manchmal unser Brutpflegeverhalten (von dem manche Verhaltensforscher auch das Sozialverhalten ableiten) und andere sozialen Vehaltensweisen verkümmern.

Wir reagieren nicht mehr, wenn neben uns ein 'fremder' Mensch angegriffen und getötet wird, es regt uns nicht mehr auf. "Der Mensch" hat abgeschaltet - seine Aggressionen gegen den Fremden, aber auch das Mitgefühl für diejenien Menschen, die hilflos sind.
Nur mit Bewußtsein werden wir gewahr, dass ein solches Verhalten großen Schaden anrichtet.

Die schlummernden Aggressionen erwachen aber manchmal, wenn wir in fremden Menschen Verursacher aller möglichen Dinge zu erkennen glauben. Es genügen dann einfache Parolen, um die gestaute Wut zu aktivieren.

Es gibt eine Überlegung, die besagt, dass "der Mensch" über 200.000 Jahre in seiner artgerechten Umwelt und mit einem ihm angeborenen Verhalten gut zurecht gekommen ist. In dieser großen Zeitspanne war genug Zeit, sich immer wieder mit kleinen Neuerungen auseinander zu setzen und das Verhalten darauf abzustimmen.

In den letzten 10.000 Jahren hat sich die Entwicklung des Menschen aber derartig beschleunigt (man denke nur an die technische Entwicklung innerhalb der letzten 100 Jahre!), dass der mentale, soziale und emotionale Bereich dieser Geschwindigkeit nicht mehr standhalten kann. Darin wird auch der Grund gesehen, weshalb der Mensch zwar verstandesmäßig erkennt, dass uns die derzeitige Lebensweise in den Abgrund führt, wir aber nicht imstande sind, die Dinge wirklich in den Griff zu bekommen. Zu sehr ist "der Mensch" beherrscht von seinem ursprünglichen, oftmals unbewußten Verhalten. Man nehme als Beispiel das Auto: Wir alle wissen um seine Schädlichkeit, auch welche Folgen es hat, zu schnell zu fahren, unvorsichtig zu überholen etc. Wissen und Handeln können offenbar nicht immer aufeinander abgestimmt werden...

Orlanda
 
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liebe Orlanda,
das mit der "nicht argerechten Haltung" hast Du, finde ich, wirklich treffend formuliert.

Dass es nicht artgerecht sein kann, wenn Menschen einen Großteil ihrer Lebenszeit in geschlossenen (Büro- oder sonstigen)Räumen verbringen müssen, ist m.E. offensichtlich. Viele Menschen leiden darunter, haben es jedoch aufgegeben, dagegen aufzubegehren.

Warum? Ich denke, es ist der Wahnwitz eines unendlichen Wachstums. Dieses (Wirtschafts-)Wachstum mag zu Urzeiten mal einen Sinn gemacht haben, heute dient es in der Regel nur noch dazu, einen Teil der Menschen dem anderen Teil der Menschheit zu unterwerfen und ihn zu domestizieren.
So läuft's, meine ich.

Ja, ich habe weitgehend auch resigniert. Aber mit dem kleinen Restchen an verbliebener (Meinungs- und sonstiger) Freiheit bin ich knauserig und gebe davon freiwillig nichts mehr ab. So viel Individualität muss sein (für mich). Hühner brauche ich nicht unbedingt, auch keine Ziege (der Nachbar hat eine), aber ein Nutz- und Ziergarten, das wäre schön. Evtl. suche ich mir dann noch einen Freund, der gelegentlich einen Fisch fängt. Daran versuche ich zu arbeiten - mit nicht-argerechter Arbeit und dem Lohn dafür.

emirena
 
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Ob ich mich mich (immer/oft) als Mensch unter seinesgleichen verstehe oder als Individuum, hängt von der jeweiligen Situation und dem Zusammenhang ab. Eine Legitimation brauche ich nicht grundsätzlich, um mich im Einzelfall nach eigenem Gutdünken auch mal abzugrenzen. Die Freiheit nehme ich mir.

Es gibt durchaus Zusammenhänge, wo ich mir wünsche, es hätten mehr Menschen den Mut, die Freiheit und die Willenskraft, sich abzugrenzen von einem Mainstream. Selten ist man gezwungen, ALLES kritiklos mitzumachen.

Andererseits gibt es auch Situationen, wo auch ich mich gerne als Teil einer Gemeinschaft sehe, obwohl ich nicht JEDER Gemeinschaft angehören muss, um ein intaktes Selbstwertgefühl zu haben.
Wieviele Menschen generell dieses "bedingungslose Eingebundensein" brauchen und wieviele nicht, mag ich nicht beurteilen und es ist für mich auch nicht relevant.

Möge es jeder so halten, wie er es für richtig hält.

Ob manche Verhaltensmuster für alle (mit oder ohne mich) gelten oder nicht, erlaube ich mir selbst abzuwägen. Meine 10% (willentliche Beeinflussung), lieber Merlin, sind für ein solches Verhalten mit eigener Entscheidungsfindung für mich völlig ausreichend.

Immerhin geht ja das Mitgefühl für Schumi und seine Familie gerade NICHT unter und auch Orlanda zeigte mir gerade ihr Mitgefühl für meine anhaltende und "nicht artgerechte Bürohaltung". Mich lässt das alles hoffen...

emirena
 
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Merlin47
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Es ist schon richtig, dass die Menschen unterschiedlich sind, nur bewegen sich diese Unterschiede in einem gewissen Rahmen. Zudem gibt es Verhaltensmuster, die uns alle betreffen, ob wir das wollen oder nicht.

Gerade das ausgeprägte Sozialverhalten der Menschen legitimiert doch geradezu, dass man vom Wir spricht. Einerseits wird hier an das Wir-Gefühl appelliert und anderseits möchte man sich vom Wir distanzieren.

Ich habe jedenfalls kein Problem damit, mich als Mensch unter seinesgleichen zu verstehen. Wenn wir wirklich so unterschiedlich wären, könnte es jedenfalls kein Mitgefühl geben.

Eventuell liegt ja gerade in dieser Abgrenzung der Grund, warum in dieser Gesellschaft das Mitgefühl unterzugehen droht. "Was kümmern mich die anderen?“, steht dann am Ende dieser Gedanken.


Merlin
 
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Orlanda
Orlanda
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Liebe Emirena, mein echt empfundenes Mitleid hast Du, denn auch wenn die Arbeit einigermaßen erträglich ist, so ist es doch immer wieder ein Kulturschock, wenn man so aus dem freien Leben wieder in die Mühle gezwungen wird*. Artgerecht ist das wirklich nicht. Aber das ist der Preis für unsere Behütetheit (auch wenn es nur eine ganz kleine ist..).
Wer von uns ist schon ein "Glückliches Huhn"? Naja, vielleicht paßt dieser Begriff eher auf Rentner mit einer Rente zum Auskommen... Menschen mit sehr wenig Geld haben auch kein "artgerechtes" Leben. Dazu gehörte wenigstens ein Haus, ein Garten für die Selbstversorgung und ein paar Hühnern, eine Ziege...

Oh, ich versteige mich schon wieder, das ist auch schlimm bzw. ein wenig garstig.

Orlanda

*) Anders ist das vielleicht bei Paaren, die die Zeit der Zweisamkeit nur mühsam ertragen und sich schon ab dem zweiten Urlaubstag wieder nach der Arbeit sehnen...
 
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über das, was "arg ehrenrührig" und/oder "schlimm" ist, gehen die Meinungen auch wieder auseinander.
Ich denke, es KANN manchmal das Gleiche sein, IST aber nicht immer das Gleiche.
Hängt wohl alles vom Empfinden des Einzelnen und wahrscheinlich auch von der Tagesform ab.

Ich muss heute wieder zur Arbeit. Das ist nichts Ehrenrühriges, aber eindeutig SCHLIMM für mich, jedenfalls unter dem Aspekt meiner heutigen Tagesform.

That's life!

(ein bisschen Mitleid wäre schon angemessen, oder? Und um allen Mißverständnissen vorzubeugen: der Ruf nach Mitleid ist keine legitimierte Forderung, sondern ein Scherz meinerseits)

emirena
 
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genau! Mir fiel es mitten in der Nacht wie Schuppen von den Augen, dass es Dir mit meiner Aussage genauso ging wie mir, wenn Du - nichts Böses ahnend - davon schreibst, das DER Mensch dieses oder jenes tut bzw. nicht tut.
Jedes Mal MUSS ich dann widersprechen und Dir sagen, das Dein "DER MENSCH" nicht stellvertretend für ALLE Menschen und schon gar nicht für mich gelten kann.

Ein weiteres Verständigungsproblem oder eine Ursache für Mißverständnisse liegt dann auch darin, dass oft etwas ungenau formuliert wird. Es wird eine Behauptung formuliert, obwohl man evtl. nur seine subjektive Meinung zu einem Sachverhalt ausdrücken will.

Ja, ich bin eine Verfechtering davon, dass man sich schon genau überlegen sollte, was und wie man etwas sagt. Aber bei allem BEmühen darum passiert es leider auch immer mal wieder, dass man sich "verfänglich" artikuliert.

Mit "man" ist es ja das Gleiche wie mit "wir".
Achtsamkeit ist geboten und ich finde, sie steht jedem zu. Also ich werde mir Mühe geben.....

emirena
 
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Orlanda
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Liebe Emirena, wir sehen die Dinge unterschiedlich - das ist aber nicht das Problem. Ich mag nur nicht - wie das ja auch Du immer wieder für Dich betonst, mit einem "wir" in eine allgemeine Schublade gesteckt werden.

Ich betone das aber auch mit einem gewissen "Schmunzeln", weil diese Sätze, die "Ich bin ICH und kein WIR" aussagen, ja meistens von Dir kommen.
Ich spreche ja auch oftmals vom "Menschen" und lege damit eine pauschale "Anschuldigung" auf die Schultern aller Menschen.

Mir persönlich ist es im Grunde genommen gleichgültig, wenn jemand eine Allgemeinsicht hat, es sei denn, es ist arg "ehranrührig". Die Verallgemeinerung enthebt manchmal der Verantwortung und der Differenzierung. Menschen sind so unterschiedlich wie Sterne, habe ich neulich gelesen. Keiner gleicht dem Anderen, auch wenn sie aus großer Entfernung ähnlich aussehen mögen. Bei Menschen ist das nicht anders.

Heute ist der Tag des "Schwarzen Lochs", heute steht keiner an der Türe und sagt "Hallo Oma". Es gilt heute aufzuräumen und das Leben wie immer zu leben.
Jetzt geh ich zum Joggen, das füllt mit Sauerstoff und durchflutet auch das Gehirn.

Wir haben die Möglichkeit Tiefen und Höhen zu leben oder auf einem gleichbleibenden Level dahinzuschreiten. Höhen und Tiefen nötigen uns viel Kraft ab, aber sie stärken auch...

Orlanda
 
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lieber Merlin,
das Naheliegende für mich sehe ich darin, mich auf das zu konzentrieren, was ich willentlich beeinflussen kann.

emirena
 
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liebe Orlanda,
wieso glaubst Du, dass ich DICH beschuldige?
Okay, ich hätte das UNSER von "unserem Sozialverhalten" ebenfalls in Anführungszeichen setzen sollen..., war mein Fehler.

Sonst ist es eben wie so oft (das ist nicht schlimm, aber es ist Fakt):
Wir, in diesem Fall Du und ich, sehen die Dinge mal wieder unterschiedlich. Du hast Dich schon verständlich ausgedrückt, aber Deine Meinung ist nicht meine.. Mehr will ich damit nicht sagen.

emirena
 
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Orlanda
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@Emirena: "... Also ich sehe da schon ein deutliches Ungleichgewicht in unserem "Sozialverhalten"..."

Also, liebe Emirena, Du bist ja ein Verfechterin dessen, dass man nicht alle Menschen in einen Topf werfen kann und ich verwehre mich hiermit Deiner pauschalen "Anschuldigung".
Was heißt "UNSEREM 'Sozialverhalten'"??
Habe ich mich mit meinen Worten undeutlich ausgedrückt oder nicht verständlich machen können darüber wie ich die Dinge sehe?
Mir mit vielen anderen Menschen ein Ungleichgewicht im Sozialverhalten vorzuwerfen ist einfach unfair und wohl auch ein gewisses Ungleichgewicht...

Orlanda
 
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Merlin47
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Liebe Emirena,

das habe ich schon verstanden. Es ist nur so, dass die Rolle der äußeren Einflüsse einfach überschätzt wird. Der Grund liegt darin, dass man sich den 50% der genetischen Bedingungen nicht bewusst ist und deshalb den 10% der äußeren Einflüsse zuschlägt.

Diese 50% entscheiden jedoch darüber, wie ich mit den subtilen Platzverweisen überhaupt umgehe. Schau dir dazu einmal an, was für kleine Kinder oft als schlimm empfunden wird, während ein Erwachsener darüber nur schmunzeln kann.

Was haben wir denn schon alles Schlimmes erlebt, das uns dann über die Zeit etwas weniger dramatischer erscheint? Es kommt halt darauf an, ob wir bevorzugt die schlechten oder mehr die guten Gefühle als Erinnerungen zurückbehalten. Etwas, das wir nicht willentlich beeinflussen können, auch wenn wir es manchmal glauben wollen.

Merlin
 
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lieber Merlin,
um die Definition des Begriffes Demokratie ging es mir gerade nicht; es war nur ein Beispiel.
Das "Maß aller Dinge" ist selbstverständlich weder das etwaige "kollektive Selbstwertgefühl der Deutschen"
noch die Anmaßung vieler anderer (z.B. Religions-)Gemeinschaften, die behaupten, die einzige Wahrheit zu kennen.

Natürlich muss ein Armer NICHT zwangsläufig über ein angeschlagenes Selbstwertgefühl verfügen!!
Leider wird das aber weniger Privilegierten oft ganz subtil nahe gelegt, dass sie weniger wert seien.
So wie ich es verstanden haben möchte, kommt es nicht auf Besitz als Selbstzweck an, sondern darauf, wie ein Mensch behandelt wird, der viel oder wenig besitzt.

Ich bleibe dabei, mein Selbstwertgefühl muss nicht identisch sein mit dem angeschlagenen oder überhöhten "Selbstwertgefühl" einer Gemeinsschaft.

Sicher habe ich schon mal darüber nachgedacht, warum das Anhäufen von materiellen Dingen für manche so wichtig ist.
Klar, viele verknüpfen mit der Größe ihres Besitzes die Bedeutung ihrer Persönlichkeit.
Aber zum Glück nicht alle. Und nicht alle fallen auf Imponier-Gehabe rein und lassen sich auch nicht "abwerten".

emirena
 
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Merlin47
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Liebe Emirena,

selbst wenn man ein kollektives Selbstwertgefühl als gegeben betrachtet, heißt das noch lange nicht, dass dies von den einzelnen Angehörigen einer Gemeinschaft so empfunden wird.

Ein Armer muss nicht zwangsweise über ein angeschlagenes Selbstwertgefühl verfügen und ein Wohlhabender nicht unbedingt über ein ausgeprägtes.

Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, warum das Anhäufen von materiellen Dingen für manche so wichtig ist? Viele verknüpfen mit der Größe ihres Besitzes ihre Persönlichkeit. Das, was Du anführst, sind genau diese 10%, von denen ich geschrieben hatte.

Ich halte es auch für bedenklich, wenn wir unsere Demokratie und die Deutschen als Maß aller Dinge verstehen. Verfügen wir wirklich über eine so lange demokratische Tradition, dass wir uns als die besten Demokraten dieser Welt verstehen sollten. Also mir fallen dazu eine Menge anderer Länder ein, die uns in dieser Frage zumindest ebenbürtig sind.

Wenn man Demokratie wörtlich nimmt, muss diese für ein anderes Volk nicht unbedingt unserer Vorstellung entsprechen. Die alten Griechen hatten unter dem Volk ja auch nur die besitzende Bürgerschaft verstanden.

Die Besitzlosen, Knecht, Mägde und Sklaven waren von dieser Demokratie ausgeschlossen. Jesus verstand sich ja auch als Besitzloser, aber am Selbstwertgefühl hat es ihm sicherlich nicht gemangelt.

Ich behaupte, dass die Masse der Deutschen zwar von mehr Demokratie reden, aber im Grunde gar nicht wollen. Man braucht sich dazu nur die letzten Wahlen ansehen:

30% waren Nichtwähler und weitere 29% waren dafür, dass alles so bleibt, wie es ist. Von den restlichen Parteien (40%) wage ich zu behaupten, dass es dort auch nur eine Minderheit gibt, die mehr Demokratie wagen würden.


Merlin

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