Beiträge zum Thema: Was sind Altersheim- bzw. Senioren-Spiele?

 
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Nachdem von „kompetenter“ Seite an anderer Stelle erklärt wurde, der hier öfter verwendete Begriff „Altersheimspiele“ stelle keine Diffamierung bzw. Beleidigung dar, traue ich mich, doch mal anzusprechen, was konkret hinter diesem allgemeinen Begriff zu verstehen ist.

Was sind die beliebtesten Altersheim-Spiele?

Wer erfindet solche „Altersheimspiele“?

Dienen sie überwiegend dazu, die Zeit im Altersheim zu überbrücken?

Welche Rolle spielt dabei die Förderung von sozialen Kontakten?

E.
 
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"Für das Bundesprogramm "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" wird in 2014 eine dritte Förderwelle durchgeführt.

Ideen zum Aufbau oder zur Weiterentwicklung einer lokalen Allianz können bis zum 30. April 2014 eingereicht werden.

Mit dem vom Bundesfamilienministerium geförderten Programm soll der Alltag von Demenzerkrankten und ihren Angehörigen dauerhaft verbessert werden."


(vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)

Mehr auf dieser Seite:

http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/aeltere-menschen.html

E.
 
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Damit Demenz / Alzheimer in der Gesellschaft kein "Tabu-Thema" bleibt, wird es immer häufiger der Gesellschaft bewußt gemacht.

Über eine dieser Aktionen kann man sich auf dieser Seite informieren:

http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.calw-demenz-sollte-kein-tabu-thema-sein.2b5bc2a8-c1ab-4099-aa7f-be4bcb0d9ec4.html


E.
 
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Lieber Merlin,

wenn man ein Thema zum "Tabu-Thema" erklärt, verhindert man sogar Verbesserungen.

Es ging bei dem Thema "Altersheim / Seniorenspiele" auch nicht darum, die Zeit tot zu schlagen, sondern um die Frage, ob durch diese speziellen Spiele die geistige Fitness länger erhalten werden kann. Ebenso, ob sie förderlich im sozialen Verhalten der Bewohner untereinander sein können.

Völlig daneben finde Deine Auslegung / Unterstellung, dass ich Demenz in Altersheimen als "Nebenschauplatz" ansehen würde.

Der Nebenschauplatz bezog sich, wie Du sehr wohl weißt, ausschließlich auf das "Spielethema" hier, um es nicht zu sehr ausufern zu lassen.

Daher zitiere nochmals diesen Textteil:

".....sicherlich können zu einem ursprünglichen Thema auch mal Nebenschauplätze erwähnt werden....."

und

"....mit dem von Merlin erwähnten Einzelfall kann das weite Feld Demenz/Alzheimer nicht ausreichend betrachtet werden."

Ich habe kein Problem damit, "Demenz / Alzheimer" als eigenes Therma ausführlich zu diskutieren.

Und meine persönlichen Erfahrungen beziehen sich auch nicht auf irgendein "Stift" oder "Club Hotels", sondern auf ganz normale Altersheime.

Groß-E-Ponkt
 
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unterstreiche DICK:
"Jeder einzelne Bewohner eines Heimes hat seine Geschichte, mit der er gerade in dieser Situation als Mensch wahrgenommen werden möchte: Ihnen Zuhören und sie damit ernst nehmen, erfüllt viele mit einem Augenblick des Glückes. Du vergisst, dass oft gerade diese Geschichten noch alles ist, was diesem Menschen noch geblieben ist." Merlin

die verschiedenen "Geschichten" dieser "verschiedenen Menschen" beinhalten mal mehr und mal weniger Anspruch, mal mehr und mal weniger Demenz oder andere Krankheiten/Gebrechen.

Drum ist es auch meiner Meinung nach völlig unsinnig, nach dem Gießkannen-Prinzip eine einheitliche Beschäftigungsstrategie zu etablieren. Trotzdem muss es aber überhaupt ein Programm geben.
Den Anspruch eines Club-Hotels auf Malle* zu erheben, ist natürlich unrealistisch, aber jeden Menschen ernst zu nehmen, scheint mir durchaus machbar zu sein, wenn man sich von humanitären Ansprüchen anstatt ausschließlich von wirtschaftlichen Interessen leiten ließe. Aber wie soll diese schöne Idee vom Management zu den "guten Geistern" (den PFlegekräften vor Ort) gelangen? Man kann auch nicht davon ausgehen, dass solche Leistungen grundsätzlich ehrenamtlich ausgeübt werden können. Da muss auch investiert werden. (Wie wäre es mit den Steuermitteln, die durch die vielen Selbstanzeigen jetzt die Kassen klingeln lassen?)

Was ich völlig absurd finde, ist die derzeit vorherrschende Hetze vieler Medien, die versucht, Jung gegen Alt aufzubringen.
Die überwiegende Zahl der Alten hat ihr SOLL zum Wohle der Gemeinschaft nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt, wie es heute auch die überwiegende Zahl der sogenannten Leistungsträger tut.

Ob sich ein Mensch wohlfühlt oder nicht, hängt m.E. natürlich nicht NUR vom Unterhaltungs- und Beschäftigungangebot ab; bestenfalls kann dieses Angebot zum Wohlfühlen beitragen. Wichtiger ist sicher normalerweise die menschliche Zuwendung, die Zwänge ausschließt. Das aber erfordert vor allem ZEIT und guten Willen.

emirena

*bin mir gar nicht sicher, ob es dort immer so anspruchsvoll ist..
 
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Merlin47
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Hallo Erinnerungen,

es hat schon seinen Grund, warum ich gerade zu diesem Beitrag etwas aus der Geschichte meines Vaters erzählt hatte. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass solche Geschichten ein Einzelfall wären – sie geschehen nur nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Stillen.

Mag sein, dass Demenz in den Heimen für dich ein Nebenschauplatz zu sein scheint, in den Heimen ist sie jedoch allgegenwärtig und bestimmt neben „vielen anderen Gebrechlichkeiten“ auch den Bereich von "Spiel und Spaß".

Jeder einzelne Bewohner eines Heimes hat seine Geschichte, mit der er gerade in dieser Situation als Mensch wahrgenommen werden möchte: Ihnen Zuhören und sie damit ernst nehmen, erfüllt viele mit einem Augenblick des Glückes. Du vergisst, dass oft gerade diese Geschichten noch alles ist, was diesem Menschen noch geblieben ist.

Sicherlich kann man sich in einer Wohnanlage eines St. Zäzilien Stiftes einkaufen, aber das hat nichts mit dem Alltag in den Heimen zu tun, in denen es in erster Linie um Pflege und Fürsorge geht. Um es deutlicher zu sagen, ich finde das Thema "Was sind Altersheim – bzw. Senioren-Spiele?" einfach unsensibel.

Meinst Du wirklich, dass es von solchen Spielen abhängt, ob sich ein Bewohner in einem Heim wohlfühlen kann? Das Thema wird auch nicht besser, indem man versucht eine unpersönliche Distanz herzustellen – im Gegenteil. Es geht doch hier um bedürftige Menschen und nicht um ein philosophisches Problem.

Sicherlich können solche Events Abwechslungen in den Alltag mancher Bewohner bringen, aber es muss auch klar sein, dass ein Pflegeheim nicht den Anspruch eines Club Hotels auf Mallorca haben kann.

Du hast eine Frage gestellt und ich habe dir dazu meine Meinung dargelegt, auch wenn sie dir nicht in dein Konzept zu passen scheint.


Merlin
 
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Liebe Orlanda,

sicherlich können zu einem ursprünglichen Thema auch mal Nebenschauplätze erwähnt werden. Aber mit dem von Merlin erwähnten Einzelfall kann das weite Feld Demenz/Alzheimer nicht ausreichend betrachtet werden.

Bisher gab es ja überwiegend negative Bemerkungen zum Aufenthalt im Altersheim.

Es gibt aber auch andere Fälle. So ging aus meiner nahen Verwandschaft eine 90-jährige in ein von ihr selbst ausgewähltes Altersheim. Dort blühte sie förmlich auf und genoss ihren Lebensabend bis kurz nach ihrem 95-ten Geburtstag.

In ihrer eigenen Wohnung war sie, trotz häufiger Besuche aus der Verwandtschaft, immer einsamer geworden.

E.
 
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Orlanda
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Liebe Erinnerung, es ist unerläßlich, dass man bei einem Thema auch einmal weiter ausholt und ich fand Merlins Schilderung der Sache sehr dienlich. Denn aus den Anfangstexten zu schließen wurde ja alles in einen Topf geworfen.

Altersheim- bzw. Seniorenspiele umfassen einen weiten Bereich: Schließen sie doch (nach meinem Verständnis) gesunde als eben auch erkrankte Senioren ein. Auch bei als gesund geltenden Senioren kann das Denk- und Merkvermögen bereits eingeschränkt sein, ohne dass aber eine Demenzerkrankung vorliegt.

Es ist also im ursprünglichen Thema wohl ein wenig ein Misch-Masch, das man durchaus in verschiedene Bereiche 'zerlegen' kann und darf!

Im übrigen glaube ich, dass vom Allgemeinen schon so gut wie alles gesagt ist, es gibt das übliche immer wieder Durchkauen und es werden persönliche Meinungen wiedergegeben. Alles gut und schön, aber ist da nicht ein wenig Aufhellung, indem man das Thema ein wenig weiter ausschweift, von Nutzen?

Schade ist, wie schon erwähnt, dass es keine Beiträge von der professionellen Seite der Altenbetreuung gibt.
So muss man aufpassen, dass es nicht wieder in geistige Inzucht ausartet, vorallem wenn keine Prisen von "fremden" Salz&Gewürzen zugesetzt werden dürfen...

Orlanda
 
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und genau darüber gehen die Meinungen auseinander:
" Wobei Senioren-Spiele durchaus helfen können, die geistige Fitness zu erhalten und soziale Kontakte aufzubauen" Zitat Erinnerung

Helfen Spiele nun gegen geistigen Verfall oder nicht?
Ich behaupte, es kommt ganz darauf an. (auf viele einzelne Kriterien)
Wie in vielen Lebensbereichen finde ich auch hierbei ein "Entweder/Oder", ein Schwarz ODER Weiß, zu einseitig.

Ich bin immer wieder erschüttert darüber, dass die meisten Menschen (und ich kann mich selbst auch nicht völlig ausschließen) ganz genau zu wissen glauben, was für andere richtig oder falsch oder nutzlos ist. Warum ist das so? ( dieser "Irrglaube" geht ja quer durch alle Bildungsschichten).

Etwas WISSEN oder etwas glauben zu wissen ist nicht das Gleiche. Niemand kann völlig nachfühlen, was ein anderer fühlt. Aber man kann sich Mühe geben, vorausgesetzt, dass man diese Mühe für angemessen erachtet.
Als "mildernden Umstand" lasse ich, wenigstens teilweise, gelten, dass man schnell überfordert ist, wenn man sich mit jedem Menschen intensiv auseinander setzen will. Also gräbt man im eigenen Erfahrungsschatz, der aber sehr begrenzt aussagefähig ist.

emirena
 
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Nun, liebe Orlanda,

ich wollte ja eigentlich auch nur auf den ursprünglichen Kern des Themas zurückkommen.

Wenn jemand auf diese oder andere schwere Erkrankungen (z.B. Krebs) detaillierter eingehen möchte, kann er/sie ja einen eigenen Thread eröffnen.

Hier ging es ja im weitesten Sinne um die Betreuung in Altersheimen. Wobei Senioren-Spiele durchaus helfen können, die geistige Fitness zu erhalten und soziale Kontakte aufzubauen.

Sofern sie denn überhaupt angeboten werden.

E.
 
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Orlanda
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Aber liebe Erinnerung, der von mir verwendete Begriff "Realität" steht doch im Zusammenhang mit dem, was Merlin erzählt hat!

Es wird ja oft recht flapsig im Zusammenhang mit Gedächtnisverlust /Demenz etc. gesprochen. Es gibt sogar Witze! Wahrscheinlich ein Selbstschutz, um nicht gar zu tief in die Thematik einzusteigen. Ehe das Grauen zu tief gehen könnte, neigt der Mensch dazu Witze zu machen (siehe auch KZ-Witze).

Merlins Text durchbricht die selbstgeschaffene Schutzhülle - zumindest bei mir - und führt die Realität (der Krankheit Demenz) vor Augen.

Orlanda
 
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@ Orlanda,

das hört sich ja an, als ob Realität immer negativ ist??

E.
 
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Orlanda
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@Merlin: ".. Die schlimmste Zeit für meinen Vater war nicht der Aufenthalt im Heim, sondern jene, in der er sich selbst bewusst wurde, dass er alles vergessen wird..."

Ich glaube, viele Menschen kennen den Begriff Demenz und haben ihr Bild dazu. Was es aber wirklich bedeutet, selbst davon betroffen zu sein, erfährt man wohl erst als Erkrankter oder als nahestehender Angehöriger...

Aus Merlins Worten weht ein sehr kalter Hauch, genannt Realität.

Orlanda
 
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Merlin47
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Für einen Demenzkranken ist es schon wichtig, dass er das Gefühl hat, sich frei bewegen zu können, zumal ihm die Bewegung helfen kann seinen Stress abzubauen.

Mit dem Beispiel der morgendlichen Körperpflege ging es mir auch nicht darum die Notwendigkeit der Pflege und Fürsorge in Frage zu stellen, sondern die Schwierigkeiten mit Demenzkranken darzustellen.

Die schlimmste Zeit für meinen Vater war nicht der Aufenthalt im Heim, sondern jene, in der er sich selbst bewusst wurde, dass er alles vergessen wird.

Erste Anzeichen waren auch nicht so sehr das Vergessen an sich, sondern das Problem größere Satze bilden zu können. Er begann etwas zu erzählen und hatte dann einfach nicht mehr die Worte gefunden, um den Gedanken zu Ende führen zu können.

Etwas, das ihm schwer zu schaffen gemacht hatte, er ist dann meist sehr still und nachdenklich geworden. Als er ins Heim musste, war ihm diese Behinderung schon nicht mehr bewusst und sein Gespräch beschränkte sich nur noch auf einfache Sätze.

In den letzten Monaten seines Lebens hatte er dann nur noch gelegentlich Unverständliches gemurmelt und war für uns in seiner Welt nicht mehr erreichbar. Es war wie ein Hinüberdämmern in den Tod und an einem Morgen ist er dann einfach nicht mehr aus dem Schlaf erwacht. Ich war an diesem Morgen froh darüber, dass er mit diesem gnädigen Tod endlich seinen Frieden finden konnte.

Nein, ich fordere keine neuen Gesetze, die irgendetwas regeln sollten, denn keine Regel wird allen Sterbenden und Toten gerecht. Für meinen Vater wäre in dieser Situation ein Freitod auch undiskutabel gewesen, aber ich bin nun einmal nicht mein Vater.

Ich habe im Heim meines Vaters auch einige Bewohner gesehen, die kaum älter als ich selbst waren. Der Tod kennt eben keine Statistiken und er behält sich auch noch andere Unwegsamkeiten des Lebens vor, um zu seinem Recht zu kommen.



Merlin
 
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Orlanda
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Nun bin ich ja noch nicht so alt, aber immerhin alt genug um mir Gedanken zu machen, wie die nächsten 15, 20 oder auch 30 Jahre aussehen werden.

Es geht mir zum großen Teil auch darum, wie ich mich seelisch-geistig weiterentwickeln werde.
Wenn ich mir meine Gedanken und Gefühle vor noch vor 20 Jahren vorstelle, so waren sie doch von wesentlich anderen Dingen bestimmt als heute.

Ich sehe mein Alter positiv, auch das, was mit Alter gemeint ist, wenn man den Weg betrachtet, der ja nun alle Menschen einem Ziel zuführt.
Für mich wünsche ich, dass sich mein Geist und meine Seele langsam, unmerklich dahin entwickeln, wo ich mit mir in Ruhe und Frieden auf mein Leben in positiver Weise sehen kann. Einiges habe ich ja schon erreicht. Nicht der Gedanke "Loslassen" soll mich erfüllen, sondern auch dieses Loslassen soll friedvoll und fast unbemerkt geschehen.

Wir wissen nicht, wie schon Emirena sagt, was in anderen und vorallem in alten, demenzkranken Menschen vor sich geht. Mir erscheint diese Krankheit wie ein grausamer, in die Länge gezogener Vorgang, der in seiner natürlichen Form im Sterben als Weggleiten aus dem Leben geschieht.

Ich sehe als Methapher des Lebens eine Blume, die von der Knospe über das Vollerblühtsein in ihrer Zeit der Vollendung zuwächst. Sie stirbt langsam, die Blütenblätter verwelken, verblassen, bis sie zu Boden fallen. Erstaunlicherweise beherbergt aber die abgestorbene Blüte den Keim für ein neues Leben, wenn er den Boden erreicht wird sich der Vorgang wiederholen.

Wichtig ist für mich, dass ich mich eins fühlen darf mit allem was da ist und so werde ich niemals verloren gehen. Der Körper wird sich verwandeln, er ist ja schon in der Wandlung, seit sich zwei Zellen vereinigt haben. Er wird in seine jetzigen Form verschwinden und doch werden meine Urbestandteile erhalten bleiben und vielleicht irgendwann Teil eines neuen Lebewesens werden. Oder einfach auch nur ein Teil des Universums bleiben.
Das ist doch ein schöner Gedanke, nicht wahr?
Wenn man dann auch noch an etwas denkt, das man sich kaum vorstellen kann, nämlich ob etwas von unserem geistigen Wesen irgendwo erhalten bleibt, ohne Ich, sondern auch eingeht in eine andere, für uns unsichtbare Dimension, in der sich alle Wesen vereinigen, kann das die Freude heute doch nur vegrößern...

So, nun sind meine Bestandteile aber noch alle funktionsfähig und die Sonne scheint!
Die Viren und Bakterien in mir scheinen auf dem Rückzug zu sein - mein Körper funktioniet also noch recht gut!... Die Stadt und Wiesen und Bach locken und irgendwie schaut es schon nach Frühling aus...

Euch allen ein schönes Wochenende!
Orlanda
 
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sicher, ab einem bestimmten "Demenz-Grad" ist es nicht mehr wichtig, ob man eine Kochmöglichkeit hat oder nicht; ob man sich frei (genug) bewegen kann oder nicht,
aber BIS zu diesem Zeitpunkt (und keiner weiß genau, wann der eintritt), muss man doch keinem Menschen diese Selbstbestimmung nehmen.
Wenn man Glück hat, geht dieser Krug sogar an einem vorbei; wäre doch blöd, wenn man sich dann auf Demenz-Niveau eingerichtet hätte - ohne Not.

Und auch nach diesem Zeitpunkt X hat ein schwer dementer Mensch immer noch GEfühle, auch wenn er sie wohl meistens nicht mehr wie früher begreifen kann. vielleicht weiß er nicht mehr, dass er sich waschen muss, aber es ist durchaus denkbar, dass er sich gewaschen besser fühlt als ungewaschen. DAvon abgesehen, wäre es auch menschenverachtend, ihn ohne Körperpflege dahin vegetieren zu lassen und auch für seine Pfleger oder Angehörigen ist es unzumutbar. (nur ein Beispiel)

Ich meine ja nur, man sollte vorsichtig sein, wenn man glaubt zu wissen, was ein anderer Mensch braucht und was ihm gut tut.
Das geht m.E. gar nicht, dass das "von außen" bestimmt wird. Aber genau das geschieht und es ist meiner Meinung nach falsch.
Das denke ich auch im Zusammenhang mit einem selbstbestimmten Tod, vorausgesetzt, ein Mensch ist in der geistigen VErfassung, diese Entscheidung aus Überzeugung selbst zu treffen. Auch hier halte ich eine gesetzliche Regelung für menschenverachtend.

Wenn jemand aus religiösen Gründen meint, es müsse seinem Gott überlassen bleiben, ist es etwas anderes.
Aber ein Mensch (weder ein Richter noch ein Bundestagsabgeordneter) darf sich zum Gott über einen anderen Menshen erheben.

emirena
 
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Merlin47
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Mein Vater hatte an starker Demenz gelitten. Zunächst wurde er auch zu Hause gepflegt, bis es einfach nicht mehr ging. Ich habe gesehen, wie alle darunter gelitten haben, auch mein Vater.

Diejenigen, die ihn gepflegt hatten, litten unter der permanenten Anspannung, was im nächsten Augenblick geschehen würde und das nicht nur bei Tag, sondern auch in der Nacht.

Mein Vater litt darunter, dass er in der Wohnung seinem Bewegungsdrang nicht nachkommen konnte. Obwohl wir die Wohnung in der Nacht verschlossen hielten und den Schlüssel versteckten, hatte er dann einmal in der Nacht unbemerkt die Wohnung verlassen und ist im Nachthemd auf die Straße gerannt. Zum Glück hatten wir das rechtzeitig bemerkt und konnten ihn wieder ins Haus bringen. Das hört sich nun sicherlich recht witzig an, aber in der Summe mit den restlichen Problemen lagen dann unsere Nerven blank.

Ein Außenstehender kann sich gar nicht vorstellen, was die Pflege eines Demenzkranken bedeutet. Da ist es nicht damit getan, Händchen zu halten und das Kissen auf dem Sofa zurechtzurücken. Schon die morgendliche Körperpflege glich einem Kraftakt, weil ihm die Notwendigkeit nicht mehr bewusst war. Ich könnte zu diesem Thema noch dutzende Geschichten anfügen, die uns ständig auf Trapp gehalten hatten.

Im Heim hatte er dann auch mehr Bewegungsfreiheit, was im sichtlich gut tat. Anfänglich hatte er dann noch geglaubt, er wäre in Ferien in einem Hotel, bis er letztlich niemand mehr erkannte und nur noch in seiner Welt lebte. Für diese Menschen werden dann andere Dinge wichtig, als die Sorge um eine Kochgelegenheit oder das Unterhaltungsprogramm. Sicherlich gibt es in den Heimen auch Probleme, aber wir sollten sie nicht schlechter reden, als sie sind.

Ich möchte mit diesen Erfahrungen meiner Tochter und ihrer Familie nicht die Last meiner Pflege zumuten, nur damit ich mich auf ihre Kosten einer Illusion vom eigenbestimmten Leben in meinen vier Wänden hingeben kann. Nein, für mich wäre das der blanke Egoismus.

Das Heim hat für mich jetzt nicht den Schrecken, was mich mehr bewegt, ist der Gedanke durch Demenz meine Persönlichkeit und damit auch meine Würde zu verlieren. Ob das nun in einem Heim oder in der häuslichen Pflege geschieht, dürfte dabei keine Rolle mehr spielen. Da bin ich ganz bei Orlanda oder Gunther Sachs und werde versuchen mein Schicksal selbst zu bestimmen.


Merlin
 
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PS zu "Abstand"
auch alte Menschen haben, so weit mir bekannt ist und ich von mir selbst ausgehe, das BEdürnis nach einer Privatsphäre.
Eine pflegende Person hat das natürlich ebenso.
 
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Bei manchen Menschen, die ich kenne, fällt es mir schwer, nachzuvollziehen, warum Sie in einem viel zu großen Haus oder in einer viel zu kleinen Wohnung für den Rest ihres Lebens bleiben wollen.

Meine Wohnung im Dach halte ich dafür auch für total ungeeignet. Zu isoliert, wenn man krank wäre; keine Möglichkeit, eine Pflegekraft auf gebührendem Abstand zu halten weil kein zusätzliches Zimmer vorhanden ist uvm.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, in einer geeigneten WG oder auch falls notwendig in einer Pflegeeinrichtung zu leben, vorausgesetzt, ich werde dort nicht wie ein vertrotteltes Wesen sondern wie ein vollwertiger Mensch behandelt, hätte mein eigenes Badezimmer, eine Kochgelegenheit, könnte mich mit den Dingen umgeben, die mir etwas bedeuten und die Möglichkeiten nutzen, die ich nutzen möchte.

Für einen Durchschnittsrentner gibt es da leider kein vernünftiges Angebot. Ich bin aber überzeugt, dass es machbar wäre, wenn nicht diejenigen, die darüber bestimmen, der Meinung wären, alte Menschen könne man abzocken ohne sie mit gebührendem Respekt zu behandeln.

emirena
 
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echt geil, diese Variante.
Hab schon mal gehört, dass es auf solchen Schiffen sogar angestellte männliche Tanzpartner gibt, die für Wellness allein reisender Damen zuständig sind.

Bei mir scheitert es leider an € 135,-- täglich. Davon lebe ich eine Woche incl. alledem was es auf der AIDA kostenlos gibt. Dummerweise kommt dafür meine Krankenkasse nicht auf, noch nicht einmal, wenn ich etwas drauflegen würde.

Im Todesfall einfach über Bord geworfen zu werden, fände ich okay, allerdings möchte ich schon gerne eine Garantie dafür haben, das ich wirklich töter nicht mehr werden kann.

emirena

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