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Orlanda
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@Emirena: "... Ich konnte nicht verhindern,
dass meine Kinder in einem Sinne erzogen wurden, der mir überhaupt nicht gefiel. Manche Folgen davon sind nicht wieder gut zu machen..."
Aber letztendlich greifen im Laufe der Zeit so viele "Kräfte" in die Kindererziehung ein (Schule, Freunde etc.), dass man vieles ohnehin nicht verhindern kann. Ich konnte bei der Erziehung schalten und walten wie ich wollte und doch bekam ich gerade von meiner Tochter viele, viele Vorwürfe - manche durchaus berechtig und manche waren halt aus der Sicht einer sehr jungen Frau heraus formuliert und sehr unfair!
Ganz 100% richtig kann man es nie machen! Ich erkenne an meinen Kindern auch einiges, das ich als Ursache in manchen meiner Erziehungs"methoden" erkenne - es ist aber nicht die Grobheit dabei, sondern eher, dass ich wohl ab und zu etwas nicht ernst genug genommen habe!
Simone de Beauvoir brachte mich in ihrem Buch Das andere Geschlecht darauf, dass Mütter nämlich dazu neigen, sich die Enkelkinder 'anzueignen', die Töchter damit zurückreduzieren auf das Kindsein, um auf diese Weise selbst "die Mutter" zu bleiben. Die Mutter verhindert damit, selbst an den Rand gedrückt zu werden, als Alte, als Grossmutter.
Das sind sicher noch archaische Anlagen in den Frauen, denn nur die gebärfähige hat einen hohen Rang und um die Gebärfähigkeit zu belegen, bedarf es eines Kindes!
Ich erlebte ja bei meiner Mutter ähnliche Verhaltensweisen, sie hat es bei mir versucht, aber ich zog mit meinem Kind weit weg. Meine Schwester fiel ihr "zum Opfer" und diese lebte 40 Jahre mit ihrem Kind im Haus der Eltern!
Deine Mutter hat sicher alles getan, um als diejenige dazustehen, die sich als "Mutter" erweist. Auf diese Art wurde sie nicht 'enttront'! Dich versuchte sie in der Rolle der älteren Tochter zu halten...
Seit der Industrialisierung hatten Frauen aber auch kaum etwas anderes Mächtiges in der Hand als Mutter zu sein. Die Gebärerin der Erben hatte eine wichtige Position. Wenn es sonst nichts gibt, was einem beweist, dass man wichtig und tatsächlich ein Lebewesen ist, ist es ein wenig verständlich, wenn sich Frau daran klammert.
Für Töchter ist das aber unakzeptabel.
Ich erlebte übrigens auch zwischen meiner Tochter und mir, wenn auch abgeschwächt, ähnliche "Strömungen". Ich spürte aber vorallem bei ihr, dass sie sich das "Heft nicht aus der Hand nehmen ließ". Mittlerweile sind die Positionen klar. Dabei ist es aber wichtig, dass man als Grossmutter ganz klar seinen eigenen Bereich, sein eigenes Leben und sich selbst als Einzelwesen wahr nimmt.
Sobald ein Enkel auf Erden erscheint, flammt in einem der Nesttrieb auf - bei einer Frau mehr, bei der anderen weniger. Auch bei Primaten kommt es zum Kindsraub und die Mütter haben oftmals sehr aufmerksam zu sein und müssen sich ihre Kinder zurückholen aus den Armen von jüngeren als auch älteren, kinderlosen Affenfrauen!
Grossmütter sind wichtig, vorallem weil sie doch eine sehr verläßliche Instanz sind, der man seine Kinder anvertrauen kann. Aber Mißtrauen ist trotzdem gut, ihr lieben Töchter! Die U(h)rzeit lauert! - es ist schon so spät... muss noch zum Joggen, damit die Oma nicht aus der Form läuft..
Orlanda