Beiträge zum Thema: Die Spezialisierung des Menschen und ihre Folgen

 
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Orlanda
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Einst ist man dazu übergegangen, gewisse Fertigkeiten eines Menschen kommerziell zu nutzen. Das geschah anfangs mit Tauschhandel - konnte Eine(r) besonder gut Felle und Leder bearbeiten, so bot ein(e) Andere(r) dafür seine Fertigkeiten, z.B. beim Herstellen von Tonwaren oder Waffen, an.

Irgendwann gab es dann die Berufe und die Menschen lebten ganz gut damit.
Es war aber immer noch so, dass sich der Mensch für die kleinen Bedürfnissen des Alltags selbst versorgte.

Heute hat sich in unserer Gesellschaft in vielen Fällen fast jeder Mensch in einer Weise spezialisiert, die ihm kaum mehr Zeit dafür läßt, sich selbst z.B. mit Nahrung zu versorgen, und in vielen Fällen fehlt es an Instinkt und fundierten Kenntnissen dafür.

Unterstützt wird dies von einer Industrie, die den Menschen vorgaukelt, was gut und gesund für sie sei. Der unwissende und bedürftige Mensch hat keine andere Wahl als sich alles einzuverleiben was ihm dargeboten wird.

Man nehme den Prototyp des karrierebewußten Angestellten: Er eilt frühmorgens ins Büro, sein Notebook hat er immer dabei und er arbeitet auch schon in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit an seinem Tagespensum. Im Büro angekommen gibt es aus dem von der Firma bereitgestellten Kaffeeautomaten die erste oder bereits die zweite Tasse Kaffee (wie wirklich guter, handgemachter Kaffee schmeckt, hat der Angestellte zum Glück offenbar vergessen).

Mittags eilt man in die Kantine. Auch hier gibt es ein ansehnliches Angebot an Speisen und nicht immer sind sie so zusammengestellt, wie dies einem bewegungsarmen Tagesablauf gerecht wäre. Aber es gibt viel Soßenkleister, Geschmacksstoffe, die das orale Bedürfnis nach Trost und Belohnung befriedigen.

So vollgefüllt eilt der Angestellte nach einer Tasse Kaffee oder Espresso wieder an seinen Arbeitsplatz. Am Ende eines langen Tages endlich daheim, findet unser Angestellter in seinem Kühlschrank auch wieder Nahrung vor, die ihm die Nahrungsindustrie als gut und gesund angeboten hat. Zum Kochen bleibt dem Menschen nach 10 - 12 Stunden Arbeit keine Zeit. Und so sinkt er schwerbeladen mit Vorgefertigtem und tröstlich Schmeckendem ins Bett.

Alles, was der Mensch braucht, wird gekauft: Kleidung, Schuhe, Möbel und Ausstattung seiner Wohnung. Seine Freizeit verbringt unser Angestellter in der von der Unterhaltungsindustrie verhängten Art und Weise. Es ist alles gesteuert: Auto, Wochenendausflug, Zweitwohnung in den Alpen. Man kann nichts falsch machen, wenn man sich dem Trend anschließt und es gibt für jeden Geschmack alles zu kaufen!

Vielleicht gibt es ja auch noch eine Frau, die ebenso hochqualifiziert voll im Berufsleben steht und alle Grundbedürfnisse dank einer gut funktionierenden Versorgungsindustrie befriedigen läßt.

Das glückliche Paar hat, weil das ja auch zum Glück eines Paares gehört, auch ein Kind. Ja, auch hier gibt es Spezialisten, die Versorgung und Erziehung dieses Kindes übernehmen.

Wer weiß heute noch, wie richtig gekocht wird, wie man seine Nahrung selbst herstellt, wie man Vorratswirtschaft betreibt, wie man Kleider herstellt, auch kleine Reparaturen an Schuhen vornimmt (bzw. wer trägt heute noch seine Schuhe zum Schuster? Viele, auch teure Schuhe können heutzutage gar nicht mehr repariert werden!), baut selbst noch Möbel, bemalt sie, anstatt sich neue zu kaufen? Wer kann heute noch auch nur die kleinste Reparatur an seinem Auto selbst ausführen? Sogar beim Fahrrad wird das zunehmend schwieriger, je spezialisierter ein Fahrrad ist.

Unsere Wirtschaft ist nicht auf Selbstproduktion und Erhalt guter Qualität aufgebaut, sondern auf ständiger Erneuerung. Die Dinge haben keinen Wert mehr und deshalb wirft man sie auch schnell und gern wieder weg, um sich neue zu kaufen.

Sollten wir alle nicht in erster Linie zur Befriedigung unserer ureigensten Bedürfnisse SPEZIALISIERT sein, anstatt uns einem Diktat auszuliefern, das nichts Gutes für den Menschen im Schilde führt?

Man kann natürlich nicht alles ausschließen, was die moderne Zeit uns bietet oder uns abverlangt. Aber für ein gutes Gleichgewicht sollte jeder Mensch sorgen. Das würde dann allen guttun.

Orlanda
 
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Orlanda
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Und man könnte sich sein eigenes kleines, privates Programm zusammenstellen: "Schatz, heut ist Waschtag, was soll ich den in die Waschmaschine legen, was möchtest Du heute sehen?" - ... "Ach nee, nicht schon wieder die ollen Socken und Blusen, kannst nicht einmal etwas Neues kaufen?"....

Orlanda
 
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Merlin47
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Nun, dann ist das ja ein persönliches Problem und weniger eines der Allgemeinheit. Eventuell liegt es ja gerade an dir, warum das mit der Umwelt in Schieflage geraten ist?

Manche sitzen auch abends vor der Waschmaschine und glauben, sie säßen vor dem Fernseher. Nun gut, meine Waschmaschine hätte viele Programme, da käme sicherlich keine Langeweile auf :-)

So könnte man Strom sparen und das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.



Merlin
 
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Orlanda
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Lieber Merlin, ich kenne auch sehr viele Männer (dazu gehört auch mein Sohn), die den Haushalt perfekt 'managen'.

Mit dem sparsamen Gebrauch der Waschmaschine meinte ich vorallem mich selbst. Ich bin in manchen Dingen sehr oberflächlich und abends oftmals zu müde, um meine Klamotten so aufzuhängen oder zum Lüften auf den Balkon zu geben, wie man das eigentlich sollte.
Wäsche und Kleidung, die man direkt am Körper trägt, wird selbstverständlich täglich gewechselt und gewaschen! Aber Pullover, Twinsets aus Baumwolle, Hosen/Jeans etc. müssen nicht nach jedem Tragen gewaschen werden.

Es ist bei mir Bequemlichkeit. Am Ende der Woche stopfe ich alles in die Waschmaschine und da ist sicher immer einiges dabei, das mit etwas mehr Bewußtheit ausgebürstet und gelüftet auch noch ohne Waschen getragen werden könnte.

Früher hatte ich mehr Zeit für diese alltäglichen Arbeiten, heute stopfe ich all dies in die kurzen Zeiten außerhalb der Arbeit. Das meinte ich auch ein wenig, wenn ich darüber klagte, dass man für die wichtigen Dinge und Arbeiten kaum mehr Zeit hat. Aber es wird ja bald besser werden...

Orlanda
 
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Merlin47
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@ Orlanda: Man könnte eine Waschmaschine allerdings auch etwas sparsamer benutzen ...

Liebe Orlanda,

klar könnte man die Unterwäsche auch eine Woche oder länger anziehen, aber das möchte ich trotz aller Liebe zur Umwelt dann doch nicht.

Zum Klischee von den Männern und dem Haushalt möchte ich noch anmerken, dass es in unserer Gesellschaft eine Menge Männer gibt, die ihre Wäsche selbst waschen und ihren Haushalt organisieren. Das hat aber nichts mit der Emanzipation der Frau zu tun, sondern mit der Unabhängigkeit der Männer.


Merlin
 
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Orlanda
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Erstaunlicherweise sind schon sehr viele Bestellungen des HPC, Modell Vorstand, eingetroffen und durchaus nicht nur aus dem Unternehmensbereich, sondern auch von anderen Institutionen.

Wegen der hohen Nachfrage muss nun gleichzeitig mit dem Kauf eines Vorstand-HPC auch eine Luftfahrlizenz erworben werden. Durch die zunehmenden Abschussaktionen wird erwartet, dass der Luftraum über Deutschland (und später auch über der gesamten EU) durch hochschießende HPC sehr überlastet sein wird...

Die meisten Vorstände und höheren Angestellten halten die Fahrt mit dem Scheudersitz für einen Teil ihrer Karriere...

Lifting, we are lifting!

Orlanda
 
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Orlanda
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Das klingt spannend!
Gruselig ist, dass viele einstige Sience Fiction Romane mittlerweile gar nicht mehr so utopisch sind...

Orlanda
(Glucke a.D.)
 
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Geld- und Machtgier fördert die Übertreibung - nicht nur in eine Richtung.
 
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zu einer solchen "Runderneuerung" der Erde und einem Neubeginn hätte ich eine Buchempfehlung:
"Das Geheimnis von Alexandria" von Suzanne Frank

Irgendeine Katastrophe hatte hier bereits stattgefunden und es gab eine Art Welt-Regierung, genannt "jene, welche bestimmen", kurz JWB.

Einer künstlichen Welt unter einer großen Kuppel, in der blauer Himmel, Erde, Gras, Luft etc unecht waren, konnte man mit speziellen Aufträgen entkommen, indem man auf eine Zeitreise zur Erforschung der früheren Welt geschickt wurde.

Privates Eigentum war verboten, Menschen wurden bei Fehlverhalten isoliert oder neu codiert". Nur perfekte Exemplare (auch äußerlich) durften in einer arrangierten eheähnlichen Gemeinschaft Nachkommen zeugen. Das wiederum berechtigte nicht unbedingt dazu, diese Nachkommen auch selbst weiterhin zu betreuen.
Diese Menschen waren sogenannte Brüter.

Da ist wohl auch irgendetwas schief gelaufen, aber es ist ja zum Glück (?) nur ein Roman.

emirena, zu Ende gebrütet
 
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Orlanda
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Die Waschmaschine hat die Frauen von dieser Fron erlöst und heute ist die Wäsche unter modernen Paaren ein Thema, das Mann und Frau betrifft.

Da die Menschen aber sehr viel mehr zu waschen haben als noch unsere Eltern und auch noch öfter waschen, weil es ja leichter wurde, werden die Waschmittelzusätze zum Umweltproblem.

Man könnte eine Waschmaschine allerdings auch etwas sparsamer benutzen und es gibt längst umweltfreundliche Waschmittel.

Das größte menschliche Problem ist meiner Meinung nach die Übertreibung. Egal worum es geht: Immer und überall neigen die Menschen zur Übertreibung und aus der Übertreibung entstehen die Probleme.
Geld- und Machtgier ist ja auch eine Übertreibung einer ursprünglich gesunden Vorratshaltung und eines angemessenen Dominanzverhaltens.

Ich übertreibe ja auch und es macht mir auch noch Spaß!

Orlanda
 
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die Waschtage meiner Mutter werde ich auch niemals vergessen. Als brave Tochter war da natürlich meine (unfreiwillige) Unterstützung gefragt, während mein kleiner Bruder Wichtigeres mit elterliche Genehmigung zu tun hatte:
er durfte und sollte sich seinen Hausaufgaben widmen.

Als ich selbst Kinder hatte, hatte ich zwar keinen "Waschtag" mit dem großen Kessel im Keller mehr, aber die Stoffwindeln wurden immer noch im großen Einwecktopf auf dem Herd (immerhin) "ausgekocht".

Mit diesen Erfahrungen im Gepäck bin ich einfach nicht bereit, über die Abschaffung der Arbeitsteilung auch nur nachzudenken. Viele der Möglichkeiten, die unsere derzeitigen Welt bietet, sind nicht verkehrt, es dürfte halt nur nicht "ausarten".

emirena
 
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Orlanda
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Ja, Emirena, da bin ich wieder ganz mit und bei Dir! In der Beziehung habe ich von Dir auch nichts Anderes erwartet, ich weiß doch, dass Du Eigenständigkeit über alles schätzt und dazu gehört auch sich nichts aufschwatzen zu lassen... (auch nicht von mir, gell?)

Heute Vormittag sprachen sie im TV über den Meteoriteneinschlag vor 15 Millionen Jahren in Nördlingen und davon, dass man schon viele Pläne hat, wie man so einen bösen Dicken von seiner unheilvollen Laufbahn abbringen könnte...

Noch etwas Interessantes wurde gesagt: Dass nämlich die Meteoriten jede Menge organisches Material (Nuklein- und Aminosäuren etc...)
enthalten, das die Grundlage zur Entstehung des Lebens ist.

Man stelle sich vor: So ein Brocken löscht das Leben aus und gleichzeitig setzt er den Grundstein für neues Leben - wenn auch erst in einer sehr fernen Zukunft...
Auch hier wieder dieses System der "ewigen Wiederkehr"...

Orlanda
 
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Orlanda
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Liebe Cardia, das sah ich in einem TV-Betrag aus Japan: Es gibt dort Wohnheime für Singles, in der die "Wohnungen" so aussehen wie bei uns die Klappfächer in der Pathologie.
Es wird möglichst lange gearbeitet, danach geht man noch auf einen Drink mit den Kollegen und anschließend schlüpft man zum Schlafen in seine "Klappe".

Die üblichen Wohnungen, in denen Familien hausen sind so klein, dass sie nur Platz für Mutter und Kind haben, nur einen Schlafplatz gibt es für den Vater, denn der kommt ohnehin nur nachts für ein paar Stunden Schlaf nach Hause. Arbeit prägt das Leben noch viel mehr als bei uns.

Moderne Unternehmen sehen darin aber durchaus Denkmodelle auch für Europa.

Ich wollte schon einen Verbesserungsvorschlag einreichen:

Der multifunktionale Schreibtisch mit Schlafstuhl (High-Performance-Chair HPC).

Um 19 Uhr wird der Schlafstuhl nach hinten gekippt, ein Roboter-Arm kommt aus der Lehne hervor und flößt dem Angestellten eine Nährlösung ein, die auch ein Mittel zum gesunden Schlaf enthält.
Die Tagesfolie wird entfernt, der Angestellte erhält eine Abspritzung mit einer Reinigungslotion mit Pflegestoffen und zum Abschluss eine Umhüllung mit der Nachtfolie. Nach der Procedur zur Zahnreinigung wird der Angestellte in die Schlafposition gebracht.
Aus den Luxusstühlen für Vorgesetzte erklingt nun Entspannungsmusik, wer möchte kann auch noch am Bildschirm fernsehen bis die Nährlösung wirkt.
Die einfachen Angestellen schlafen infolge Erschöpfung meistens auch ohne Musik sofort ein.

Um 6 Uhr morgens fährt der Stuhl in die Wachposition hoch, der Roboterarm serviert Kaffee und 5 Tabletten, die die notwendige Halbtagesration an Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen enthalten. Danach kommt die Zahnbürste und der Angestellte erhält nach dem Entfernen der Nachtfolie eine Abspritzung mit einer wohlriechenden Reinigungslotion von oben bis unten. Bei den Damen und Herren ab 40 wird zusätzlich im Gesicht eine straffende Creme aufgetragen.

Danach wird der Stuhl an den Computer gerückt und nun beginnt die Arbeit.

Um 10 Uhr serviert der Roboter-Arm eine Tasse Kaffee und um 12 Uhr erhält der Angestellte seine zweite Tablettenration.

Alle 30 Minuten wird dem Angestellten 0,25 Liter Wasser (auf Wunsch still oder sprudelnd) in den Mund gesprüht.

Der Stuhl ist so konstruiert, dass bei Bedarf eine Klappe aufgeht und Ausscheidungen in einen dafür vorgesehenen Abfluss in den Boden entsorgt werden.

Nachdem alle Arbeitsplätze mit diesen multifunktionalen HP-Chair ausgerüstet sind, ist die Produktivität um 430% gestiegen.
Die Aktionäre haben beschlossen, dass nun auch die Vorstände in den GEnuss des HPC kommen sollten, allerdings in einer besonderen Luxusausführung (mit Schleudersitz...)...

Ausspruch eines Vorstandes bei einer Rede an die Belegschaft: ".... the cosy times are over now...!

Na dann!

Orlanda
(immer gut für neue Ideen!)
 
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finde ich schon;
manchmal muss man übertreiben, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Was die Verschwendung von Resourcen und Nahrungsmitteln betrifft, bin ich ja wieder ganz Deiner Meinung, Orlanda.

Wenn ich durch den Supermarkt gehe, komme ich mir meistens ziemlich exotisch vor; ich kaufe so gut wie nie Fertigprodukte, keine in 6er-Einheiten im Plastikschälchen abgepackten Äpfel, kein ganzes Kilo in Plastik verpackte Karotten obwohl ich für mich selbst nur 2 Stück benötige und auch keine Fertig-Desserts, in denen nicht viel von dem Obst drin ist, das draufsteht.
Dafür sind viele andere Sachen drin, die keiner wirklich braucht, jede Menge Zucker z.B...

Ich möchte manchmal auf die Palme gehen, wenn ich erlebe, wie die Nahrungsmittel-Industrie die Menschheit versch - eißert. Die Wirtschaft (nicht nur die Nahrungsmittelindustrie) hat sich verselbstständigt; um Menschen und deren elementare Bedürfnisse geht es da schon lange nicht mehr. Und viele machen mit, ohne jemals einen Gedanken daran zu verschwenden, welche Folgen diese Konsum- und Wegwerf-Mentalität hat; machen teilweise auch deshalb mit, weil ihnen nur wenige Optionen bleiben.
Könnte man nicht ein Schulfach "die Bedeutung der Ernährung" einführen? Von der ersten Klasse an?
Aber nein, das würde ja der Wirtschaft schaden, die GEwinne einbrechen lassen und viele Arbeitsplätze zerstören.

Die Zeit, mir etwas Ordentliches zu kochen habe ich mir immer genommen und das wird so bleiben, vorausgesetzt, dass mein Verstand klar und meine Sinne intakt bleiben.

Ich wiederhole mich nochmal: natürlich muss man verstehen, wie es so weit kommen konnte, bevor man anfängt, sich dagegen zu wehren.

Aber man* muss ebenso dringend versuchen, einen Plan zu entwickeln; die Erklärung alleine reicht nicht.

Vielleicht wird uns ja die "Natur" mit Katastrophen wie z.B. der Bewegung von tektonischen Platten oder ein Meteoriteneinschlag irgendwann zum "Gesundschrumpfen" zwingen. Dann würde sich vieles von alleine neu regeln, vorausgesetzt, die Katastrophe ist groß genug. Makaber aber wahr.

In diesen Zusammenhang gehört m.E. auch die Überlegung, ob Erwerbsarbeit ein Selbstzweck ist und sein muss.
Ich erinnere an den berühmen Spruch, ich glaube am Eingang des KZ's Bergen Belsen:
"ARBEIT MACHT FREI"
Was für ein Hohn!

emirena
 
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Orlanda
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Man muss ja nicht gleich übertreiben, aber würden nicht vielleicht unsere Müllberge kleiner werden, wenn Viele Dinge, die wir heute so leicht wegwerfen, wieder etwas mehr Wert hätten?

Welche Wirtschaft würde denn leiden, wenn wir z.B. nicht mehr - oder WENIGER - der billigen Fähnchen kaufen würden, die den Markt überschwemmen? Es würden vorallem in Asien gewisse Ausbeuter nicht große Gewinne machen können!

Das Problem ist, dass die heutigen Menschen teilweise ja nicht einmal mehr wissen, wie man die einfachsten Dinge selbst herstellt. Wie ich schon erwähnte, ein selbstgestrickter Pullover wird sicher nicht schon nach einer Saison zur Altkleidung gegeben. Wenn ich Kartoffeln koche und es werden nicht alle aufgegessen, so bereite ich morgen aus dem Rest ein weiteres Mahl. Mit der Halbfertigpampe die es im TK-Regal gibt oder in Dosen ist man besser daran, die Reste wegzuwerfen.

Ein gutes Thema: Wieviele Nahrungsmittel werfen wir weg, weil niemand mehr es versteht auch aus REsten eine gute Mahlzeit zu erstellen. 70% alle Lebensmittel aus dem Supermarkt braucht man nicht unbedingt. Das sind nur Lebensmittel, die uns weisgemacht werden, sie wären gut und gesund. Schaut doch einmal auf die Liste der Inhalts- und Zusatzstoffe. Ein MUSS für die moderne Zeit? Das bezweifle ich!

Wir würden in allem weniger benötigen - aber absurderweise lebt unsere heutige Wirtschaft ja so gut vom nicht wirtschaften können, von der Verschwendung der Resourcen!

Vom Zurück zu den Wurzeln muss man nicht reden, es reichte schon, wenn man überdenken würde, was wir mit unserer Verschwendungssucht anrichten!

Man muss nicht selbst Getreide anbauen oder Kartoffeln, sondern das kann man den Bauern überlassen. So wie es aussieht, produziert aber auch nicht mehr der 'normale' Bauer das meiste Getreide, die meisten Kartoffeln, sondern die Agrarindustrie. Und die macht langsam aber sicher alles kaputt, arbeitet gut mit der chemischen Industrie zur Herstellung von Spritz- und Düngemitteln zusammen.
Wer meint es ginge halt nicht anders, um die Massen zu ernähren, fällt den Beschwichtigungsreden dieser Industrien anheim. Merkwürdigerweise verhungern ja trotz aller Chemikalien auf den Feldern weltweit immer noch die Menschen!

Nein, so einfach wie Ihr das gerne darstellt ist es leider nicht. Alles was neu ist als gut und gottgegeben hinzunehmen arbeitet jenen in die Hände, die mit der Gutgläubigkeit und die Hinnahmebereitschaft der Menschen kalkulieren.

Es ist ja immer wieder vom Ideen haben zur Verbesserung der Lage von armen Menschen auf Erden die Rede. Aus meiner Sicht ist dafür aber wichtig, einmal in den Untergrund zu denken, zu analysieren. Mit Aussagen wie "das dürfen wir nicht hinnehmen" etc. alleine ist es nicht getan.
Ehe ich eine Situation ändere, muss ich doch wissen wie sie entstanden ist und wo ihre Grundlagen sind. Nur alles gut zu heißen was heute ist, weil es halt so ist und alles frühere rigoros zu kippen, bringt sicher keine Lösung...

Orlanda
 
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ich spinne den Faden auch mal in diese Richtung weiter, nur so zum Spaß:
Wenn jeder Mensch nach dem Motto "back to the roots", und zwar zu den ganz alten, leben würde,
sein Getreide selbst anbauen,auch Kartoffeln und Äpfel, eine Kuh halten, ein Schaf für Wolle und Kleidung, ein paar Bäume für das Holz -
wieviel Platz bräuchte dann zum Beispiel die gesamte deutsche Bevölkerung?

Wäre das eine Perspektive? Ich finde den Gedanken ziemlich absurd.

Na klar finde ich es fast ebenso absurd, in welcher ABhängigkeit die meisten Menschen heute leben müssen. Die Ursache dafür ist m.E. aber nicht die Spezialisierung, sondern die Gier, die ein Teil der Menschheit dazu treibt, den anderen, weit größeren Teil der Menschheit auszubeuten.

Egal wie man es auch dreht und wendet; man muss zusehen, wie man mit der heutigen Realität so gut wie möglich zurechtkommt, ohne allzu viel Schaden zu nehmen. EINEN Preis muss im Normalfall jeder bezahlen.
Es gibt nur dieses eine Leben - für jeden.

emirena
 
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Merlin47
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Wenn wir alles wieder selbst machen würden, hätten wir sicherlich bald einige Probleme gelöst. Zunächst würden nach und nach die Autos verschwinden und die Flüge nach Mallorca oder Ägypten wären bald passe. Wer kann schon selbst ein Auto oder Flugzeug bauen oder den nötigen Treibstoff herstellen?

Die Ballungsräume würden wegen des Nahrungsmangels wieder entvölkert. Auch die Wälder wären bald abgeholzt und verheizt, wie das in Deutschland ja schon schon mehrmals geschehen ist. Diesmal müssten wir aber den Bedarf einer vielfach größeren Bevölkerung decken. Ich erinnere dazu nur einmal an die Nachkriegsjahre – schon vergessen?

Die Spezialisierung der Gesellschaft ist der Preis, der für unsere kulturelle Entwicklung zu zahlen ist. Leider müssen wir damit die Freiheit, aber auch einen großen Teil unserer Anpassungsfähigkeit opfern. 99,9% der Bevölkerung könnte sich heute ja nicht einmal mehr ein Feuer anzünden, um sich wärmen zu können.

Ich erinnere mich noch gut an die Waschtage meiner Mutter mit dampfendem Kochkessel und Waschbrett. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns solche Mühsale zurückwünschen. Ich denke, dass es an jedem selbst liegt, wie weit er sich dem Konsumrausch hingibt und sich davon antreiben lässt.

"In der Vergangenheit war alles besser, auch die Zukunft!", pflegte Karl Valentin zu sagen.


Merlin
 
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Liebe Orlanda,

...genau deshalb wandern die gut ausgebildeten Bulgaren und Akademiker wieder aus Deutschland ab, in ihre Heimat zurück...

Sie haben hier zu wenig Freizeit und Privatleben in diesen " Tretmühlen," wo der Mensch auf der Strecke bleibt, und es ist ihnen das Geld nicht wert!

Der " strebsame Deutsche " lässt sich lieber " verheizen " und springt dann in die Kiste....

und genau deshalb hat mich mein Arzt aus diesem Dilemma befreit, sonst....
hätte ich meine Rente ab August wohl nicht mehr erlebt.

In einem Akut - Krankenhaus gibt es kein Privatleben mehr,
und die Freizeit ist im Sinne des Arbeitgebers gesetzlich so berechnet, dass die Menschen sich nicht mehr erholen könnnen,....

am besten nehmen sie sich ein Zimmerchen unter dem Dach, ohne Partner, Familie, Hund oder Katze, dafür...
bleiben nämlich weder Zeit noch Raum.

Cardia
 
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Orlanda
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Liebe FinCh, es freut mich, wenn Du die Möglichkeit hast und nutzt, Dein Arbeitsleben so zu gestalten, dass es akzeptabel ist. Schließlich arbeiten die meisten Menschen ja um ihre Rechnungen bezahlen zu können, schön, wenn die Arbeit auch noch ein wenig Freude macht. Aber der "Kartoffelacker" Arbeit ist eben nicht alles im Leben...

Ich erinnere mich auch noch, dass es Ende der 80iger Jahre in meiner Abteilung einen einzigen PC gab. Der stand wie ein Fetisch auf einem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes und durfte nur von einem einzigen Mitarbeiter bedient werden. Erinnert sich noch jemand an die Hollerith-Karten? Die Hollerith-Abteilung gab es damals auch noch bei uns.

Rechnungen schrieben wir damals noch mit der Hand, wenn auch mit einer modernen Bildschirmschreibmaschine. Da konnten gewisse Textpassagen auch als Textbausteine gespeichert werden, aber ganze Dokumente speichern, das war nicht möglich. Auch mußten damals noch sogenannte Durchschläge angefertigt werden...
Nein, leicht war es nicht, aber man sah am Ende des Tages noch anhand der vielen Unterschriftsmappen wieviel man geschafft hatte. Heute läuft alles über den PC ab und am Ende des Tages hat sich die Emailflut kaum verändert, weil das ein niemals abreißender Strom ist...

Die moderne Zeit bringt natürlich auch einige Vorteile, aber ich sehe im größten Vorteil des Jetzt mein Alter. Ich MUSS nicht mehr. Mir reicht was ich erreicht habe, meine Ansprüche sind dem angemessen, was ich besitze und ich sehe in keiner eventuellen Änderung meines Lebens eine Verbesserung. Im Gegenteil fühle ich mich heute, im Alter, besser denn je. Mein 'Oltimer', in dem meine Seele steckt, muss regelmäßiger als in jungen Jahren gewartet werden und bedarf liebevoller Pflege. Aber er erfreut mich mehr denn je, weil ich erst heute seine Leistungen anerkennen kann. Er wird mich noch so manche Bergstrecke gut hinaufbringen...

Die Sonne scheint noch, bin schon neugierig wie lange der Föhn noch anhalten wird. Hier, 150 km vom Alpenrand, wird der Regen wahrscheinlich schneller eintreffen. So werde ich noch heute Vormittag an die frische Luft gehen, ehe alles in Sturm und Regen (Schnee??) versinken wird...

Liebe Grüße an alle
Orlanda
 
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Orlanda
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Liebe Emirena, es muss Dir nicht leid tun um mich, ich habe es ja bald hinter mir!
Bedauern kann man jene Menschen, die in der Situation bleiben müssen, weil sie Familie haben, finanzielle Verpflichtungen oder andere Gründe haben.

Orlanda

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