Meine liebe Damen,
hier ist meine Version der Geschichte, worüber ihr euch so aufregend äussert...es gibt nämlich auch Frauen, die Sache ganz anders angehen und nur das Aussehen von allem Abhängigi machen...die kurze Erzählung schrieb ich nieder, als ich persönlich die die Erfahrung machte, wie meine " Auserwählte " sich verhielt...Also kommt nicht auf einen Mann oder eine Frau, sondern einzig und allein, was für ein Mensch diejenige sind. Unabhängig von dem Geschlecht!..
poetheld@sommer 2006
GESUCHT WIRD EIN MANN, DEM INNERE WERTE ETWAS BEDEUTEN
Er studierte seit Stunden die Anzeigen im Stuttgarter Wochenblatt, die unter dem Motto „ Im Urlaub zu zweit“ eine Art Partnerbörse darstellten und in vier vollen Seiten mit unterschiedlichsten Inhalten erschienen waren. Er brauchte tatsächlich viele Stunden, bis er alle Annoncen eingehend und intensiv lesen konnte. Diese mühevolle Investition würde sich aber nur dann lohnen, wenn man einen Partner sucht oder wenn man die ganze Sache wissenschaftlich angehen will, um eine Studie daraus zu machen. Denn, inzwischen hat sich über „Partnervermittlungen“ ein Wirtschaftszweig entwickelt, der gewinnbringend funktioniert und der buchstäblich über seine Nähte platzt. Über nationale Grenzen hinweg, schießen die Partnervermittlungsagenturen wie die Pilze aus dem Boden. Vor allem im Internet steigen die Angebote ständig, um der hohen Nachfrage nachzukommen. Für viele der Interessenten, sowohl für die Suchenden, als auch für die Gesuchten endet dieser Weg oftmals vor dem Gericht. Man hört oder liest oft in den Zeitungen, welche Betrügereien in dieser Branche vorkommen. Aufgrund zahlreicher Gesetzeslücken, die man nicht so einfach schließen kann, sind die Beteiligten den Agenten hilflos ausgeliefert, die ihrem Vorteil bedacht vorgehen und sich ihrem Gegenüber sehr professionell verhalten.Wie sich aus verschiedenen Studien herausstellte, leben viele Menschen, zeitgemäß und der gesellschaftlichen Strukturen entsprechend, alleine und so fristen sie ihr Singledasein. Diejenigen, die mit dem digitalen Zeitalter nicht Schritt halten können, wenden sich enttäuscht dem gewohnten seriösen Weg der öffentlichen Medien zu. Einfache Laien, die das Singlesein satt haben, können sich in diesem Chaos gar nicht mehr zurecht finden. Abgesehen davon, können sie sich keinen Durchblick verschaffen und somit nicht zum erwünschten Partner gelangen. In ihrer Verzweifelung suchen diese Singles lieber den traditionellen Weg und geben simple Anzeigen in die Zeitungen auf. Womit sie aber nicht rechnen, ist, dass zwischenzeitlich auch die Presse scharf darauf ist, Jagd nach Kunden zu machen, dass sie das Objekt der Begierde sind und dass sie auch ihren Anteil vom Kuchen sichern wollen. Besonders in den Zeitungen, in denen auch die Vermittlungsbranche fungiert, setzt sich der Trend, der alles verfeinert und komplizierter gestaltet, fort. Die Abkürzungen, die verschlüsselten Nachrichten und die ungewohnt mit Fremdwörtern beschmückten Texte, scheinen Geheimnisse in sich zu verbergen, um die zu knacken man sich in der Szene unbedingt auskennen muss. Und genau das faszinierte ihn; die komplex formulierten Botschaften zu entschlüsseln, die hinter einer Chiffrenummer verschanzte Persönlichkeit bloßzulegen, der genannten Kriterien zufolge den gesuchten Partner zu klassifizieren. Es ist natürlich nicht so einfach. Jedoch, wenn man systematisch vorgeht, wissenschaftlich belegbaren Mitteln sich bedient und statistisch erfassbaren Angaben nach Möglichkeiten zusammenfasst, springt auf jeden Fall ein Erfolg versprechendes Ergebnis hervor. Und womöglich hätte man damit die Chance einen geeigneten Partner zu finden, vorausgesetzt: man sucht Einen.Er überblickte in verschiedenen Farben markierten Anzeigenfelder und war mit sich und seiner geleisteten Arbeit zufrieden. Die Sortierung der in Betracht gezogenen Annoncen, die er anzuschreiben gedenkte, hatten ihm zwar zu schaffen gemacht, aber jetzt, wo er sah, wie sich die enge Wahl, mit rot eingekreist, herauskristallisierte, dachte er, dass sein mühsames Bemühen zufriedenstellend sei. Er hatte insgesamt drei Annoncen ausgewählt, zwei davon aber noch mit Fragezeichen vermerkt. Er zündete eine neue Zigarette an, lehnte sich zurück, nahm seine Lesebrille ab und gönnte sich zuerstmal eine Ruhepause. Er hatte sich diese Pause redlich verdient. Durch diesen Dschungel der Anzeigen zu gehen, war kein einfacher Spaziergang. Es erforderte Konzentration, Auffassungsvermögen und Hingabe, die man beim Lesen und Analysieren der Texte unbedingt mitbringen und dementsprechend anwenden musste. Er nahm einen genüsslichen Zug von seiner Zigarette und betrachtete die Seiten, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Seine Aufmerksamkeit galt dem Rubrik „ Sie sucht ihn „ . Er durchkämmte die voll bedruckte Seite mit den Augen und visierte die drei rot eingekreisten Annoncen. Jetzt kam die Stunde der Wahrheit, in der er sich entscheiden müsste, an welche Annonce er zu schreiben wagen sollte. Er setzte seine Brille auf und merkte, dass seine Zigarette fast ausgeraucht war. Er drückte sie in dem Aschenbecher aus, der voller Kippen war. Wenn er las oder schrieb, rauchte er unbemerkt viele Zigaretten, die zwar seine einzige Last waren, aber sich den abzugewöhnen, bisher er nicht geschafft hatte. Mit einer lieben Partnerin, die vielleicht nicht rauchte, würde es ihm sicherlich leichter fallen, diese Sucht endlich loszuwerden, dachte er. Er nahm widerwillig Abschied von diesem Gedanken und konzentrierte sich auf die drei Annoncen, die er noch bearbeiten wollte. Als er die drei „Ausgewählte“ noch mal überflog, stellte er fest, dass alle drei Nichtraucher waren. „Um so besser“, ging durch seinen Kopf. Eine der mit Fragezeichen versehenen Anzeigen strich er mit schwarzer Farbe durch. Es blieben nur noch zwei übrig. Entweder würde er beiden schreiben, was seine Chancen zu verdoppeln bedeutete oder er müsste im Ausscheidungsverfahren noch eine fallen lassen. Er grübelte und war unentschlossen, wie er weiter vorgehen sollte. Nach einer Weile griff er den schwarzen Kuli und strich die letzte mit Fragezeichen vorgemerkte Annonce durch. Von 216 Annoncen, die unter der Rubrik „ Sie sucht ihn „ aufgeführt worden waren, blieb nur eine einzige übrig, von der er glaubte, dass sie die Richtige sei. Er las die auserwählte Anzeige :“ Einsame Frau 47 / 170 NR, schlank, verwitwet, wohnhaft in Stuttgart, sehr tierlieb und naturverbunden, sucht einen netten, einfühlsamen und treuen Mann, dem innere Werte etwas bedeuten.“ Während er die Anzeige laut vor sich herlas, versuchte er die Frau, die diese Anzeige aufgab, sich nicht bildlich vorzustellen, obwohl sie einige Angaben über sich gemacht hatte. Denn, nicht die Äußerlichkeiten, die einen ja auch zu Fehlurteilen führen könnten, waren entscheidend und ausschlaggebend, sondern nur die inneren Werte könnten das einzig wahre Gesicht eines Menschen preisgeben. Diesem gleichen Gedanken zufolge, verlangte sie in ihrer Annonce auch kein Foto von dem Auserwählten oder von denen, die ihr schreiben würden. Das bedeutete, dass die Frau tatsächlich nur daran interessiert war, einen Mann zu begegnen, der diese inneren Werte eigen hatte. Nur aus diesem Grund, der auch in ihrem Schlusssatz voll zur Geltung kam, wählte er diese Anzeige und die Frau, die diese aufgab. Schon am Anfang zog ihn dieser Satz zu dieser Frau hin. Viele Frauen brachten, wenn auch teilweise, diese Eigenschaften auch zum Ausdruck, aber nur sie maß wirklich inneren Werte etwas bei und somit beeindruckte und bewegte sie ihn zu dieser Wahl. In einer Zeit, in der die inneren Werte gesellschaftlich eine geringfügige Rolle spielen, war es für ihn ungemein wichtig, einer Frau zu begegnen, für die diese Werte noch heilig und unverzichtbar sind. Und sogar ihre Beweggründe, die davon abhingen, dass auch ihr Zukünftiger diese Werte auch vorweisen müsste, waren einleuchtend. Die herrschende Degeneration der Werte hinsichtlich der globalen Veränderungen, die einst die Gesellschaft prägten, könnten doch nicht so einfach aus der Bildfläche verschwunden sein. Es gab also noch Menschen, wie sie und ihn, die die Fahne der inneren Werte hochhießen. Er war froh diese Anzeige gefunden und gelesen zu haben. Er würde dann vielleicht noch fröhlicher sein, wenn er diese Frau kennen und schätzen lernen könnte. Mit diesen Gedanken verfasste er einen langen und freundlichen Brief, den zu schreiben er sich besonders bemühte. Die unbekannte Frau sollte um jeden Preis darüber in Kenntnis gesetzt werden, was für ein Mann ihr schrieb. Er erzählte ihr, dass er von ihrer Annonce völlig beflügelt und losgelöst war und betonte, dass er sich glücklich schätze, eine solche Frau gefunden zu haben. Er brachte noch an diesem Tag, den mit Elan und Vorfreude geschriebenen drei seitigen Brief zur Post. Er hoffte, bald von ihr eine telefonische Nachricht zu erhalten und sehnte sich heimlich danach, diese liebenswerte Frau irgendwann zu sehen. Drei Tage später. Es war ein warmer Sonntag im Juli. In diesem späten Nachmittag schien die Sonne unermüdlich und einladend direkt in seine Wohnung hinein. Er schaute aus seinem Fenster, aus dem er die Strasse beobachten und die Sonntagsspaziergänger sehen konnte. An diesem schönen und sonnigen Julisonntag wollte er nicht allzulange daheim bleiben. Er hatte vor, seine kurze Erzählung fertig zu schreiben und sich danach nach draußen zu begeben, damit er noch diesen wunderschönen Tag genießen und sich in der Natur einigermaßen erholen konnte. Seine einsame Wohnung erdrückte ihn manchmal, würde er seinem leidenschaftlichen Hobby, dem Schreiben nicht nachgehen. So verbrachte er seine Tage eingesperrt in seinen vier Wänden und gönnte sich nur ab und zu Mal wieder einen langgestreckten Spaziergang, in dem er seine ungeordneten Gedanken in die richtige Bahnen zu lenken versuchte. Er wusste, was ihm fehlte, aber dieses fehlende Glied in seinem Leben: nämlich eine Frau, hatte er noch nicht finden können. Seine Suche endete, wie so oft, in einer Sackgasse, aus der er sich enttäuscht zurückzog. Manchmal dachte er daran, die Suche ganz einzustellen und stattdessen lieber sich finden zu lassen. Wahrscheinlich würde es irgendwann dazu kommen, dass er diese Idee gezwungenermaßen in die Praxis umsetzt, jedoch dieser Zeitpunkt war noch nicht gekommen. Er blickte aus seinem Wohnzimmerfenster und sah wie eine Frau mittleren Alters und ein jüngerer Mann auf der Bank platznahmen. Er konnte diese Bank, die gegenüber seinem Fenster platziert war, von hier aus sehr gut sehen. Er kümmerte sich nicht weiter darum und schrieb eifrig seine Erzählung zu Ende. Als er beim Schreiben zum Stocken geriet, wanderte er in seiner Wohnung hin und her, um seine Gedanken wieder einzuordnen und schaute öfters aus dem Fenster, um zu sehen, was sich da draußen so tat. Die Sonne hatte jetzt die Sitzbank erreicht, die unter einem Schatten spendenden Baum untergebracht war. Der junge Mann und die Frau saßen immer noch da. Er verschwand über diesen ungleichen Paar keine weiteren Gedanken, womöglich war es eine Mutter und ihr Sohn. Diese Sitzbank, die sich am Ende des steilen Wegs, die zur Ortsmitte führenden Straße befand, bot vielen Spaziergängern eine Verschnaufpause an und lud sie zum Sitzen ein, was auch viele dankbar folgten. Endlich beendete er seine Erzählung, schaltete den Computer aus und zog eilig seine Schuhe an. Als er die Wohnungstüre hinter sich schloss und zum Treppenhaus vorschritt, sah er dieses Paar immer noch da sitzen. Schon über eine Stunde verweilten sie sich dort. Vielleicht ging einem der beiden nicht gut oder sie genossen einfach die Sonne, das Wetter und bewunderten die Umgebung und blieben weiterhin da sitzen. Er trat aus dem Haus, die aufwärmende Sonne in seinen Gliedern spürend und atmete tief die frische Luft ein. Jetzt bemerkte er, dass der junge Mann, einen besonderen Blick auf ihn warf. Dem entging er nicht, weil er nicht nur ihn beäugte, sondern der Frau hinbeugend etwas zuflüsterte, wonach die Frau, aus ihrem Lethargie aufgewacht, ihn durchdringend anstarrte. Dank seiner dunklen Sonnenbrille, registrierte das merkwürdige Paar seine forschenden, aufmerksamen Blicke nicht. Beim Gehen bemerkte er, wie die Frau ihn eingehend vom Kopf bis zum Fuß musterte. Es kam ihm alles ein bißchen merkwürdig und seltsam vor. Nachdem er den Gartentor zumachte, drehte er sich und schaute direkt in die Augen der Frau. Sie schaute unentwegt weiter auf ihn, als wolle sie mit ihren Augen ihn begutachten. Er schlenderte unbeeindruckt die Strasse hinunter. Jetzt wo er aus den Blickwinkeln der beiden verschwand, überfielen ihn die Gedanken, die ihn unumgänglich beschäftigten. Plötzlich blieb er stehen, als würde ihm in diesem Moment in seinem Kopf ein Licht aufgehen. Er kehrte um, überquerte die Strasse und lief die Strecke, die er kürzlich zurückgelegt hatte, auf dem anderen Bürgersteig, gezielt in die Richtung, wo sich auch die Sitzbank befand, zurück. Es waren ungefähr 30 Meter. Nach nur einigen Schritten sah er die Sitzbank und die beiden, die sich jetzt miteinander unterhielten. Der junge Mann bemerkte ihn zuerst und teilte sofort der Frau mit einer flüsternden Stimme, die er leise aber hörbar auch wahrnahm, mit: “ Er kommt „Seine wutentbrannten und durchbohrenden Blicke hinter der Sonnenbrille verborgen, blieb er vor der Sitzbank stehen. Man merkte, dass er seiner eisigen Stimme einen unscharfen und neutralen Klang zu geben bemüht war, als er „ Guten Tag die Dame und der Herr „ von sich herausgab. Es klang zornig aber beherrscht freundlich. Er fuhr, ohne darauf irgendeine Antwort zu erhalten, fort. „ Heutzutage ist es ja gar kein Problem, wenn man eine Telefonnummer kennt, die dazugehörige Adresse zu finden.“ Er machte eine sehr flüchtige Pause, wandte seine hinter der Sonnenbrille versteckten Blicke von ihr zu ihm und ohne dass sie etwas sagen konnten, setzte er seine Rede fort. „ Wie findest du mich gnädige Frau?“ Er ließ sie gar nicht zur Wort kommen und schoss wieder quer. „Kannst du etwa hellsehen? Wie gefällt dir meine Glatze? Ich kann zwar keine Haare mehr bekommen“ jetzt befingerte er seinen zwei Woche alten Bart und unrasierten Gesicht, „aber meinen Bart könnte ich auf jeden Fall rasieren, falls dir meine glatte Haut besser gefallen würde. Und natürlich, könnte ich statt Jeans und Tshirt was anderes anziehen. Kleider machen Leute nicht wahr?“ Er war gar nicht zu bremsen. In seinem Element sprach er unaufgefordert weiter, als wären sie von seinem Wortschwall verzaubert. „ Und warum nur hast du in deiner Annonce anpreisen müssen, dass ein Mann mit inneren Werten dir etwas bedeutet? Hast du jetzt meine inneren Werte gesehen? Kannst du etwa von meinen Äußerlichkeiten meine inneren Werte erraten?“ Weder sie noch er sagten ein Wort. Sie hörten ihm erstarrt zu. „ Hast du eine Ahnung, was mein Herz fühlt? Weißt du, was meine Gefühle dir erzählen wollen? Was meine Emotionen dir ins Gesicht schreien könnten? Kannst du hören welchen Schmerz ich in meinem Herz spüre? Ist das möglich, dass du meine Seele sehen und verstehen kannst? „ Der junge berappte sich und wollte etwas sagen, als er ihn abrupt unterbrach. „ So sieht es also aus. Du nimmst meine Nummer, findest die Adresse und willst einfach sehen, wie ich aussehe. Von wegen innere Werte! Was du tust ist nur Lug und Trug. Ich bitte dich das nächste Mal ehrlicher zu sein und dich von den inneren Werten zu distanzieren. Auf diese Weise, betrügst du nicht nur dich selbst, sondern spielst auch mit den Gefühlen der anderen, die wirklich Wert darauf legen, mit inneren Werte etwas anzufangen.“Er drehte sich um und versuchte nicht seine Enttäuschung, die in seinen Gesichtzügen zu erkennen war, zu verbergen und lief den steilen Hang der Strasse hinunter. Seine verletzte Würde aber, die in seinen Augen, in den unter die Haut gehenden Blicken, deutlich zu erkennen war, hatte er hinter seiner Sonnenbrille sehr gut versteckt.Seine hastigen, gleichbleibenden Schritte wollten ihn so schnell wie möglich aus dem Ort der lahmgelegten Hoffnungen forttragen. Er brachte nur ein widerwilliges „Aufwidersehen“ aus seinen Lippen heraus, das eigentlich nur ein „Aufnimmerwiedersehen“ bedeutete...