Beiträge zum Thema: Was tut Ihr gegen das Vergessen!!

 
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liebe Orlanda,

falls Du in ein Baumwolltuch rein möchtest, müsstest Du rechtzeitig zum Islam konvertieren.

Um tot und nicht lebendig im Moor zu versinken, erschiene es mir ratsam, sich rechtzeitig und pausenlos in unmittelbarer Moornähe aufzuhalten.
Ist auch doof, oder?

Gar nicht so einfach, wenn man nicht in Moornähe wohnt.

emirena
 
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Orlanda
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Mein Traum ist nach wie vor: Im Moor einfach versinken wenn es soweit ist.
Dieser ganze Begräbnis-Hokuspokus ist mir zuwider. Im Grunde genommen lebt davon ja nur wieder eine Industrie. Grabstein, Sarg, dies und das. Wem nutzt das? Wohl nur denen, die daran vedienen und man redet den verzweifelten Hinterbliebenen ein, dass es so sein müßte.

Warum kann man sich nicht in ein Baumwolltuch hüllen lassen und damit basta?

Ist das nicht krank: Am Münchener Waldfriedhof gibt es eigene "Regionen" für Holz- und für Metallkreuze und für jede Art von Kreuz oder Stein. Schön ordentlich sorgiert wie in eine Kleinbausiedlung. Aufgeräumt, damit ja nix unbotmäßiges was nicht in die Stilrichtung paßt, das Gesamtbild verschandelt.
ORDNUNG bis in den TOD!
Darum hoffe ich auf einen finalen Moorspaziergang - irgendwann in vielen Jahrzehnten...

Orlanda
 
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ei sischä, gibt es diesen Punkt.
Aber soweit bin ich noch nicht! Ich denke noch.
Vergessen kommt später..

Vielleicht entscheide ich mich doch fürs Krematorium, da bleibt kein Schädel, aus dem Bäume wachsen oder Archäologen in tausend Jahre falsche Schlüsse ziehen.
Aber erst will ich mal sehen, welche Bäume verfügbar sind.
Eine alte deutsche Eiche kommt mir nicht an meine Leiche. Vielleicht könnte ich es mit Buchen versuchen?

Sorry, isch hab das ernste Thema versaut.
Mir war gerade danach.

Bleibt gesund und munter, das wäre am besten!

emirena
 
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Orlanda
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Ich bin überzeugt, es gibt einen Punkt, an dem es einem völlig egal ist, ob man nun im Großen Gemeinsamen aufgeht oder nicht. Da wir alle aus denselben Bestandteilen (Elemente) bestehen, ist meine Behauptung ja in jedem Fall IRGENDWIE richtig. Sollte einmal ein echt großer Meteorit die Erde treffen, so dass es sie in ihre Bestandteile zerlegt, wird kein Hahn mehr danach krähen, ob ein Mensch jemals etwa wollte oder nicht wollte.

Vermutlich verbrennen im Krematorium bei den hohen Temperaturen alle Bestandteile des Menschen, auch die großen Knochen wie der Schädel. Sonst wäre es wohl nicht möglich, die Asche in einem doch recht kleinen Gefäß zu fassen.

Der Bibelspruch, wonach der Mensch aus Staub ist und wieder zu Staub wird, ist wohl richtig.

Ob es sinnvoll wäre, die Asche aller Verstorbenen in die Ozeane zu kippen, weiß ich nicht. Aber die Ozeane sind ohnehin schon zur Müllhalde aller möglichen Dinge verkommen. Letztendlich ist aber alles wieder zu den Elementen zurückgeführt. Schlimm nur, dass sich in der Verwandlung der Meere, der Umwelt, für die Lebewesen kritische Situationen ergeben werden. Die Erde allein wird's überleben. Lebensfeindlichkeit ist für die Erde nur eine Option. Solange sie nicht aus der Bahn geworfen oder in ihre Bestandteile zerlegt wird, wird sie weiterlaufen auf ihrer Bahn (und unsere Bestandteile mit ihr)... vielleicht entschlüpft dem einen oder anderen Meteoriten lebensfreudiges Material und es bleibt noch so viel Zeit, dass sich neues Leben entwickeln könnte. Wenn bis dahin bloß nicht die Sonne ausgeht! Aber irgendwann wird das Licht ausgeknipst...

Orlanda
(bevor es zu depressiv wird, stürze ich mich mit meinen Stöcken in die graufade Februarwirklichkeit..)
 
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das "Große Gemeinsame"?
Würde ich das wollen, wenn ich wählen könnte?
Ich bin mir nicht sicher.

Das mit dem Staub könnte man ja beschleunigen.
Die Krematorien kriegen das hin. Und dann die Asche ins Meer, dort wo es schön warm ist.
Eine saubere Lösung. Der Gedanke, das mein Schädel irgendwo zur Schau gestellt werden könnte (weil man nicht weiß, dass er völlig unbedeutend ist) behagt mir irgendwie nicht...

Klingt vielleicht ein bisschen plemplem, ist aber sooo abwegig auch wieder nicht.

Wird Zeit, sich mal zu erkundigen, ob die Zeit für völligen Zerfall der leiblichen Hülle ausreicht.

emirena, noch recht lebendig
 
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Orlanda
Orlanda
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Ich erinnere mich an einen Bericht im TV (ca. 1990) über die gefallenen Soldaten des 2. Weltkrieges in Rußland. Man hat die Überreste unter Bäumen gefunden, die wohl erst lange nach dem Tod der Männer dort gewachsen sind. Die Wurzeln waren in die Schädel eingewachsen. Man fand die großen Knochen und vorallem die Kennmarken der Soldaten. Das meiste war wohl schon zerfallen und von der Erde nicht mehr zu unterscheiden.

Wenn schon nach 50 Jahren kaum mehr etwas von einem Menschen da ist, dann wird wohl nach 99 Jahren alles vergangen sein - vermutlich liegt es aber auch am Material in das der Verstorbene gelegt wird. Es gibt ja Erden, die konservieren. Wer im Moor versinkt hat gute Chancen auch nach sehr langer Zeit noch vollständig erhalten zu sein, allerdings mit einer etwas befremdlichen Verfärbung.

Die Mumien in den Katakomben von Palermo waren wohl auch, ehe sie in die Nischen gestellt wurden, eingegraben. Angeblich ist die Erde in denGräbern so beschaffen, dass die Toten konserviert wurden.

In Planegg ist eine kleine Kirche bei deren Eingang eine vergitterte Nische ist und dahinter lagen lange Zeit zwei Schädel. Ich bin dort früher oft gestanden und habe über den Sinn des Lebens nachgedacht. Und über die Vergänglichkeit. Heute, 20 Jahre danach, stehe ich dem Zustand der beiden Schädel näher denn je und jeder Tag verkürzt die Zeit...

Woran erkennt man das Alter? Wohl daran, dass es so viele Geschichten zu allen möglichen Orten und Dingen zu erzählen gibt.
Und dann, eines Tages, ist alles vorbei und verweht.

Ein Baum, eine Nische... Es ist völlig egal, ob da Namen stehen, Geburtsdaten, denn keiner wird mehr etwas über den Menschen wissen der da war. Die Knochen sehen alle gleich aus und so wird auch tatsächlich alles wieder eins.

Ob es eine Weltenseele gibt, von der gesprochen wird? Das hieße ja auch, dass alles in allem ist.
Das Individuum wird vergessen, weil nach dem Tode alles Individuelle vergangen ist. Aber die Gesamtheit, das große Gemeinsame ist noch da. Überall, schaut Euch um, und auch in unseren Köpfen. Wir wissen mehr als wir uns eingestehen können.

Orlanda
 
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Calluna
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Ja, so kann man sagen: es ist alles ins Erdreich übergegangen. Die Urnen sind speziell und damit bio, alles löst sich auf, so wie das Leben.
Leider weiss ich nicht so gut Bescheid, ob sich in der menschlichen Asche auch noch Moleküle befinden. Wenn das so sein sollte, dann geht ja das Leben auf andere Weise weiter. Ich bin traurig darüber, daß wir Menschen nur einmal die Gnade haben zu leben. Noch leben wir ja, und das ist guuuut so !
LG Calluna
 
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hallo Calluna,

das ist ja gar nicht soo anders als meine Gedanken.
Ein Stein mit Inschrift ist mir sowas von egal..

Trotzdem interessiert es mich aber, was nach den 99 Jahren passiert (ist). Nicht mit dem Baum, sondern mit dem, was darunter begraben ist.
Ist dort dann alles schon zu Staub geworden??

emirena
 
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Calluna
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emirena, ob wir als Ehepaar nach unserem Tod von Menschen, die weiterleben, vergessen werden oder nicht, ist mir so ziemlich egal. Der Baum aber wird nicht vergessen, in jedem Frühling seine Blätter zu treiben und seine Blattkrone schützend über uns breiten.
Ich denke, das ist mehr Wert als ein Stein mit Inschrift auf einem herkömmlichen Friedhof.
 
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die Baumidee gefällt mir auch, aber ich glaube, mit Vergessen (oder nicht Vergessen) hat das wenig zu tun.
Was geschieht eigentlich nach 99 Jahren? Geht es so schnell? Kann ich mir nicht vorstellen.
Und was geschieht wenn nicht?

emirena
 
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Calluna
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"Unseren Baum" habe ich gerade ausgesucht. Die Urne meines Mannes wird umgebettet und meine Urne folgt, sobald es "an der Zeit" ist. Dieser Baum, der nur für uns beide reserviert ist, steht in einem neugegründeten Ruhewald und gerade dieser Wald ist mir sehr vertraut, weil ich schon als Kind dort Beeren, Bucheckern und Pilze gesucht habe. Mit meinem sehr früh verstorbenen Mann bin ich nicht oft zum Tanzen (wie andere junge Leute), sondern immer in ein Waldgebiet gegangen. Wir fanden unsere innere Ruhe schon immer unter Blätterdächern.
Mir gefällt diese Aussicht auf 99 Jahre und mir gefällt "Unser Baum", eine Buche.
 
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es gibt unterschiedliche Arten, sich selbst ein Denkmal zu setzen.
Gerade die auffälligsten Denkmäler aus Stein werden nch dem Ableben der Person oft sehr schnell "dem Erdboden gleichgemacht".
Beispiele: Stalin oder Saddam Hussein oder Pharao Echnaton

Denkmäler aus Worten geben den meisten Autoren die Illusion, sie würden unvergessen bleiben.
Aber nur wenigen gelingt der Quantensprung von der (fixen) Idee zur Ewigkeit.

Im Herzen der Menschen, die man liebte, nach dem eigenen Tod unvergessen bleiben zu wollen; indem man etwas Unvergessliches hinterlässt, was kann das für Ursachen haben? War man ich wahren Leben nicht WERTvoll genug? Wurde man nicht genügend beachtet?
Meine Überzeugung: Wer selbst "achtsam" mit seinen Mitmenschen umgegangen ist, der wird noch eine Weile in deren Herzen weiterleben.

Die Zeit läuft und die Welt dreht sich weiter und andere Menschen nehmen früher oder später die Stelle des Vergessenen ein, ob man das nun will oder nicht.

emirena
 
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Orlanda
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Wir alle 'existieren' vorerst einmal. Seit wir auf der Welt sind, haben wir unsere Existenz. Sie ist die Grundlage.

Unser Wesen, unser Leben begründet sich darauf. Und ich glaube nicht, dass es Menschen gibt, die nur existieren. Das wären dann die ärmsten Geschöpfe, die man sich vorstellen kann.
Es trifft wahrscheinlich für Menschen zu, die lange Zeit in tiefer Einsamkeit und Gefangenschaft dahinvegetieren.
Aber selbst da gibt es Menschen, die auch nach langer Gefangenschaft noch sich selbst bewahrt haben.

Orlanda
 
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Nun ja, FinCh,

Du willst ja auch nicht die Welt verändern. Noch nicht mal gedanklich.

Insofern stellt sich Dir die Frage, ob Du nur "existierst" auch nicht.

Und den Platz in Deinem "persönlichen" Stammbaum hast Du Dir ja auf jeden Fall gesichert.

E.
 
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Orlanda
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Wenn es solche Beispiele gibt, dann wird es auch Menschen geben, die das nachahmen werden!

Orlanda
 
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Vor ein paar Tagen war im Radio zu hören, dass es Männer (ehemalige Manager) im Rentenalter gibt, die sich aktiv um eine Berufsausbildung von Jugendlichen kümmern.

Aktiv heißt, sie betreuen den Jugendlichen direkt. Angefangen damit, welches seine Stärken sind, wie es in die Tat umgesetzt wird usw. Sie begleiten ihn während der gesamten Ausbildungszeit.

Der Jugendliche ist begeistert und motiviert. Der „aktive Rentner“ ebenfalls. Er kann sicher sein, dass er so schnell nicht vergessen wird.

E.


PS: Fazit: Es ist schon ein Unterschied, ob man nur gegen „Missstände / Unzulänglichkeiten“ schreibt, oder ob man, selbst im geringem Umfang, aktiv etwas dagegen tut.
 
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Liebe Orlanda,

je nachdem, wen Du als "Seelenverwandte" gewinnst, Deinem Ruheplatz am "Fuß des Baumes" zu folgen, kann dieser Baum bei "noch Lebenden" sogar zur Pilgerstätte werden.

"Vergessen" ist dann kein Thema mehr.


E.
 
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Orlanda
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Ein sehr tröstlicher Gedanke, am Fuße eines Baumes zu 'ruhen', das ist ja schon im Leben schön, warum auch nicht danach?

Für mich bedeutet das das Weiterleben, eine Art Wiedergeburt, denn es ist nichts Anderes, als eine Verwandlung der äußeren Form.

Genauso nachvollziehbar finde ich die Methode eines Naturvolkes, das die Verstorbenen in der Wildnis 'bestattet' und zwar so, dass sie von den wilden Tieren aufgenommen werden (ich sage absichtlich nicht 'gefressen' werden!).
Auf diese Weise "lebt" der Mensch dann auch weiter in den Tieren, die als heilig gelten - und auch sie sind Teile eines Ganzen, werden diesen Kreislauf der Materie gehen: Wölfe, Bären, Adler, Geier.

Orlanda
 
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Statt "Erde zu Erde"

sagen wir dann

"von Baum zu Baum".

E.
 
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Orlanda
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Keine schlechte Idee!
Man bedenke, dass ja auch die eigenen mikroskopisch kleinen Bestandteile über Wasser und Wurzeln in den Baum übergehen.

Ich hatte ohnehin schon immer das Gefühl, ich hätte irgendwie einmal auf einem Baum gelebt. Dachte immer, das sei noch eine Erinnerung an jene Tage, als der Mensch noch Fehlendes Link war!
Angeblich hat der Körper ja auch ein Gedächtnis und wie man weiß, ist vieles noch in uns von unserem Vorfahren...

Orlanda

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